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Szenekenner
Registriert seit: 30.05.2010
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Ich mal wieder...
... eher übellaunig. Und gehe mir selbst damit auf die Nerven. Das übliche. Schlechte Laune, die zu noch viel schlechterer Laune führt.
Schlechte Laune warum? Keine Ahnung, gibt keinen wirklichen Grund, das macht's ja so nervig. Ich fühle mich meinen eigenen Launen oft so ausgesetzt. Bäh!
Naja, ich quassele mal ein bisschen, vielleicht wird's davon besser.
Das Wochenende an der Ostsee sollte diesmal ganz entspannt beginnen, also hatten der Liebste und ich mich für eine Zugreise nach Flensburg entschieden.
Bei meinen doofen Rückenschmerzen wäre ein Liegendtransport in des Liebsten Kastenwagen vielleicht besser gewesen, aber das wussten wir zur Zeit der Planung ja noch nicht. Also habe ich mich ab dem Donnerstag großzügig mit Ibuprofen mediziert in der Hoffnung, die lange Zugfahrt so einigermaßen zu überstehen.
Meine Kollegin hat auch Rücken und meldete sich krank, so wird es in der Klinik noch echt stressig, um da pünktlich wegzukommen, denn der Zug geht schon um 13:55 Uhr.
Ich bin mit dem Liebsten an einem Parkplatz in der Nähe des Bahnhofes verabredet, weil er die Klappräder im Auto hat, die wir mitnehmen wollen, um mobil zu sein und um von Flensburg nach Glücksburg zu radeln.
Ich komme recht knapp an und wundere mich, dass Björn noch nicht da ist. Ein Blick auf das Handy zeigt warum: "Ich weiß nicht, ob ich es pünktlich schaffe, im Radio sagen sie, dass die A 40 gesperrt ist, hier geht nix!" Na super! Gut, dass wir nur diesen Zug nehmen können, weil wir erstens eine Zugbindung wegen des Sparpreises haben und zweitens die Jugendherberge zu hat, wenn wir einen späteren nehmen. Ich rufe ihn zurück und kacke ihn an, dass es ja sehr schlau ist, ausgerechnet heute das Auto zu nehmen, wo er doch sonst im Moment immer mit dem Zug fährt (weil die Karre ja im Arsch ist). Er ist begeistert ob so viel Empathie und Trost, aber ich kann's in dem Moment nicht ändern. Er ärgert sich selbst über sich und ich mich auch über ihn.
Kurz denke ich darüber nach, die ganze Sache abzublasen, aber das ist ja auch Schwachsinn, weil ja neben den 200 für den Zug auch die Startgebühr und die Jugendherberge bezahlt sind.
Also steige ich alleine in den Zug, nicht ohne mich vorher noch rasch mit reichlich Futter einzudecken. Björn ruft mich später noch mal an und teilt mir mit, dass er jetzt nicht noch mal 80 € löhnt, um ein neues Ticket zu kaufen, das kann ich verstehen und mein Ärger ist auch schon verraucht.
Die Fahrt vergeht recht rasch, weil ich ein interessantes Buch über eine Typen lese, der mit dem Rollstuhl quer durch Indien reist, und um 19:10 Uhr komme ich in Flensburg an, fahre noch ein bisschen Bus und finde problemlos die Jugendherberge. Dort sind sie nett und ich kriege das Geld für Björn wieder, obwohl sie es normalerweise bei so kurzfristigen Absagen behalten könnten. Das Zimmer ist prima, mit Bad und großem Bett.
Ich gehe erst mal in den "Hinkelstein", eine urige Kneipe in der Nähe mit ausgesprochen hübschen Kellnerinnen und angeblich gutem Essen. Ich wähle Salat und Nudeln. Der Salat ist lecker, die Nudeln eine Zumutung. Wie kann man bitte Tagliatelle mit Gorgonzola-Soße dermaßen verhauen?
Die Nacht ist unruhig, weil ich mich halt in einer Jugendherberge befinde und auf meinem Gang ein Haufen Jungs von einer Fußballmanschaft herum spuken, die erst gegen 2 Uhr nachts von Müdigkeit übermannt werden. Zum Glück habe ich ja einen guten Schlaf und wache immer nur mal zwischendrin auf, wenn sie's zu arg treiben.
Das Frühstück ist ziemlich übel, aber ich habe eh keinen Hunger. Zeitig mache ich mich auf den Weg zum Busbahnhof und nehme den Bus nach Glücksburg. Ich hole meine Startunterlagen, treffe Marie, die Gewinnerin des Wakenitzman und warte dann auf Chris.fall, der erst gegen 13:30 Uhr eintreffen wird. Das Wetter ist sehr wechselhaft. Zwischendurch fängt es so plötzlich an zu schütten, dass ich mich nicht rechtzeitig aus dem Strandkorb aufrappeln kann und den Arsch ordentlich nass bekomme. Ich flüchte mich erst mal in so ein Café am Strand, schütte heißen Tee in mich hinein und vertreibe die Zeit mit dem Verzehr von Nudeln mit Gemüse. Besser als gestern, aber auch nicht wirklich der Bringer.
