Da muss man aber zwei Dinge unterscheiden - aktuell scheint egal wo egal wie versucht wird bei laufendem Betrieb ohne lockdown der Schutz von Risikogruppen (oder deren vollständige Isolation) nicht zu funktionieren. Wenn der Schutz dieser Gruppen durch eine Impfung gegeben ist sprechen wir über eine komplett andere Situation und dann muss man auch inzidenz Werte neu beurteilt werden. Wenn dann bei einer inzidenz von 500 keine schweren Fälle mehr auftreten rechtfertigt dass sicher keinen Lockdown mehr
Nein, das ist keine großartig andere Situation. Es ging vorher auch nie darum einfach nichts zu tun, sondern Maßnahmen konkreter zu treffen bzw. ggf. auch Lockdown. Aber auch wenn die Alten und Lehrer geimpft sind gibt es noch Risikogruppe. Das war vorher immer der Vorwurf. Natürlich verändert die Impfung viel. Vor allem eben auch die Risikoeinschätzung für eine Gesellschaft. Deshalb ist aber auch schon vorher eine differenzierte Diskussion notwendig und keine einseitige Fokussierung und Delegitimierung bestimmter Positionen, denn das führt zu später problematischen Pfadabhängigkeiten.
Da bin ich tendenziell optimistischer. Mit hohen Covid-19-Inzidenzzahlen (durchaus der aktuellen Größenorndung vergleichbar) kann man leben, wenn der Schutz der Risikogruppen gewährleistet ist. und das Gesundheitssystem in einem Ausmaß in Anspruch genommen wird, der seiner Kapazität entspricht.
Mag sein, dass man damit leben könnte (abgesehen von denen, die dann immer noch sterben), aber ich sehe keinen Grund, warum man damit leben wollen sollte.
"Calling for Pan-European commitment for rapid and sustained reduction in SARS-CoV-2 infections
Across Europe, the SARS-CoV-2 pandemic is causing excess deaths, placing a burden on societies and health systems, and harming the economy. Yet, European governments still have to develop a common vision to guide the management of the pandemic. Overwhelming evidence shows that not only public health, but also society and the economy benefit greatly from low COVID-19 case numbers. Vaccines will help control the virus, but not until late 2021. If we do not act now, further waves of infection are to be expected, with consequential further damage to health, society, jobs and businesses. Given open borders within Europe, a single country alone cannot keep the number of COVID-19 cases low; thus joint action and common goals among countries are essential. We, therefore, call for a strong, coordinated European response and clearly defined medium- and long-term goals."
Das wird da natürlich noch detaillierter ausgeführt.
Zu den Unterzeichnern gehört u.a. auch Streeck!
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Wahrscheinlich sind deine Annahmen gar nicht so weit weg von der Realität. Bei der Bewertung des Lockdowns würde ich jedoch den Effekt der Saisonalität etwas stärker betonen. Im Frühjahr führte nicht der vermeintlich striktere Lockdown zur stärkeren Absinkung der Fallzahlen, sondern der eintreffende Sommer und das wärmere Klima.
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Dass der Sommer, weil die Menschen da sich vorwiegend draussen getroffen haben - mehr lüften, die Aerosole wegen der Temperatur weniger lang in der Luft sind - einen grossen Anteil an der sommerlichen niedrigen Inzidenz hatte, wurde von der Wissenschaft regelmässig betont und scheint mir unstrittig. Wo findet man allerdings wissenschaftliche Artikel, die sagen, der dem Sommer vorhergehende Lockdown, die Kontaktreduzierung, im Frühling hätte die Infektionszahlen nur "vermeintlich" abgesenkt oder ist es Deine persönliche Einschätzung? Andere südliche Länder wie Spanien, Italien ergriffen noch viel drastischere Lockdown-Massnahmen wie DE trotz warmer Temperaturen im Frühling. Denkst Du, die sehr strikte Kontaktreduzierung in all diesen Ländern hätte keinen Einfluss gehabt? Es ging doch um das Konzept: "The hammer (Lockdown) and the dance", wobei "the dance" im Sommer die Augen zu lange blendete vor dem Herbst / Winter.
