In dem Unternehmen, in dem ich angestellt bin, gibt es neben mir und dem Geschäftsführer noch andere Mitarbeiter. Da gibt es solche, die sind zum großen Teil ihrer Arbeitszeit vom Tagesgeschäft befreit. Sie schnüffeln neue Trends auf, gehen zu Konferenzen, analysieren Kundenprojekte, was die Konkurrenz tut. Sie berichten direkt der Geschäftsführung. Denn wenn der Geschäftsführer sonstwo liest oder hört, dass es einen neuen Trend gibt und wir die Kundenanfragen nicht bedienen können, dann wird er sauer, denn er weiß: er ist zu spät dran, das Geld kassieren jetzt andere. Ähnliches pro-aktives Verhalten erwarte ich von unserer politischen Führung.
Auch dein Geschäftsführer wird wissen (oder sollte es) dass es Szenarien gibt, in denen die Antwort deines Chefs sein wird "wir müssen den Laden temporär zumachen" sein wird.
Manche Risiken (nichts anderes ist es) kannst du versichern, die Versicherung wird auf ihrer Seite wieder Risiken von vielen Firmen zusammen bündeln und sich mit Rückversicherungen abdecken, aber nicht alle Risiken sind versicherbar oder rückversicherbar.
Um mal von deinem "Kundenaufträge" die du eben steuern oder ablehnen kannst einen etwas passenderen Vergleich zu bringen. Deine Firma wird ITler haben, diese ITler werden immer wieder zu deinem GF gehen und sagen sie brauchen mehr Leute, weil es Risiken gibt, IT Sicherheit, Verfügbarkeit etc. Dein GF wird aber nur X % von den Ressourcen in IT stecken wollen. Den Rest der Fälle, die die ITler an den GF melden, akzeptiert er. Er kann vllt Verträge mit anderen Firmen machen im Sinne von "wenn 10 % meiner Systeme kaputt gehen, oder gehackt werden, bringt mir Firma Y innerhalb von 6 Stunden neue Computer". Wenn du jetzt aber eine Situation hast, bei der in ganz Deutschland in quasi jeder Firma dauernd Computer kaputt gehen oder gehackt werden, dann wird Firma Y mit den Schultern zucken und dir sagen, Pech gehabt. Dann ist es natürlich einfach von den ITlern zu sagen "siehste GF, wir haben dir das seit Jahren gesagt", bringt dir aber nix und wäre die ganzen Jahre auf Kosten der Rendite gegangen, was für weniger Gehalt bei der ganzen Firma gegangen wäre, kommt sicher gut an.
In dem Unternehmen, in dem ich angestellt bin, bin ich angestellt, dass ich für das Unternehmen Geld verdiene. Das ist meine Aufgabe, daran werde ich jedes Quartal gemessen.
Dieses Unternehmen hat einen Geschäftsfüherer. Von ihm wird nicht erwartet, dass er Geld durch Kundenaufträge generiert. Er muss das Unternhmen führen und auch einen Weit- und Überblick haben, um das Schiff durch das Geschäftsjahr zu führen. Er muss es rechtzeitig rüsten und vorbereiten, dass es auch einen Sturm oder Brand statthält. Ich muss das nicht tun, ich verliere mich im Tagesgeschäft und soll das auch. Ähnliches wie ich von unserer Geschäftsführ erwarte, erwarte ich von unsere politischen Führung.
(Im ürbrigen erinnere mich an Meldungen von vor wenigen Jahren, wo es hieß, dass wir ja eigentlich nur noch ein paar zentrale Krankenhäuser in DE bräuchten)
Ich kann mich noch gut an das Gutachten erinnern, welches die Basis für die Streichungen von Krankenhäusern in der Fläche empfahl und welches damals zum Glück keine Mehrheit mehr fand.
Deine Erwartung an die Regierung finde ich erstaunlicherweise sehr autoritär und zentralistisch und den Vergleich der Aufgaben eines Betriebsleitung mit einer Regierung komplett falsch. Du wirst das sicher verstehen, weshalb das so enfach nicht passt, ohne dass ich jetzt viel dazu schreibe.
Auch dein Geschäftsführer wird wissen (oder sollte es) dass es Szenarien gibt, in denen die Antwort deines Chefs sein wird "wir müssen den Laden temporär zumachen" sein wird.....
Ich möchte ja auch nicht der politischen Führung alles zuordnen. Ich bin froh, dass ich keine politsche Verantwortung habe. Wenn man aber nach 9 Monaten Corona zugeben muss, dass Corona ausser Kontrolle ist (Söder), dann kann man mal über Alternativen nachdenken, finde ich. Scheinbar hatte der bisherige Weg dann ja irgendwo (große) Schwächen. Die gilt es ausfindig zu machen und anzugehen.
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Deine Erwartung an die Regierung finde ich erstaunlicherweise sehr autoritär und zentralistisch und den Vergleich der Aufgaben eines Betriebsleitung mit einer Regierung komplett falsch. Du wirst das sicher verstehen, weshalb das so enfach nicht passt, ohne dass ich jetzt viel dazu schreibe.
Natürlich hinkt mein Vergleich. ich möchte auch nicht, dass unsere Land wie ein Unternehmen geführt wird. Mir geht es nur darum, dass man an eine politische Führung andere Anforderungen haben kann als an mich.
Meiner Meinung nach wäre es eine sinnvolle Maßnahme gewesen, in Gesundheitsämter intelligente Schutzmaßnahmen für Hochrisikogruppen auszuarbeiten, statt zu versuchen, allen hinterher zu telefonieren.
