Danke für die Infos bis hier. Bin da auch gerade gefordert. Habe letztes Jahr das Vereinstraining, das eigtl. für uns alte Säcke gedacht war, in der Halle geleitet. Und im Frühjahr waren dann keine alten Säcke mehr da, sondern nur mehr die Kinder der alten Säcke, hauptsächlich Mädels.
Jetzt drängt sich die Frage auf: Wie soll ich dem alleine beikommen? Einen Schwimmtrainer hab ich bei der Hand, eine 18jährige ehemalige Schwimmerin ist auch mit dabei. Die haben beide zugesagt.
Ich kann aus zeitlichen Gründen nur einmal pro Woche ein Training anbieten, einen Platz dafür hab ich bei uns in der Schule: Da ist eine Halle und ein Hartplatz und ein großer Park, mit einer 400m Crosslaufrunde. Den haben wir im Frühjahr schon fleißig genutzt. Als Sportlehrer hab ich da natürlich genug Ideen und Materialien, um die Kids 2h ordentlich zu fordern. Ein paar Mal sind wir auch raus laufen gegangen, aber da geht die Schere soweit auseinander, dass es schwierig ist, das zu koordinieren ohne meine Aufsichtspflicht zu verletzen.
Meiner Meinung nach gibt es bis 16 Jahre zwei wichtige Themen:
1. Technik, Technik, Technik. Davon werden die schnell.
2. lange, langsame, aber lustbetonte Einheiten.
1. kann ich gemeinsam mit dem Schwimmtrainer und den alten Säcken, die ich da und dort mal einspanne, halbwegs abdecken.
2. kann ich nicht abdecken. Das müssten die Eltern machen, was die aber garantiert nicht tun. Evtl. kann man 1x/Monat etwas längeres gemeinsam machen: Bergtour, Mountainbike, ... RR haben die Jugendlichen nicht.
Im Grunde geht es mir darum, erstmal das Feuer soweit zu entfachen, dass sie sich aus eigenem Antrieb mit dem Triathlon auseinandersetzen und sich motivieren. Ich kann kein Leistungszentrum Triathlon anbieten und jedes Training läuft über mich. Die müssen von sich selbst aktiv werden. Als Ziel hab ich eine (2,3,...) Jugendstaffel(n) beim hiesigen Sprinttriathlon im Juni ausgerufen.
Meine eigenen Kinder sich auch dabei und mitunter die ehrgeizigsten. Deswegen ist mir die ganze Sache schon ein großes Anliegen und ich hab mich selbst auch dazu entschieden, etwas zu geben, was nicht selbstverständlich ist.
Ich werde jetzt einfach mal einen Schwimmkurs organisieren, dazu ca. 1x/Monat eine gemeinsame Herbstwanderung (evtl. Mountainbike) ausrufen und das wöchentliche Donnerstagstraining leiten. Ich denke, damit hab ich getan, was man von mir verlangen kann?
Nik
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Failing Forward. Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht. (Rosa Luxemburg)
Nichts für ungut aber du bist doch sport Lehrer!? Wie kommst du dann zu deiner 2. Aussage?
Ausdauer ist erst ab etwa 18 Jahren das primäre was trainiert werden sollte. Ansonsten Technik bis 16. Und ab 14 Schnelligkeit und Kraft.
Deshalb würde ich keine langen Einheiten machen...
Lass sie doch Mensch ärgert dich nicht spielen. Ein großes Viereck und innen drin 4 Mannschaften und pro Mannschaft 1 Würfel. Dann würfelt der erste pro Mannschaft schiebt seine Figur der Anzahl nach weiter und läuft die runden entsprechend außerhalb des Viereck bis er fertig ist und dann würfelt die nächste.
Fördert Kraft und etwad Intervall mäßig. Jenachdem wie groß das Viereck auch Ausdauer.
Und dann spielerisch Kraft Übungen bzw stabi wie z.b. liegestütz Duell. 2 Personen im liegestütz gegen einander alle in einer Reihe. Auf pfiff versucht man 3 x dem anderen auf die Hand zu klatschen ohne selbst getroffen zu werden. Sieger rückt eins auf Verlierer eins ab. So kämpft man auch gegen andere.
