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Zitat von dude
Perspektive!
Der Hintergrund: das IOC nahm Triathlon ja nur auf, wenn das Windschattenproblem EINDEUTIG geloest wird.
Vorbildproblem auf das das IOC keine Lust mehr hatte: Gehen.
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Der g
ravierende Unterschied zwischen Triathlon und Gehen ist, dass Gehen (als Sport) eine sterbende Sportart ist. Niemand "geht" mehr in seiner Freizeit mit sportlichen Ambitionen, es gibt keinen echten Gehernachwuchs mehr, keine leistungsorientierten Geher außerhalb der durch staatliche Olympiagelder künstlich am Leben gehaltenen Fördersysteme.
Kein Jugendlicher will freiwillig Geher werden. Das war in den 70er und zum Teil 80ern zu Zeiten eines Dannenbergs und Gauders überigens noch anders.
Triathlon ist dagegen innerhalb aller Ausdauersportarten die Boomsportart schlechthin. Während der BDR, der Deutsche Schwimmverband, der deutsche Lsichtathletikverband jedes Jahr im Schnitt 5% der Mitglieder und insbesondere der aktiven Jugendsportler verliert, gewinnt die DTU seit mehreren Jahren stabil fast 10 % jährlich an Mitgliedern dazu.
Triathlon ist derzeit sexy, gerade bei leistungssportlich ambitionierten Jugendlichen ebenso wie auch bei ERwachsenen in der Midlife-Crisis, Promis wie Sänger, Formel-1-Piloten, Schauspielern usw mit reichlich Tagesfreizeit.
Die Entwicklung mag man als Athlet gut finden oder nicht, aber sie ist Fakt.
Ich selbst hatte nie ein Problem damit eine Nischensportart zu betreiben, die kaum jemand kennt, aber mittlerweile ist Triathlon eben keine reine Nischensportart mehr, sondern in Europa (und vor allem auch Großbritannien) Mainstream und auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind die Wachstumsraten beeindruckend.
Als Verbandsfunktionär freut mich diese Entwicklung aber natürlich auch, weil ein Verband mit steigender Mitgliederzahl ganz andere Entwicklungsmöglichkeiten hat, als Verbände, denen nach und nach die Mitglieder wegbrechen oder wegsterben.
Ein Teil der Probleme, die wir hier diskutieren entstanden ja erst durch den Boom und die seit Jahren immer volleren Starterfelder trotz ansteigender Anzahl der Wettkämpfe.
Draftingprobleme durch zuviele Teilnehmer sind für außenstehende Funktionäre z.B. des BDR oder des Schwimmverbandes, der seit einigen Jahren versucht Open-water-Wettkämpfe nach dem Vorbild von Ironman-Rennen für eine breitere Masse an Schwimmern attraktiv zu machen, ein Luxusproblem, das diese gerne hätten.
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Zitat von dude
Triathlon ist zur selben Farce verkommen wie Gehen. Da "geht" im urspruenglichen Sinne heute niemand mehr (slowmos zeigen das). Im Triathlon ist es mittlerweile auch akzeptiert, dass die Masse nicht mehr regelkonform unterwegs ist (ob gewollt oder nicht spielt dabei keine Rolle).
Ein herumdoktern an den Symptomen verschlimmbessert die Lage nur. Nur ein radikaler Schnitt hilft: das eitrige Bein muss weg.
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Triathlon boomt und warum es derzeit boomt weiß keiner so ganz genau, aber es könnte auch damit zusammenhängen, dass die Regeln gar nicht so schlecht sind und die steigenden Teilnehmerzahlen auch mit dem Regelwerk und dessen Umsetzung zusammenhängen.
Keiner weiß, wie lange dieser Boom anhält.
Von daher wäre es ziemlich dämlich jetzt radikale Regeländerungen zu fordern oder umzusetzen, ohne zu wissen welche Auswirkungen diese auf Dauer haben und ob man damit in den Augen vieler Sportler dem Triathlon damit nicht seinen Reiz nimmt und zumindest den Langdistanztriathlon unattraktiver macht.
Vor Jahren haben wir uns hier die Köpfe heißdiskutiert, wegen des im Ausdauersport schier unlösbaren Dopingproblems.
Viele hier im Forum wollten nach den Dopingskandalen Nina Kraft, Katja Schumacher den eingeleiteten Verfahren gegen Leder und Vuckovic auch kapitulieren und
Doping freigeben, weil es nicht mehr kontrollierbar schien.
Stattdessen wurde aber 2003 ADAMS nebst einer Zentralisierung der Dopingbekämpfung durch WADA und NADA eingeführt, ein abgestuftes System an Trainingskontrollen etabliert, Elitepässe bei der DTU und bei der WTC eingeführt, Blutkontrollen nebst Blutpässen konzipiert und und und...
Komischerweise gibt es im Triathlon seit geraumer Zeit kaum noch hitzige bis hoffnungslose Dopingdiskussionen und die Forderung nach Freigabe aller Dopingsubstanzen, was meiner Meinung nach ein deutliches Zeichen dafür ist, dass das Dopingproblem, das in den 90er Jahren und frühen 200er Jahre den Profisport Triathlon nahezu zur Farce hat werden lassen, durch ein Bündel an Einzelmaßnahmen zumindest wirksam eingegrenzt werden konnte.
Genauso muss man mit dem Draftingproblem umgehen: sachliche Analyse und ein langfristiges Bündel an Einzelmaßnahmen, um die Problematik einzugrenzen.
Auf Sprintdistanzen und manchen Wettkämpfen der olympischen Distanz spielt es keine große Rolle, ob man hier das Windschattenfahren erlaubt. Den Triathloneinsteigern z.B. in Hamburg wird das egal sein und die ITU hat die entsprechende Schritte mit Freigabe z.B. bei der nächsten Altersklassen-Sprint-WM bereits eingeleitet.
Bei 70.3 -wettkämpfen sowie auch auf der Langdistanz (egal ob Challenge oder Ironman) sind die meisten Teilnehmer aber anders gestrickt als in Hamburg oder anderen Volksdistanz-Einsteigerwettkämpfen und auf den langen Distanzen muss man auch Respekt vor der Geschichte unseres Sports haben.
Kleine Startfelder mit großer Lesitungsspreizung, genügend und gut ausgebildete Kampfrichter, Athleten mit dem ernsthaftem Willen Draftingregeln zu beachten, passende Radstrecken usw. solange die bekannten Maßnahmen bei vielen Rennen nicht mal ansatzweise ernsthaft versucht wurden, braucht man über radikale Regeländerung längst noch nicht ernsthaft nachdenken.