Nach 3 Triathlons (VD, davon ein 2. Platz in meiner AK) möchte ich euch noch einmal um eure Hilfe bitten, denn ich bin nicht glücklich mit meiner Radposition.
Die beiden Fotos sind während eines Triathlons aufgenommen worden. Also unter echten Wettkampfbedingungen. Folgende Probleme machen mir zu schaffen:
1) Aeroposition
Auf dem Foto unten (wo ich und mein Verfolger von vorne zu sehen sind) sieht es so aus, als ob wir ähnliche Aeropositionen hätten. Das ist jedoch nicht so. Während mein Verfolger (der zeitweise vor mir fuhr) eine gute Aeroposition hat (Kopf und Rücken bilden eine Linie), sieht man bei mir in der Seitenansicht, dass ich einen Luftwiderstand wie ein Scheunentor habe
Was kann ich verbessern?
2) Knielot
Mein Knielot ist ca. 5-6cm vor der Pedalachse, selbst wenn ich mit dem Sattel maximal weit zurückgehe. Der Lenkervorbau ist schon gekürzt. Sattel ist ein Triathlon-Sattel (fizik Tritone).
Muss/sollte das Knielot stimmen? Oder fährt man in der Aeroposition auch mit dem Knielot deutlich vor der Pedalachse? Ist ein Knielot deutlich vor der Pedalachse weniger effizient (= weniger Leistung) oder gar schädlich für die Gelenke?
3) Überhöhung
Wie man erkennen kann, habe ich kaum Überhöhung. Der Lenker ist bereits in der tiefsten Position. Die Sattelstütze guckt nur wenig aus dem Sattelrohr raus. Sollte es nicht so sein, dass die Sattelstütze deutlich sichtbar aus dem Sattelrohr ragt und man auch eine deutlich sichtbare Überhöhung hat?
4) Armhaltung/Auflieger
Wie man sehen kann, sind die Auflieger-Pads recht weit vorne am Ellenbogen. Dadurch habe ich nach ca. 15 Minuten Schmerzen an der Auflagestelle und im Ellbogengelenk. Der Auflieger ist schon maximal weit vorne. Damit die Haltung bequem und schmerzfrei im Ellbogen ist, müsste die Auflage (Pad) da nicht mehr Richtung Ellbogen gehen? Aber wie soll das gehen, denn wenn ich den Sattel weiter nach vorne stelle, wird das Problem mit dem Knielot noch schlimmer!
5) Rahmengröße
Ist die Ursache aller oben genannten Probleme vielleicht die Rahmengröße? Mit 180cm, 77kg, Schrittlänge 85cm fahre ich diesen 58er Rahmen (Isaac Kaon 2014). Könnte die Lösung ein 56er Rahmen sein?
Mittlerweile trübt es meine Stimmung und meine Motivation wirklich stark ein, dass ich es nicht schaffe, eine vernünftige Radposition hinzubekommen. Und ich würde mich wirklich riesig freuen, wenn ihr mir bei der Lösung des Problems helfen könntet!
Vielen, vielen Dank bereits im Voraus für eure Hilfe!
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Also, allein beim Lesen des Abschnittes mit der Überhöhung dachte ich mir schon "Rahmen zu groß", bevor ich zu Ende gelesen oder die Bilder gesehen hatte.
Auf dem Seitenbild sieht man, dass der Sattel eventuell noch ein wenig höher könnte (das Bein ist trotz 6-Uhr-Position noch relativ stark angewinkelt), aber viel holt man da nicht mehr raus.
Zitat:
Zitat von Ator
Ist die Ursache aller oben genannten Probleme vielleicht die Rahmengröße? Mit 180cm, 77kg, Schrittlänge 85cm fahre ich diesen 58er Rahmen (Isaac Kaon 2014). Könnte die Lösung ein 56er Rahmen sein?
Zum Vergleich: Mit 183cm, 78kg und Schrittlänge 89cm fahre ich einen 54er Rahmen.. Allerdings mit 21cm Überhöhung.
Zu den anderen Fragen:
1.: Der Arsch muss hoch oder der Öberkörper runter. Richtung der Extensions sieht soweit gut aus. Meiner Meinung nach müsstest du aber insgesamt weiter nach vorn (Richtwert 90°-Winkel an den Ellenbogen).
