Ich stimme Dir zu. Man hätte dann auch von Anfang an mit offenen Karten spielen müssen - mit dem Risiko, dass jüngere Altersgruppen weniger Solidarität gezeigt hätten.
Was jetzt läuft würde man im Sport als "unsportlich" bezeichnen.
Es wäre freilich absurd, von den Geimpften zu verlangen, dass sie nicht darauf bestehen sollen, die Grundrechtseinschränkungen für sie zurück zu nehmen. Das würde niemandem helfen.:
Doch. Das würde mindestens symbolisch insbesondere denen helfen, die gefühlt doppelt die arschkarte gezogen haben, zuerst in der impfreihenfolge und jetzt in der Lockerungsreihenfolge.
Plakativ „gleiches Recht für alle!“
Also müssen wir meiner Meinung nach diese Debatte um die Rechte der bereits geimpften Personen auf der Basis dieser Solidarität führen. Das Merkmal der Solidarität ist, dass sie grundsätzlich auf Gegenseitigkeit beruht: Ich helfe anderen, damit auch mir geholfen wird, wenn es nötig wird.
Den Nicht-Geimpften hilft es nicht, wenn sich die Geimpften noch an Regeln halten müssen, für die es aus Pandemie-Sicht keinen Grund mehr gibt.
Solidarität macht nur Sinn, wenn sie einen Nutzen hat. Wenn es nur darum geht, dass die Noch-Nicht-Geimpften keinen Neid verspüren ist mir das zu wenig.
Den Nicht-Geimpften hilft es nicht, wenn sich die Geimpften noch an Regeln halten müssen, für die es aus Pandemie-Sicht keinen Grund mehr gibt.
Solidarität macht nur Sinn, wenn sie einen Nutzen hat. Wenn es nur darum geht, dass die Noch-Nicht-Geimpften keinen Neid verspüren ist mir das zu wenig.
Es ist unsolidarisch ZweitImpfungen sinnlos vorzuziehen mit sinkender Wirkung gegen das Virus damit jemand als vollständig geimpft zählt, damit er dann in den Urlaub fahren kann. Solidarisch wäre es, wenn man die Impfungen zielgerecht einsetzen würde.
In Anbetracht der Erkenntnis, dass insbesondere bei den Mutanten auch jüngere schwere Verläufe haben und Long Covid ein Problem darstellt, ist es für mich durchaus zweifelhaft, ob die Priorisierung "richtig" war.
Wer entscheidet, wessen Gesundheit schützenswerter ist?
Wenn man nun natürlich bezüglich der "Lockerungen für Geimpfte" verfassungsrechtlich argumentiert, dann hätte man sich bezüglich der Priorisierung allerdings nicht auf Solidarität berufen dürfen, denn letztenendes ist eine Priorisierung vornehmlich nach Alter nichts anderes als Altersdiskriminierung, die nicht durch das höhere Risiko eines zu erwartenden Krankheitsverlaufs aufgehoben werden kann, da im Einzelfall eben nicht verlässlich abzuschätzen ist, wer den schwereren Krankheitsverlauf haben wird. Ja sogar umgekehrt wird ein Schuh draus. Eigentlich ist es gerade den "Älteren" viel leichter möglich Kontakte und damit das Risiko einer Infektion zu reduzieren, da sie eben nicht täglich zur Arbeit müssen und sowohl auf dem Weg zur als auch bei der Arbeit und auf dem Heimweg unweigerlich Kontakte haben.
Nun hat der (wohlgemerkt durch Bundestag und -rat ernannte und nicht gewählte) Ethikrat eine Impfpriorisierung festgelegt, die rein auf dem Solidaritätsgedanken und Wahrscheinlichkeiten beruhte. Eigentlich alle haben dies unterstützt. Ich habe zumindest keine breite öffentliche Diskussion oder Kritik an dieser Priorisierung wahrgenommen.
Ja, ein Dilemma. Ein ethsiches und politisches. Mein innerer Gerechtigkeitsfanatiker sagt, dass es nur fair wäre, wenn sich alle weiterhin an alle Regeln halten (müssen) bis alle die Chance hatten auf dem gleichen Stand (also zwei Impfungen) zu sein. Mein innerer Verfassungsrechtler sagt, dass unsere Verfassung dies nicht vorsieht und Fairness hier nicht maßgeblich ist, sondern höchstens eine sehr subjektive Einschätzung.
Gibt es eigentlich Stimmen aus dem Ethikrat dazu?
__________________
Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
Zur Diskussion über Aufhebung von Grundrechtsbeschränkungen für Geimpfte möche ich nur in Erinnerung rufen, dass neben den Senioren auch zahlreiche Berufsgruppen in die ersten Gruppen eingestuft worden sind, die ebenso von der Aufhebung profitieren.
Mir ist noch eine andere Aussage zu gefühlter Gerechtigkeit usf. erinnerlich, die ich da aber nicht finde.
Der ER hat übrigens m.W. zur Priorisierung beraten, die STIKO hat sie konkret ausgearbeitet und das BMG hat das dann umgearbeitet (Reduktion von 6 auf 4 Gruppen)