Ich sehe diesen biologischen Grund schon und das ist die Fußgelenksbeweglichkeit.
Ja, das ist tatsächlich ein gutes Argument. Die Beweglichkeit wird er vermutlich nur marginal verbessern können, ohne sich in die Gefahr zu begeben, beim Laufen Stabilität zu verlieren.
Glaubst Du aber, dass ihn das daran hindert, einige Sekunden auf 100 m schneller zu schwimmen, wenn er die Probleme, die er sonst noch hat, in den Griff bekommt? Wie gesagt, es geht nicht darum, die 100 m bei den Olympischen Spielen gewinnen, sondern auf der Mittel- und Langdistanz solide mitzuschwimmen.
Ich ergänze also meine Aussage: Der limitierende Faktor bei Lionel Sanders ist nicht die Schwimmtechnik, sondern seine Psyche – und die steifen Fußgelenke.
Das höre ich zwar immer wieder, aber meist, ohne dass es mit mir einleuchtenden Argumenten unterfüttert wird. Wenn es so wäre, dass man sich jenseits der 30 nicht mehr im Schwimmen verbessern kann, müsste das einen oder mehrere benennbare Gründe haben, z.B., dass
sich nicht ausreichend Kraft aufbauen lässt,
man nicht mehr in der Lage ist, die motorischen Fähigkeiten zu verbessern,
Wassergefühl nicht erlernt werden kann
...
Hmmm, vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt:
Ich denke nicht, dass allein aufgrund des zunehmenden Alters keine Leistungsverbesserung mehr möglich ist. Ich denke, das ist bis zu einem gewissen Alter durchaus möglich, wenn man die körperlichen Voraussetzungen dazu hat. Ob Sanders leistungsmäßig schon sein Talent ausgereizt hat, weiß ich nicht. Vielleicht ist da noch Potential.
Den entscheidenden Punkt hast du aber auch schon genannt, nämlich:
Zitat:
Zitat von schnodo
Ich glaube, dass Sanders die schwimmerische Grundausbildung fehlt. Ich glaube nicht, dass er die nicht nachholen kann.
Du weißt ja selbst, dass es mit zunehmendem Alter immer schwerer wird, Bewegungsmuster neu zu erlernen und noch schwerer, bestehende Bewegungsmuster zu ändern.
Und genau hier sehe ich das Problem: Andere Triathleten, wie z.B. Frodeno, haben diese Grundlagen in Ihrer Jugendzeit erlernt und können diese relativ einfach wieder abrufen. Diese Schwimmer haben den Vorteil, dass sie relativ wenig an ihrer Technik arbeiten müssen. Die sind immer schnell, auch wenn sie mal einen schlechten Tag haben.
Sanders musste sich dagegen die Grundlagen im Erwachsenenalter drauf schaffen bzw. ist noch dabei. Er muss also das nachholen, was die Konkurrenten schon im Jugendalter erledigt haben. Um das zumindest teilweise aufzuholen, muss er extrem viel Zeit investieren, um überhaupt einen Fortschritt zu erzielen, vor allem, wenn die Technik so stabil sein soll, dass er auch unter Belastung nicht in alte Bewegungsmuster zurück fällt.
Mit entsprechendem Aufwand wird er sicher den Rückstand auf die Topschwimmer reduzieren können. Ich glaube aber nicht, dass er technisch so aufholen kann, dass er dabei auch Kraft sparen und erholter aus dem Wasser kommen kann. Zudem wird das zu Lasten der andere Disziplinen gehen.
Du weißt ja selbst, dass es mit zunehmendem Alter immer schwerer wird, Bewegungsmuster neu zu erlernen und noch schwerer, bestehende Bewegungsmuster zu ändern.
Natürlich, aber deshalb weiß ich ich auch, dass es möglich ist, wenn man nur ausreichend Geduld mitbringt und kontinuierlich daran arbeitet. Ich werde vermutlich nie so schnell schwimmen wie Sanders, das will ich aber auch gar nicht, wenn es so aussieht.
Was ich eigentlich sagen will: Er schwimmt schlimm, aber dafür verdammt schnell. Wenn er sich darauf einlässt, an einigen entscheidenden Punkten zu arbeiten, ist da noch einiges an Luft nach oben, ohne dass er sich dafür umbringen muss.
Zitat:
Zitat von Matthias75
Sanders musste sich dagegen die Grundlagen im Erwachsenenalter drauf schaffen bzw. ist noch dabei. Er muss also das nachholen, was die Konkurrenten schon im Jugendalter erledigt haben. Um das zumindest teilweise aufzuholen, muss er extrem viel Zeit investieren, um überhaupt einen Fortschritt zu erzielen, vor allem, wenn die Technik so stabil sein soll, dass er auch unter Belastung nicht in alte Bewegungsmuster zurück fällt.