Neben mir am Tisch sitzen Schwimmer aus Hamburg, die super schnell aussehen. Ich ahne da noch nicht, dass die Frau, nein, das Mädchen fast noch, ein paar Stunden später die Förde als erste Frau und Zweite gesamt nach 35:xx Minuten verlassen wird. Aber schnell sieht sie auch und auch recht lässig. Ich kriege Minderwertigkeitskomplexe.
Als Chris dann eintrifft, nur mittelmäßig gelaunt, weil auch er den Arsch auf dem Rad ordentlich nass bekam, baut er mein Selbstbewusstsein ein wenig auf, indem er feststellt, dass das hier doch überwiegend Triathleten seien, denen wir doch locker davon schwimmen. "Wir"... ER ist ja auch von Hause aus Schwimmer. ICH bin es nicht, sondern bin eben auch nur eine Triathletin, die zufällig die erste der Disziplinen als Lieblingsdisziplin gewählt hat, das Schwimmen aber eben auch niemals wirklich gelernt hat...
Ich bin nur sehr mäßig motiviert, während wir da herumsitzen und auf die Wettkampfbesprechung warten, die um 15 Uhr sein soll. Dann ist es immerhin Zeit, sich umzuziehen. Im Umkleidezelt treffe ich wieder Marie, die Wakenitz-Siegerin und frage sie, ob sie hier auch zu gewinnen gedenke. Nö, werde sie wohl nicht, sagt sie, während sie sich in ihren Speed-Suit pellt. Obwohl ein Neoprenanzug hier Pflicht ist, schwimmt sie nur im Speed-Suit, Neo sei ihr zu warm und das Teil gebe ja auch ein wenig Auftrieb.
Wir reden noch ein bisschen über Feuerquallen und ich drehe langsam ein bisschen am Rad vor lauter Sorge vor einer Begegnung mit den Viechern.
Kurz vor der Wettkampfbesprechung spricht mich eine Frau an, die sich als "trina" hier aus'm Forum zu erkennen gibt. Zusammen mit Chris stellen wir uns am Steg an, um mit einem der Boote hinüber nach Dänemark gebracht zu werden. Ich bin scharf auf die schnittige Motoryacht, Chris will unbedingt Schlauchboot fahren. Er kriegt seinen Willen und dann geht's los. Die Fahrt kommt mir endlos vor, viel länger als 3 km. Kurz vor'm Ziel schnalle ich, warum alle schon die Neos zu haben, denn man muss die letzten Meter zum Start schwimmen, weil da kein Steg ist. Ich muss mich am Strand noch mal halb ausziehen, weil ich versehentlich die Schwimmbrille mit in den Neo gestopft habe.
Während wir auf den Start warten, lasse ich mich von netten Helfern im Gesicht fett mit Vaseline eincremen, in der Hoffnung, dass das gegen Feuerquallen hilft. Erfahrene Starter tragen Socken an den Füßen, die sie auf den ersten Metern beim Schwimmen verlieren, die aber gegen von Muscheln zerschnittene Füße beim Start helfen. Ich habe jetzt noch Spaß an dem stark schmerzenden Schnitt am Zeh.
Dann geht's los, erst mal zwischen zwei Inseln vorbei, die Ochseninseln heißen, warum konnten mir auch die Einheimischen nicht sagen. Ich habe keinen blassen Schimmer, wo die Strecke hergeht und schwimme einfach mal den anderen nach und finde, dass ich mal wieder viel zu weit hinten im Feld bin. Also, an den Starts beim Freiwasserschwimmen muss ich echt noch üben. Das ist ja immer so hübsch entspannt, dass ich das wohl ein bisschen ZU locker angehen lasse...
Irgendwie geht es dann zwischen Booten durch und dann mache ich mich auf die Suche nach der ersten Boje, die ich irgendwann auch finde.
Von da an geht's etwas besser mit der Orientierung. Oft sehe ich die Bojen aber auch nicht so gut, weil doch ordentlich Wellengang herrscht.
Ab spätestens der Hälfte kann man sich aber auch super nach dem großen weißen Hotelgebäude am Ziel richten.
