Vor zwei Tagen stand turnusmäßig eine Leistungsdiagnostik an: die Vorsorgeuntersuchung U8 beim Kinderarzt. Wenn´s irgend geht, halte ich mich raus und mache den stillen Beobachter. Keine Motivationsversuche meinerseits, keine Kommentare. Geht aber nicht immer.
Seh- und Hörtest werden vom kleinen Probanden etwas schleppend absolviert. Beim Abzeichnen von geometrischen Figuren hingegen beeilt er sich richtig. So sehen die Figuren dann auch aus. Dass der danach geforderte zu malende Mensch im Schnitt nur zwischen drei und vier Fingern bzw. Zehen hat, fällt meinem Sohn im Eifer des Gefechts gar nicht auf. Zu Hause würde ihm das garantiert nicht passieren, denke ich noch, sage aber nichts. Nach diesem ersten Durchlauf verlässt die Arzthelferin das Sprechzimmer und die Ärztin erscheint. Frau Doktor ist entzückt „Der kann ja super malen, für einen Jungen ist das wirklich außergewöhnlich!" "Och," denke ich, "verwöhnt sind die hier ja nicht.".
Danach geht´s mit motorischen Übungen weiter: einmal auf den Zehenspitzen und einmal auf den Fersen laufen, durch den Raum hüpfen, Schubkarre machen usw. Der Teil macht dem kleinen Sportler richtig Spaß und ist natürlich viel zu schnell zu Ende. Am Ende aller Untersuchungen hackt Frau Doktor noch schnell ein paar Daten in ihren Rechner und wendet sich mir freundlich zu: „Also, motorisch ist er ja super fit. Da ist er locker ein Jahr voraus.“ „Jo,“ sage ich, „er macht das nicht schlecht.“ „Allerdings“, so schiebt Frau Doktor etwas ernster hinterher “ist sein BMI recht hoch. Er liegt hier …“ und sie zeigt dabei auf einen kleinen roten Punkt auf ihrem Bildschirm “… im oberen Bereich des Normalgewichts. Da müsste man mal auf die Ernährung schauen.“ „Ich wüsste beim besten Willen nicht, was ich bei der Ernährung anders machen sollte“, sage ich freundlich, aber bestimmt. Dann könne man das ja vielleicht mit mehr Bewegung hinbekommen, überlegt die Ärztin laut und fragt, ob mein Sohn denn schon Laufrad fahre. "Nicht mehr", antworte ich, "seit er zweieinhalb ist fährt er Fahrrad, und seit er dreieinhalb ist Skateboard.“ Die beliebten Alternativ-Fahrzeuge Kick-Roller und Kick-Board aus dem heimischen Kinder-Fuhrpark vergesse ich glatt zu erwähnen. „Noch mehr Bewegung geht nicht. Es sein denn, wir fangen jetzt mit richtigem Sport an und das halte ich dem Alter dann doch für übertrieben!“, erkläre ich. „Naja,“ meint die Ärztin „ist ja auch nicht mehr so schlimm. Mit zwei war er noch dicker.“ „Jetzt mach mal halblang, Baby“, denke ich nur und fange schon mal an, unsere Sachen einzupacken. Zum Abschied bekommt mein Sohn von Frau Doktor eine Urkunde fürs wohlwollende Mitmachen überreicht (gut) und eine Tüte Gummibärchen (böse).
Jetzt mal ehrlich. Seit Jahren geht mir der BMI auf die Nerven, den ich - wenn überhaupt - nur für absolute Nicht-Sportler ohne Muskelmasse als aussagekräftig ansehen würde. Ich erinnere mich an Zeiten, in denen nahezu jeder Spitzen-Handballer gemäß BMI übergewichtig war. Mittlerweile ist man ja zumindest beim BMI für Erwachsene so weit, auch mal die Muskelmasse zu berücksichtigen. Naja, irgendwann wird man sicherlich auch in deutschen Kinderarztpraxen so weit sein. Nur schade, dass wir das nicht mehr erleben.
Pantone,
deren BMI auf leichtes Untergewicht hinweist, die aber trotzdem nicht mehr isst als sie mag
PS: In zwei Wochen ist meine Freundin Tina mit ihrem Sohn Lucas beim Kinderarzt und ich kenn´ schon das Ergebnis: Das Kind, das sehr gern isst und sich nur höchst ungern bewegt, ist zu dünn. Und Tina wird sagen: "Noch mehr Essen geht nicht. Und noch weniger bewegen erst recht nicht."
Jetzt mal ehrlich. Seit Jahren geht mir der BMI auf die Nerven, den ich - wenn überhaupt - nur für absolute Nicht-Sportler ohne Muskelmasse als aussagekräftig ansehen würde.
Wenn er sich so gern und viel bewegt, toll
BMI oder Statistik uninteressant.
Gedanken würde ich mir nur machen, wenn er keine Lust mehr an Sport hätte.
Rest gibt sich, kann ich bestätigen.
Du hast wirklich Talent zum Schreiben.