Du siehst ja, wohin wir mit diesem kurzfristigen Denken gekommen sind. Die Folgen einer Politik, die nicht weiter als eine oder zwei Legislaturperioden voraus schaut, sehen wir nicht nur in Form des Klimawandels. Sondern in praktisch allen Bereichen, die für unsere Existenz relevant sind. Die Vermüllung der Meere, die Folgen unserer Landwirtschaft für die biologische Artenvielfalt (gegenwärtiges Massenaussterben), die Verschwendung unwiederbringlicher Ressourcen, die Folgen von globaler Ungleichheit und Überbevölkerung.
Ja, man kann sich auf das Negativste fokussieren und alles andere ausblenden. Ich finde, dieses "kurzfristige" Denken hat gleichzeitig unsere freiheitlichen Demokratien zu einem vorher nie dagewesenen Niveau des Wohlstands und wirtschaftlicher Prosperität gebracht, und dabei auch noch geschafft, viele Umweltsünden der früheren Industrialisierung deutlich abzuschwächen oder wieder gutzumachen. Die Summe ist für die Menschheit in meinen Augen überwiegend positiv.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Das kann man nicht einfach ignorieren und feststellen, Demokratie sei nun mal so und müsse so bleiben.
Nicht die Demokratie, der Mensch ist so, daß er nun mal nicht über die eigene oder höchstens die nachfolgende Generation hinaus plant und agiert; das finde ich natürlich, und hat mM.n. auch mit Selbsterhaltung zu tun. Es nützt nichts, die ferne Zukunft der Welt vor Augen zu haben, wenn man das hier und jetzt nicht gut bewältigt. Uns geht es aber dank der "kurzsichtigen" Politik der letzten 70 Jahre so gut, daß wir glauben, uns leisten zu können, diese Priorität zu vergessen. Mein Großvater würde jetzt sagen, wenn es dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Ich bin der Meinung, wir müssen diese fatalen Entwicklungen zur Kenntnis nehmen und nötigenfalls auch unser wirtschaftliches und politisches System verändern.
Ja, die Probleme müssen wir zur Kenntnis nehmen, und angehen; eine grundlegende Änderung des wirtschaftlichen Systems, die aber zu einer wirtschaftlichen Schwächung führt, würde unweigerlich den Handlungsspielraum einengen. Und eine Grundlegende Änderung des politischen Systems der liberalen Demokratie hätte überwiegend schädliche gesellschaftliche Folgen. Also nein, beides mag Anpassungen erfahren, einen Grund für eine Systemänderung sehe ich nicht.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Carrier Global hat eine Bewertung von 33 Mrd Euro. Der Kaufpreis für Vissmann liegt bei ca. 12 Mrd Euro. Ca. 20% davon sind 2,4 Mrd Euro. Der Anteil von Viessmann an Carrier Global liegt also zwischen 7% und 8%. Liest sich für mich nicht nach Durchgriff
Die Vissmann Eigentümer haben doch alles richtig gemacht. Die Politik hat durch die Regelungen die Weichen gestellt. Damit ist der Bedarf grob definiert. Alle träumen vom großen Reibach. Was soll Vissmann jetzt noch reißen? Mit dem Eincashen haben sie sich den Jackpot gesichert. Die 20% Preiszahlung in Aktien sollen sicher noch ein wenig Motivation für eine gute Überleitung liefern. Skin in the game... hat für den Übernehmenden auch was. Aber Vissmann hat den Großteil der Kohle im Sack.
Jens Suedekam hat das Thema mal im Detail auseinandergenommen. Das ist eine gute Erklärung. Zusammengefasst geht er davon aus, daß Viessmann Bedenken haben könnte, so schnell zu wachsen und dieses Wachstum einerseits mit immensen Investitionen bei gleichzeitig sinkenden Margen verbunden ist. Somit sieht man die abdiskontierten Gewinne der Folgejahre aktuell höher als in der Zukunft. Das wäre eine Bestätigung meiner These. Negativ ist das aber nicht zu sehen. Erstens zeigt es, daß Kapital nach Deutschland kommt und daß die Verbraucherpreise ordentlich sinken sollten. Bei Interesse:
Wer ein wenig Mathematik mag, wird an dem verlinkten Paper seine Freude haben. Lustig fand ich folgenden Kommentar:
Zitat:
Es ist beim Thema #Viessmann wie eigentlich bei jedem Thema auf Twitter. In gewissen Kreisen (die glücklicherweise nicht allzu groß sind) gibt es ein geradezu obsessives Verlangen nach, na sagen wir, unterkomplexen Erklärungen...