Das scheint ein Standardsatz zu werden. Aber wie genau soll denn dieser Schutz aussehen?
1. Ich kenne keine Pflegeeinrichtung, die keine besonderen Maßnahmen zum Schutz ihrer Bewohner getroffen hätte. Jede seriöse Einrichtung hat ein Hygienekonzept speziell für seine Bedürfnisse entwickelt. Das reichte von besonderen Reinigungsanforderungen (alles wurde mehrfach desinfiziert) über starke Besuchseinschränkungen bis hin zum Verbot. Angestellte wurden regelmäßig getestet. In meinem Haus wohnen zwei Parteien, die in verschiedenen Pflegeeinrichtungen arbeiten, die da ausführlich berichteten. Was soll das Gesundheitsamt jetzt noch ausarbeiten? Alle nach hause schicken?
2. Das RKI hat auf der Webseite Zahlen veröffentlich, die die Infektionen nach Alter sortieren. Die Altersgruppen sind jeweils in 10er Jahren einsortiert. Dabei fällt auf, dass jede Altersgruppe ab 20 bis 60 sehr viel höhere Infektionszahlen aufweisen (Stand KW 49).
3. Die vermeintliche Risikogruppe (HRG) wird betreut von der Gruppe der 20 - 60 Jährigen. Wenn wir also die "besondere Maßnahmen" - wie auch immer die noch aussehen mögen - für die Risikogruppe treffen, betrifft das ebenso das gesamte Ärzte- und Pflege- und Reinigungspersonal und deren Angehörigen und die Familien der HRG aus dem direkten Umkreis. Wer möchte den Kreis derer hier genau definieren und bestimmen?
4. Zu den "Alten" kommen auch noch jüngere Menschen mit schwereren Vorerkrankungen, z.B. Krebs... diverse. Hier gilt dann wiederum das gleiche, was ich unter Punkt 3 schrieb. Nicht jede relevante Vorerkrankung ist auch meldepflichtig. Wie kann man also hier den Kreis jener definieren, einschränken und schützen?
Allgemein habe ich den Eindruck, dass häufig mit dem Finger auf die Risikogruppe gezeigt wird - ähnlich einer Stigmatisierung. Was soll das? Geht´s noch? Hier fehlt mir jedes... wirklich JEDES Verständnis.
Es ist meiner Ansicht nach nicht möglich, nur eine Gruppe an Menschen schützen zu wollen, ohne dass auch alle anderen involviert sind. Die Frage muss auch hier lauten, wie haben sich die Menschen der HRG überhaupt angesteckt? Wie kommt die Erkrankung in eine solche Einrichtung, wenn diese doch quasi abgeschottet ist?
Ich meine mich erinnern zu können, dass ich einen ganz ähnlichen Text im November hier in diesem Faden schon einmal schrieb.
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Phantasie ist etwas, das sich manche Leute gar nicht vorstellen können.
Um mal ein Beispiel zu bringen, warum das mit den Vorgaben erneut nicht klappen wird und wie sehr die Realität halt von der Theorie abweicht und wie stark auch die Aussagen "Ich finde die Maßnahmen gut." von "Wir halten die Maßnahmen auch ein." abweichen...
Ich hatte gestern ein Telefonat mit meiner Mutter wegen Weihnachten. Es ging auch ums Weihnachtsessen. Mein Standpunkt war: geht nicht, auch nicht mit der "Haushalt + vier haushaltsfremde Personen über 14", da meine Eltern plus Oma plus wir ja fünf Leute sind, wenn wir uns bei meiner Schwester treffen wollen.
Ihre entrüstete Aussage war nur "Ja, wir können ja die Oma kaum in den Schlot hängen." aber andererseits findet sie die Maßnahmen ja gut und richtig.
Das ist dasselbe wie "Ich finde 130km/h richtig, aber heute fahre ich ausnahmsweise EINMAL 140km/h". Aus dem einmal wird dann halt ein zweites Mal usw. bis daraus halt Gewohnheit wird. Und ergo ist die Maßnahme ad absurdum geführt.
Das Problem ist, dass man mit solchen Leuten dann auch nicht argumentieren kann. Zumindest hatte ich da gestern keine Lust mehr drauf.
Das scheint ein Standardsatz zu werden. Aber wie genau soll denn dieser Schutz aussehen?...
Was ich mir so denke, ist folgendes: Bio-Ingenieure entwickeln einen Impfstoff. Dieser wird in kurzer Zeit genehmigt. Es werden in Windeseile Impfzentren aufgebaut, um Millionen von Menschen zu impfen. Monatlich machen wir neue Schulden in zweistelligen Milliardenbeträgen (!!), ganze Wirtschaftszweige werden lahmgelegt. Relativ wenige Politiker beschließen Maßnahmen, die wortwörtlich bis in mein Wohnzimmer hineinreichen. Andere Maßnahmen werden an einem Nachmittag beschlossen und abends gibt es auf den Straßen in Stuttgart bereits erste Polizeikontrollen. Ohne das alles bewerten zu wollen, denke ich mir: Wahnsinn, was so alles möglich ist...
Und dann: da gibt es Dinge, die sind scheinbar unheimlich schwierig und kompliziert, z.B. zusätzlicher (!) Schutz von Hochrisikogruppen. Mal sind es zu viele, mal kennt man sie nicht, mal geht es um Ausgrenzung.
Ich bin Laie und habe vielleicht einfach nicht das Wissen oder die intellektuellen Fähigkeiten, aber verstehen tu ich das nicht.
(damit ich nicht missverstanden werde: danke für deine Ausführungen. Was ich geschrieben habe soll keine Kritik oder Provokation an deinem Posting sein)