Warum wird diese irreführende Zahl und Verzerrung des Risikos immer noch verbreitet? Alter ist DER Prädiktor für schweren Verlauf und Tod, der die anderen genannten Risiken um ein vielfaches übersteigt.
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Schau einfach mal, welche Menschen in den Gruppen 1-3 beim Impfen an die Reihe kommen. Da sind in der 3. Gruppe, bei den 70-74jährigen auch alle Menschen mit Vorerkrankungen, egal welchen Alters, dabei. Basiert diese Einteilung jetzt auf einer "Irreführung" oder den vorhandenen Statistiken über die Risiken bei den relevanten Vorerkrankungen?
Man sollte vielleicht auch daran erinnern, dass mit der Stellungnahme der Leopoldina durchaus auch andere Disziplinen ausser der Medizin wie Gesellschaftswissenschaftler und Philosophen einen Lockdown dringend empfahlen bzw. forderten. Es gibt zur gegenwärtigen Politik und zum Lockdown abweichende Meinungen in der Medizin und den Gesellschaftswissenschaften, aber nicht zwischen der Medizin und den Gesellschaftswissenschaften....
Naja, es gibt genug unterschiedliche Meinungen von Philosophen. Man bekommt sie halt nicht serviert. Ganz davon abgesehen habe ich gerade manchmal das Gefühl, dass man den Menschen auf eine boolesche Virenschleuder reduziert (infiziert true/false).
Gerade von dir hätte ich mir etwas mehr Output erwartet. Immerhin klettert der DAX auf schwindelerregende Höhe, Superreiche werden trotz Corona noch reicher, wir unterstützen mit Milliarden an Steuergeldern Unternehmen, die - so scheint es mir - Corona nutzen um gleichzeitig zu sanieren. Ich habe in Erinnerung, dass du bei anderen Themen diesbezüglich kritischer warst
(verstehe das nicht als Provokation)
Zunächst besteht das Ziel wohl darin mit den Impfungen die Pandemiegefahren zu beseitigen, d.h. von "ewiger Wiederkehr" kann keine Rede sein. Das Ende ist in diesem Jahr 2021 absehbar.
Das freut mich sehr. Wann ist Corona denn etwa 2021 vorbei ?
Warum kann von ewiger Wiederkehr keine Rede sein ?
Streeck arbeitet ja selbst heraus in welchem Spannungsfeld die Politik und die Gesellschaft stehen. Ich erinnere mich noch gut als das mit dem Alter der Todesfälle aufs Tableau kam. Da war dann von denen die heute eine stärkere Differenzierung fordern und der Regierung Unfähigkeit unterstellen von Wegsperren und Insolation die Rede und es gab eins zwei geschwind Studien über der Vereinsamung der "Alten". Das Schutzargument wollte niemand so recht hören. In meinen Augen ist das auch nicht verwerflich. Selbstverständlich gibt es verschiedene Sichtweisen dazu.
Wie zB mit den Schulen auch. Bleibt man bei der Todesstatistik ist es sinnfrei. Eine Schweizer Studie führte allerdings die Schulschließung auf Platz 3 der Maßnahmen die die Mobilität in der Gesellschaft verringerte und damit die Anzahl der Kontakte und Verbreitungsmöglichkeiten. Selbst wenn derjenige der mobil ist vielleicht nicht dran stirbt, trägt er ggfls. durch seine Kontakte trotzdem zu einer schnelleren Verbreitung bei, die dann ggfls. bei dem Alten ankommen der dann tatsächlich stirbt.
Alleine zu diesem Thema gibt es also bereits verschiedene Diskussionsfelder, die ich für mich kaum trauen würde abschließend (und gewichtet) zu beantworten:
Ist Schutz der Alten auch durch stärkere Abgrenzung zu vielen sehr mobilen Jüngeren nun Schutz oder Wegsperren?
Darf man von Jüngeren mit weniger Sterblichkeitsrisiko erwarten sich einzuschränken, damit der Ältere mit höherem Risiko sicherer wird auch ohne ihn zu isolieren?
Ist die Sterblichkeit der alleinige Marker auf den man abstellen möchte?
Traut sich Streeck zu all diese Positionen zu klären und so harmonisch zu beantworten, dass sich alle mitgenommen und ausreichend gewürdigt sehen?
Aber so funktioniert das "Spiel". Die Stelle die entscheiden muss wird nach der Entscheidung immer damit konfrontiert wo es nicht so gut gelaufen ist.
