Zurück zum Thema "Aerotests in freier Wildbahn":
Gestern hatte ich mal Zeit, meine drei vermeintlich schnellsten Bikes in der Garage bei gutem Wetter und eher wenig Verkehr gegeneinander zu testen, nicht zuletzt auch weil ich für mich heraubekommen wollte, welches Rad ich mit nach Kona nehmen soll. Das neueste, ein Giant Trinity Advanced dürfte wegen der komplett in Lenker, Vorbau und Rahmen integrierten Bremszüge nicht ganz so leicht zu zerlegen und wieder zusammen zu bauen sein (hab' mich ehrlich gesagt damit aber noch nicht beschäftigt.)
Testszenario sollte eine flache 15km-Wendepunktstrecke (Wendepunkt als Kreisverkehr sein), 5km von zu Hause entfernt, die ich desöfteren für Setup-Tests und schnelle Einheiten nutze. Der Plan war jeweils möglichst genau 250 Watt zu treten und die Messvariable sollte die erzielte Zeit respektive Geschwindigkeit sein.
Vor einem halben Jahr hatte ich außerdem über ein Kickstarterprojekt den ersten kommerziell für Radsportler verfügbaren CdA-Messer, den Aeropod von Velocomp bestellt. Lieferdatum damals war Anfang August angegeben, aber wie so oft bei Kickstarterprojekten, konnte der Hersteller die Timeline nicht halten und die ersten AEropods werden gerade erst jetzt verschickt, so dass ich meinen erst in wenigen Tagen erhalten werde.
Um eine maximale Vergleichbarkeit zu erzielen, nutzte ich für jeden Testdurchlauf denselben Wattmesser, denselben Laufradsatz und natürlich auch gleiches Outfit un Helm.
Durchgang 1 (Cervelo P3): 250 Watt, 134 HF (AVG) --> Geschwindigkeit 42,6 Zeit 21:22min, Temp. 21°
Durchgang 2 (Giant Trinity): 253 Watt, 133 HF (AVG) --> 42,0 km/h, 21:37min, Temp22°
Durchgang 3 (Felt B2 = das TT, das den Rest der Saison Junior in Gebrauch hat, der aber akuell mit seine Rennrad in Frankreich weilt): 249 Watt, 132 HF (AVG), 21:39 Temp.25°
...und das Fazit von 4 Stunden Laufradumbau, Fahrradwechsel, Tachowechsel? In nackten Zahlen nehmen sich die drei sehr unterschiedlich alten und Unterschiedlich teueren Zeitfahrräder eigentlich fast nichts.😕
Auf dem Trinity habe ich eine extrem enge Armhaltung, auf dem Felt B2 eine eher breite, Überhöhung ist bei allen TTs ähnlich. Bei zwei TTs stehen die Bremsen ganz normal im Wind (O.K. beim Felt ist zumindest die Hinterbremse hinter dem Tretlager versteckt), beim Trinity sind die Bremsen maximal integriert... Alles scheinbar irrelevant, wenn es nur um Watt, Herzfrequenz und Geschwindigkeit geht.
Gut, der Wind frischte im Laufe des Vormittags immer mehr auf und beim zweiten und dritten Durchgang hatte ich spürbar mehr Seitenwind, aber dadurch dass ich Wendepunktstrecken gefahren bin, sollte sich der daraus resultierende Einfluss in Grenzen halten.
Da die Temperatur im Laufe des Vormittags (der Test zog sich ca. 4 Stunden lang hin) um 5° anstieg, spielt das in den resultierenden Windwiderstand natürlich auch rein, ebenso wie die von Durchlauf zu Durchlauf etwas zunehmende Ermüdung.
Wenn möglich werde ich den Test bei Gelegenheit (evt. mit montiertem Aeropod) und dann vertauschter Reihenfolge wiederholen. Beim ersten Durchlauf waren die Beine natürlich noch am frischesten, so dass ich bei den Gegenwindpassagen sowie kleineren Anstiegen, Lastspitzen besser wegdrücken konnte, was trotz gleichem Watt-avg erfahrungsgemäß zu einer besseren Gesamtzeit führt, so dass ich in die 20s schnellere Zeit mit dem P3 nicht zuviel hineininterpretieren will.
Wenn ich Zeit habe, will ich auch nochmal Variabilitätsindex und NP der Durchläufe ermitteln und miteinander vergleichen und evt. eine Chung-Analyse mit den Daten machen, um noch eetwas mehr rauszukitzeln.
Was meint ihr zum Testaufbau? Sieht vielleicht die Schwarmintelligenz des Forums noch Erkenntnisse in den Daten, die ich bisher übersehen habe?
Kann evt. auch sein, dass die Teststrecke mit 15km etwas lang für einen Aerodynamiktest ist, weil sich so der Test halt sehr lang hinzieht und sich in einem solchen Zeitraum die Außenbedingungen (Temperatur, Wind) relativ stark ändern können. Andererseits wollte ich aber eine lange Teststrecke nutzen, weil sich so kleinere Einflussgrößen (Überholvorgänge von Autos, nicht genau normierte Anfangsgeschwindigkeit etc.) eher rausmitteln.