2.: Knielot spielt hier kaum eine Rolle, da beim TT im Gegensatz zum Rennrad versucht wird, den gesamten Fahrer (mit dem Tretlager als Fixpunkt) nach vorn zu drehen/rotieren. Das heißt grob gesagt Oberkörrper niedriger und Arsch höher, dadurch liegt dann auch das Knielot etwas weiter vorn.
edit: Nachtrag zur Leistung/Effizienz:
Diese ist nicht vom Knielot abhängig, sondern hauptsächlich davon, wie groß der Öffnungswinkel zwischen Bauch und Oberschenkel ist. Je tiefer man vorn liegt, desto eher beginnt man, sich beim Fahren mit dem Oberschenkel "in den Bauch zu treten", und spätestens da wird's ineffizient, weil die Beine so stark angewinkelt auch schlechter durchblutet werden können. Auf dem Foto sieht's aber so aus, als wäre da bei dir noch genug Luft.
Ich würde versuchen, mich ein wenig vom dem Knielot-Dogma zu lösen.
3.: Ja, sollte es. Wie gesagt, ein bisschen was geht noch bei deiner Sattelstütze, aber das sieht wirklich nach einem zu goßen Rahmen aus. Bin selber früher mit einem 58er Rennrad gefahren und hatte ständig Verspannungen in der Lendenwirbelsäule.
4.: Richtig, ich würde auch sagen, dass die Ellenbogen näher ans Pad müssen, gleichzeitig aber sollte der Winkel Oberarm-Unterarm nicht zu groß werden. Also entweder Sattel nach vorn oder... kleinerer Rahmen
Viele Deiner Entscheidungen behindern eigentlich die Anderen.
Fangen wir mal beim Sattel an. Du nimmst so einen abgesägten, kurzen Sattel, mit dem man normalerweise versucht Länge nach vorne zu schinden (zB fürs Zeitfahren nach UCI). Für den Triathlon machen diese kurze Sättel nur bedingt einen Sinn und schränken, wie Du gerade feststellst die Variabilität etwas ein.
Dann der Knielotbezug. Spielt wie beschrieben eigentlich keine Rolle meiner Erfahrung nach. Zusätzlich sieht es auf dem einen Bild aus, als ob Dein Sattel eher am unteren Ende der Fahrbarkeit montiert ist. Vielleicht kannst du noch etwas höher sitzen?!
Ich würde mit dem Sattel nach vorne rutschen, dass Knielot vergessen und den Auflieger vorne verlängern, so dass Du weiter am Ellenbogen aufliegst. Die Aktuelle Grifflänge (also der Abstand Pad/Ende Auflieger) erscheint mir für dich zu kurz.
Wenn Du weiter runter willst kaufst Du einfach einen billigen -40° Vorbau in der passenden Länge und schon hast Du 5cm gewonnen. ;-)
Für VDs würde ich an dem Rad nix ändern. Ist ein schönes Trainingsrad mit einer "bequemen" Position. Um an dem Thema Aero rumzubasteln würde ich auch eher einen Rahmen Richtung 54cm nehmen.
Wichtige Entscheidungen: Neues, reines Zeitfahrrad, oder das jetzige so lassen. An dem 58er wird die Sitzposition durch Umbauten nur unbequemer. Daduch wird die Leistung geringer. Entscheide selbst: effektiver Treten oder weniger Windwiderstand.
Also ich würde am Rad definitiv was ändern. Denn zu versuchen, mit diesem Rahmen auf einen gescheiten Nenner zu kommen, wird eine verdammt schwierige Angelegenheit werden.
Der Rahmen ist einfach eindeutig zu groß für dich Ator! Das ist ja ein normaler Rennradrahmen mit Rennradgeometrie, der zudem auch noch ein eher längeres Steuerrohr hat, der also ohnehin schon eine etwas gemäßigtere Geometrie hat. So ein Rahmen wäre für mich bei 1,90m Körpergröße und 92cm Schrittlänge gerade passend. Du merkst also, dass er dir bei 77cm Schrittlänge, was ja satte 15cm Unterschied zu mir sind, damit klar und deutlich zu groß ist.
