Das erstaunliche daran ist doch vor allem, dass diese Gesellschaft dafür relativ gesund, relativ friedlich (!) und relativ lange lebt.
Die Menschen rauchen, saufen, sind fett und unsportlich und dennoch haben wir eine enorm hohe Lebenserwartung. Rein aus subjektiver Beobachtung würde ich behaupten, dass selbst die Reproduktionsrate mit der vermeintlich "ungesunden" Ernährung steigt.
Lebenserwartung bedeutet nicht gleichzeitig Lebensqualität. Die Zahl der schon in jungen Jahren an den klassischen lebensstilbedingten "Zivilisationskrankheiten" Menschen nimmt dramatisch zu.
Die Reproduktion ist in den westlichen Industrienationen fallend. Auf jede Frau kommen weniger als 2 Kinder. Die Bevölkerung der BRD ist lediglich aufgrund der massiven Zuwanderung der letzten zwei Jahrzehnte, vor allem aus der ehemaligen UdSSR stabil geblieben.
Davon abgesehen hat die Reproduktion mit der Paleo- oder konventionellen Ernährung wahrscheinlich nicht viel zu tun zu tun, da sich die Zivilisationskrankheiten typischerweise erst in der zweiten Lebensphase (also nach Abschluß der individuellen Reproduktion) lebensqualitätmindernd bemerkbar machen. Daher kann von nicht-artgerechter Ernährung auch nur dann Selektionsdruck ausgehen, wenn diese unmittelbar, schnell und gründlich Wirkung im Sinne von Tod in der Kindheit zeigt (vor der Reproduktion). So zb Milch als Basis der Ernährung zum Beginn der Milchwirtschaft in Nordeuropa. Anders ist ansonsten die dramatische Geschwindikeit der Durchsetzung der genetischen Mutation in diesen Populationen, die zu Laktosetolaranz über das Säuglingsalter hinaus führte, kaum erklärbar. Es sei denn die Forschung im Bereich der Epigenetik kommt hierzu verwertbaren neuen Erkenntnissen, was aber noch nicht absehbar ist.
Eine interessante Frage ist aber, warum sich die Zahl aufgrund abnehmender Spermienqualität zeugnungsunfähiger Männer im Steigen befindet. Möglicherweise spielt hier dann die konventionelle Ernährung doch eine mitverursachende Rolle. Ob und in wieweit, kann ich nicht sagen - vielleicht kennt sich hier ja jemand zu diesem Thema aus.
Für mich stellt sich die Frage wie ich dieses Paleozeug umsetzen soll / muss. Am Wettkampf einen Powerbar wär dann ja auch Tabu
Aber wenn ich wüsste wie ich das ganze in meinen Alltag einbauen soll würd ich es wohl auch mal probieren.
Wenn Du Lust hat das "Paleo-Gedöns" (bellamartha) mal zu probieren... mach den Thread dazu auf und ich versuch Dich dabei ein wenig zu coachen. Ich bin mir sicher, dass es auch für Dich einen gangbaren Weg gibt, dem Ideal so nahe wie möglich zu kommen, ohne sein Leben komplett verändern zu müssen.
By the way... wie oft ist im Jahr Wettkampf? Meinst Du eine handvoll Powerbars bringen Dich sofort ins Grab? Unser Körper verträgt so manche Beleidigung - und damit auch mal Junkfood im Wettkampf -, wenn man ihn grundsätzlich in der überwiegenden Zeit pfleglich und artgerecht behandelt.
Unser Körper verträgt so manche Beleidigung - und damit auch mal Junkfood im Wettkampf -, wenn man ihn grundsätzlich in der überwiegenden Zeit pfleglich und artgerecht behandelt.
Klar sollte man den Körper pfleglich behandeln.
Die Frage im WK oder bei intensivem Training ist jedoch die altbekannte: Was spricht dagegen dem Körper dann zu geben was er verbraucht: KH? Ein Motor braucht halt seinen Treibstoff wenn er hohe Leistungen bringen soll.
Lebenserwartung bedeutet nicht gleichzeitig Lebensqualität.
Nö, natürlich nicht.
Zitat:
Die Zahl der schon in jungen Jahren an den klassischen lebensstilbedingten "Zivilisationskrankheiten" Menschen nimmt dramatisch zu.
Gleichzeitig nimmt auch die Diagnostik zu/wird besser.
Ist es übrigens wirklich nachgewiesen, dass der Lebensstil diese verursacht? Liegt ja nahe, aber stimmt das denn auch?
