Also ich war nicht mit Rennrad unterwegs, war ne Feierabend Fahrt von A nach B. Das Rad ist 1,5 Jahre Akt und hat damals 800 Euro gekostet. Das sind keine Grossen Summen. Trotzdem muss der Schaden natürlich ersetzt werden.
Der Fahrer war recht nett, er hat den Unfall aber halt zweifelsfrei verursacht. Ich denke Schmerzensgeld steht mir zu, zahlt ja auch seine Versicherung. Wenn das ohne Anzeige funktioniert wäre mir an liebsten.
Ist mir letztes Jahr im Sommer passiert und arbeite bei der Polizei. Daher kann ich dir ein bisschen was zu dem Ablauf erklären.
Strafrecht:
Die Polizei fertigt in jedem Fall eine Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung. Das ganze ist ein Strafantragsdelikt, dh du als Geschädigter hast das Recht, auf eine strafrechtliche Verfolgung zu bestehen/zu verzichten/überlegst es dir (3 Monate).
Wenn du verzichtest wird das Verfahren idR von der Staatsanwaltschaft eingestellt.
Bei den anderen beiden Varianten gibts ein Ermittlungsverfahren. Dieses hat allerdings KEINE Auswirkung auf den Schadensersatz oder das Schmerzensgeld.
Zivilrecht/Schadensersatz:
Hier kommt der Anwalt ins Spiel. Dieser sollte wie og. im besten Fall Radsportler sein oder sich mit sowas auskennen. Rennräder kosten halt richtig Kohle. Ziel sollte es sein, dass die gegnerische Versicherung dir zumindest den Zeitwert deines Rades ersetzt + Schmerzensgeld.
In deinem Fall solltest du in jedem Fall Nachuntersuchungen anstellen, Krankenschein beantragen und diese gesammelt dem Anwalt zur Verfügung stellen, da hieraus die Summe des Schmerzensgeldes errechnet wird. Hier sollte man weder über- noch untertreiben. Erst wenn du wieder zu 100% genesen bist, ist in meinen Augen die Behandlung abgeschlossen.
Bzgl. des Rennens:
Das kannst du ebenfalls dem Anwalt geben, da der Verursacher bzw die Versicherung für den Ausfall aufkommen muss.
Oh man, immer wenn ich sowas lese, stellen sich mir die Nackenhaare auf. Habe hier selbst einen Kreisel, wo man mit dem Rad eher mit >50km/h angeschossen kommt, aber wegen der Autos echt höllisch aufpassen muss.
Ich wünsche dir auf jeden Fall schnelle und vor allem nachhaltige Genesung. Kahnbein war bei mir auch mal gebrochen, das ist nicht immer trivial.
Da ein tatsächlicher Schaden entstanden ist, sehe ich keinen Grund, die Kriminalstatistik (?) zu fälschen. Eine Anzeige kostet zwar ein paar Nerven und ein wenig Mühe, trägt aber zum Gesamtbild bei, auf das Entscheidungsträger sich irgendwann berufen. Du bist verletzt, das Rad kaputt, da darf es für eine Weile irrelevant sein, wie nett oder einsichtig der Verursacher sich zeigt.
Gute Bässerung!
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"Wer einen Hammer hat, für den ist jedes Problem ein Nagel; für einen Triathleten ist das ganze Leben irgendwie ein Triathlon."
(Schwarzfahrer hier)
Es ist genau so wie Lebemann sagt. Ich wurde auch von einem netten Mann umgefahren. Ich hab ihn nicht angezeigt und trotzdem schnell 1600 Euro bekommen. Gebrochener Finger und kaputtes Material. Warum soll man dem Mann noch einen reinwürgen mit einer Anzeige ?
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OUTING: Ich trage Finisher-Shirts beim Training, auf der Arbeit, in der Disco, auf Pasta-Partys, im Urlaub und beim Einkaufen
Mein Unfallgegner war erst freundlich, legte mir dann dicke Steine in den Weg in Sachen Schmerzensgeld. Hab am Unfalltag auf eine Anzeige verzichtet. Wenn ich gewusst hätte, dass ich ihn noch später anzeigen kann und er sich so verhält, hätte ich das gemacht. Auch dass ich mit Schmerzen ohne Krankenschein zur Arbeit bin, hat mich einiges an Schmerzensgeld gekostet, da das bei mir vom Schreibtisch aus entschieden wurde und es die Regel ist, dass angenommen wird, dass die Verletzung ja nicht so schlimm sein kann, wenn man nicht krank geschrieben ist, warum auch immer.
Aus eigener Erfahrung - vielleicht bringt es etwas mehr Klarheit.
Ich bin letzten Sommer von einem unachtsamen Autofahrer umgefahren worden. Bruch Schlüsselbein, neues Zeitfahrrad Totalschaden.
Strafanzeige gegen den Fahrer erfolgt von Amts wegen automatisch durch die Polizei, die den Unfall aufgenommen hat. Ob Du einen zusätzlichen Strafantrag stellst oder nicht, das hat auf die Strafe gegen den Unfallverursacher keinen Einfluss. Wenn Du Dich besser damit fühlst, dann stelle Strafanzeige. Ich habe es gelassen. Der Unfallverursacher hat aufgrund der Körperverletzung einen Strafbefehl mit Geldstrafe bekommen.
Das Strafverfahren hat keinen Einfluss auf die zivilrechtlichen Ansprüche, die Du (und das würde ich empfehlen) am besten über einen Anwalt geltend machst.
Das umfasst Schäden am Rad, an Bekleidung, Helm, Brille etc. Hier wird immer Zeitwert abgerechnet. Ist das Rad älter, werden analog zu Kfz-Abrechnungen Prozente abgezogen. Ärgerlich, der ideelle Wert ist meist vielfach höher als der Wert, den die Versicherung ersetzt.
Schmerzensgeld musst Du natürlich auch geltend machen. Dafür gibt es eine Celler Liste (Internet), da stehen Richtwerte drin Aber jeder Fall ist individuell zu sehen, ich habe für meinen Schlüsselbeinbruch ohne OP (4 Wochen Arbeitspause) ein Schmerzensgeld im Bereich höher als 2TEUR bekommen.
Es gibt aber Kosten, die werden in Deutschland von keiner Versicherung ersetzt. Ich hatte zwei Wettkämpfe gebucht: einen in D und einen auf Malle. Ich konnte bei keinem WK starten. Auf den Kosten bin ich sitzen geblieben. Das deutsche Versicherungsrecht verbucht dies unter dem Übergriff "frustrierte Aufwendungen". Im Gegensatz zu einigen Beiträgen weiter oben werden immaterielle Schäden (wie Startgelder) NICHT ersetzt. Kein Witz, kann man auch im Internet nachlesen....