Mit dem Rahmen wirst du nie glücklich werden. Für dich kommen bei einem normalen Rennradrahmen grob gesagt 54cm in Frage, wobei du bei so einer geringen Schrittlänge im Vergleich zur Gesamtkörpergröße in Relation eher einen längeren Oberkörper zu haben scheinst.
Prinzipiell ist in der Triathlon-Position eh nicht die Sattelrohrlänge ausschlaggebend (an der ja die klassische Rahmenhöhe gemessen wird), sondern viel mehr die Oberrohr- und Steuerrohrlängen.
Prinzipiell kann man sagen: Es ist viel einfacher, einen leicht kleineren Rahmen passend zu machen als einen zu großen Rahmen. Man hat einfach viel mehr Möglichkeiten (wie Spacer für die Lenkerhöhe, längerer Vorbau).
Und wie schon geschrieben wurde: Vergiss diese Sache mit dem Knielot! Das hat in der Triathlon-Position überhaupt keine Bedeutung.
Vielen, vielen Dank an Goldfrosch, Captain Hook, floehaner und nagybalfasz_b! Das sind wirklich gute Hinweise, mit denen man arbeiten kann und die ich mir zu Herzen nehme! Man hört sofort, dass ihr viel Erfahrung habt und ich freue mich, dass ihr die Erfahrung an mich weitergebt. Ich speichere mir Eure Tipps ab und werde alles davon berücksichtigen.
Zum Rahmen: Mein Radhändler ist glücklicherweise ein serviceorientierter Radschrauber und hat mir angeboten, den 58er gegen einen 56er Rahmen zu tauschen. Ihr schreibt hier was von 54er Rahmen. Gilt das nur fürs TT-Rad oder auch fürs Rennrad? Wie wäre es mit folgender Lösung (meine Gedanken): 56er Rahmen als Rennrad. Damit mache ich 2016 erstmal weiter und meine erste OD (oder gar MD). In 2016/2017 entscheide ich dann, ob ich ein zusätzliches TT-Rad kaufe. TT-Rahmengröße dann wohl 54, wenn ich euch richtig verstehe.
Meine Frage: Ist ein 56er Rahmen für mein Rennrad sinnvoll oder doch unbedingt 54er Rahmen auch fürs Rennrad?
@Goldfrosch: Danke für die detaillierten Erklärungen. Insbesondere die Erklärung zum Öffnungswinkel finde ich super. Ich habe hier an anderer Stelle schon mal gefragt, aber habe keine Antwort bekommen: Gibt es ein Buch/Magazin etc. wo solche technischen/ aerodynamischen/ anatomischen Zusammenhänge beschrieben werden? Bei allem, was ich tue, möchte ich immer genau wissen, wie die Zusammenhänge sind, denn sonst kann ich nicht optimal damit arbeiten und mich auch nicht verbessern. Kannst Du mir einen Buchtipp geben? Wo hast Du Dein Wissen her?
@Captain: Super, danke für die Tipps. Bin erstmal beruhigt. Hab Sattel gleich mal maximal weit vor gestellt. Knie damit ca. 10cm vor Pedalachse. Ergebnis: Wadenmuskulatur wird mehr belastet als mit passendem Knielot. Resultat: Muskelkater in den Waden. Auflieger werde ich mit dem neuen Rahmen ändern und einen längeren anbauen.
@floehaner: Ja, hast recht, muss ich entscheiden. Ich mach 2016 erstmal bis zur ersten OD (oder gar MD) mit Rennrad weiter. Danach Entscheidung, ob TT dazu kommt.
@nagybalfasz_b: Meine Schrittlänge hatte ich mit 85cm angegeben (77kg ist mein Gewicht). Je nachdem, wie man misst, komme ich auf 85-87cm Schrittlänge.
Jedenfalls bin ich jetzt etwas beruhigt und kann auch mit Motivation ans Training gehen :-) Danke!
Meine Frage: Ist ein 56er Rahmen für mein Rennrad sinnvoll oder doch unbedingt 54er Rahmen auch fürs Rennrad?
Geht beides. Aber eine "richtige" Aeroposition lässt mit dem 54er deutlich einfacher realisieren.
Zitat:
Zitat von Ator
Kannst Du mir einen Buchtipp geben? Wo hast Du Dein Wissen her?