Es gibt meines Erachtens noch einen entscheidenden Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Welle. Aktuell ist das Virus viel gleichmässiger ausgebreitet (diffundiert) als im Frühling, wo die Ämter noch mit Kontakttracing erfolgreich waren, heute meistens zu spät wegen Überlastung oder gar keines mehr möglich ist.
Die entscheidende Wende im Spiel bei der Pandemiebekämpfung bringt für die westlichen Ländern die Impfung, für China, Australien, Neuseeland, Vietnam u.a. die konsequente Abriegelung von Hotspots und konsequente Quarantänemassnahmen vor oder während der ersten Welle, um eine Diffusion in der Bevölkerung zu verhindern, und jetzt, bevor es dort eine zweite Welle gibt, die Impfung. Die genannten Länder haben alle keine 2. Welle! Dank Lockdown, Abriegelung, Quarantäne etc. (und nicht wegen des Wetters). Wirtschaftlich und gesundheitspolitisch gesehen stellen sich China, Australien, Neuseeland, Vietnam, Taiwanetc, als Gewinner im Umgang mit der Pandemie dar.
Bei positiven Test schaut der Befund zumindest bei unserem Labor mittlerweile so aus (im März und April, war das noch bei weitem nicht so detailliert):...
Danke, so sehen hoffentlich alle positiven Befunde aus, so ist es aussagekräftig. Ideal wäre jetzt eine standardisierte Skala, die verschiedene Tests und Labore vergleichbar macht, um Grenzwerte/Graubereiche zwischen infektiös und nicht infektiös möglichst eindeutig zu machen. Aber Standardisierung in medizinischen Labortests ist meistens
nur ein hehres Ideal, das habe ich bei Borreliose-Tests auch gelernt.
Zitat:
Zitat von Hafu
Bei positivem Ergebnis im Rahmen einer Ersttestung weiß man aber nicht, ob die Viruslastkurve gerade ansteigt (der PCR-Test ist positiv bevor das Virus seine maximale Replikationsrate erreichjt hat) und der cT-Wert ein bis zwei Tage später niedriger ist (niedrig bedeutet höhere Infektiosität), oder ob die Infektiositäts-Kurve gerade fällt
Das ist klar, jeder Test kann nur eine Momentaufnahme sein. Ich schätze aber, bei solchen Fällen kann z.B. eine Empfehlung zum Test wiederholen in xx Tagen drauf stehen, für den Fall daß man den Trend erkennen will. Auf jeden Fall sollte sowas helfen, unnötige Quarantäne bei dringend benötigtem medizinischen Personal oder sonstigen Berufen mit hoher Relevanz zu vermeiden.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Mag sein, dass man damit leben könnte (abgesehen von denen, die dann immer noch sterben), aber ich sehe keinen Grund, warum man damit leben wollen sollte.
Vielleicht weil es in Deutschland doch einige Menschen gibt, die irgendwann wieder arbeiten gehen müssen (oder wollen)?
Und weil der Staat die verursachten Mehrkosten (durch Lockdown*) auch nicht auf ungebrenzte Zeit zahlen kann?
(*und die damit verbundenen drastisch reduzierten/verminderten Steuereinnahmen)
Vielleicht weil es in Deutschland doch einige Menschen gibt, die irgendwann wieder arbeiten gehen müssen (oder wollen)?
Und weil der Staat die verursachten Mehrkosten (durch Lockdown*) auch nicht auf ungebrenzte Zeit zahlen kann?
(*und die damit verbundenen drastisch reduzierten/verminderten Steuereinnahmen)
Und wenn man die Pandemie ungebremst eine Schneise schlagen lässt, dann ist das gut für die Steuereinnahmen, das Gesundheitssystem, die Arbeitgeber...... ?
Wo findet man allerdings wissenschaftliche Artikel, die sagen, der Lockdown, die Kontaktreduzierung, im Frühling hätte die Infektionszahlen nur "vermeintlich" abgesenkt oder ist es Deine persönliche Einschätzung?
