Zitat:
Zitat von sabine-g
Allerdings ist mir die neue Sig aufgefallen.
Wollen wir den Russen auch Moldau überlassen und vielleicht auch noch ein paar andere Länder?
Einfach so, kampflos?
Wie wäre es mit der Uckermark?
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Zwischen Kämpfen bis zum - ja, bis was eigentlich? Bis zum "nicht verlieren" oder bis "zum Sieg"? - und einfachem, kampflosem Überlassen gibt es m.E. durchaus noch andere Positionen und Optionen.
Ich habe die Petition von Schwarzer und Wagenknecht gelesen. Auch die medialen Reaktionen darauf. Phuuuu....ich weiß nicht, ich weiß nicht.
Während ich in den Medien überwiegend den Tenor wahrnehme, dass es nur ein entweder oder gäbe - also zum
Beispiel: Waffen liefern oder keine Waffen liefern und verhandeln. Gebietsabtretung oder Sieg über Russland und ich den Eindruck habe, dass viele der Kommentatoren die Schwarzer/Wagenknecht Petition so verstanden haben wollen, steht in der Petition:
Zitat:
Wir fordern den Bundeskanzler auf, die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen. Jetzt! Er sollte sich auf deutscher wie europäischer Ebene an die Spitze einer starken Allianz für einen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen setzen.
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Ich verstehe das so, dass die Forderung ist, nicht noch weiter zu gehen. Nach Gepard, Panzerhaubitze, Raketenwerfer, Brückenlegepanzer, Bergepanzer kommen nun Schützenpanzer, Kampfpanzer oder z.B. das Flugabwehrsystem Patriot. Forderungen nach Kampfjets sind bereits in der Debatte. Was kommt dann? Wo führt das hin? Letzteres verstehe ich, ist gemeint, wenn von der
Eskalation der Waffenlieferung. gesprochen wird.
Ich verstehe die Petition nicht so, dass sofortig alle Waffenlieferungen einzustellen sind und
stattdessen verhandelt werden soll.
Ich verstehe stattdessen die Petition so, dass neben dem bisher zugesagten, von den Europäern - unter Führung Deutschlands - endlich angefangen werden soll, auf Verhandlungen abzuzielen.
Verhandlungen sehe ich übrigens nicht nur zwischen der Ukraine und Russland. Aus der Unterstützung der Ukraine erwächst für die Partner sowohl Verpflichtung als auch Recht. Recht vor allem nicht nur als Waffenlieferant bedingungsloser und willfähriger Teil des Konfliktes zu sein sondern auch das Recht, über Lösungen in dem Konflikt zu sprechen. Das weit verbreitete Narrativ, dass nur Russland und Ukraine das Recht hätten miteinander zu reden sehe ich nicht. Die Europäer haben m.E. klar ihren Platz an diesem Tisch. Konflikte in dieser Dimension können nie ohne Moderation oder Machteingriff von Außen gelöst werden. Dafür sind sie viel zu weit fortgeschritten. Wir sprechen hier mindestens von einem win-lose Konflikt, eher aber wohl von einer lose-lose Situation.
Ich empfehle zu dem Themenkomplex der Verantwortung der Europäer den aktuellen Essay von Jürgen Habermas in der SZ. Ich hoffe er ist auch ohne Bezahlschranke lesbar.
Hier der Link inkl. Teaser aus der Unterüberschrift:
Aus meiner Sicht ist der Text ein wohltuendes Juwel unter den sonst oft so verkürzenden, moralisierenden und binären Positionen der sog. Qualitätsmedien und der zum Teil intellektuell echt völlig überforderten Kommentatoren.
So sollte m.E. deliberative Demokratie funktionieren. "Shout-Out to Jürgen", würde man heutzutage wohl sagen.