Für alle die es Intressiert:
Mein Tag in Roth:
Mein Weg nach Roth………….
Am Anfang war es eigentlich nur eine Idee, ein Wunsch einmal im Leben diese Distanz zurückzulegen und offiziell ein „ Eisenmann“ zu sein. Wo wenn nicht beim „best old race“ könnte man also sich diesen Titel sicher, wenn nicht in Roth.
Die Erste Herausforderung war, einen der Startplätze zu bekommen als dies geschafft war wurde Mietwagen und Hotel gebucht und Roth konnte kommen. Ein Jahr Zeit an der Form zu feilen und sich darauf vorzubereiten. Da ich eigentlich immer nach freiem Gefühl trainiert habe aber diese Distanz doch wohl mit etwas Plan angegangen werden sollte, habe ich mich die ganze Zeit über von Mr. Inferno Marc Pschebizin ( proficoaching.net) trainieren lassen.
Der Trainingsplan startet im Dezember und lief bis Februar sehr gut. Leider hatte ich mir dann eine Virushepatitis eingefangen, sodass bis Mitte März Stillstand war. Da das Marcs Trainingslager aber schon gebucht war flog ich am Mitte März für zwei Wochen nach Gran Canaria um dort ein bisschen Grundlagen auf dem Rad zu schaffen………………….
RACE DAY:
Morgen um 4 Uhr ist die Welt noch in Ordnung…..alles schläft und es ist ruhig; stimmt für den Rest der Welt aber nicht für den Landkreis Roth! 3 mal aufs Klo; Die Beutel noch ein letztes Mal ( laufende Nummer 12) gecheckt und Anfahrt zum Schwimmstart. Ein kleiner Stau von circa 5km brachte den Puls weiter nach oben aber es gab ausreichende Parkplätze in unmittelbarer Nähe zum Schwimmstart also kein Stress. Nach 10min zu Fuß in herrlicher Morgenstimmung erreichten wir (Paula und Papa) die WZ1.
Fahrrad checken, Verpflegung verstauen und wieder zurück an den Kanal um den Start der Profis zu sehen. Alle 5min ging eine Startgruppe los und so hielt sich das Gekloppe echt in Grenzen bzw. war fast gar nicht vorhanden. Das lag vielleicht auch daran, dass ich in der letzten Einzelstartergruppe war und ich nach dem Startschuss 2min gewartet hatte bis das Feld auf der Reise war. Orientierung ohne Problem 1,9km den Kanal hoch und dann wieder runter. Die Supporter konnten einen den ganzen Weg begleiten. Nach 1:27 aus dem Wasser und den Beutel geschnappt und dann ab auf die Radstrecke. Schon auf der ersten Brücke über den Kanal standen hunderte Zuschauer und feuerten
einen wie die Irren an und das führte dazu, dass der Puls nicht runtergehen wollte. Es wurde wärmer und ich hielt mich / versuchte es zumindest an die Pulsvorgaben vom Coach zu halten. Verpflegung stand ganz oben. Bis auf die Streckenteile zwischen den Feldern brannte überall die Luft:
Musikanlagen, Familienfest, Zuschauer Zuschauer Zuschauer…….der Wahnsinn und ich darf hier mitmachen was für ein Privileg. Der Kalvarienberg sollte dann das erste Mal dafür sorgen, dass der Puls doch etwas über die vorgegeben Grenze flippen sollte. Aber danach rollte man wieder in seinem Pulsbereich weiter bis zum Solarer Berg. Vieles hatte ich davon gehört, im Vorfeld bin ich den Anstieg schon mal hochgefahren ( Wiegetritt) ohne Zuschauer; was jedoch im Wettkampf hier los ist ist nicht
zu beschreiben. Man rollt in Hilpoltstein rein und es ist eigentlich ruhig, dann kommt man um die Ecke und da ist der Berg und gefühlte 30000 Leute in 5er Reihen die dich nach oben schreien! Du kannst gar nicht anders als hier hochzufliegen, vergiß deinen Puls für diese 3 Minuten und genieß es einfach. Und so schnell du reingefahren bist bist du auch wider draußen. Bei km 140 bekam ich dann leider bedingt durch die Hitze Magenprobleme und entledigte mich meinen Riegel und Gels nach rechts in Feld. Von da an war an eine Fahrt in Aeroposition nicht mehr zu denken. Also schön oben auf den Lenker greifen und versuchen diese kleine Krise durchzustehen. Bloß nicht an den Marathon denken! An was Positives wie die Gänsehaut am Solarerberg. Auch hier
halfen die Zuschauer durch ihre Anfeuerungen mit. Ein kurzes Zwischenwort zur Orga: Besser geht es nicht! Von den perfekt angegebenen Flaschen, Riegeln, Gels bis hin zu dem Radsupport durch drei Quads mit Ersatzlaufrädern ( Zipp, Cosmic, Xenitis) Radservicepunkten an der Strecke war alles Optimal. Besser geht nicht.
