Einfach schrecklich, dass es sowas noch gibt. Deutschland ist so verdammt rückschrittlich in einigen Dingen. Wie sollen Männer so Elternzeit nehmen und Frauen "Karriere" machen können?
Meine französischen/holländischen/amerikanischen Kolleginnen lachen sich schlapp wenn ich denen erzähle dass man hier als Mutter mindestens ein Jahr zu Hause bleibt. Da hab ich das andere Extrem und darf 4 Monate nach Geburt schon wieder voll reinhauen (da ich angestellt in Holland bin). Aber ok, so lange ich dafür meinen heimischen Arbeitsplatz inkl. Baby nicht verlassen muss, bin ich einverstanden.
Du siehst schon den Widerspruch in deinem Beitrag:
"DE ist so rückständig, weil es die Regelung für Elternzeit zwar für beide Elternteile gibt, aber die gefühlte Kultur noch nicht in allen Firmen nachgezogen hat. NL, FR, US sind da weiter, da gibt es die Wahlmöglichkeit gar nicht."
?
__________________
Ex-Weiser, Mitglied in Axels 100-Tri-Plus-Club Owner of Post 10,000 im "Leben der Anderen"
Bevor Ihr Euch weiter über die Rückständigkeit Deutschlands beschwert. Ein ganz armes Land in Europa konnte sich gerade zu 10 Tagen Vaterschaftsurlaub durchringen:
Du siehst schon den Widerspruch in deinem Beitrag:
"DE ist so rückständig, weil es die Regelung für Elternzeit zwar für beide Elternteile gibt, aber die gefühlte Kultur noch nicht in allen Firmen nachgezogen hat. NL, FR, US sind da weiter, da gibt es die Wahlmöglichkeit gar nicht."
?
Ich weiß es nur genau für NL, da habe ich auch die Möglichkeit 6 Monate in Elternzeit zu gehen (wovon allerdings nur 3 Monate bezahlt werden), d.h. es ist nicht so dass es dort keine Möglichkeiten GÄBE (man muss aber schon sagen dass 3 Monate bezahlte Elternzeit vs. 12 Monate in Deutschland schon ein Unterschied sind). Aber es ist in meiner Position einfach genau so, wie es hier für etliche Männer ist: Ich müsste mir viele Sprüche anhören und verdammt stark sein, da drüber zu stehen und in Kauf zu nehmen, dass es meiner Karriere schadet.
Ich finde DE nicht schlecht, es ist beeindruckend, was hier alles getan wird vom Gesetztesgeber. Aber es hat leider nicht den gewünschten Effekt der Gleichberechtigung, wie man sieht. In NL hat man dann halt weniger Möglichkeiten aber dafür fühlt man sich als Frau im Berufsleben genauso anerkannt wie als Mann. Halt alles sein Für und Wider.
Seh ich auch so. Aber nach au0en hin verkaufen sich die AG dann dennoch als sooooo Familienfreundlich. Wenn ich mich da an die Schilderungen der anderen Paare im Geburtsvorbereitungskurs erinnere. Da kann man nur den Kopf schütteln. Der AN ist halt nur eine menschliche Ressource oder Vollzeiteinheit.
Um auch mal Positiv-Bespiele zu bringen:
Von meinen bisherigen Arbeitergebern war zumindest bei zwei das Thema Elternzeit auch für Männer kein Thema. Bei den anderen beiden kann ich nichts dazu sagen, da während einer Beschäftigungszeit keiner in der Familienplanung aktiv war.
Aktuell arbeite ich bei einem großen Konzern und hier ist Elternzeit überhaupt kein Thema. Vorteil in einem großen Unternehmen ist natürlich, dass das Thema schon in allen Facetten behandelt wurde und im Zweifel natürlich auch ein Betriebsrat dahinter steht, der in meinem Fall sehr streitsam ist.
Ich habe aber auch das Gefühl, dass der AG verstanden hat, dass er mehr bieten muss als nur Geld, um seine Mitarbeiter zu halten. wir haben z.B. auch umfangreiche Möglichkeiten für Sabbaticals, Eltern-Kind-Büros, etc..
In meiner Abteilung hat jedenfalls so gut wie jeder Vater zumindest die Partnermonate genommen. Bei einem Kollege war das sogar Thema im Bewerbungsgespräch (von ihm initiiert), sowohl Teilzeit wie auch ganze Monate, und er wurde "trotzdem" genommen. Auch eine Kollegin konnte nach einem Jahr Elternzeit problemlos in Teilzeit auf ihre alte Stelle zurück.
