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Zitat von Nobodyknows
Hallo Jörn,
wie kommt es, dass Du dich so intensiv mit einer Sache (der Sache "Kirche") beschäftigst, der Du negativ gegenüber stehst? Wann begann dies in deinem Leben und was glaubst Du war der Auslöser dafür?
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Es gibt viele Gründe dafür, die Kirchen, den Aberglauben und die Religionen zu kritisieren. Für mich sind das drei separate Dinge, die ich einzeln für kritikwürdig erachte. Es ist also ein weites Feld, und ich kann in der gebotenen Kürze nicht darlegen, welche Motivation jeweils dahintersteht.
Aber es gibt ein paar Hauptmotive.
Das schiere Ausmaß des Betrugs, den die Religionen und die Kirchen letztlich darstellen, ist
spektakulär. Das macht die Sache interessant, jedenfalls interessanter als irgendein dörflicher Karnevalsverein, den Du als Beispiel anführst. Es handelt sich um die erste Liga.
Zudem interessieren mich die Fragen, welche die Religionen zu beantworten vorgaukeln, tatsächlich. Der Ursprung der Welt ist interessant; oder die Frage warum wir hier sind und wohin wir steuern. Die Frage der Moral. Nur weil diese Fragen einem Haufen Falschmünzern in die Hände gefallen sind, bedeutet das nicht, dass die Suche nach den Antworten nicht aufregend wäre. Es ist für das Fortschreiten der Gesellschaft nötig, diese Themen den Falschmünzern aus der Hand zu nehmen. Je mehr wir das bisher getan haben, desto klüger, freier und menschlicher wurde unsere Gesellschaft.
Das bedeutet, anders formuliert, dass die abrahamitischen Religionen ihrem Wesen nach genau diese Werte missachten: Klugheit, Freiheit, Menschlichkeit. Inbrünstig gefeiert werden stattdessen Einfalt, Zwang und Unmenschlichkeit. Durchgesetzt wird es mit Gewalt in ihren verschiedenen Formen. Dazu zählt auch psychische Gewalt.
Seit der Moderne müht sich die Gesellschaft, den zumeist schädlichen Einfluss der Religionen zurückzudrängen und dem Ideal einer zivilisierten und gebildeten Gemeinschaft nahe zu kommen (im Gegensatz zu einer abergläubischen Gesellschaft, die automatisch eine barbarische Gesellschaft ist). Von diesem Fortschritt profitiere ich, und vielleicht kann ich mich bei den wackeren Vorkämpfern früherer Generationen bedanken, indem ich die Fackel ein paar Meter weiter trage. Mein Mittel dazu ist, mich öffentlich zu äußern und hier und da ein paar Artikel zu schreiben.
Weil sich bei den Kirchen und ihren Vertretern ein Verdacht auf Betrug aufdrängt, sollte man auch an die Betrogenen denken. Viele Menschen, die von den Kirchen seit Kindesbeinen angelogen und ausgenutzt worden sind, ahnen überhaupt nicht, dass sie betrogen werden. Die Mitmenschlichkeit und Aufrichtigkeit gebietet es, den Leuten die Augen zu öffnen,
sofern sie es wollen und sofern es in ihrer Reichweite liegt. Ich dränge mich also niemandem auf, aber wenn öffentlich gepredigt wird, darf auch öffentlich kritisiert werden.
Es nützt leider nichts, darauf hinzuweisen, dass hier nicht die Gläubigen kritisiert werden. Diese Unterscheidung wird von den Gläubigen nicht verstanden. Auf einen kurzen Nenner gebracht wäre es mir einerlei, wenn sich die alten Herren im Vatikan
gegenseitig anschwindeln würden. Meine Kritik entsteht erst dort, wo sie
andere Leute anschwindeln, in einer Weise, die den Schwindel zu verschleiern sucht, um daraus einen finanziellen Vorteil für sich selbst zu erlangen.
Du hast nach den Gründen und der Motivation für Kirchen- und Religionskritik gefragt, und dies waren ein paar davon.