Außer den 450 Schwimmern treiben sich - im wahrsten Sinne des Wortes - noch andere Lebewesen in der Ostsee herum. Sie haben kein Gehirn, was sie offenbar nicht davon abhält, immer erfolgreicher große Teile der Weltmeere einzunehmen: unsere Freunde von der Glibberfraktion, die Herren und Damen Quallen. Ich schwimme immer wieder durch sehr große Ansammlungen von ihnen, es sind dann immer viele Hundert auf einen Haufen. Man fasst nur noch in Quallen. Ich finde die an sich nicht so schlimm, aber früh erwischt mich eine Feuerqualle am Handgelenk, kurz darauf eine andere am anderen. Auch am Fuß und im Gesicht, aber da nur so leicht, dass es kaum brennt.
Wenn ich dann wieder durch solche Quallenfelder schwimme, schwimme ich immer Wasserball-Kraul aus Angst, dass mir eine Feuerqualle ins Gesicht schwimmt.
Es ist wie immer: Ich denke zwischendrin, dass ich mich doch mal mehr anstrengen muss, weil sich's so leicht anfühlt und schon ist das Ziel fast erreicht. Ich bin etwas weit nach links abgekommen, muss also deutlich rüber, aber ich wundere mich, dass ich schon da bin, kam mir kürzer vor als die Fahrt mit dem Boot, ungelogen.
Im Ziel sehe ich keine Uhr und weiß deshalb erst mal nicht, wie lange ich gebraucht habe.
Chris ist natürlich schon da, Marie auch, trina wohl noch nicht.
Weil die Stellen an den Handgelenken jetzt doch ordentlich schmerzen, lasse ich das im Sanitäterzelt mit Rasierschaum und Salbe behandeln, finde aber nicht, dass das hilft.
Chris zieht's schon nach Hause und so war es nur ein kurzes Wiedersehen.
Ich gehe erst mal duschen und verquassele die Zeit bis zur Verlosung und Siegerehrung mit trina, ihrem Mann und ihrem entzückenden Kind.
Sie kann mir auch berichten, dass ich 2. in meiner Altersklasse geworden bin und damit vermutlich einen der ganz reizenden Pokale erhalte. Na, so ein Glück!
Insgesamt bin ich 14. Frau geworden und habe 47:51 Minuten gebraucht. Ich glaube aber, dass die Strömung gut für uns Schwimmer war, der Wind und die Wellen kamen von seitlich-hinten.
Erfreulicherweise habe ich dann bei der Tombola noch eine Tageskarte für die Therme in Glücksburg gewonnen, worauf ich Minuten vorher noch gehofft hatte, denn ich musste ja noch einen ganzen Tag dort rum kriegen, was alleine und bei dem eher schlechten Wetter in der Sauna am besten zu gehen schien.
Der letzte Bus ist schon weg nach der Siegerehrung, trina und ihr Mann hätten mich mitgenommen, aber auf dem Parkplatz spreche ich Flensburger an, damit die beiden keinen Umweg machen müssen. Die Flensburger sind nett und fahren mich bis vor die Türe der Jugendherberge.
Dort sind in dieser Nacht auch keine Fußballer, so dass ich hübsch ausgeruht in den Sonntag starte und den Bus um ca. 9:30 Uhr nach Glücksburg zur Therme nehmen will.
An der Haltestelle angekommen stelle ich fest, dass der Sonntags aber erst um 10:40 Uhr fährt. Na super, was jetzt? Über eine Stunde warten? Mit der schweren Tasche 10 km laufen? Trampen? Ich entscheide mich für eine Kombination aus laufen und trampen und es fängt mal wieder an zu schütten.
Gerade als ich über die ganzen Arschlöcher fluche, die einfach an mir vorbei fahren, hält ein netter Typ und fährt mich - klar, mal wieder - bis vor die Türe der Therme.
Dort kriege ich den Tag gut herum, hätte mich auf dem Rückweg schon wieder chauffieren lassen können, finde den Typen aber eher schräg und nehme deshalb den Bus nach Flensburg zurück und zum Bahnhof.
Um 22.15 Uhr komme ich in Essen an.
Ich fand den Wettkampf nicht so spektakulär, aber ganz nett. Mit dem Ergebnis bin ich ganz zufrieden, auch wenn ich es schöner fände, wenn ich das Gefühl gehabt hätte, mich echt angestrengt zu haben. Beim Wakenitzman ist mir das besser gelungen.
Jetzt frage ich mich, ob ich noch das Ultraschwimmen in Münster am 1.9. mitnehme. Da könnte ich 4 oder 8 Kilometer schwimmen. Ganz ohne Schwäne und Quallen, wie langweilig. Leider auch ein doofer Rundkurz im Hafenbecken, aber was tut man nicht alles, um lange zu schwimmen? Außerdem müsste ich dafür zur Abwechslung mal nicht durch die halbe Republik reisen.
Mal sehen...
So, sorry für den stinklangweiligen Bericht, ist wohl meiner Laune geschuldet. Ich melde mich erst wieder, wenn die besser ist, versprochen!
Viele Grüße
J.
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