Zitat:
Die Reproduktion ist in den westlichen Industrienationen fallend. Auf jede Frau kommen weniger als 2 Kinder.
Nicht alles auf die Goldwaage legen:
Meine Beobachtungen.
1. Bildungsferne Schichten ernäheren sich im Mittel "schlechter" (nach meiner Definition) als bildungsnahe Schichten.
2. Bildungsferne Schichten vermehren sich schneller, häufiger und früher.
Einen internationalen oder historischen Bezug/Vergleich stelle ich gar nicht an.
Zitat:
Davon abgesehen hat die Reproduktion mit der Paleo- oder konventionellen Ernährung wahrscheinlich nicht viel zu tun zu tun, da sich die Zivilisationskrankheiten typischerweise erst in der zweiten Lebensphase (also nach Abschluß der individuellen Reproduktion) lebensqualitätmindernd bemerkbar machen.
Genau das ist doch das Erstaunliche auf das ich hinauswill. Wir futtern vermeintliches Gift und dennoch erreichen wir relativ gesund (also gesund genug für so einiges) diese zweite Lebensphase.
Ob es anders besser, länger, weiter geht - anderes Blatt.
Deine Theorie beruht darauf, dass sich der Mensch genetisch an dies und das angepasst hat oder auch nicht - jeweils mit dem Ziel der idealen Fortpflanzung (späteres geht ja laut Deiner Aussage nicht in den Evolutionsprozess ein). Dies ist also vermutlich durch Paleo gegeben.
Das bedeutet, dass Paleo ein (!) geeignetes Rezept ist, sich recht gut fortzupflanzen (wenn man annimmt, dass der Gen-Pool sich seit dem nicht verändert hat).
Meine Einwände:
1. Es besagt aber nichts darüber, ob diese Ernährung auch für den weiteren Lebensweg besonders geeignet ist.
(Man könnte nun folgern, dass das, was in der ersten Lebenshälfte gut funktioniert, wahrscheinlich auch in der zweiten Hälfte gut ist, aber das würde dann mit der evolutionären Begründung brechen.)
2. Das Leben besteht (für mich) mehr als aus dem Erreichen des Fortpflanzungsalters. Lebensqualität ist für mich also nicht nur eine eventuell optimale Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Diese nimmt (vor allem wenn sie fehlt) natürlich einen beträchtlichen Raum ein, ist es aber nicht nur allein.
Meine Folgerung: Kompromisse. Ich versuche mich bewusst zu ernähren, indem ich versuche meinem Körper zu vertrauen und auf diesen zu hören und gleichzeitig die Lebensmittel mit meinem ökologischen Gewissen vereinbaren zu können. Es ist also ein Wechselspiel aus Bekömmlichkeit und Lust und Ökologiebetrachtungen.
Die Frage im WK oder bei intensivem Training ist jedoch die altbekannte: Was spricht dagegen dem Körper dann zu geben was er verbraucht: KH? Ein Motor braucht halt seinen Treibstoff wenn er hohe Leistungen bringen soll.
Wurde in einem Paleo Thread eigentlich je die Frage beantwortet, ob es einen absoluten Elite-Triathlet gibt, der sich rein Paleo ernährt und auf Kartoffeln, Getreide und Hülsenfrüchte völlig verzichtet?
Gleichzeitig nimmt auch die Diagnostik zu/wird besser.
Ist es übrigens wirklich nachgewiesen, dass der Lebensstil diese verursacht? Liegt ja nahe, aber stimmt das denn auch?
Nicht alles auf die Goldwaage legen:
Meine Beobachtungen.
1. Bildungsferne Schichten ernäheren sich im Mittel "schlechter" (nach meiner Definition) als bildungsnahe Schichten.
2. Bildungsferne Schichten vermehren sich schneller, häufiger und früher.
Einen internationalen oder historischen Bezug/Vergleich stelle ich gar nicht an.
Genau das ist doch das Erstaunliche auf das ich hinauswill. Wir futtern vermeintliches Gift und dennoch erreichen wir relativ gesund (also gesund genug für so einiges) diese zweite Lebensphase.
Ob es anders besser, länger, weiter geht - anderes Blatt.
Deine Theorie beruht darauf, dass sich der Mensch genetisch an dies und das angepasst hat oder auch nicht - jeweils mit dem Ziel der idealen Fortpflanzung (späteres geht ja laut Deiner Aussage nicht in den Evolutionsprozess ein). Dies ist also vermutlich durch Paleo gegeben.
