In den Bayern 3 Nachrichten hieß es gestern Abend im Radio noch, dass die Bergwacht den Veranstaltern keinen Vorwurf macht. Das Wetter zum Startzeitpunkt wäre nicht zu schlecht gewesen, der krasse Wettersturz nicht vorhersehbar.
...der Wettersturz war vorhersehbar. Der Schweizer Wetterbericht hatte für Sonntag ergiebige Niederschläge und Schneefälle bis 2000m gemeldet. Das gilt dann für den ganzen Alpennordkamm, zumindest bei dieser Wetterlage, auch für den bayrischen.
Bergläufer sind keine Bergsteiger und können das Ausmaß eines Unwetters im Gebirge nicht beurteilen.
Der Veranstalter hätte das Rennen von vornherein auf einen niedrigeren Zielschluss umorganisieren müssen oder eben abblasen. Da der Lauf kommerziell veranstaltet wird, ist die Angst natürlich groß, ein Rennen zu stornieren.
Streckenweise liefen die Teilnehmer in kurzen Hosen und T-Shirts durch zehn Zentimeter Neuschnee.
...
Die Veranstalter machten am Sonntag sogar selbst auf das schlechte Wetter aufmerksam. Sie sprachen im Internet von Gewitterneigung und Schneeschauern, auch Böen wurden angekündigt
Sorry, aber wenn ich sowas lese fällt mir nichts mehr ein.
Was soll ein Veranstalter denn machen? Jeden Teilnehmer zu einem Wochenendkurs über Gefahren in den Bergen zwingen? Wer bei angekündigten Schneeschauern und Böen in den Bergen in kurzer Hose und T-Shirt startet dem ist echt nicht mehr zu helfen.
Zitat:
Aber wenn ich dann höre, die Wege sind schlecht markiert und es gab zu wenig Decken in den Stationen, dann frage ich mich schon wer dafür verantwortlich ist.
Wenn das so war ist das allerdings ein klares Versagen des Veranstalters. Bei solchen Wetterbedingungen muss man ausreichend Decken, warme Getränke und Co. einplanen.
Bergläufer sind keine Bergsteiger und können das Ausmaß eines Unwetters im Gebirge nicht beurteilen.
Umgekehrt stimmt es noch viel besser: Bergläufer sind keine Bahnläufer.
Und warum sollten Bergläufer nicht auch Menschen sein, die im Umgang mit der Natur und den Wetterunbillen kundig sind? Für die Beurteilung z.B. der Temperaturen, wenn am Start auf 1000 Meter 15°C herrschen, dass 2000 Meter höher dann Temperaturen um 0°C herrschen bedarf es keines Meterologiestudiums. Und vom Windchill-Faktor dürften die meisten auch schon gehört haben.
Hallo,
ich bin auch einer von denjenigen, die da gestern mitgelaufen sind.
Über eine komplette Absage oder von vornherein niedrigeren Zielschluss oder zumindest eine frühere Zielverlegung kann man ja noch unterschiedlicher Meinung sein. Das eigentlich skandalöse fand aber nach Zieleinlauf statt: Uns wurde die Medaille umgehängt und gut war. In dem angezählten und unterkühlten Zustand haben wir keine Decke bekommen und unseren Rucksack zum Kleiderwechseln durften wir von hunderten anderen selbst heraussuchen. Es gab nur eine teilweise und sehr grobe Vorsortierung nach Startnummern.
Schade nur, das so ein toller Lauf von solch einer katastrophalen und kriminellen Orga und Veranstaltern begleitet wird.
Gruß Frank
Ich habe auch vor einigen Jahren (glaube 2004) an dieser Veranstaltung teilgenommen, drum eine kurze Einschätzung von jemandem, der seit Kindheit viel Zeit im gebirge verbracht hat.
Gleich vorneweg, mein Mitgefühl gilt den Familien der Opfer, unabhängig davon, wer "schuld" an der Tragödie ist.
Ein wirklich Schuldiger lässt sich in solchen Fällen nicht ermitteln. Es ist zu leicht, mit dem Finger auf den Veranstalter zu zeigen.
