Hey,
hier mein Rennbericht aus Kalmar. Vorab vll. noch ein paar einleitende Sätze:
Ich habe Ende 2024 zu Arne ins Coaching gewechselt und das Ziel 9:30 für Kalmar ausgegeben. So startete unsere Zusammenarbeit, die ziemlich optimal verlief. Ich war seitdem nicht einmal krank und konnte jede Trainingseinheit durchziehen. Ganz grob plante ich 1:05-1:10 zu schwimmen, 4:50-5:00 zu radeln und dann unter 3:20 zu laufen.
Es warteten gestern ziemlich optimale Wetterbedingungen auf uns, sodass es keine Ausreden gab. Ich fühlte mich topfit und hatte richtig Bock!
Schwimmen:
Die Wassertemperatur betrug 19 Grad und war somit ebenfalls optimal für mich. Der Kurs an sich ist etwas kompliziert und etwas weiter draußen hat man auch gut Welle gehabt. Dennoch konnte ich schon beim Schwimmen eine PB aufstellen und kam nach 1:02:29 aus dem Wasser. Meine bisherige PB auf der LD lag bei 1:07:xx. Seit dem Frühjahr hatte ich nebenbei Stunden bei einem Schwimmcoach genommen und das scheint sich ausbezahlt zu haben.
Gegen Ende der Schwimmstrecke schwimmt man recht nah am Land und unter Brücken hindurch. Das ist wirklich super, weil man das zahlreiche Publikum wahr nimmt. Das gibt nochmal einen zusätzlichen Push!
Rad:
Ab aufs Rad und los über die Öresund-Brücke nach Öland. Ich fühlte mich gut, verpflegte mich regelmäßig und brachte die besprochenen Watt auf die Pedale. Die Runde auf Öland beträgt inkl. Brücke ca. 110 km. Auf der ersten Hälfte waren noch recht viele Zuschauer an der Strecke. Der Weg zurück in den Norden ist dann recht langweilig und etwas zäh (vor allem weil es gegen den Wind zurück ging). Also freute ich mich als ich dann wieder auf die Brücke fuhr. Denn die Nordschleife auf dem Festland ist wirklich schön und abwechslungsreich. Aktuell hatte ich einen 36,5 km/h-Schnitt und war somit voll im Soll was die Zielzeit anging.
Plötzlich machte es laut knack und meine linke Kurbel löste sich vom Tretlager. Das kann doch nicht wahr sein! Ich stand ziemlich genau mittig auf der Brücke mit meiner Kurbel in der Hand. Die Schraube, die die Kurbel am Rad hält konnte ich nicht finden. In der Situation war das der schlimmste Tag in meinem Leben. Ich weis, das ist übertrieben, denn es ist nur Triathlon. Aber ich habe in den letzten Monat wirklich alles gegeben um mein Ziel zu erreichen und es lief alles wie am Schnürchen bis hierher. Ich bin sehr ordentlich und penibel was mein Material betrifft. Mein Cervelo-P-Series ist sehr gepflegt und ich gebe es vor jeder LD in den Radladen zur Inspektion. Und so hatte ich es auch diesmal in der Vorwoche getan. Bitte erspart mir jegliche Kommentare á la "selber machen" oder "Amateure"... ich bin schon genug gebeutelt mit der Situation.
Also, ein Bike-Service war weit und breit nicht zu sehen. Es blieb mir also nichts anderes übrig als den "walk-of-shame" zur Wechselzone zu beginnen. In der linken Hand meine Kurbel und in der rechten mein Rad. Insgesamt habe ich 65 Minuten Fußmarsch hinter mich gebracht bis ich dann endlich am Bike-Serivice an kam. Eine lange Zeit zum Nachdenken, sich bemitleiden (ja, auch Tränen verdrücken) und vor allem zu entscheiden, ob man das Rennen fortsetzen soll. Ein auf und ab, ein hin und her. Aber das Publikum war unglaublich. Eigentlich wollte ich mein Rad gerade hinlegen und aufgeben, da schob mich die Menge schon auf den Partykreisel zum Bike-Service und die beiden Herren begannen sofort zu retten was zu retten war. Die fehlende Schraube wurde innerhalb von wenigen Minuten organisiert und das Rad mir vor die Nase gestellt. Wer es nicht kennt: An diesem Kreisel nahe der WZ fährt man insgesamt drei mal vorbei und dort ist ein richtiger Hotspot. Und als mein Rad fertig war hat die Menge geschrien und gejubelt. Was blieb mir anderes übrig als wieder aufzusteigen für die letzten 60km? Außerdem wollte ich schon wissen wie schnell ich laufen kann und ob die Stimmung auf der Marathonstrecke wirklich so hervorragend ist.
