Vor 5 Wochen gab es bei den über 75jährigen in Deutschland weniger Covid-19-Fälle als im Rest der Bevölkerung und nahezu noch keine Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen. Mittlerweile ist die Situation umgekehrt und das ist genau das, was man eigentlich im Hinblick auf die so wichtige Protection-/Containment-Strategie im Rahmen der Pandemie vermeiden wollte.
Warum die Situation derartig gekippt ist, noch dazu wo es seit 6 Wochen für Heime und Krankenhäuser verfügbare Schnelltests als zusätzlichen Schutz für Besucher, Mitarbeiter und Bewohner/ Patienten gibt, weiß ich im Augenblick auch noch nicht.
Aus den Berichten aus Berlin ist deutlich, dass nach einer festgestellten Infektion beim Personal oder den Bewohnern nach meinem Eindruck manchmal zu wenig schnell mit geeigneten Massnahmen (räumliche Trennungen, Isolierung, sofortiges Durchtesten, Krankenhauseinweisungen) reagiert wurde. Ein positiver Test erfordert halt sofort, unverzüglich einen grossen Aufwand wie Umzug, Verlegung usf., was offenbar beim vorhandenen Personal nur schwer leistbar ist.
Ein Beispiel: 15-corona-tote-in-berliner-pflegeheim-gesundheitssenatorin-fordert-absetzung-der-heimleitung-in-lichtenberg
Auch wenn man es statt "Spekulation" lieber "statistische Berechnung" (der zu erwartenden Zahlen) nennt, bleibt in der Rückschau zu betrachten, wieviele im gleichen Zeitraum z.B. aufgrund anderer Ursachen weniger versterben.
Und letztendlich in einigen Jahren, ob die Menschheit durch Covid-19 nennenswert dezimiert wurde.
Das wird sicher vieles in ein objektives Licht rücken - hilft aber leider wenig, die aktuelle Stimmung zu beeinflussen. Ich gebe aber HaFu recht, solche Indizien (wie die Ü80-Sterblichkeitskurve, sei sie noch so grob untermauert) sollten reichen, um Schutzmaßnahmen gezielter für diese Risikogruppen zu verbessern und zu implementieren (was einige "Rebellen" seit Monaten als am wichtigsten ansehen, ohne ernst genommen zu werden), statt Energie und Geld auf Maßnahmen mit offensichtlich geringem Lebensrettungspotential zu verschwenden, nur weil man zu einseitig auf die PCR-Inzidenz in der statistisch gesehen viel weniger gefährdeten Allgemeinbevölkerung fixiert ist.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Nein, nach meinem Verstädnis sind die Covid-toten keine Schätzung, sondern vorläufig, da noch nicht alle Toten erfasst wurden; nur die "Grundsterblichkeit ohne Covid (blau) der letzten Wochen ist eine Schätzung auf Basis der Vorjahre.:
Hmm, hmm, so richtig überzeugt mich das nicht ...
Du meinst, die "sonstigen Toten" sind geschätzt (blau), und zu diesen addiert man die bereits bekannten Covid-19-Toten (blau + Covid-19-T = rot) ?
"Worst case" und "best case" scheint mir in dieser Sichtweise spontan auch nicht sonderlich schlüssig.
Wieso sollten "sonstige Todesfälle" schlechter erfaßt sein als Covid-19-Todesfälle ?
Schließlich, wie gehabt, wenn übrige Todesfälle aufgrund der Covid-19 Fälle zurückgehen, hat man insgesamt auch keine Übersterblichkeit.
Ich gebe aber HaFu recht, solche Indizien (wie die Ü80-Sterblichkeitskurve, sei sie noch so grob untermauert) sollten reichen, um Schutzmaßnahmen gezielter für diese Risikogruppen zu verbessern und zu implementieren [...]
Das wäre seit den ersten Erkenntnissen im Frühjahr sowieso schon lange der sinnvollste "Energie- und Geldeinsatz" gewesen ...
Hmm, hmm, so richtig überzeugt mich das nicht ...
Du meinst, die "sonstigen Toten" sind geschätzt (blau), und zu diesen addiert man die bereits bekannten Covid-19-Toten (blau + Covid-19-T = rot) ?
"Worst case" und "best case" scheint mir in dieser Sichtweise spontan auch nicht sonderlich schlüssig.
Wieso sollten "sonstige Todesfälle" schlechter erfaßt sein als Covid-19-Todesfälle.
Schließlich, wie gehabt, wenn übrige Todesfälle aufgrund der Covid-19 Fälle zurückgehen, hat man insgesamt auch keine Übersterblichkeit.
Ich habe den Text so verstanden. Ich glaube schon, daß aktuell Covid sehr genau erfasst wird. Die normalen Todesfälle haben in der Statistik schon immer einen großen Verzug; darum schreibt auch Euromomo, daß die Werte der letzten 3 - 4 Wochen sich immer noch stark verändern können.
Ob dann andere Todesfälle mehr zurückgehen - das ist sicher die spannende Frage. In der Endauswertung hast Du dann neben dem Zuwachs durch Covid und Abnahme durch vorzeitig durch Covid verstorbene (die eben einen Monat später nicht mehr sterben) auch noch die, die wegen der Maßnahmen nicht gestorben sind (z.B. weil sie nicht Auto gefahren sind), und die, die wegen der Maßnahmen gestorben sind (weil sie ihr OP verschoben hatten, oder sich gar nicht zum Arzt getraut haben, oder sich umgebracht haben, u.v.a.m.). Ob das jemand jemals sauber auseinanderdividiert, ohne so zu schätzen, daß seine vorher aufgestellte Hypothese gestützt wird ?
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Ich denke, das wird schon noch irgendwann gemacht werden ... die Frage ist eher, wen es dann noch interessiert ...
Ich glaube, das geht nur realistisch, wenn man anfinge, alle anderen Todesursachen mit ähnlicher Akribie zu erfassen, wie Corona. Alles andere geht in statistischen Schätzungen unter, wie in den bisherigen Todesstatistiken auch. Darum kann man ja jetzt schon zB. tolle Rechnungen über xTausend zusätzlich frühzeitig verstorbenen Menschen wegen Diesel, Kohle, Depression, was weiß ich was erstellen, ohne je eine genaue Prüfung befürchten zu müssen, wie man diese Toten bzw. die Todesursache von anderen im Einzelfall unterscheidet, und wie man Zuordnungen wählt. Ist ein Triathlet, der im Wettkampf beim Schwimmen stirbt, ein Herztoter, oder ein Ertrunkener? Hat der Kettenraucher am Neckartor sein Lungenkrebs von Diesel oder von Tabakrauch - oder stirbt er am Ende an einer nosokomialen Lungenentzündung, und kommt in die Kategorie Infektionskrankheiten? Endlose Möglichkeiten, die Statistik nach seinen Wünschen zu gestalten, kaum Möglichkeiten zur sicheren objektiven Unterscheidung.
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