Leider gehen die Lebensentwürfe für unseren doch sehr begrenzten Lebensraum einfach zu sehr auseinander als das ohne einschränkende und zu überwachende Regeln möglich wäre.
Wahrscheinlich ist das so.
Wobei die Regeln, deren Einhaltung und Überwachung die Aufgabe allein wohl sicher grundsätzlich nicht lösen können.
Auch wenn sie ein (notwendiger) Teil der Lösung sein mögen.
Und wenn wir in D so ein latentes Problem mit Rassismus haben, müsste sich das nun ja in entsprechenden Beschwerden widerspiegeln, tut es aber anscheinend nicht. In manchen Bundesländern wie zB Sachsen-Anhalt (ja im nazidurchseuchten Osten) gibt es unabhängige Beschwerdestellen.
...
Aus fast 25 Jahren in DE mit meiner lieben nichtbiodeutschen Frau kann ich persönlich ein sehr gutes Bild von DE abgeben. Zwar könnte ich auch allerhand weniger schöne Dinge erzählen, aber das Positive überwiegt deutlich. Ich hoffe, das bleibt so.
(Im Osten waren wir allerdings noch nicht länger als 2 Wochen )
"Frauen wollen...": hier ist mal ein Musterbeispiel von unsinniger Verallgemeinerung. Richtig und weniger stereotypisierend (um nicht zu sagen diskriminierend) wäre zu sagen (und vermutlich richtiger): weniger Migranten als Biodeutsche wollen und können Polizisten werden, weniger Frauen als Männer wollen oder können Professuren übernehmen (Bereitschaft, Qualifikation sind statistisch nicht gleich Verteilt in verschiedenen Gruppen, das sollte bekannt sein).
Offenbar hat es sich noch nicht überall herumgesprochen, dass die Selektion auch schon viel früher anfängt. Hast Du mal eine Statistik gesehen, aus der hervorgeht, dass weniger Frauen als Männer eine Professur übernehmen, weniger Migranten als Biodeutsche Polizisten werden wollen oder woher weisst Du das alles?
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
Und warum ist es so wichtig, daß in allen Berufen Parität herrscht oder "die Gesellschaft" abgebildet wird?
Weil es ohne eine Entwicklung in diese Richtung keine Integration geben wird.
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
2. Ja, es gibt Leute, die Vorurteile durch ihr Verhalten bestätigen - diese sind selber Schuld; ob Minderheit oder Mehrheit, will ich nicht beurteilen. Ja, ich kann mich immer bemühen, als Diskriminierter Diskriminierung zu überwinden - hilft natürlich nur bei "leichten Fällen", nicht bei tief sitzenden Vorurteilen.
Meine Zusammenfassung, das Migranten an der Diskriminierung selbst schuld seien, bezog sich darauf, dass Steffi schrieb, wenn Schwarze keine Wohnung finden, "Vllt sollten sich In deinem Beispiel die Schwarzen eher bei den Landsleuten beschweren die sich hier daneben Benehmen." und analoge Argumente.
Zum Thema Frauen: Mal von meinen eigenen Erfahrungen abgesehen (als im Bildungsbereich Tätiger) gibt es doch wahrlich genug Statistiken darüber, dass Frauen mittlerweile (und immer mehr) besser qualifiziert sind als Männer. Mittlerweile ist der Frauenanteil unter Studienanfängern ja auch höher als der Männeranteil, müsste theoretisch in Zukunft ja auch zu mehr Professuren führen - meine Prognose: Wird genauso gut funktionieren wie der Frauenanteil in Vorständen (ohne Zwang nämlich gar nicht).
Offenbar hat es sich noch nicht überall herumgesprochen, dass die Selektion auch schon viel früher anfängt. Hast Du mal eine Statistik gesehen, aus der hervorgeht, dass weniger Frauen als Männer eine Professur übernehmen, weniger Migranten als Biodeutsche Polizisten werden wollen oder woher weisst Du das alles?
Ich sehe z.B. den Anteil weiblicher Bewerber bei uns, wie auch den Anteil weiblicher Ingenieursstudenten (hier: je "Hardware-lastiger", desto weniger, relativ viele Informatiker und Elektroniker, kaum Maschinenbauer). Ich las auch kürzlich (finde es auf die schnelle nicht), daß z.B. in Schweden, wo die Bedingungen für Gleichberechtigung im Berufsleben (und Berufswahl) besonders günstig sind, inzwischen weniger Frauen MINT-Berufe ergreifen, und sie bei völliger Freiheit in ihrer Wahl wieder öfter typische "Frauenberufe" wählen, als noch die letzte Generation. Vielleicht gibt es doch gewisse Unterschiede zwischen den Geschlechtern die nicht durch die Erziehung bedingt sind (im statistischen Querschnitt, das heisst natürlich nicht, daß es immer auch höchst fähige Ingenieurinnen und talentierte Schneider oder Kindergärtner gibt).
