Gute Besserung auch von mir!!
So nun der versprochene ellenlange Bericht zu meiner OD-Premiere… Achtung - sehr ausführlich, da er mehr als nur den Rennbericht enthält…
6 Monate ist es nun her, dass ich nach dem Reinschnuppern in die Sportart im letzten Jahr (VD mit MTB und als „Nichtschwimmer“) entschied, dass ich es diese Saison etwas ernsthafter angehen möchte und als Saisonziel die olympische Distanz stehen soll. Also schnappte ich mir Arnes 8h-Trainingsplan und gab den Chiemsee-Triathlon als Ziel an. Natürlich hab ich nicht stur nach Plan trainiert, was allein beruflich bei mir auch nur schwer möglich ist, aber als Anhaltspunkt sind die Pläne einfach traumhaft gut – Danke Arne!!! Außerdem wollte ich ein paar Sprints (am Ende wurden es 4) mitmachen und auch ein 10km-Formtest stand auf dem Plan. Schnell stellten sich die ersten Fortschritte ein, was aber auch kein Wunder, da ich das erste mal Ausdauersport gezielt trainierte und meine Kondition dank einiger Pfunde zu viel, zu viel Zigaretten und Alkohol und vor allem zu wenig Sport in den letzten 3 Jahren gehörig gelitten hatte. Auch ein Zeitfahrrad gönnte ich mir. Es lief also…
Jedenfalls absolvierte ich den 10km-Lauf und den Münchner Stadtriathlon, wo die Leidenschaft (Sucht?) ein Jahr zuvor geweckt wurde, mit deutlichen Bestzeiten. Prima! Dann kam eine längere Wettkampfpause bis Mitte Juli und das erste kleine Loch. Irgendwie schwand – bedingt auch durch 55-60h-Arbeitswochen und dem Hin-und-Her um die Absage des Chiemsee-Triathlons - meine Motivation – besonders bei meinen weiteren halb dilletantischen Schwimmversuchen. Soweit so gut, denn erstaunlicherweise blieb ich am Ball. Sport wurde einfach selbstverständlich – 4-6 mal die Woche Training auch, ich gewöhnte mich dran, brauchte es auch zum Ausgleich und das Loch war mit dem Urlaub und der Vorfreude auf 2 Sprints hintereinander im Juli überwunden. Es lief wieder prächtig, doch es sollte ein weiterer kleiner Rückschlag kommen. Letzte Woche trat ich – wie bereits hier erwähnt – zum Pöhler Triathlon an. In meiner Heimat – vor der ganzen Familie und ich litt furchtbar. Hitze, eine knackige Radstrecke, streikende Technik am Rad und eine mörderische Laufstrecke hinterließen vor allem beim Laufen eine mäßige Zeit und ein flaues Gefühl im Magen. Wie sollte es dann erst auf der olympischen Distanz werden? Doch eine Woche mit leichtem Training und ein somit erholter Körper sorgten alsbald für Vorfreude – Vorfreude auf den Mondsee, der nach dem Ausfall des Chiemsee-Triathlons mein Ziel werden sollte.
Anspannung und Nervosität begleiteten mich auf meinen Weg am Sonntagmorgen Richtung Österreich, doch übertüncht wurde das alles von einer riesigen Vorfreude. Ich fühlte mich fit und stark und das Wetter passte auch. Ein halbes Jahr Training und es sollte mein Tag werden! Respekt flößte mir dann aber das Treiben in der Wechselzone ein. Im Gegensatz zu den Volksdistanzen sah man nur sündhaft teure High-Tech-Bikes. Dazu eine wuselige Anzahl extrem durchtrainierte Topathleten von denen nicht wenige das Ironman-Label trugen. Doch manchmal trügt auch der erste Schein, denn ein sichtlich nervöser Zeitgenosse mit seinem High-Tech-Bike neben mir fragte mich, ob er alles richtig zu Recht gelegt hatte. Es wäre seine Premiere und er will mit seiner Freundin nächstes Jahr beim Ironman in Österreich starten und dort irgendwie finishen. Wow – was für ein Vorhaben, wobei ich solcherlei Gewaltakte auch etwas kopfschüttelnd registriere, wohl aber auch, weil solche Extreme (also von Null auf Ironman) mir ziemlich fremd sind und ich es mir auch nicht vorstellen kann, dass man dabei Freude empfindet. Aber jeder wie er mag… Den nächsten Schmunzler gab es bei der Verkündung der Wassertemperatur. Vor 2 Tagen hatte der Mondsee noch 24 Grad und in Österreich ist bereits ab 22 Grad Neoverbot. Welch Wunder, hatte sich der See kurz vorm Start auf 21,6 Grad schockgefroren. Allgemeines aufatmendes Gelächter machte die Runde und es ging in Richtung Start.