Ausdauer kannst du immer noch mit ner Rad Tor alle 2 wochen oder so trainieren. Und wenn jemand mit 16 so talentiert ist kann wer auch (manchmal) bei den alten �� mit trainieren
wer sich mit nachwuchstraining beschäftigen möchte, sollte einmal ins rahmentrainingskonzept für den nachwuchs der DTU reinschauen: http://www.dtu-info.de/home/training...terialien.html
auf derselben seite findet man auch eine schulsportbroschüre "triathlon im schulsport", was gerade fürs kindertraining gute hinweise und auch spielerische umsetzungen beinhaltet.
da ich das glück habe, hauptberuflich in einer triathlonnachwuchsabteilung zu arbeiten, könnte ich ganze abhandlungen darüber schreiben. ein paar sachen, die mir spontan einfallen:
- ist genügend qualifiziertes und auch längerfristig engagiertes personal vorhanden?
- wie ist die ausrichtung des vereins? spaß- oder leistungsorientiert? das meint jetzt nicht die trainingsinhalte, sondern mehr die methodische/organisatorische ausrichtung des trainings. leistungsorientiertes nachwuchstraining erfordert zb deutlich mehr schwimm- als radtraining. und das schwimmtraining muss hochqualitativ sein, was nicht nur gute trainer, sondern auch viel wasserfläche verbunden mit einer überschaubaren anzahl von kindern und die auch noch aufgeteilt in leistungshomogene gruppen bedeutet. kann oder will der verein das bieten? nimmt man zu viele kinder auf, vermischt leistungsschwache und leistungsstarke kinder, kann das training immer noch spaß machen, aber hemmt natürlich die leistungsstarken kinder in der entwicklung (und nimmt diesen dann irgendwann auch den spaß, da sie nicht ausbelastet werden).
- können trainingszeiten angeboten werden, die mit den schulzeiten (bei jugendlichen) und den arbeitszeiten der eltern (kinderbereich) korrespondieren? im kinderbereich werden die athleten zu 99% von den eltern zum training gebracht und wieder abgeholt.
- sich darüber klar werden, ab welchem alter konkret man anfangen möchte. je jünger desto mehr wasserfläche wird benötigt (siehe oben). im kinderbereich hat man große gruppen und große leistungsunterschiede. im jugendbereich nivelliert sich das ganze etwas (kleinere gruppen, leistungen nähern sich an), dafür muss dort dann mehr trainiert werden.
- abraten würde ich von einem training in den einzelsportarten, ausgenommen schwimmen im kinderbereich, da auch das kindertraining im triathlon überwiegend aus schwimmtraining besteht.
machen wir uns nichts vor, jeder sportartentrainer hat dann nur seine sportart auf dem schirm, niemand das große ganze. gerade in der belastungssteuerung kann das dann irgendwann zu einem problem werden. wir ärgern uns zb schwarz, wenn wir für nachmittag eine ga2 laufeinheit geplant haben, und der sportlehrer der schule vormittags eine 3000m leistungskontrolle ansetzt. das schmeißt dann unsere planung über den haufen, da wir dann nachmittags natürlich nicht auch noch was hartes machen können. und das ist nur der schuleinfluss, wie siehts da erst mit 3 konkurrierenden sportarten aus.
dazu kommt dann vll irgendwann zb das persönliche interesse eines disziplintrainers, sollte sich der athlet als talent in seiner sportart herausstellen.
- auf das engagement der eltern bauen. viele eltern sind bereit einiges für den sport ihrer kinder zu tun. vor allem bei wettkampffahrten oder aktivitäten neben dem normalen training die eltern mit einbeziehen.
- luxusproblem: sich überlegen ob man bereit wäre den besten athleten oder die beste athletin an einen stützpunkt abzugeben, wenn die bedingungen (wasserzeiten, trainingsgruppe) für eine weiterentwicklung nicht mehr gegeben sind. das fällt vielen vereinen schwer, weil es oft in den zeiten aktuell wird, wenn die athleten deutschlandweit vordere plätze belegen können und sich natürlich jeder verein das gern selbst an die backe heften möchte. dann muss man sich entscheiden...will ich das beste für den verein, oder für den athleten.
das sind nur ein paar punkte die mir sonntag vormittag spontan einfallen. bei konkreten fragen stehe ich auch gern per PN zur verfügung.
Nichts für ungut aber du bist doch sport Lehrer!? Wie kommst du dann zu deiner 2. Aussage?
