Was wuerden Sie tun, wenn Sie
das neue Jahr regieren koennten?
Ich wuerde vor Aufregung wahrscheinlich
Die ersten Naechte schlaflos verbringen
Und darauf tagelang aengstlich und kleinlich
Ganz dumme, selbstsuechtige Plaene schwingen.
Dann - hoffentlich - aber laut lachen
Und endlich den lieben Gott abends leise
Bitten, doch wieder nach seiner Weise
Das neue Jahr goettlich selber zu machen.
Allen einen guten Rutsch und das Beste für 2010
wünscht the grip
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
Zu Neujahr war's, im Simpel frueh halb sieben,
Ich waere gern bei Kathi noch geblieben,
Doch da sie mich hinauswarf ohne Schonung,
Kroch ich in meine Junggesellen-Wohnung.
Im Simpel hatte ich viel Punsch getrunken,
Ich war um zwoelf schon untern Tisch gesunken
Und war am ganzen Koerper wie zerschlagen.
Ich hatte ein Gedichtchen vorgetragen,
Das ich die Nacht vorher erst ausgeschwitzt,
Und nun daheim, ermuedet und erhitzt,
Wollt ich mit wohligem Empfnden
Mit einem Salto in mein Bett verschwinden.
Da hoert ich Schritte auf des Vorsaals Stufen.
Es klopfte. Eh ich noch 'Herein' gerufen,
Trat in mein Zimmer mit bescheidnem Gruss
Die Kathi aus dem Simplicissimus.
'Hausdichter', sprach sie auf meine Frage,
'Verzeih, wenn ich so spaet zu stoeren wage,
Ganz reizend war - das wollt ich dir nur sagen -
Was heute du im Simpel vorgetragen,
Jedoch ich weiss, die Kunst geht durch den Magen.
Mir ist bekannt, du lebst ein wenig aermlich,
Und deine Honorare sind erbaermlich.
Gestatte, dass ich mich veranlasst sehe -
Und dir ein wenig nun zur Seite stehe.
Du hast so manche Nacht fuer mich durchwacht,
Hast manch' Gedichtchen auch fuer mich gemacht,
Erlaube, dass ich jetzt mich revanchiere
Und eine Kleinigkeit dir dediziere.'
Ein Schauer lief mir da vom Kopf zur Zeh,
Ich stammelte nur: 'Kathi, holde Fee!'
Die Kobus aber nahm ihr Portemonnaie,
Griff tief hinein mit Wuerde und Bedacht -
Ach, lieber Gott, da - bin ich aufgewacht.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
Sie sagte nichts, als ich ihr offen sagte:
'Es haengt von mir ab, wann ich wieder geh'
Ihr damit sagend, anstatt dass ich klagte
Wie gern ich sie besaeh von Kopf bis Zeh.
Der Regen waermte, als wir raschen Schrittes
Uns suchten einen Ort, dass dies gescheh.
Das sagte sie: 'Nur dieses und kein Drittes:
Bis morgen oder bis zum ersten Schnee.'
Sie lag im weissen Laken und sie litt es.
Erst nach der ersten Fruehe sprach sie: 'Ach
Ich bin ein Haus mit siebenfachem Dach.'
Dann sahen wir: Es schneite.
Sie bestritt es.
Ich merkte wohl: Es war mit ihr was Bittres
Und war zum Gehen wiederum zu schwach.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
Da, wo die Adler fliegen,
Ist alles voll von Liebe;
Da, wo die Karpen schwimmen,
Ist alles voll von Liebe;
Im Garten, auf den Fluren,
In Thaelern, auf den Bergen,
In Stuben und in Kammern,
Auf Kanzeln und auf Thronen,
Im Himmel und auf Erden,
Ist alles voll von Liebe;
Soll denn mein Herz nicht voll seyn?
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
Sah ein Knab' ein Roeslein stehn,
Roeslein auf der Heiden,
War so jung und morgenschoen,
Lief er schnell, es nah zu sehn,
Sah's mit vielen Freuden.
Roeslein, Roeslein, Roeslein rot,
Roeslein auf der Heiden.
Knabe sprach: ich breche dich,
Roeslein auf der Heiden!
Roeslein sprach: Ich steche dich,
Dass du ewig denkst an mich,
Und ich will's nicht leiden.
Roeslein, Roeslein, Roeslein rot,
Roeslein auf der Heiden.
Und der wilde Knabe brach
's Roeslein auf der Heiden;
Roeslein wehrte sich und stach,
Half ihm doch kein Weh und Ach,
Musst es eben leiden.
Roeslein, Roeslein, Roeslein rot,
Roeslein auf der Heiden.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
Hoere auf nun, Liebster, mich zu kuessen,
Mich zu kuessen mit dem heissen Munde;
Was hilft mir der Kuss von dieser Stunde
In der naechsten, die dich mir entrissen?'
Liebes Herz, nicht darum kuesse ich,
Dass es helfe, noch den Mut dir staehle;
Ach, im Kusse klammert sich an dich
Meine arme, trennungsbange Seele.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.