Ich hatte die Ehre in der ersten Startgruppe zu starten, also dort wo auch die Profis am Start waren. 220 Leute waren in dieser Gruppe und sprangen ins Wasser, weil es Wasserstart gab. 218 Sportler im Neo und zwei ohne – ich natürlich einer von den zwei. Startschuss und los – ich musste erstmal zur Startlinie schwimmen und brustete los. Was anderes kann ich nicht und so reihte ich mich natürlich ganz hinten ein. Schnell fand ich aber einen guten Rhythmus und geradeaus ging es zur ersten Boje, dann um die zweite und wieder ans Land. Am Land dann um einen Springbrunnen gerannt und von einer Plattform beherzt wieder ab ins Wasser gesprungen. Mist – Brille verrutscht – war ja klar. Notdürftig wieder zu Recht gerückt und weiter gings. War von nun an einäugig, weil auf einer Seite immer wieder Wasser in die Brille lief. Egal – die weitere Boje fand ich trotzdem auf direkten Weg und den Ausstieg auch. Amüsiert war ich von den wenigen Schwimmern um mich herum, die alle bei ihren dürftigen Kraulversuchen Haken schlugen und einige Extrameter in Kauf genommen haben dürften. Am Ausstieg angekommen war ich mit den besten Schwimmern der nachfolgenden Startwelle und wurde als mutiger Nicht-Neoschwimmer vom Sprecher begrüßt. Nun ja kalt war es nun wirklich nicht. Kurzer Blick auf die Uhr – 38 Minuten vergangen und damit klar im Soll, was bei 40 Minuten lag. Vorteil einer langsamen Schwimmzeit – die Wechselzone um einen herum ist sehr übersichtlich geworden. Nachteil: Man hat kaum Kontrahenten auf dem Rad.
Also Brustgurt um, Garmin ans Handgelenk und Radshirt übergestreift; man hat so langsam Routine drin. Radfahren ist meine beste Disziplin, aber wenn ich keine Gegner um mich herum habe, neige ich zum bummeln. Zumal wenn die Strecke so malerisch traumhaft und von einen kurzen, kaum erwähnenswerten Anstieg abgesehen, brettleben einmal um den See herumführt. Die Landschaft bezaubernd, das Wetter bestens – Triathlonherz was willst du mehr? Doch ich blickte auch immer wieder auf den Tacho um den Schnitt wie gewünscht deutlich jenseits der 30km/h zu lassen. So konnte ich dann doch ein paar wenige Leute auflesen und von hinten kamen auch nicht so viele vorbei und die die vorbei rauschten waren zu schnell für mich. Einmal um den See herum ging es dann am Ortseingang von Mondsee an einem Kreisverkehr noch einmal ins Hinterland der ersten und einzigen Steigung entgegen. Das 10%-Schild ließ mich aufblicken und herunter schalten, ging es dann doch über mehr als einen Kilometer ordentlich bergan. Hoch schnellte dabei auch mein Puls, ob vor Anstrengung oder Freude – ich weiß es nicht genau…

Einsame kleine Sträßlein folgend stellte ich einmal mehr fest, dass mir hügelige (nicht bergige) Radstrecken ganz besonders taugen. Bin halt kein Flachlandtiroler… Nach einer Schleife ging es zurück zur Haupstrecke, wo man sich in den Pulk der anderen einreihte. Dort war nun deutlich mehr los und ich durfte den Anblick der schnelleren Frauen aus der letzten Startgruppe genießen. Da waren einige ganz schön flott unterwegs!!! Am Kreisverkehr ging es dann aber nach Mondsee rein zur Wechselzone, brav den letzten Kilometer die Beine gelockert und nach 38km und 1:15h vom Rad gestiegen und dabei fast gestürzt. Bein heben ist nicht so einfach nach längerem heftigem Treten. Elegant sah es sicher nicht aus, aber den Sturz konnte ich vermeiden. Im Laufen zur Wechselzone habe ich dann ein Gel geschluckt und am Platz mit dem bereit gestellten Wasser gespült. Schuhe an, Mütze auf und los geht’s.