Kleiner Rückblick auf meine Teilnahme: ich absolvierte den Wettkampf damals mit einem kleinen Laufrucksack, in dem ich eine kleine Notfallausrüstung (Rettungdecke, Kleinigkeit zu essen usw...), eine leichte Wetterschutzjacke und eine lange Regen-Überhose gepackt hatte. Ich wurde sogar schon am Start mitunter gefragt, was das soll und mitleidig belächelt, worauf ich in besonders lästigen Fällen nur zu entgegnen hatte, dass das Zeug nicht mal ein halbes Kilo wiegt, es mich im Ziel vielleicht 15 Minuten kostet, was mir mein Leben aber durchaus Wert sei, ansonsten ignoriere ich solcherlei Geschwätz. Da ich es durchaus schon als grenzwertig empfand, mit normalen Laufschuhen zu starten, war das Zeug dabei zu haben mein mindester Kompromiss und es wäre unabhängig vom Wetter am Rücken gewesen, um ein Unwetter wenigstens kurze Zeit zu überstehen.
Was ich damit sagen will: jeder ist letztenendes selbst für sein Leben verantwortlich, davon entbindet mich auch die Tatsache, dass ich bei organisierten Veranstaltungen starte, nicht. Laut Wetterbericht Regen und Schnee sind meiner Meinung nach kein Grund, um eine Veranstaltung im Hochgebirge grundsätzlich abzusagen, das gehört dort in jedem Monat zur Normalität.
Sorry, dass Du als Beispiel herhalten musst, aber um verschiedene Denkfehler zu unterstreichen:
Zitat:
Zitat von mcrun
...der Wettersturz war vorhersehbar. Der Schweizer Wetterbericht hatte für Sonntag ergiebige Niederschläge und Schneefälle bis 2000m gemeldet. Das gilt dann für den ganzen Alpennordkamm, zumindest bei dieser Wetterlage, auch für den bayrischen.
Der genaue Zeitpunkt eines Wettersturzes (übrigens ein Scheißwort) ist im allgemeinen nie vorhersehbar, daher auch der Name. Der Wetterbericht ist jedem Teilnehmer bekannt, also auch die Tatsache, dass es unbequemes Wetter geben könnte. Das wäre also vorhersehbar gewesen, so dass durch geeignete Kleidung vorgesorgt werden hätte können. Es liegt durchaus in der Pflicht des Teilnehmers, sich über die örtlichen Gegebenheiten zu informieren und gegebenenfalls entsprechende Vorsorge zu treffen.
Zitat:
Bergläufer sind keine Bergsteiger und können das Ausmaß eines Unwetters im Gebirge nicht beurteilen.
Um es nochmal zu betonen: es geht nicht um irgendeinen Wald- und Wiesenhügellauf, sondern um den auf Deutschlands höchsten Berg. Auch, wenn das bisweilen anders wirkt, dieser Berg ist kein Ausflugshügel. Wie unerfahren muss man sein, um sich ausmalen zu können, dass ein Unwetter im Hochgebirge gefährlich sein kann?
Zitat:
Der Veranstalter hätte das Rennen von vornherein auf einen niedrigeren Zielschluss umorganisieren müssen oder eben abblasen. Da der Lauf kommerziell veranstaltet wird, ist die Angst natürlich groß, ein Rennen zu stornieren.
An den Kommerzgedanken glaube ich nicht. Ein Abbruch wegen eines "plötzlichen Wettersturzes" mag vertretbar sein, vielleicht oder wahrscheinlich hätte der Veranstalter das tun sollen, jedoch ist diese Entscheidung die schwerste, die ein Veranstalter treffen kann. Wie geschrieben wurde, wurde das Rennen bereits einmal abgebrochen, worauf es Klagen hagelte. Das dürfte die Entscheidung sicher beeinflusst haben.
Wenn ich dann im verlinkten Zeit-Artikel dies "Streckenweise liefen die Teilnehmer in kurzen Hosen und T-Shirts durch zehn Zentimeter Neuschnee." lese und davon ausgehe, dass die Aufnahmen, die auf Spiegel online zu sehen sind, in diesem Jahr gemacht wurden (man sieht dort Teilnehmer in leichter Laufbekleidung, wie ich sie hier unten bei 25-30°C trage, zB hier http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,565663,00.html ), dann stellt sich mir, der bereits im frühen Kindesalter beigebracht bekam, dass kurze Hosen auf 2000m nichts zu suchen haben, ungeachtet der Umstände die Frage, was jemanden reiten muss.
Bleibt die Frage, ob der Veranstalter seine verbleibenden Pflichten erfüllt hat, also ob genügend Decken und warme Getränke vorgehalten wurden (was ist "genug" wäre zunächst zu klären, muss es an jeder Station für jeden Teilnehmer eine geben? Ich weiß es nicht und möchte deswegen nicht urteilen).
