Gernhardt-Sportgedicht der Woche ... - Seite 127 - triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum
05.01.2015, 16:48
#1009
Szenekenner
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Thomas Gsella:
Hochzeitsnacht
Ausgezeichnet, ausgewechselt
Hat das Paar den Tag gedrechselt
Traute sich und tanzte dann
In die Nacht: als Frau und Mann
Unentschieden, unentschlossen
Weder lustlos noch verschossen
Trunken: fern von Freud und Kummer
Schob das Paar die Hochzeitsnummer
Auf den nächsten Tag und schlief
Als die Tochter „Mama“ rief
Wachte auf und hauchte: Morgen
Werden wir’s und schwer besorgen
Dankeskarten, Postwertzeichen
Da! Erstand in ihren weichen
Händen eine Erektion –
„Mama, komm!“
„Ich komm ja schon.“
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05.01.2015, 16:51
#1010
Szenekenner
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Arezu Weitholz:
Der Tod des Kabeljaus
Ein neunmalschlauer Kabeljau
sprach auf dem Sterbebett zu seiner Frau:
Ich bin, das weiß ich ganz genau
sehr bald ein toter Kabeljau.
So versprich, wenn ich dann scheide
lass keinen Doktor zu mir rein.
Auch das Beten bitte meide
und die Organe bleiben mein!
Mein Herz, mein Hirn und meine Leber
lass keinesfalls rausoperieren.
Ich war noch nie ein großer Geber
und will nicht hohl reinkarnieren.
Vergrab mich nicht in dunkler Erde
und bitte äscher mich nicht ein.
Denn heißt es nicht auch: stirb und werde –
oder wie war das gemeint?
Da fuhr ein Fischer längs am See
und käscht die zwei aus dem Palaver.
Jetzt sindse beide Fischfilet
bestattet in Pannade – schade.
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05.01.2015, 16:55
#1011
Szenekenner
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Christian Morgenstern:
Die Zeit
Es gibt ein sehr probates Mittel,
die Zeit zu halten am Schlawittel:
Man nimmt die Taschenuhr zur Hand
und folgt dem Zeiger unverwandt,
Sie geht so langsam dann, so brav
als wie ein wohlgezogen Schaf,
setzt Fuß vor Fuß so voll Manier
als wie ein Fräulein von Saint-Cyr.
Jedoch verträumst du dich ein Weilchen,
so rückt das züchtigliche Veilchen
mit Beinen wie der Vogel Strauß
und heimlich wie ein Puma aus.
Und wieder siehst du auf sie nieder;
ha, Elende! - Doch was ist das?
Unschuldig lächelnd macht sie
wieder die zierlichsten Sekunden-Pas.
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07.01.2015, 00:16
#1012
Szenekenner
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Wolf Wondratschek:
Wen die Götter lieben
Die Jugend liebt junge Leichen,
die nie das kritische Alter erreichen.
Verstehe, dachte auch so:
wen die Götter lieben?
Ein kurzen Leben und kippen.
Mit Mick Jagger’s Lippen ins Gras beißen.
Kulturen und Kontinente verlassen,
jung sein und Hoffnung hassen?
Waffenhandel statt Poesie,
der letzte Rebell –
das ist vorbei, die Nacht
kommt schnell.
Ein Vaterland gibt es nicht mehr.
Der Friede herrscht härter als Krieg.
Glück macht keinen mehr glücklich.
Träume enden mit dem Rücken zur Wand,
allein im Todesbett, das Bein verfault,
den Ärzten unbekannt.
Ich trinke aus.
Die Wirtin kassiert.
Was soll sich vollenden,
wenn nichts mehr passiert.
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08.01.2015, 11:10
#1013
Szenekenner
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Christian Morgenstern:
Das Fest des Wüstlings
Was stört so schrill die stille Nacht?
Was sprüht der Lichter Lüstrepracht?
Das ist das Fest des Wüstlings!
Was huscht und hascht und weint und lacht?
Was cymbelt gell? Was flüstert sacht?
Das ist das Fest des Wüstlings!
Die Pracht der Nacht ist jach entfacht!
Die Tugend stirbt, das Laster lacht!
Das ist das Fest des Wüstlings!
(Zu flüstern)
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08.01.2015, 14:54
#1014
Szenekenner
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Charles Bukowski:
DU MACHST ES, WIE DU EINE FLIEGE KILLST: MIT LINKS
Bach hatte zwanzig Kinder.
Tagsüber hat er auf Pferde
gewettet, nachts hat er gefickt
und am Vormittag gesoffen.
Komponiert hat er zwischendurch
… sagte ich, als sie
von mir wissen wollte
wann ich eigentlich
meine Gedichte schreibe.
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09.01.2015, 14:10
#1015
Szenekenner
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Charles Lewinsky:
Methusalem als alter Mann,
ging es beim Sex so langsam an,
dass seine Frau sich wundert.
Schon für das Vorspiel braucht er
manchmal fast ein Jahrhundert.
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10.01.2015, 23:06
#1016
Szenekenner
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Joachim Ringelnatz:
Meine erste Liebe?
Erste Liebe?
Ach, ein Wüstling, dessen
Herz so wahllos ist wie meins, so weit,
Hat die erste Liebe längst vergessen,
Und ihn intressiert nur seine Zeit.
Meine letzte Liebe zu beschreiben,
Wäre just so leicht wie indiskret.
Außerdem? Wird sie die letzte bleiben,
Bis ihr Name in der „Woche“ steht?
Meine Abenteuer in der Minne
Müssen sehr gedrängt gewesen sein.
Wenn ich auf das erste mich besinne,
Fällt mir immer noch ein früh‘res ein.
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