Lieber Frühschwimmer,
du stellst, wenn man so will, eine didaktische Frage. D.h. eine ziemlich generelle Frage nach den Prozessen des Lehrens und Lernens von bestimmten Bewegungen. Seit Jahrzehnten wird diskutiert, wie man an so etwas herangehen muss und aus meiner Sicht und aus meiner Praxis haben sich in Bezug auf Schwimmenlernen bestimmte Dinge als hilfreich erwiesen:
1. Verstehe dich als Vermittler zwischen dem Lernenden und seiner Umwelt, also den besonderen Gegebenheiten des Wassers. Ich habe dabei die Erfahrung gemacht, dass Menschen wesentlich besser Lernen, wenn du dabei nicht direkt instruierend vorgehst, sondern den Lernenden ermutigst zu neuen Erfahrungen und ihn bestätigst in dem, was er gut macht!
2. Fang mit Übungen zum Gleiten und Wasserbewegungsgefühl an. Die speziellen Eigenheiten des Wassers müssen erfahren werden, damit ein Gefühl entwickelt wird. Auch Topschwimmer erinnern sich mit sehr lockeren Übungen zum Gleiten und fürs Gefühl immer wieder daran, was "Wasser" ist.
3. Geh sehr behutsam an geschlossene technische Fertigkeiten ran. Formulier erst mal offene Aufgaben keine Anweisungen zu bestimmten biomechanischen günstigen Winkeln des Unter- zum Oberarms etc. Und wenn du anfängst mit Technik: dann heißt das Kraultechnik und nicht Brustschwimmen. Brustschwimmen halte ich technisch für schwieriger als Kraul, da uns die Synchronität des Arm- und Beinschlages ferner liegt. Babys machen im Wasser niemals einen Brustbeinschlag, sie strampeln und machen einen "Wechslearmzug"!
4. Sei geduldig: Bewegungslernen erfolgt (in der Regel) nicht kontinuierlich, sondern es kann durchaus lange nichts passieren. Bestimmte Strukturen werden nicht so schnell entwickelt. Dann plötzlich werden große Fortschritte gemacht.
Viel Spaß, J.
|