Wenn man einzelne Monate genommen hatte, hat man etwas vorgearbeitet, etwas Arbeit nach hinten geschoben und einen kleinen Teil an Kollegen abgegeben. Bei längerer Elternzeit wurden ganze Aufgabengebiete anders verteilt. Es gab in der ganzen Zeit weder von Vorgesetzten noch von Kollegen einen dummen Spruch, Benachteiligungen o.ä.. Auch eine Verlegung eines Elternzeitmonats im Nachhinein war kein Thema (nur "organisatorisch": Personalabteilung: "Wenn Ihr Vorgesetzter zustimmt...", Vorgesetzter: "Wenn die Personalabteilung zustimmt....", "Könnte jetzt bitte mal einer zustimmen, damit der andere....?" )
Das liegt aber auch daran, weil deren Männer die Flexibilität nicht aufbringen können, weil sie ja rausgemobbt werden aus dem Job, wenn sie auf Familienmensch machen und nicht mehr 50h die Woche für die Firma schuften
Das halte ich für eine - zwar immer noch existente - aber aussterbende Situation. Ich habe selbstverständlich befreundete Unternehmer in meinem Umfeld und bei denen is da alles kein Thema.
Denn das hier ...
Zitat:
Zitat von Matthias75
Ich habe aber auch das Gefühl, dass der AG verstanden hat, dass er mehr bieten muss als nur Geld, um seine Mitarbeiter zu halten. wir haben z.B. auch umfangreiche Möglichkeiten für Sabbaticals, Eltern-Kind-Büros, etc..
... ist seit Jahren das wesentliche Thema für Erfolg. Bei den KMUs oft noch mehr wie bei den Konzernen. Wer das nicht beherzigt, der wird über kurz oder lang nicht mehr existieren.
Das liegt aber auch daran, weil deren Männer die Flexibilität nicht aufbringen können, weil sie ja rausgemobbt werden aus dem Job, wenn sie auf Familienmensch machen und nicht mehr 50h die Woche für die Firma schuften (wollen).
In meinen Augen sollten beide Partner 2/3 arbeiten, aber auch das wird einem Mann nicht zugestanden, der Frau vielleicht schon, deren Karriere ist aber vorbei.
Wir machen das so, arbeiten aber beide im öffentlichen Dienst. Hier war (sogar 4 Jahre) Elternzeit und Teilzeit für mich (und meine Frau/2 Jahre) kein Problem.
Zitat:
Zitat von Helmut S
Das halte ich für eine - zwar immer noch existente - aber aussterbende Situation. Ich habe selbstverständlich befreundete Unternehmer in meinem Umfeld und bei denen is da alles kein Thema.
Ich schätze mal, dass es neben der Karriere auch finanzielle Aspekte bei der Entscheidung gibt. Wir haben ja leider immer noch in vielen Bereichen ein Gehaltsgefälle zwischen Mann und Frau. Zudem sind Berufe, in denen Frauen die "Mehrheit" haben, häufig (leider) schlechter bezahlt.
In der Elternzeit zahlt man so oder so drauf. Hier muss man häufig schauen, wieviel Elternzeit man sich leisten kann. Klingt zwar hart, Mistaber so. Die Fixkosten werden nicht weniger, häufig aufgrund des Kindes sogar mehr. da überleg man sich durchaus, wie lange man das bei reduzierten Bezügen durchziehen kann.
Und ja, auch wen das vielen als Luxusproblem erscheinen mag, aber auch die Deckelung des Elterngeldes, die mit Sicherheit ihre Berechtigung hat, wird einen Teil dazu betragen. Wer ein hohes Einkommen hat, hat häufig auch höhere Fixkosten. Da macht sich der Unterschied zwischen Gehalt und Elterngeld sehr massiv bemerkbar und viele werden da schonmal den Taschenrechner anwerfen.
Ich schätze mal, dass es neben der Karriere auch finanzielle Aspekte bei der Entscheidung gibt. Wir haben ja leider immer noch in vielen Bereichen ein Gehaltsgefälle zwischen Mann und Frau. Zudem sind Berufe, in denen Frauen die "Mehrheit" haben, häufig (leider) schlechter bezahlt.
Die schlechter Bezahlung ergibt sich oft aber erst nach der Geburt von Kindern. Dann fallen viele Frauen ab.
Und ja, auch wen das vielen als Luxusproblem erscheinen mag, aber auch die Deckelung des Elterngeldes, die mit Sicherheit ihre Berechtigung hat, wird einen Teil dazu betragen. Wer ein hohes Einkommen hat, hat häufig auch höhere Fixkosten. Da macht sich der Unterschied zwischen Gehalt und Elterngeld sehr massiv bemerkbar und viele werden da schonmal den Taschenrechner anwerfen.
Das ist unser Hauptproblem. Der Luxus von Elterngeld ist toll aber der Verlust durch die Deckelung ist für uns enorm.
Mein Mann verdient mehr als ich, was aber null mit Mann/Frau zu tun hat (Beamter). Wir haben vor 2 Jahren ein Haus gekauft und entsprechende Fixkosten. Der gedeckelte Beitrag, den wir beide gleichermaßen bekommen, ist da natürlich einige Zeit tragbar aber ja, wenn wir den Taschenrechner anschmeißen, dürfte mein Mann eigentlich gar keine Elternzeit nehmen weil der Verlust so groß ist.
Ich seh das allerdings aus einer anderen Perspektive- diese Zeit ist so schnell vorbei und man bekommt die Chance nie wieder, also ist das schon in Ordnung so wie es ist.