Hallo zusammen,
so nun möchte ich doch auch mal meinen Senf mit dazugeben: Nachdem ich bei triathletischen Themen doch eher der Leser bin, kann ich als regelmässiger Berggänger doch etwas dazu sagen:
Als ich das heute morgen im Radio gehört habe, konnte ich es kaum glauben, gibt es solche Vorfälle doch meistens nur nach Unfallsituationen aus denen sich Betroffene nicht selbst befreien können bzw. das Handy für den Notruf nicht geht.
1.
finde ich, muss man bei einem Menschen, der an so einer Veranstaltung teilnimmt, so viel Grips unterstellen, dass er sehr wohl die Gefahren des alpinen Geländes (WETTER) einschätzen kann, als auch sich selbst. Wie man auf einen fast 3000er laufen kann und dabei das Wetter nicht mal einschätzen kann, ist mir rätselhaft. Ich habe am Samstag früh aus dem Fenster geschaut und das Wetterfernsehen geschaut und habe noch gesagt "ich glaube, auf 3000m schneits fett"...und ich habe nicht geplant, auf einen Berg zu gehen..
2.
finde ich, der Veranstalter sollte sehr wohl auch in die Pflicht genommen werden, da jemand der so ein Rennen veranstaltet, zu jeder Zeit und an jedem Ort dafür zu sorgen hat, dass in jedem Moment eine Rettungsmannschaft aktiv werden kann und weiter auch dafür zu sorgen hat, dass Menschen, die kurz vor dem Exitus sind, umgehend und vorzeitig aus dem Rennen genommen werden.
Wo sind wir denn hier eigentlich, dass so etwas passiert. Das macht mich wütend, dass einerseits solche "Idioten" am Berg unterwegs sind und andererseits der Veranstalter, der sicher erfahrene Alpinisten in seinen Reihen hat, solche Zustände zulässt.
A propos Wetter: ein solchen Wettersturz kann man wohl kommen sehen...
Das eigentlich skandalöse fand aber nach Zieleinlauf statt: Uns wurde die Medaille umgehängt und gut war. In dem angezählten und unterkühlten Zustand haben wir keine Decke bekommen und unseren Rucksack zum Kleiderwechseln durften wir von hunderten anderen selbst heraussuchen. Es gab nur eine teilweise und sehr grobe Vorsortierung nach Startnummern.
Ein anderer Gedanke: meinst Du nicht, dass die Betreuer gerade wichtigeres zu tun hatten, als die, die zwar frierend aber halbwegs gesund ins Ziel kommen zu wärmen, ihren Rucksack zu suchen und ihnen einen Tee zu reichen? Ist kein Vorwurf, nur die andere Sichtweise.
Zitat:
Schade nur, das so ein toller Lauf von solch einer katastrophalen und kriminellen Orga und Veranstaltern begleitet wird.
Gruß Frank
Mindestens das "kriminell" solltest Du überdenken.
Zu "katastrophal", mag sein, allerdings entspricht es nicht meiner Erfahrung und die geplante Organisation aufrecht zu erhalten dürfte unter den gegebenen Umständen nicht möglich gewesen sein.
Wichtige Hinweise nicht nur zu Ihrer Sicherheit beim Zugspitz Extrem Berglauf:
Herzlich willkommen in der schönen "Tiroler Zugspitz Arena".
Bevor wir Sie zum Zugspitz Extremberglauf ... begrüßen dürfen, möchten wir Sie über einige sehr wichtige Aspekte bezüglich Ihrer Teilnahme hinweisen.
Der Lauf findet in einer grandiosen Naturlandschaft erstmals über das Gatterl, dem zur Zugspitze , dem höchsten Berg Deutschlands, statt. Die 16,1 km lange Strecke bis zum Gipfel ist mit ca. 8-9 Stunden Gehzeit in div. Wanderführern angegeben. Sie führt durch alle alpinen Vegetationszonen und somit auch in hoch alpine Regionen, die alpine Gefahren und plötzliche Wetterveränderungen mit sich bringen können.
Wanderer und Läufer, die sich auf diese reizvolle Strecke begeben, müssen daher eine gewisse Bergerfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit mitbringen. Der Lauf könnte demnach auch als Hochgeschwindigkeitsbesteigung bezeichnet werden. Kurze Passagen sind mit Stahlseilen gesichert.
...
Entsprechend dem aktuellen Wetterbericht und der persönlichen Bedürfnisse ist jeder Teilnehmer für ausreichende Bekleidung für die ganze Strecke selbst verantwortlich (Schuhe nur mit Crossprofil, Mützen und Handschuhe etc.). Die Luft-Temperaturen können sehr großen Schwankungen ausgesetzt sein.