Was war ich gespannt, wie es nach dem Desaster der Vorwoche lief. Respekt hatte ich vor den 10km und so bremste ich die Euphorie durch die gute Stimmung mit Blicken auf mein Tempo auf den Garmin ein. 5:30min/km wollte ich laufen und so lief ich los in der Gewissheit, die angestrebten 3h so in jedem Falle zu schaffen. 4 Runden durch den Ort, vorbei an dem Marktplatz mit seinen Cafés und der guten Stimmung, vorbei an der großen Kirche auf einer Pendelstrecke, wo man die entgegenkommenden Läufer fast immer im Blick hatte. Ab der zweiten Runde wurde es härter, aber es begann auch immer mehr Spaß zu machen. Ich lief zwar sicher nicht mit einem Lächeln im Gesicht, aber voll konzentriert in meinem Tempo getragen von der guten Stimmung meine Runden. Auch hier konnte ich ein paar überholen, was den Spaß noch förderte. Oftmals habe ich beim Laufen vor allem Motivationsprobleme, selten körperlicher Natur. Doch diesmal dachte ich immer positiv – nur noch drei, nur noch zwei usw. Ebenso freute ich mich immer wieder, dass ich ein halbes Jahr auf diesen Tag trainiert habe und das es nun so gut läuft! Brav zwang ich mich an den Verpflegungsständen - oder sagt man in Österreich nicht eher Jausenstationen - zu kurzen Gehpausen um ausreichend Iso für den Mund und Wasser für den Kopf aufzunehmen. Im Laufen bekomme ich das noch nicht so gut hin. Bald kam die letzte Wende und nun gab ich Gas und drückte den Schnitt noch einmal nach unten – ab die Post und auf ins Ziel, wo ich glücklich und zufrieden nach 2:50:48h ankam. Platz war im letzten Drittel, aber wen interessiert das schon beim ersten Mal? Mich jedenfalls nicht, denn ich hab es geschafft und ich freu mich schon aufs nächste Mal!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Eines hab ich jedenfalls gemerkt – je länger umso besser (für mich)!
Doch erstmal ist die Triathlonsaison beendet. Nun gilt es in 6 Wochen fit für den ersten Halbmarathon zu werden. Das ehrgeizige Ziel lautet unter 2h – eher sogar Richtung 1:50h. Schaun mer mal – es läuft gerade so gut. Dann im Winter schwimmen lernen und für nächste Jahr werden schon Pläne geschmiedet, aber ich bin mir da noch nicht so sicher. 3 OD’s und 1-.2 Sprints plus 2 Halbmarathons? Oder Wechsel auf die Mitteldistanz? Oder gar Herbstmarathon anpeilen? Kollege Ironman2010 war übrigens über 3 Minuten langsamer und kann offensichtlich noch weniger schwimmen als ich. Also doch Ironman? Nein - dazu hab ich noch unendlich Zeit – will den Sport ja noch sehr lange machen. Was meint ihr? Falls hier noch jemand mitliest…
@Alpenfex: Ja die Radstrecke diese Jahr war der Traum - die Laufstrecke ebenso. Klasse Veranstaltung - nur die kostenlose Pizza im Ziel hab ich mir wegen der riesigen Schlange gespart...