Nach 180km und einem Sonnenbrand den ich noch nicht spürte kam ich nach 6:34h in WZ2 an. Startnummer nach vorne und 10 Sekunden später hatte ich eine Helferin mit meinem Beutel neben mir auf dem Weg zum Umkleidezelt. Schuhe raus, Visor an kurz mal mit sunblocker eingesprüht worden und ab auf den Marathon. Auch hier nicht direkt von der Euphorie sich mitziehen lassen sondern auf den Puls achten und locker ( Wie soll ich nach 180km Radeln mit 1400hm noch locker laufe,n coach?!) laufen. An jeder Verpflegungsstation eine Cola ein Wasser und reichlich Schwämme und die 30 Grad fühlen sich nur noch nach 27 Grad an. Bis km 18 ging das auch noch gut aber dann
bemerkte ich, dass ich nicht mehr schwitzte und ich ein Kribbeln in den Fingern bekam. Nicht gut.
Denk an die Worte vom Coach: kleine Krisen kommen und gehen! Ich ging die mir einigermaßen sinnvollen Möglichkeiten im Kopf durch:
1. Ins Gras legen und warten das es besser wird.
2. Weiterlaufen und umkippen, was leider sehr vielen passiert ist.
3. Eine Gehpause einlegen und die Steinchen aus den Schuhe holen, die man sich auf dieser Art von Schotterweg schnell einfangen kann.
Ich entschied mich für Variante 3 und ging als die nächsten Kilometer . Bei km 21 traf ich auf meine Supporter die extra morgen um 6 von Köln aus nach Roth gefahren sind nur um mich zu sehen und meiner Familie. Ein Schulterklopfen ein paar helfende Sprüche ( schon über 200km geschafft...) und ich konnte wieder was antraben. Bis um die nächste Ecke. Gels vertrug ich überhaupt nicht mehr also mit der verbleibenden Energie haushalten. Irgendwie bin ich auch die Steigung bei km 30 hochgekommen wobei ich der festen Meinung bin, dass hier der Basslautsprecher der Hartseemafia
mich nach oben gepusht hat und ab da ging es langsam wieder besser. Die Temperatur nahm immer weiter ab und ab km 34 konnte ich wieder laufen was mich selbst überraschte. Ab da sammelte ich nicht nur viele Einzelstarter auf sondern auch Staffelteilnehmer was mich noch weiter antrieb. Das letzte Mal stand mein Fanclub bei km 40, so sagten sie mir zumindest doch hier war ich in einem solchen Tunnelblick, dass ich nichts mehr wahrnahm. Es ist dunkel gewesen, die Finisher die schon
auf dem Weg zur WZ2 sind um ihre Räder zu holen feuern dich an und langsam wird es lauter und es wird heller.
Alle mit denen ich im Vorfeld gesprochen hatte sagten mir, dass man die letzten Meter schweben würde und das tust du auch wirklich. Die letzte 200m habe ich ein Gefühl gehabt wie noch nie zuvor!
Kein Zielsprint sondern das möglichst lange erleben und nichts verpassen. Unter meiner Sonnenbrille habe ich geheult wie ein kleines Mädchen, aber der ganze Druck es vielleicht nicht zu schaffen fällt von einem ab und die ganzen Entbehrungen der letzten 7 Monate zeigen das diesen letzten 200m es wert sind. Das Triathlonstadion war voll bis auf den letzten Platz, jeder wird hier gefeiert, als ob er der erste wäre: ein Gefühl welches alle dir aber auch schon während des Rennens dir vermitteln.
Im Ziel habe ich von James Cunamma, der als zweiter hinter Dirk Bockel gefinsht hatte, die Medaille umgehängt bekommen und dann kommt der Race Direktor Felix Walchshöfer auf mich zu und nimmt mich in den Arm und drückt einen, als ob man zur Familie gehört!!!
Die Verpflegung rundete das tolle Bild ab.
Fazit: Obwohl ich im Training immer besser / schneller gewesen bin als jetzt im Wettkampf bin ich 100%ig zufrieden. 30 Grad und Sonne sind nicht so mein Wetter; eher 22 und bedeckt ☺ . Aber ich habe das Beste daraus gemacht und habe jede einzelne Sekunde genossen. Ich schaue nicht zurück und denke mir, da ein bisschen mehr Druck und hier ein Gels mehr oder so ein Blödsinn. Ich habe mir nicht den Stecker bei km18 gezogen sondern habe das Rennen zu Ende gebracht. Endzeit 13:12h!
und darauf bin ich stolz. Bin ich jetzt ein Ironman?! Keine Ahnung auf dem Papier schon und ich kann endlich die shirts tragen auf den Vergleichbares drauf steht heheheh! Körperlich bin ich im Moment ziemlich am Ende und die 10 tsd kcla die mein Pulsmesser mir als Verbrauch anzeigt sind viel zu krass; Mental hat mir die ganze Sache aber gezeigt, dass man mit Geduld und Fleiß vieles erreichen kann und das nehme ich aus dieser Erfahrung mit. Gefinisht wird im Kopf; und wenn bei km 33 dir der Oberschenkel wehtut dann ist das auch ok und dann denkt man an was anderes.
Danke an Marc Pschebizin der mich immer wieder aufgebaut hat! Meine Familie und an alle Freunde( Anna, Steffen, Steffens Papa, Peter, Gabi, Ute, Frank, Daniel, Anja ….) die mich unterstützt und an mich geglaubt haben.
Ironman or Challenge:
This ain´t a club where you can by a membership, you have to earn it!
( Hab ich auf der Strecke gelesen ☺)
toby
Geändert von Neoprenmiteingriff (16.07.2013 um 15:27 Uhr).
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