Das gibt es wohl ebensowenig, wie den wissenschaftlichen Nachweis, daß die Fallzahlen wegen der Maßnahmen (oder gar wegen ganz bestimmter Maßnahmen) zurückgingen. Beides sind Korrelationen, die mit einiger logischen Plausibilität gewisse Kausalität nahelegen. Mein persönlicher Eindruck ist, daß die Korrelationen zum Wetter etwas deutlicher erscheinen, als die Korrelationen zu den Maßnahmen, wenn man quer über verschiedene Länder und Kontinente schaut (weniger kalt reduziert die Zahlen fast immer, strenge Maßnahmen wirken mal nach zwei Wochen, mal nach vier Monaten ). Es dürfte zu multikausal sein, um einfache Nachweise zu führen - das wird dann noch viele Dissertationen der nächsten Jahre füllen.
Zitat:
Zitat von qbz
...als im Frühling, wo die Ämter noch mit Kontakttracing erfolgreich waren, heute meistens zu spät wegen Überlastung oder gar keines mehr möglich.
Daß die Kontaktverfolgung jemals "erfolgreich" waren im Sinne von "fast alle" Kontakte erfasst, halte ich für Selbsttäuschung. Schon im Frühling sprach man von nennenswerten Dunkelziffern, gestützt durch Stichproben-Testreihen, oder? Erfolgreiches Kontakttracing müsste die Dunkelziffer auf geringe Prozentzahlen drücken können. Aber dafür ist die Methode mit Auswertung von handgeschriebenen Listen vom Friseur und hinterhertelefonieren viel zu langsam.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Mag sein, dass man damit leben könnte (abgesehen von denen, die dann immer noch sterben), aber ich sehe keinen Grund, warum man damit leben wollen sollte.
"Calling for Pan-European commitment for rapid and sustained reduction in SARS-CoV-2 infections
Across Europe, the SARS-CoV-2 pandemic is causing excess deaths, placing a burden on societies and health systems, and harming the economy. Yet, European governments still have to develop a common vision to guide the management of the pandemic. Overwhelming evidence shows that not only public health, but also society and the economy benefit greatly from low COVID-19 case numbers. ...
Ich finde gut, was in dem Papier drin steht, aber der "overwhelming evidence" stammt höchstwahrwscheinlich aus dem Vergleich stärker von covid-19 betroffenen Staaten mit den Musterländern Neuseeland, Australien, Taiwan oder China.
Dort funktioniert öffentliches Leben und Wirtschaft nahezu perfekt wieder, aber deren extrem niedrige Fallzahlen werden wir auf absehbare Zeit nicht erreichen. Da muss man realistisch bleiben. Dieser Zug ist abgefahren und um die Situation von Taiwan oder Neuseeland zu erreichen, hätten die Grenzen schon Anfang März geschlossen werden müssen.
Natürlich ist die Pandemiebekämpfung eine weltweite, mindestens aber paneuropäische Aufgabe und hier läuft (z.B. bei der Impfstoffverteilung und bei der gegenseitigen medizinischen Hilfe) zum Glück vieles aktuell deutlich besser als in der ersten Welle.
Aber es ist unrealistisch zu hoffen dass Lockdown-Maßnahmen von z.b. Österreich, Belgien, Ungarn, Polen oder uns demnächst synchronisiert werden, selbst wenn das epidemiologisch bei offenen Grenzen sinn machen würde.
Die Abstimmung der Infekteindämmung klappt meist ja nichtmal innerhalb Deutschlands zwischen allen Bundesländern. Zu hoffen oder zu fordern, dass ein Orban in Ungarn dieselbe Covid-19-Strategie fährt wie Deutschland ist eine Illusion.
Und ich sehe auch keinen Weg, wie man selbst mit paneuropäischem Vorgehen den in jedem Land existierenden Prozentsatz an Impf- und Corona-Skeptikern, Verschwörungsgläubigen etc. erreichen kann, die in ihrem privaten Bereich bewusst auf AHA-Regeln pfeifen, weil es nicht in ihr Weltbild passt.
Alleine dieser Teil der Bevölkerung der bei uns um die 15% ausmacht und den es ja genauso auch in anderen Ländern gibt, wird dafür sorgen, dass die Fallzahlen bis zum Sommer kaum in einen wünschenswert optimalen Bereich fallen werden.