Also rauf aufs Rad und los.. ab dem Zeitpunkt nur noch überholt, da ich mich natürlich mitten im Feld befand. Am Ende stehen 175km auf dem Wahoo mit einem Schnitt von 36,6 km/h. Es wäre wohl irgendwas um die 4:50-4:55 geworden. So waren es 5:55 lt. Tracker. Mental waren das wirklich die schwersten 60 km für mich, da ich eigentlich nur darüber nachgedacht habe, ob ich den Marathon wirklich laufen, oder lieber noch ein anderes Rennen machen sollte.
Laufen:
Das Ziel war klar: Der Marathon unter 3:20. Meine bisherigen PB auf der LD lag bei 3:27, da ich regelmäßig Verpflegungsprobleme hatte.
Ich lief los und es rollte einfach perfekt. Die Stimmung war wirklich unfassbar. Was die Schweden hier aus diesem kleinen Örtchen machen ist der absolute Hammer! Ich war wie im Tunnel und eigentlich zu schnell. Arne und ich hatten 4:35 abgesprochen und die Kilometer flogen nur so zwischen 4:20 bis 4:30 dahin. Wenn nicht heute Risiko gehen, wann dann? Bei km 30 betrug die Durchschnittpace 4:28 und ab km 36 musste ich dann etwas rausnehmen.
Am Ende steht eine 3:13:55 für den Marathon und das ist endlich mal der Marathon den ich mir vorstelle. Klar, ich hatte eine Stunde "Pause" beim radeln. Aber mental war es sicherlich das härteste, das ich bei einer LD erleben musste.
Der Zieleinlauf auf dem Marktplatz in Kalmar ist grundsätzlich echt richtig geil. Ich denke ich hätte es deutlich mehr gefeiert, wenn ich unter 9:30 eingelaufen wäre. Am Ende steht offiziell iene 10:21 mit 1:05 Radwandern. Warscheinlich habe ich noch das Beste draus gemacht mit dem Finish und der Erkenntnis, dass ich gut laufen kann. Trotzdem fühlt es sich heute immernoch sehr bitter an. Denn ich war fit und die Bedingungen ebenfalls super. Aktuell kreisen meine Gedanken zwischen "in vier Wochen ist die Challenge Almere" und "Lass es einfach. Im nächsten Jahr holst du dir die 9:30 in Roth". Ganz schlimm dieses hin und her.
Aber: Der Ironman Kalmar ist eine absolute Empfehlung. Hier lebt eine ganze Stadt diesen Triathlon und alle machen mit. Ohne dieses Publikum wäre ich vll. nicht mehr aufs Rad gestiegen.
Ich war heute noch bei der Slotvergabe für die beiden WMs. Wenig überraschend: Die Nizzaslots konnte jeder haben, der einen wollte. Überraschend: Die Hawaii-Slots für 2026 (die gab es ja nach dem neuen Verfahren) wurden ebenfalls gut durchgereicht. Viele Slots gingen in den Performance-Pool und auch da haben viele nicht angenommen. Auffällig war, dass die Herrschaften zwischen 50 und 60 in der Überzahl waren was die Slotangebote anging. Das hatte Arne ja auch schonmal in einem anderen Thread bemängelt.
So viel von mir aus Kalmar! Vielleicht hilft der Bericht dem einen oder anderen. Auch wenn es hier viel um mich ging.