Zitat:
Zitat von qbz
Weil es ohne eine Entwicklung in diese Richtung keine Integration geben wird.
Falsch. Erstens beweisen es viele gut integrierte Frauen und Migranten, die ihre Position erfüllen. Zweitens: Integration ist primär die Bringschuld dessen, der sich integrieren will. Quoten-Integrierte werden immer als Fremdkörper betrachtet, die ohne eigenen Verdienst zu ihrer Position kommen. Wo es auf die Qualifikation ankommt, ist Quote schädlich. Die Idee erinnert an die Welt meiner Kindheit, wo Kinder von Intellektuellen meist nicht studieren durften, da es darum ging, den Kindern der Arbeiter Studienplätze zu sichern. Die Fähigkeit, dem Studium zu folgen, war nebensächlich - mit fatalen Folgen für die Wirtschaft dieser Länder.
Zitat:
Zitat von qbz
Meine Zusammenfassung, das Migranten an der Diskriminierung selbst schuld seien, bezog sich darauf, dass Steffi schrieb, wenn Schwarze keine Wohnung finden, "Vllt sollten sich In deinem Beispiel die Schwarzen eher bei den Landsleuten beschweren die sich hier daneben Benehmen." und analoge Argumente.
Das Verhalten der Gruppe fällt immer auf den Einzelnen zurück. Wenn eine Gruppe überwiegend negativ erlebt wurde, ist es fast unmöglich , einzelnen Mitgliedern wirklich ohne Vorbehalte zu begegnen. Das ist zutiefst menschlich. Auch ein Schwarzer, der häufig von Weißen schlecht behandelt wurde, wird sich Dir oder mir nur mit Vorbehalten nähern, egal wie wenig rassistisch wir als einzelne sind. Nicht nur der Farbige bekommt schwer eine Wohnung hierzulande; in schwarzen Vierteln in den USA ist auch ein weißer Nachbar wenig gerne gesehen. Der Mensch ist ein soziales Wesen, der sich aber primär an seiner nächsten Gruppe orientiert, und sich gegen andersartige abgrenzt. Problematisch ist nur, wenn ein Ranking anfängt und Gruppen als minderwertig gesehen werden.
__________________
“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
.......
Falsch. Erstens beweisen es viele gut integrierte Frauen und Migranten, die ihre Position erfüllen. Zweitens: Integration ist primär die Bringschuld dessen, der sich integrieren will. Quoten-Integrierte werden immer als Fremdkörper betrachtet, die ohne eigenen Verdienst zu ihrer Position kommen. Wo es auf die Qualifikation ankommt, ist Quote schädlich.
......
Wenn auch Migranten proportional entsprechende Stellen z.B. in der Verwaltung oder im öffentlichen Dienst bekleiden, scheint mir das ein Hinweis auf die Integration, die im übrigen ein zweigleisiger Prozess darstellt und keine einseitige Assimilation. Hier sehen das die meisten ausschliesslich als eine Aufgabe der Migranten, was eher Assimilation bedeutet. Dass z.B. biodeutsche eben auch zu einem Arzt / Pschologen / Polizisten / Bankberater usf. aus einer Migrantenfamilie vertrauen haben, wäre der positive Effekt und ein Zeichen der gelungenen Integration.
1989 gab es an meinem Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst, einer Erziehungs- und Familienberatungsstelle in Berlin-Kreuzberg noch keinen einzigen Migranten als Mitarbeiter, obwohl gerade in diesem Bezirk sehr viele lebten. Ich / wir mussten uns sehr gegen Widerstände von oben engagieren, auch Presse einschalten usf. , um eine Auschreibung machen zu dürfen, dass wir einen Psychologen/in suchen, der/die neben Deutsch auch die türkische Sprache oder später die arabische Sprache fliessend spricht und sich in deren Kultur auskennt. Über die gesuchte Sprach-/Kulturqualifikation haben wir indirekt quasi eine Quote eingeführt. Aber Englisch / Spanisch / Französisch / Italienisch und nach der Wende Russisch waren nun mal halt schon an Sprachkenntnissen vertreten im Team.
