Nun ist auch der Oberwaldlauf, der auf meiner Heimstrecke stattfindet, überstanden und ich konnte meine letzte "Jahresbestzeit" von vor zwei Wochen verbessern.
Den Hardtwaldlauf letzte Woche musste ich leider auslassen weil ich nach der langen Hawaii-Nacht und der Freude über Sebastian Kienles Sieg nicht aus der Falle gekommen bin. Der Wecker hat zwar geklingelt und ich wurde wach, aber nachdem ich einige Sekunden in meinen Körper hineingehört habe, war mir klar, dass jegliche Form von Sport meinen Zustand nicht verbessert hätte und so habe ich den Wecker ausgeschaltet und bin liegen geblieben.
Was das "Training" angeht, so habe ich nach dem Turmberglauf zwei ruhige Läufe über 10 km absolviert und ein paar Tempowechselläufe gemacht, um die gedachte Race Pace zu üben. Ich bin mir nicht sicher, ob man unseren wöchentlichen Tanzkurs auch als Vorbereitung verbuchen kann, ich schwitze aber immer wie ein Affe dabei.
Ansonsten war ich einige Male schwimmen, weil der Sifi-Man näher rückt (es werden noch Teilnehmer gesucht!) und ich das Schwimmen seit Juli sträflich vernachlässigt habe. Im Schwimmen bin ich zwar auch keine Rakete, aber zumindest die geforderten 1000 m durchschwimmen würde ich dann doch gerne.
Die Versagensangst hat mich also ins Wasser getrieben. Ich bin aber auch froh drum, Schwimmen ist wunderbar für die Seele.
Zum Glück gewinnt nicht jede Woche jemand aus der Karlsruher Gegend den Ironman Hawaii und somit war das Antreten beim Oberwaldlauf zu einer sehr humanen Startzeit von 14:30 Uhr kein Thema. Vom Einkaufen und Putzen war ich schon etwas vorermüdet, aber dennoch hoffnungsfroh.
13:40 Uhr daheim losgeradelt, kurz vor 14:00 Uhr erfolgreich für 6 Euro nachgemeldet, die schöne Startnummer 363 erhalten und zehn Minuten später quasi startbereit.
Die Holde hatte beschlossen, dass das Wetter gut genug war um mich an der Strecke zu supporten und Fotos zu machen. Im Endeffekt lief das darauf hinaus, dass sie sich sonnte und dabei mein Handy und meinen Schlüssel bewachte. Beides war hinterher noch da - großes Lob!
Das Wetter war auch bei diesem Lauf erstklassig, strahlender Sonnenschein, spätsommerliche Temperaturen. Im Gegensatz zum Turmberglauf geht der Oberwaldlauf überwiegend durch bewaldetes Gebiet und somit war direkte Sonneneinstrahlung kein Problem.

[Kurz nach dem Start]
Der Start erfolgte pünktlich und wie gewohnt war der erste Kilometer aufgrund der anfangs recht schmalen Wege mit etwas über 6 Minuten der langsamste. Danach konnte ich recht bald mein Tempo finden und beschloss, ein paar Sekunden schneller zu laufen als ich mir eigentlich zutraute und zu riskieren, dass ich gegen Ende einbreche.
"Man muss einem guten Tag auch mal eine Chance geben" höre ich Arne noch in einer seiner Sendungen sagen und ich wollte mal antesten, was der Tag denn so kann.
Die gewählte riskante Pace war 5:25. Zum Glück war ich zu angestrengt, um mir darüber Gedanken zu machen, in was für einer bejammernswerten Form ich eigentlich bin.
Die nächste Zeit verbrachte ich damit, meinen Takt beizubehalten und mich mental auf die Phase zwischen Kilometer 6 und 8 vorzubereiten. Erfahrungsgemäß und auch von Fachleuten dokumentiert ist die Not am größten und ich wollte mich auf keinen Fall durch die zu erwartende Lustlosigkeit meines welken Fleisches beeindrucken lassen.
Überrascht und von meinen unausgesprochenen Durchhalteparolen abgelenkt wurde ich dadurch, dass ca. bei Kilometer 6 eine Wasserstation war. Ich glaube, das gab es in den letzten Jahren nicht. Vielleicht war mein Hirn aber auch schon so blutleer, dass ich es nicht mitbekommen habe.
Kurz den Mund ausgespült, den Rest über die Birne geschüttet, keine Zeit verlieren.
Ich war nun im gefürchteten Kilometerbereich - in der noch übleren Phase des Rennens. Wenn ich's mir recht überlege, so richtig gut geht es mir bei einem 10-km-Lauf eigentlich nie. "Nicht langsamer werden, das gehört so, dass es sich scheiße anfühlt" und ähnliche geistreiche Dinge gingen mir durch den Kopf. Dranbleiben, irgendwie raus aus der Todeszone. Und tatsächlich schaffte ich es, nicht langsamer zu werden, obwohl ich schon große Lust auf ein Päuschen hatte.
Irgendwann erschien das erlösende Schild mit der 8 und ich fühlte mich gerettet - nur noch zwei Kilometer. Die Erleichterung reichte, mich bis zu Kilometer 9 zu tragen. Ich konnte sogar noch einige langsamer werdende Mitläufer einsammeln.
Das schöne am letzten Kilometer ist, dass er gefühlt nur 500 m lang ist. Nach ca. 500 m kommt man nämlich wieder aus dem Oberwald raus und es geht aufs Gelände des TUS Rüppurr, wo es über den Rasen und dann auf eine dreiviertel Runde auf der Bahn geht. Das zählt dann irgendwie schon nicht mehr.
Daran, dass ich am Ende nur noch minimal Tempo zulegen konnte, erkannte ich, dass ich die Batterie vorher schon ordentlich leergefahren hatte. Zum Glück war das Rennen genau da zu Ende.
Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich meine Wunschzeit von 55:30 um fast eine Minute unterboten hatte. Tolles Wetter, alles gegeben und für meine Verhältnisse eine klasse Zeit erzielt. Alles gut.
Hier komme ich angedüst, ca. 150 m vor dem Ziel:
Ich habe gesehen, dass am 16. November der KSC Schlossparklauf über 9,9 km ansteht und habe beschlossen, dass ich den auch noch mitmache. Das soll es dann aber auch gewesen sein mit den Läufen in diesem Jahr.
Nächstes Jahr möchte ich an meiner Marathonbestzeit arbeiten und habe mir dafür den Bienwald-Marathon im März als erste Testmarke vorgenommen und dann wieder den Baden-Marathon im September.
Mein Knie wird vermutlich nicht ewig halten und solange es noch tut, müssen die 4 Stunden geknackt werden. Ich habe wieder Lust aufs Laufen bekommen und das sollte ich ausnutzen. Falls der Körper mir dann doch wieder einen Strich durch die Rechnung macht, bin ich zumindest nicht kampflos gescheitert.
Herzlichen Dank an alle, die mir mit Tipps und Zuspruch geholfen haben!
Und sorry dafür, dass das hier mal wieder etwas länglich geworden ist.