Das ist klar, aber ich denke, er kommt nicht drum herum, wenn er konkurrenzfähig bleiben will. Und wann wäre der Zeitpunkt besser als jetzt?
Zitat:
Zitat von Matthias75
Mit entsprechendem Aufwand wird er sicher den Rückstand auf die Topschwimmer reduzieren können. Ich glaube aber nicht, dass er technisch so aufholen kann, dass er dabei auch Kraft sparen und erholter aus dem Wasser kommen kann. Zudem wird das zu Lasten der andere Disziplinen gehen.
Ich glaube, es ist möglich, aber dafür muss ab sofort alles laufen wie am Schnürchen. Die Erfahrung lehrt, dass das bei Lionel eher selten der Fall ist und somit könnte es schon sein, dass Du am Ende Recht behältst.
...Wie gesagt, es geht nicht darum, die 100 m bei den Olympischen Spielen gewinnen, sondern auf der Mittel- und Langdistanz solide mitzuschwimmen.
...
Er schwimmt ja schon solide mit, aber eben nicht gut genug, um mit den besten zusammen aus dem Wasser zu kommen.
Wenn es bei einem Ironman oder 70.3-Wettkampf nur ein oder zwei gute Schwimmer gibt, die ihm zwei bis drei Minuten auf der Kurzdistanz bzw. 4 bis 6 Minuten auf der Langdistanz abnehmen, dann kann Sanders das auch praktisch stets vor Beendigung der Radstrecke zufahren, danach wenigstens einen Teil seines Radfahrens kontrolliert absolvieren und dann gewinnt er solche Wettkämpfe ja auch meistens.
Wenn aber wie jetzt in Daytona, in Kona oder bei 70.3.-Weltmeisterschaften nicht nur einige wenige Athleten vor ihm liegen, sondern gleich 30 oder mehr, einfach weil die Leistungsdichte des Starterfeldes derartig hoch ist, dann wird das Handycap aus diesem Schwimmrückstand einfach zu groß, weil zumindest einige der schnelleren Schwimmer auch auf dem Niveau von Sanders (oder besser) laufen können und wenn diese Athleten, dann im Gegensatz zu Sanders auf dem Großteil der Radstrecke Kraft fürs Laufen sparen können., dann wird er immer für die Aufholjagd beim Radfahren bezahlen müssen und ist beim Laufen nicht mehr konkurrenzfähig im direkten Vergleich.
Ich kenne die genaue Ursache der Schwimmprobleme von Iden nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass Iden dasselbe Problem wie Sanders hat, nur eben ein gutes Stück nach oben verschoben.
Idens Teamkollege Blummenfelt ist durchaus schon ein paar mal in WTS-Rennen mit den schnellsten Schwimmern aus dem Wasser gekommen, Iden eigentlich noch nie. Der hängt stets in der dritten oder vierten Schwimmgruppe drin. Während also bei Blummenfelt die Schwimmplazierung etwas mit Tagesform zu tun hat, gibt es bei Iden vermutlich ähnlich wie bei Sanders ein strukturelles Problem mit der Schwimmleistung, d.h. dass Iden selbst an Tagen, in denen er eigentlich in Topform ist, nicht auf dem Niveau der besten Schwimmer aus dem Wasser kommt.
Dafür kann Iden sich, ähnlich wie Sanders, so gut wie immer auf seine Laufleistung verlassen, d.h. selbst an Tagen mit mäßiger Form läuft er immer noch schneller als der Großteil der Konkurrenten.
Natürlich, aber deshalb weiß ich ich auch, dass es möglich ist, wenn man nur ausreichend Geduld mitbringt und kontinuierlich daran arbeitet. Ich werde vermutlich nie so schnell schwimmen wie Sanders, das will ich aber auch gar nicht, wenn es so aussieht.
Was ich eigentlich sagen will: Er schwimmt schlimm, aber dafür verdammt schnell. Wenn er sich darauf einlässt, an einigen entscheidenden Punkten zu arbeiten, ist da noch einiges an Luft nach oben, ohne dass er sich dafür umbringen muss.
Ich denke, dass ist nicht nur ein Zeitproblem, sondern auch eine Frage des Talents bzw. der körperlichen Voraussetzungen. Hafu hat es ja schon mit dem Fußgelenk angesprochen. Ich würde da noch die Schulter und die gesamte Koordination hinzunehmen. Da prägen frühe Schwimmerjahre gewaltig. Das aufzuholen ist, wenn überhaupt möglich, extrem schwierig.
Hier darf man auch nicht vergessen, dass Sanders ja auf einem sehr hohen Niveau unterwegs ist. Das heißt, er ist sicher sehr viel geschwommen und hat seine Bewegungsmuster gefestigt und/oder an seine körperlichen Voraussetzungen angepasst.
Was bewegungstechnisch überhaupt möglich und mit brauchbarem Aufwand umsetzbar ist, ist schwer abzusehen. Ich befürchte, dass er schon sehr nah am Ende der Fahnenstange ist. Für Verbesserungen muss eivermutlich extrem viel investieren.