Das bedeutet, dass Paleo ein (!) geeignetes Rezept ist, sich recht gut fortzupflanzen (wenn man annimmt, dass der Gen-Pool sich seit dem nicht verändert hat).
Meine Einwände:
1. Es besagt aber nichts darüber, ob diese Ernährung auch für den weiteren Lebensweg besonders geeignet ist.
(Man könnte nun folgern, dass das, was in der ersten Lebenshälfte gut funktioniert, wahrscheinlich auch in der zweiten Hälfte gut ist, aber das würde dann mit der evolutionären Begründung brechen.)
2. Das Leben besteht (für mich) mehr als aus dem Erreichen des Fortpflanzungsalters. Lebensqualität ist für mich also nicht nur eine eventuell optimale Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Diese nimmt (vor allem wenn sie fehlt) natürlich einen beträchtlichen Raum ein, ist es aber nicht nur allein.
Meine Folgerung: Kompromisse. Ich versuche mich bewusst zu ernähren, indem ich versuche meinem Körper zu vertrauen und auf diesen zu hören und gleichzeitig die Lebensmittel mit meinem ökologischen Gewissen vereinbaren zu können. Es ist also ein Wechselspiel aus Bekömmlichkeit und Lust und Ökologiebetrachtungen.
Gar nicht so einfach.
Ich fürchte da wurde ich von Dir in vielen Punkten missinterpretiert.
Paleo ist für mich (und nicht nur mich) eine Ernährung die beste Gesundheit bis in ein hohes Alter ermöglicht. Mit der Reproduktion bzw dem Reproduktionsalter hat dies nichts zu tun. Es konnten sich Populationen durchsetzen, deren ältere Sippenmitglieder möglichst lange nützliche Arbeit für die Sippe leisten konnten (zb Nahrung zubereiten, Kinder beaufsichtigen etc. Zu beobachten heute noch bei den Kung San in Afrika. Eine Sippe mit (ernährungsbedingt) jung sterbenden Mitgliedern hatte eine geringere Wahrscheinlichkeit zum bestimmenden Teil des Genpools der Art zu werden.
Die neolitihische Revolution mit der Entstehung großer sozialer Gemeinschaften (Städte) hat diesen Aspekt in den Hintergrund rücken lassen, da durch die besseren Möglichkeiten der Arbeitsteilung die Bedeutung des gesund alt werdens niveliert wurden. Abzulesen in der drastisch gesunkenen Lebenserwartung mit Einsetzen der neolithischen Revolution um mehr als ein Drittel. Milch, Getreide, Mais etc und später dann Zucker und Industriefraß haben wenig einfluß auf die Reproduktion, aber auf die Gesundheit im Alter und das erreichbare Alter generell. "Leider" wirk(t)en diese langfristig schädlichen Nahrungsmittel nicht unmittelbar und sofort tötlich, denn dann hätten wir es blieben lassen, diesen Mist als Basis unserer Ernährung zu machen oder aber die Evolution hätte - bei Vorliegen einer diesbezüglich hilfreichen Mutation - eine rasche Anpassung unseres Genoms vorgenommen (wie zb bei 10-15% der Weltbevölkerung bzgl Laktosetoleranz).
Dass die Zivilisationskrankheiten lebensstilbedingt sind (in Japan heißen sie sogar so: "lebensstilbedingte Krankheiten"), wird heute im Grunde von niemandem wirklich bezweifelt. Zu erdrückend ist die statistische Faktenlage und die Erkenntnis über die biochemischen Wirkzusammenhänge. Allenfalls wirtschafliche Interessengruppen wie Agrar- und Nahrungsmittelindustrie zünden hier gezielt Blendgranaten. Vorbild: Die Tabakindustrie mit ihrer jahrzehntelang leider zu erfolgreichen Propaganda, dass Rauchen gar nicht schuld an diversen Krankheiten sei... . Man mache sich zb mal den Spaß und lese die dummdreiste Propaganda der Zuckerindustrie... .
Um das Ausmaß des Zunehmens der nach außen hin offensichlichsten Zivilisationskrankheit, der Adipositas bei Kindern und Jugendlichen zu beobachten, genügt es, sich eine Stunde in ein Kaffee in der Fußgängerzone zu setzen und das vorbeiflanierende Volk zu beobachten oder den Pausenhof einer beliebigen deutschen Schule diesbezüglich zu betrachten.
Geändert von pinkpoison (08.02.2011 um 15:20 Uhr).