Natürlich ist die Evolutionstheorie wissenschaftssprachlich korrekt formuliert weder eine "Tatsache" noch, wie Du schreibst, eine "These" (= "Behauptung"). Sie stellt als Theorie ein (naturwissenschaftliches) Modell über der Entwicklung der Arten (incl. "Homo Sapiens") dar, welches alle Ergebnisse aus der Erforschung der Entstehung der Arten zusammenfasst und verallgemeinert. Aus diesem Modell lassen sich Behauptungen (Thesen) für die Forschung ableiten und Prognosen stellen.
Die Behauptungen hingegen, welche man aus der biblischen Schöpfungsgeschichte ableiten kann, um das Modell einer Überprüfung in der Empirie zugänglich zu machen, muss man wissenschaftlich gesehen durch die Evolutionsforschung sowie andere Naturwissenschaften als falsifiziert (widerlegt) betrachten.
Nun glaube (sorry) ich, da sind wir recht nah beieinander.
Indem Du zwischen der Evolution und der Evolutionstheorie unterscheidest, erkenne ich, dass Du Dich mit dem Thema beschäftigt hast. Die Evolution meint schlicht den Fakt der Entwicklung, während sich die Evolutionstheorie damit beschäftigt, was genau diese Entwicklung antreibt.
Evolution funktioniert über die Bildung von Varianten (Mutation) und der anschließenden Auswahl derjenigen, die in ihrer Umwelt am besten funktionieren: Die besseren überleben und haben Nachwuchs, die schlechteren nicht. Doch auf welche Weise genau bilden sich diese genetischen Varianten? Man hat mehrere Mechanismen identifiziert und die meisten davon bereits äußerst überzeugend belegt. Es ist aber richtig, dass wir noch nicht alles über diese Mechanismen wissen.
Die Evolution selbst, also die Entwicklung der Arten, ist jedoch ein Fakt in jeder praktischen Bedeutung des Worts. Sie ist kein Dogma, denn es gibt in der Wissenschaft keine Dogmen. Aber sie ist ein Fakt im gleichen Sinne, wie der Umlauf der Erde um die Sonne ein Fakt ist. Im Unterschied zu religiösem Wissen ist sie natürlich widerlegbar: Finden wir beispielsweise das Skelett eines Kaninchens in einer älteren Erdschicht als die der Saurier, ist sie erledigt.
Um eines noch vorwegzunehmen: Wenn ich eine These A und eine These B habe, und A erweist sich als falsch. Dann bedeutet das nicht automatisch, dass B richtig ist. Auch B kann falsch sein. Das bedeutet: Finden wir Irrtümer in unserer Vorstellung darüber, wie sich die biologischen Arten entwickeln, bedeutet das nicht automatisch, dass die Schöpfungsgeschichte wahr ist.
Peace: Arne
Ja, bei der Erläuterung kann ich schon sehr konform mit gehen. Aber von einer "Tatsache" zu sprechen, wäre falsch. Und das wollte ich dann doch korrigieren.
Ich denke, dass Wissenschaft und Glaube sich gegenseitig bedingen.
Ich bin beruhigt. Wenigstens Einer, der es verstanden hat. Es geht bei der Geschichte zwar um Wesen im Linien-, Flächen- und Raumland und dass sie das jeweilige Wesen aus der höheren Dimension nicht sehen (aber umgekehrt), aber die Idee dahinter ist natürlich, dass man das gedanklich überträgt.
Ich übertrage es zwar gedanklich, komme dabei aber auf ein anderes Ergebnis als du. Wann immer im Laufe der Aufklärung es gelungen ist, eine neue Dimension des Erkennens ("höhere Dimension") zu gewinnen, war das keine Erklärung göttlichen Wirkens. Vielmehr führt der Gewinn von Erkenntnissen (bei aller Ungewissheit) eher dazu, die Wahrscheinlichkeit eines Gottes als geringer zu betrachten als in früheren Zeiten, in denen man in flacheren Dimensionen, um im Bild zu bleiben, dachte.
Ja, bei der Erläuterung kann ich schon sehr konform mit gehen. Aber von einer "Tatsache" zu sprechen, wäre falsch. Und das wollte ich dann doch korrigieren.
Ich denke, dass Wissenschaft und Glaube sich gegenseitig bedingen.
Evolution ist nicht die Erklärung sondern die Beobachtung.
Die Theorie zur Evolution ist die Erklärung der zigfach gemachten Beobachtung.
Unter "Glaube" verstehe ich im Kontext dieses Threads den Glauben an an eine höhere Instanz jenseits naturwissenschaftlicher Gesetze. Offensichtlich verstehst Du etwas anderes darunter; deshalb bat ich um Definition
Evolution ist nicht die Erklärung sondern die Beobachtung.
Die Theorie zur Evolution ist die Erklärung der zigfach gemachten Beobachtung.
Gut auf den Punkt gebracht. Allerdings ist die Evolutionstheorie die "potenzielle" Erklärung, denn da gibt es weder wissenschaftliche Sicherheit, noch Eindeutigkeit.
Interessanterweise anerkennt die römisch-katholische Religion die Evolutionstheorie (Aussagen von Johannes Paul), nicht aber die Evolution (Aussage von Benedikt), während andere religiöse Strömungen, vor allem die Fundamentalisten, beides ablehnen. Schwierig, schwierig.