Buchtipp habe ich leider keinen für dich, aber durch jahrelanges Lesen im Netz, durch Augen offen halten, was schnelle Radfahrer im Wettkampf so fahren (gibt ja auch massig Fotos im Netz) und auch durch viel selbst Ausprobieren bekommt man dann irgendwann eine ziemlich klare Vorstellung davon, wie so eine Position aussehen sollte. slowtwitch kann ich zum Beispiel sehr empfehlen.
edit:
Achja, die Sitzpositionen am RR und TT habe ich mir beim Machacek in Frankfurt auch nochmal nachjustieren lassen. War zwar nicht mehr viel, was da geändert wurde, aber bemerkt hat man es trotzdem deutlich. Vor allem hat er auch genau erklärt, was er wie und weshalb macht - war ziemlich aufschlussreich
Geändert von Goldfrosch (05.10.2015 um 15:48 Uhr).
@Captain: Super, danke für die Tipps. Bin erstmal beruhigt. Hab Sattel gleich mal maximal weit vor gestellt. Knie damit ca. 10cm vor Pedalachse. Ergebnis: Wadenmuskulatur wird mehr belastet als mit passendem Knielot. Resultat: Muskelkater in den Waden. Auflieger werde ich mit dem neuen Rahmen ändern und einen längeren anbauen.
Das war vielleicht etwas voreilig. Bei deinem aktuellen Rahmen wissen wir ja, dass er dir zu groß ist und dass entsprechend auch der Lenker nicht weiter runter kann.
Wenn du also jetzt mit dem Sattel weiter vor bist, aber nicht gleichzeitig mit dem Lenker runter, hast du jetzt eine ziemlich schiefe Position, nämlich viel zu wenig Überhöhung für die Sattelstellung. Da kann es dann schon auch sein, dass das für deine Waden nicht mehr optimal ist. Änderst du mit der Sattelstellung auch gleichzeitig die Lenkerhöhe, rotierst du idealerweise quasi den ganzen Körper bei gleichbleibenden Winkeln zwischen Ober- und Unterkröper lediglich nach vorne. Damit werden dann auch die Beine eigentlich gleich belastet wie zuvor.
Was die optimale Rahmenhöhe für dich wäre:
Das lässt sich so echt schwer verlässlich als Empfehlung rausgeben. Denn die reine Rahmenhöhe ist eigentlich beim Triathlon komplett vernachlässigbar, weil das Sattelrohr, wo ja die Rahmenhöhe gemessen wird, eigentlich am unwichtigsten ist. Bei dem Rohr ist eigentlich nur der Winkel wichtig, damit man überhaupt in eine tiefere Position (bei höherem Sitzrohrwinkel) kommen kann.
Wichtig wäre für dich, dass du erstmal für dich ausgehend von der Sattelspitze abmisst, wie weit die Armpads des Tria-Lenkers optimalerweise entfernt sein müssten, damit deine Position von der Länge passt. Dieses Maß musst du dann beim gewünschten Rahmen entsprechend als Maßstab dafür nehmen, wie lang dessen Oberrohr sein müsste, um mit einer bestimmten Standard-Vorbaulänge genau auf deine Länge zu kommen. Wenn also die Länge des Rahmens soweit passt, ist es noch wichtig zu wissen, wie viel Überhöhung der Rahmen ausgehend von deiner fixen Sattelhöhe minimal (mit Spacern unter dem Vorbau) und maximal (komplett ohne Spacer unter dem Vorbau) zulassen würde. Je nach Rahmen gibt es eher komfortbetontere Geometrien mit einem entsprechend längerem Steuerrohr oder eben sportliche Rahmen mit kurzem Steuerrohr.
Du siehst, deine Schrittlänge ist eigentlich recht unwichtig. Es kommt viel mehr auf deinen Oberkörper und deine präferierte Sitzposition in Triathlonhaltung an, um die richtige Rahmenhöhe zu ermitteln. Prinzipiell ist es aber vollkommen richtig, was du gechrieben hast. Ein Tria-Rahmen sollte in der Regel im Vergleich zu einem Rennrad-Rahmen ca. 2-3cm kleiner gewählt werden. Allerdings nur dann, wenn man mit dem normalen Rennrad tatsächlich auch nur mit dem Rennlenker fährt und nicht auf mit Tria-Aufsatz. Sonst ist der Rennrad-Rahmen dafür auch wieder zu lang am Oberrohr.