Ein Mensch möcht erste Geige spielen –
Jedoch das ist der Wunsch von vielen,
So daß sie gar nicht jedermann,
Selbst wenn er´ könnte, spielen kann:
Auch Bratsche ist für den der´s kennt,
Ein wunderschönes Instrument.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
Die Badewanne prahlte sehr.
Sie hielt sich für das Mittelmeer
Und ihre eine Seitenwand
Für Helgoländer Küstenland.
Die andre Seite – gab sie an –
Sei das Gebirge Hindustan,
Und ihre große Rundung sei
Bestimmt die Delagoabai.
Von ihrem spitzen Ende vorn,
Erklärte sie, es sei Kap Horn.
Den Kettenzug am Regulator
Hielt sie sogar für den Äquator.
Sie war – nicht wahr, das merken Sie?
Sehr schwach in der Geographie.
Das eingebildete Bassin,
Es wohnte im Quartier Latin.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
Weihnachten vergangnen Jahres
(17 Uhr präszise) war es:
Daß der liebe Gott nicht, wie gewöhnlich,
den Vertreter Ruprecht runterschickte.
sondern er besuchte uns persönlich.
Und erschrak, als der die Welt erblickte.
Er beschloss dann doch, sich aufzuraffen.
Schließlich hatte er uns ja geschaffen!
Und er schritt (bewacht von Detektiven
des bewährten Argus-Institutes,
die, wo er auch hinging, mit ihm liefen)
durch die Städte und tat nichts als Gutes.
Gott war nobel, sah nicht auf die Preise,
und erschenkte, (dies nur beispielsweise)
den Ministersöhnen Dampfmaschinen
und den Kindern derer, die im Jahre
mehr als 60 000 Mark verdienen,
Autos, Kaufmannsläden, prima Ware!
Derart reichten Gottes Geld und Kasse
abwärts bis zur zwölften Steuerklasse.
Doch dann folge eine große Leere.
Und die Deutsche Bank gab zu bedenken,
daß sein Konto überzogen wäre.
Deshalb konnte er nichts weiter schenken.
Gott ist gut. Und weiß das. Und wahrscheinlich
war ihm die Geschichte äußerst peinlich.
Selbst bei Göttern reiche Geld nur selten.
Und er sprach darüber zehn Minuten,
zu drei sozialistisch eingestellten
Journalisten, die ihn interviewten.
Und die Armen müssten nichts entbehren,
wenn es nur nicht so sehr viele wären.
Die Reporter nickten auf und nieder.
Und Gott brachte sie bis ans Portal.
Und sie fragten: „Kommen Sie bald wieder?“
Doch er sprach? „Es war das letzte Mal.“
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
Christabend.
Knirschender Schnee.
Eisige Blumen
An allen Fenstern.
Wie sitzt es sich wohlig
Im warmen Zimmer
Hinter der dampfenden
Punschterrine,
Lachende Augen um mich herum.
Fröhliche Worte
Und frohe Herzen.
Ei, Kinder, wie ist das behaglich!
Da wird einem warm,
Ruft Erinnerung wach
An die helle, freundliche Jugendzeit.
Und weißt du es noch?
Und wie ’s damals war
In dem alten, traulichen Försterhaus?
Das will ich erzählen.
In der Winternacht,
Die Berge wie riesige Zuckerhüte,
Mit Demanten bestreut,
Und alle die Tannen
Mit Reif bedeckt,
Ein Glitzern und Flimmern
Um Strauch und Baum,
Als hätten die Englein,
Den Herrn zu ehren,
Viel tausend Lichter
Rings aufgesetzt.
Und die Sterne funkeln
So mild und hell.
Drinnen im Haus
Die kleine Schar
Erwartungsfreudig, voll Ungeduld.
Da führt uns die Mutter
Zum Fenster hinan.
In banger Scheu
Blicken die glänzenden Kinderaugen
In das Glitzern und Flimmern,
In die schweigende Nacht.
Und horcht!
Ein Singen und Klingen
Geht durch die Luft,
Christkindlein kommt,
Christkindlein zieht durch den Wald,
Wie klopfen die Herzen!
Wie glühen die Wangen!
Schon ist es da,
Öffnet die Tür,
Und im hellen Schein
Strahlet wieder der Weihnachtsbaum!
Jubelnde Stimmen.
Glückliche Kinder.
Wißt Ihr es noch?
Wißt Ihr, wie ’s damals war?
Stille wird es im Kreise,
Und in jedem erwacht
Mächtig Erinnerung
An die helle,
An die sonnige Jugendzeit.
Alle schweigen. Nur eine spricht,
Nur ein älteres Fräulein spricht.
Seufzend sagt sie, wer so erzählt,
Hat doch eigentlich ein Gemüt,
Und er sollte, sobald es geht,
Sich verheiraten.
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„Was ist’s, das die beengte Brust
Mit Wonneschauer so durchbebt,
Den Geist zum Himmel hoch erhebt,
Ist’s Ahnung hoher Götterlust?
Ja – springe auf, du armes Herz,
Ermut’ge dich zu kühnen Taten,
Umwandelt ist in Lust und Scherz
Der trostlos bittre Todeschmerz.
Die Hoffnung lebt – ich rieche Braten!“
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Mein Freund, bedenke diese wohl:
Das Essen und der Alkohol,
Indem wir uns daran erlaben,
Erwecken uns die Rednergaben.
Dann steht der Mensch, klopft an das Glas
Und sagt wohl dies und sonst noch was,
Doch äußerst selten etwas Gutes.
Der Kreislauf des beschwerten Blutes,
Verdauung und der Magensaft
Sind hinderlich der Geisteskraft.
Und im Gehirn entstehen Blasen,
Und alle Worte werden Phrasen,
Und alles, was man sonst verschluckt.
Das wird am nächsten Tag gedruckt.
Der Weingeist, die Begeisterung,
Und wenn man selber nüchtern ist,
Liest man erstaunt den eignen Mist.
Drum, außer in dem engsten Kreise,
O spreche nie verdauungsweise!
Bleib sitzen! Klopfe nicht ans Glas!
Und drück dich nach dem Essen was,
Lass lieber einen stillen fahren!
Das wissen nur, die um dich waren.
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