Ganz einfach. Weil das in jeder Abhandlung über Jugendtraining steht. Lange langsame Inhalte, dazu Technik. 1. Methodischer Grundsatz im Kinder- und Jugendtraining: "Umfangsbetontes Ausdauertraining hat vor einem intensitätsbetonten zu stehen." (J. Weineck)
Das steht zumindest in meinen Skripten aus der Sportausbildung. Ich glaube du verwechselst "Ausdauer" mit "Kraftausdauer". Diese langen Bewegungseinheiten sind mMn auf keinen Fall falsch, weil sie einfach gesund sind, das Immunsystem stabilisieren, die aerobe Kapazität, die Bewegungsökonomie, die Kapitalisierung etc. verbessern. Dazu dann im Zuge des Techniktrainings die Schulung der richtigen Bewegungsmuster (Koordination) und wenn diese dann passen, die Arbeit an der Schnelligkeit und später dann an der Kraft.
Die Spieleformen, die du beschreibst, sind mir allesamt bekannt und fanden regelmäßig Platz in meinem Trainingsprogramm. Dazu noch viele andere. Glaub mir: Nach 15 Jahren Sportlehrer hat man schon einen Ahnung
Wenn dieser Aufbau nicht mehr stimmt, dann bitte ich um ernsthafte Belege.
@Nber: Danke! Ja, das sind alles Dinge, die ich nur schwer beantworten kann. Wie ich beschrieben hab: Eigtl. sind wir ein Altherrenverein mit regem Hobetten- und Quereinsteigerzuwachs. Es hat sich halt alles so ergeben. Es wird diesen Herbst sicherlich noch die eine oder andere Sitzung dazu geben und ich werde da mal versuchen, etwas Klarheit zu schaffen. Danke auch besonders für den Link!
Nik
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Failing Forward. Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht. (Rosa Luxemburg)
Was mir beim Überfliegen des Fadens direkt aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass viele in erster Linie an talentierte Nachwuchstriathleten zu denken scheinen und diesen eben sehr gute Bedingungen geben wollen ihr Talent möglichst weit ausreizen zu können. Es stimmt natürlich, dass ein verfrühtes, relativ umfangreiches Ausdauertraining Potenzial raubt oder rauben kann, weil man eben bei hohen Umfängen kaum die Grundschnelligkeit verbessern kann und ein Techniktraining auch sehr schwierig ist. Tja - ich bin sehr langsam und war das schon immer. Ich habe mit 16 Jahren angefangen sehr viel Ausdauersport zu treiben. Das hat mir einfach am meisten Spaß gemacht und am meisten gegeben. Nach gut zwei Jahren also mit knapp 19 Jahren lief ich den Marathon erstmals unter drei Stunden. Ein Jahr später in 2:49 h. Mir hätte Vereinstraining mit wesentlich grundschnellern Leuten (keine Kunst, ich bin richtig lahm) nie im Leben auf Dauer Spaß gemacht. Da hätte ich mich abgewendet, denn wer steht schon darauf dauernd vorgeführt zu werden oder zumindest das Gefühl zu haben? Im Ausdauersport kann man durch Fleiß auch mit relativ wenig Talent ziemlich weit kommen. Es gab und gibt solche Leute wie ich und die sollte man auch fördern.
.....Da hätte ich mich abgewendet, denn wer steht schon darauf dauernd vorgeführt zu werden oder zumindest das Gefühl zu haben?....
deswegen sprach ich von leistungshomogenen gruppen. denn sieh das mal von der anderen seite...die schnellen müssen immer auf die langsamen warten, können nie ihr wahres leistungsvermögen zeigen, stehen zb mehr am beckenrand rum, als das sie schwimmen. das frustriert die genauso und auch die wenden sich dann ab.
deswegen muss die ausrichtung des vereins auch klar sein, und auch klar mit den eltern der kinder und später den jugendlichen kommuniziert werden. oder man hat so viel übungsleiter an der hand und wasserzeiten, dass man alle leistungsklassen abdecken kann.
Weil sich im Sport die Leistung nunmal komplett offensichtlich und empirisch vergleichen lässt. 3:00 auf 800m sind halt nunmal schneller als 3:30. Zudem geht es im Sport auch primär um Leistung (im Rahmen des fair play, natürlich). Der Ansatz wäre nur verkehrt, wenn dazu vermittelt werden würde, dass die langsameren weniger "wert" sind anstatt dass jeder halt andere Stärken und Schwächen hat.
In der Schulpädagogik hat neben der reinen "Leistung" z.B. bei Klassenarbeiten logischerweise die soziale Komponente einen riesigen Stellenwert. Einen Nachwuchs aus Profis im Vokabeln lernen und Kopfrechnen, aber dafür kompletten Sozialkrüppeln ohne Empathie wäre sicher möglich, würde aber keine Gesellschaft voranbringen.