Heute ist die Stellenleiterin eine Migrantin aus dem arabischen Sprachraum, neben 3 weiteren Migranten/innen (türkisch, polnisch). Das führte natürlich bei den Ratsuchenden dazu, dass einfach auch mehr Migrantenfamilien dann eine solche Beratungsstelle aufsuchen, egal ob sie dann einem/r Biodeutschen oder Migranten/in gegenübersitzen und sie auch gegebenenfalls eine Beraterauswahl haben. Auch das Team profitiert durch die multikulturelle Zusammensetzung, fachlich durch den Austausch, wird auf privater Ebene zu einer türkischen Hochzeit der Kollegin eingeladen oder wir machten beruflich z.B. einen Fortbildungsurlaub in der Türkei mit vielen interessanten Gesprächspartnern und Themen, was man sonst nie vermittelt bekäme.
Einen Aspekt wollte ich noch los werden: Ich finde die Rassismusdebatte sollte sehr sorgfältig und differenziert geführt werden. Nur weil es in der Polizeibehörde strukturellen Rassismus gibt, bedeutet das nicht zwangsweise, dass es Polizeibeamte gibt, die eine rassistische Geisteshaltung haben bzw. das die deutsche Polizei ein Problem mit Rassisten in ihren Reihen hat.
Ebenso gilt das für einzelne rassistische Vorurteile meine ich. Solche lassen ja nicht zwingend auf eine rassistische Geisteshaltung schließen. Strukturellen Rassismus bei der Polizei und NSU/NSU2.0 in einem Debattenstrang zu nennen ist deshalb wahrscheinlich nicht zielführend.
Letztlich - das wurde aber auch schon indirekt angesprochen - werden Weltbilder im Allgemeinen hauptsächlich durch das tatsächliche Leben geprägt, dass jemand lebt, weniger durch theoretische Überlegungen. Handlungen vor dem Hintergrund des eigenen subjektiv Erlebten sind deshalb ja nicht zwingend ein Indiz für eine rassistische Geisteshaltung, selbst wenn die Handlung als solche objektiv rassistisch diskriminierend sein mag.
Wenn auch Migranten proportional entsprechende Stellen z.B. in der Verwaltung oder im öffentlichen Dienst bekleiden, scheint mir das ein Hinweis auf die Integration
Richtig, ein Hinweis unter vielen.
Zitat:
Zitat von qbz
die im übrigen ein zweigleisiger Prozess darstellt und keine einseitige Assimilation. Hier sehen das die meisten ausschliesslich als eine Aufgabe der Migranten, was eher Assimilation bedeutet.
Letzteres ist auch mein Verständnis als Zuwanderer in diesem Land; schließlich kam ich nicht, weil dieses Land mich haben wollte.
Zitat:
Zitat von qbz
Dass z.B. biodeutsche eben auch zu einem Arzt / Pschologen / Polizisten / Bankberater usf. aus einer Migrantenfamilie vertrauen haben, wäre der positive Effekt und ein Zeichen der gelungenen Integration.
Absolut richtig. Weil bei all diesen Berufen primär die Kompetenz der Person über das Vertrauen entscheidet, nicht die Herkunft.
Zitat:
Zitat von qbz
Ich / wir mussten uns sehr gegen Widerstände von oben engagieren, auch Presse einschalten usf. , um eine Auschreibung machen zu dürfen, dass wir einen Psychologen/in suchen, der/die neben Deutsch auch die türkische Sprache oder später die arabische Sprache fliessend spricht und sich in deren Kultur auskennt. Über die gesuchte Sprach-/Kulturqualifikation haben wir indirekt quasi eine Quote eingeführt.
Nein, ihr suchtet nach einer Kompetenz; diese Kompetenz hätte auch ein Biodeutscher haben können, oder ein Koreaner, oder eben ein Türke oder Araber. Mit quote hat es nichts zu tun. Warum allerdings überhaupt gegen die Suche nach dieser Kompetenz Widerstand gab, ist sicher zu hinterfragen. Ich halte diese Kompetenz in Eurem Fall für nützlich - wobei ich trotzdem der Ansicht bin, daß alle Migranten schnellstmöglich in der Lage sein müssen, mit deutschsprachiger Beratung zurechtzukommen.
Zitat:
Zitat von qbz
Heute ist die Stellenleiterin ein Migrantin aus dem arabischen Sprachraum, neben 3 weiteren Migranten/innen (türkisch, polnisch). Das führte natürlich bei den Ratsuchenden dazu, dass einfach auch mehr Migrantenfamilien dann eine solche Beratungsstelle aufsuchen,
Was wiederum belegt, daß Migranten auch diskriminieren, und eigenen Landsleuten mehr vertrauen. Ist halt universell menschlich. Oder ist das auch strukturelle Diskriminierung, wenn die Migranten die Behörde in der anderen Stadt, die von einem Deutschen geführt wird, eher meiden?
__________________
“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)