Wie schon erwähnt: Er müsste die Bewegungsmuster erstmal erlernen, wofür vermutlich zusätzlich viel Arbeit erforderlich sein könnte für z.B. Dehnen, Stabilisierung etc.. Wenn ihm das gelingt, muss er die Technik auch noch soweit festigen, dass die auch in Stresssituationen, z.B. im Wettkampf, 100% sitzt. wie oft haben wir z.B. auch schon von Kienle gehört, dass er seine guten Trainingsleistungen nicht im Wettkampf abrufen konnte.
Zitat:
Zitat von schnodo
Das ist klar, aber ich denke, er kommt nicht drum herum, wenn er konkurrenzfähig bleiben will. Und wann wäre der Zeitpunkt besser als jetzt?
Vor 5 Jahren? Vor 7 Jahren? Wie lange weiß er schon von seiner Schwimmschwäche?
Zitat:
Zitat von schnodo
Ich glaube, es ist möglich, aber dafür muss ab sofort alles laufen wie am Schnürchen. Die Erfahrung lehrt, dass das bei Lionel eher selten der Fall ist und somit könnte es schon sein, dass Du am Ende Recht behältst.
Ausschließen möchte ich es nicht, und ich möchte auch nicht unbedingt recht behalten. Ich befürchte aber, dass das Projekt "schneller Fisch" mehr Ausdauer benötigt, als Sanders aufzubringen kann/will. Ein (fast) wettkampfloses Jahr wäre dafür ja eigentlich ideal gewesen....
Hallo Schnodo, vielen Dank für all die detaillierten Transkripte.
Once that elastic snapped bedeutet - und ich meine, so war es in dem Zusammenhang von Lionel auch gemeint - dass das imaginäre Gummiband (Schlüppergummi heißt elastic im Englischen) irgendwann gerissen ist; Er also es mental und körperlich nicht mehr geschafft hat, an der Gruppe vor ihm dranzubleiben.
Er schwimmt ja schon solide mit, aber eben nicht gut genug, um mit den besten zusammen aus dem Wasser zu kommen.
Zitat:
Zitat von Matthias75
Was bewegungstechnisch überhaupt möglich und mit brauchbarem Aufwand umsetzbar ist, ist schwer abzusehen. Ich befürchte, dass er schon sehr nah am Ende der Fahnenstange ist. Für Verbesserungen muss eivermutlich extrem viel investieren.
Ich kann Eurer Argumentation folgen, habe aber dennoch die vielleicht naive Hoffnung, dass er seine Schwimmleistung verbessern wird. Das hängt aus meiner Sicht hauptsächlich davon ab, ob er seine schwimmerischen Defizite mit Hilfe eines Experten (vulgo: Schwimmtrainer) an der Wurzel angehen kann und das über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten, eher einem Jahr.
Zitat:
Zitat von Matthias75
Vor 5 Jahren? Vor 7 Jahren? Wie lange weiß er schon von seiner Schwimmschwäche?
Natürlich. Er wünscht sich bestimmt eine Zeitmaschine.
Ich glaube, es war ihm lange nicht bewusst, wie hart die Grenze ist, die ihm seine Schwimmschwäche im Lauf seiner Karriere aufzeigen würde. Vielleicht war es ihm auch bewusst und er hat es verdrängt, was nicht ganz untypisch wäre.
Zitat:
Zitat von Matthias75
Ausschließen möchte ich es nicht, und ich möchte auch nicht unbedingt recht behalten. Ich befürchte aber, dass das Projekt "schneller Fisch" mehr Ausdauer benötigt, als Sanders aufzubringen kann/will. Ein (fast) wettkampfloses Jahr wäre dafür ja eigentlich ideal gewesen....
Das ist wahr. Es hörte sich aber so an als hätte er während der Corona-Beschränkungen lange Zeit keinen Zugang zu einem Pool gehabt. Das ist für ein derartiges Projekt natürlich suboptimal.
Wir werden leider heute bestimmen können, wie es mit ihm weitergeht, aber ich bleibe gespannt. Never a dull moment.
Hallo Schnodo, vielen Dank für all die detaillierten Transkripte.
Nicht dafür!
Zitat:
Zitat von marse
Once that elastic snapped bedeutet - und ich meine, so war es in dem Zusammenhang von Lionel auch gemeint - dass das imaginäre Gummiband (Schlüppergummi heißt elastic im Englischen) irgendwann gerissen ist; Er also es mental und körperlich nicht mehr geschafft hat, an der Gruppe vor ihm dranzubleiben.
Danke für die Aufklärung! Ja, das hört sich schlüssig an.
Durch den beengenden Anzug konnte er sich nicht frei bewegen und im Lauf des Schwimmens hat ihm das den Stecker gezogen. Passt.