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Wer ein wenig Mathematik mag, wird an dem verlinkten Paper seine Freude haben. Lustig fand ich folgenden Kommentar:
Schaumama was andere (wohl schlauere) gewisse Kreise in ein paar Jahren sagen
Strategisch wichtige Unternehmen in ein anderes Land zu geben halte ich in geopolitsch schwierigen Zeiten für .... naja, nicht unbedingt für optimal.
Aber ich bin ja nur Laie
Schaumama was andere (wohl schlauere) gewisse Kreise in ein paar Jahren sagen
Strategisch wichtige Unternehmen in ein anderes Land zu geben halte ich in geopolitsch schwierigen Zeiten für .... naja, nicht unbedingt für optimal.
Aber ich bin ja nur Laie
Ich habe auch einige Bedenken. Mit dem Post wollte ich aber aufzeigen, daß es nicht nur Nachteile gibt. Was nun überwiegt, ist schwierig zu sagen.
Strategisch wichtige Unternehmen in ein anderes Land zu geben halte ich in geopolitsch schwierigen Zeiten für .... naja, nicht unbedingt für optimal.
Aber ich bin ja nur Laie
Nochmal wie willst du verhindern, dass freie Unternehmer ihr Eigentum verkaufen?
Würde Viessman z.b. in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und Carrier hätte suksessive Aktien gekauft, wäre das ganze wohl der Öffentlichkeit nie aufgefallen.
Wie willst du das verhindern ? Ausländische Investoren vom deutschen Aktienmarkt ausschließen?
Ganz offensichtlich willst du weite Bereiche der Wirtschaft die wer eigentlich (?) als wichtig einstuft, praktisch verstaatlichen?
Nochmal wie willst du verhindern, dass freie Unternehmer ihr Eigentum verkaufen?
Ich hatte keko nicht so verstanden, daß er das will. Er hat Bedenken geäußert, daß Schlüsseltechnologien aus dem Land abwandern. Ich stimme Dir zu, daß man das nicht verhindern kann.
Wahrscheinlich werden hier lfr. viele Arbeitsplätze insbesondere im Bereich der Installation neu entstehen. Die Gewinne und Steuern fallen aber größtenteils in den USA an. Damit finanzieren wir ein Konjunkturprogramm für andere.
Zitat:
Würde Viessman z.b. in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und Carrier hätte suksessive Aktien gekauft, wäre das ganze wohl der Öffentlichkeit nie aufgefallen.
Wie willst du das verhindern ? Ausländische Investoren vom deutschen Aktienmarkt ausschließen?
Das ist so nicht korrekt. Du hast doch sehr früh Meldeschwellen. So einfach kann man eine andere Company nun auch nicht übernehmen. Unterm Strich ist es, wie oben beschrieben, durchaus ein positives Zeichen, wenn ausländisches Kapital nach Deutschland fließt. Problematisch könnte eher die Verteilung der Wertschöpfung sein. Und direkt damit verbunden sind die Zukunftsaussichten, falls sich die Technologie global durchsetzen sollte.
Zitat:
Ganz offensichtlich willst du weite Bereiche der Wirtschaft die wer eigentlich (?) als wichtig einstuft, praktisch verstaatlichen?
Auch wenn diese Frage an keko gestellt ist. Es kann durchaus sinnvoll sein, daß man wichtige Versorgungspfade und kritische Infrastruktur schützt. Die Produkution der Wärmepumpe fällt sicher nicht in diese Rubrik
Nochmal wie willst du verhindern, dass freie Unternehmer ihr Eigentum verkaufen?
Würde Viessman z.b. in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und Carrier hätte suksessive Aktien gekauft, wäre das ganze wohl der Öffentlichkeit nie aufgefallen.
Wie willst du das verhindern ? Ausländische Investoren vom deutschen Aktienmarkt ausschließen?
Ganz offensichtlich willst du weite Bereiche der Wirtschaft die wer eigentlich (?) als wichtig einstuft, praktisch verstaatlichen?
Möglicherweise hätte man schon vor Jahren die Wichtigkeit von Wärmepumpen erkennen können und Weichen stellen können. Aber bis zum 24.2.2022 war Deutschland ja locker und lustig auf Öl und Gas fokussiert.
Jetzt ist es natürlich zu spät, aber möglicherweise erweist sich der Verkauf als vorteilhaft, als Gleichgewicht für alle Beteiligten? Gar als Fehlinvestition für die Amerikaner? Wer weiß das schon?
Uneingeschränkt gratulieren kann ich der Familie Viessman. Sie haben alles richtig gemacht.
Im Sommer, wenn ich wie jedes Jahr auf Bildungsurlaub bin, dort also, wo das Meer azurblau schimmert und bunte Lambos auf den entsprechenden Boulevards Kreise fahren, werde ich nach hessischen Nummernschildern Ausschau halten