Zwei stritten sich ueber die Lebensdauer.
Luft - Licht - Fleisch - Rohkost - suess und sauer -
Geist - Koerper...
'Nur in einem gesunden
Koerper ... '
''Sie sprechen wohl von Hunden?... ''
Da schlug der eine den andern tot.
Dieser andere war also vernichtet.
Bei der naechsten Gelegenheit, die sich bot,
Wurde der Moerder hingerichtet.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
Wenn du nicht froh kannst denken,
Obwohl nichts Hartes dich bedrueckt,
Sollst du ein Bluemchen verschenken
Aufs Geratewohl von dir gepflueckt.
Irgendein staubiger, gelber, -
Sei's Hahnenfuss - vom Wegesrand.
Und schenke das Bluemchen dir selber
Aus linker Hand an die rechte Hand.
Und mache dir eine Verbeugung
Im Spiegel und sage: 'Du,
Ich bin der UEberzeugung,
Dir setzt man einzig schrecklich zu.
Wie waer?s, wenn du jetzt mal sachlich
Fleissig einfach arbeiten taetst?
Spaeter prahle nicht und jetzt lach nicht,
Dass du nicht in Uebermut geraetst.'
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
Der Fritz und Hans, der Brueder zwei,
Die treiben ewig Neckerei.
Zumal dem Hans macht's grossen Spass,
Den Fritz zu fuehren an der Nas'.
Einstmals sind alle zwei zu Haus.
Zum Fenster still sieht Hans hinaus,
Indessen Fritz am Tische sitzt
Und ueber Schularbeiten schwitzt.
Da ruft Hans ploetzlich: 'Schau mal hier!
Ein Krokodil! Uh, welch ein Tier!'
Fritz stuermt ans Fenster: 'Krokodil?
Wo?' - ' Angefuehrt! April, April!'
(Denn selb'gen Tags, als das passierte,
Begann in Wirklichkeit der Vierte.)
Nun, dieser Scherz ist bald vergessen. -
Doch spaeter, nach dem Mittagessen,
Ruft Hans am Fenster wieder laut:
'Fritz, Fritz! Ein Pferd mit weisser Haut!'
Doch Fritzchen merkt, was jener will:
'Du schickst mich nicht in den April!
Ich wette Tausend gegen Zehn,
Kein solches Pferd ist jetzt zu sehn.'
'Nun gut, du magst das untersuchen:
Es geht um einen Pfefferkuchen.'
Als Fritz nun auf die Strasse schaut -
Steht dort ein Pferd mit weisser Haut.
Er kratzt sich hinter seinen Ohren
Und seufzt enttaeuscht: 'Ich hab verloren.'
Am selben Tag (die Uhr schlaegt acht)
Wuenscht Hans dem Bruder gute Nacht
Und trollt am Fenster sich vorbei.
'Fritz', schreit er ploetzlich, 'Zauberei!
Denk, eben guckt durchs Fenster hier
Ein junger Esel! Glaubst du mir?
Horch! Hoertest du nicht sein I ah?'
Fritz zoegert lang, dann spricht er: 'Ja.'
Er tritt ans Fenster, spaeht hinaus -
Jedoch kein Grautier steht vorm Haus.
'O Hans', so spricht er indigniert,
'Du hast mich wieder angefuehrt!'
Das Haenschen aber lacht nicht schlecht.
'Nein, dieses Mal bist du im Recht!
Das Eslein naemlich, ohne Witz,
Das warst du selber, Bruder Fritz!'
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
Wenn die Schokolade keimt,
Wenn nach langem Druck bei Dichterlingen
'Glockenklingen' sich auf Lenzesschwingen'
Endlich reimt,
Und der Osterhase hinten auch schon presst,
Dann kommt bald das Osterfest.
Und wenn wirklich dann mit Glockenklingen
Ostern naht auf Lenzesschwingen, ---
Dann mit jenen Dichterlingen
Und mit deren jugendlichen Braeuten
Draussen schwelgen mit berauschten Haenden ---
Ach, das denk ich mir entsetzlich,
Ausserdem - unter Umstaenden -
Ungesetzlich.
Aber morgens auf dem Fruehstueckstische
Fuenf, sechs, sieben ?aumweich gelbe, frische
Eier. Und dann ganz hineingekniet!
Ha! Da spuert man, wie die Fruehlingswaerme
Durch geheime Gaenge und Gedaerme
In die Zukunft zieht,
Und wie dankbar wir fuer solchen Segen
Sein muessen.
Ach, ich koennte alle Hennen kuessen,
Die so langgezogene Kugeln legen.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
Es lohnt sich doch ... kommt mir vor wie ne Widmung an Powermanpapa ...
Es lohnt sich doch, ein wenig lieb zu sein
Und alles auf das Einfachste zu schrauben.
Und es ist gar nicht Grossmut zu verzeihn,
Dass andere ganz anders als wir glauben.
Und stimmte es, dass Leidenschaft Natur
Bedeutete im guten und im boesen,
Ist doch ein Knoten in dem Schuhband nur
Mit Ruhe und mit Liebe aufzuloesen.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
EIN HOELLENTANZ DER VERNUNFT UM BEIDE POLE DES IRRSINNS (Tucholsky) KARL VALENTIN
Es gibt noch dumme Leute,
Behaupte ich genau,
Ein Operngucker kaufte sich
erst kuerzlich eine Frau.
Sie schaut hinein in Gucker
Und sagt, das ist gemein,
Da is ja gar kei' Oper drin,
Das muss a Schwind'l sein.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.