Bisher kommen wir in D ganz gut davon im internationalen Vergleich (wenn man sich zB mal so Italien, Frankreich oder Spanien anschaut) vielleicht ist das wie es bei uns läuft doch nicht ganz so übel?
Das freut mich sehr. Wann ist Corona denn etwa 2021 vorbei ?
Warum kann von ewiger Wiederkehr keine Rede sein ?
Danke für die Infos schonmal.
Besten Gruß
Meine ganz persönliche, subjektive Ansicht ist:
Sobald alle Risikogruppen geimpft sind, wird eine deutliche Entspannung in den Krankenhäusern eintreten, was nach den vorliegenden Zahlen über die jetzt verfügbaren Impfstoffe spätestens Juni der Fall sein wird. Mit der baldigen Zulassung für den Impfstoff von Astra Seneca können die Hausarztpraxen breit impfen. Der Impfstoff scheint geeignet für die breite Massenimpfung der jüngeren, mittelalten Menschen. Mit diesen 3 Impfstoffen (und vielleicht ab Sommer noch einem weiteren) könnten bis zum Herbst 21 alle Impfwilligen in DE versorgt werden. D.h. das bedeutet ab Sommer 21 keine Lockdowns mehr notwendig. Inwiefern man auf Hygienemassnahmen zukünftig im Alltag verzichtet oder nicht, darüber gibt es sicher breite Diskussionen und hängt auch davon ab, wieviele eine Impfung aufweisen und wie hoch die Corona-Inzidenzen unter den Nichtgeimpften noch sein werden. Einen Lockdown im nächsten Herbst / Winter werden wir nicht mehr bekommen, weil wegen der Impfungen die Krankenhäuser nicht mehr durch Corona überlastet sind.
Bisher kommen wir in D ganz gut davon im internationalen Vergleich (wenn man sich zB mal so Italien, Frankreich oder Spanien anschaut) vielleicht ist das wie es bei uns läuft doch nicht ganz so übel?
Ist halt eine Frage, wie weit man schaut (Übrigens geht meine älteste Tochter in Paris längst wieder ganz normal einkaufen). Gegenüber manchen asiatischen Ländern sehen diese Länder alle schlecht aus. Ein früher, harter Lockdown war wohl der Schlüssel zum Erfolg. Ich habe den Eindruck, dass sich die von dir erwähnten Länder irgendwann angleichen werden und letztendlich die medizinische Versorgung den Unterschied macht (gut für DE) und weniger die Wahl der Maßnahmen in diesen westlichen Ländern.
Wolfgang Streeck (Soziologe) verfasste in der FAZ einen besonders lesenswerten Gastbeitrag zur "Gesamt-Corona-Situation" und realistischen Einordnung.
Vielleicht könnte der Beitrag auch einige engstirnige Diskutanten hier wieder in die Realität zurückholen. Allerdings scheint eine interdisziplinäre und kritische Auseinandersetzung oft nicht gewünscht, denn die Politiker tun ihr bestes, da müssen wir nur etwas Vertrauensvorschuss leisten.
Mir hat gleich das schon gereicht:
Zitat:
...die Chance, angesteckt zu werden und anschließend zu erkranken (was wahrhaftig zweierlei ist)....
Angesteckt und erkrankt sind verschieden, aber einen auch noch überhöht 'wahrhaftigen' Keil in die Gesellschaft reinzuschieben ist der auch hier bekannte Versuch, freie Fahrt, freie Gesellschaft für 'nur' Angesteckte sowie Standspur, Isolation für Erkrankte und Vulnerable (jep, 30%) als egoistisches Ellenbogenverhalten ohne wirkliche Lösungen zu befördern.
In seinen weiteren Aussagen habe ich da nichts wirklich Anderes erkennen können.
Was Deine Aussagen betrifft: Eine überlaufende Arroganz ist wirklich nicht ganz zu übersehen
Zitat:
Zitat von aequitas
Vielleicht könnte der Beitrag auch einige engstirnige Diskutanten hier wieder in die Realität zurückholen. Allerdings scheint eine interdisziplinäre und kritische Auseinandersetzung oft nicht gewünscht, denn die Politiker tun ihr bestes, da müssen wir nur etwas Vertrauensvorschuss leisten.
Zitat:
Zitat von aequitas
q. e. d. - zudem hast du den Kommentar anscheinend nicht vollständig gelesen oder es hakt noch am Textverständnis, wie deine Interpretation des Zitats naheliegt.
Na, stimmt, wer kennt ihn nicht, Prof. trithos, einen der renommiertesten Soziologen im deutschsprachigen Raum. Danke für deine fundierte Einschätzung des Kommentars eines Laien.