Ist Fachkompetenz und Spezialistentum für einen Bundespolitiker tatsächlich zwingend nötig? Ich würd das als zwingende Voraussetzung eher in den Ministerien sehen.
Zwingend ist gar nichts, aber höchst wünschenswert. Ein Entscheider und Bestimmer über die Richtung sollte schon Kenntnisse des Themas über Wünsche und Ideen hinaus haben. Ohne kann es zwar gehen, kann aber je nach Charakter auch böse danebengehen, wenn man nicht fähig ist, auf die Spezialisten zu hören, und einfach nur seine Träume nach außen verkäuft (habe ich im Beruf mit so manchem Abteilungsleiter erlebt...).
Mit Kompetenz ist aber nicht unbedingt Spezialistentum gemeint, sondern einfach praktische Fähigkeiten von Planung, Organisation, Nachverfolgung, Kurskorrektur - alles allgemeine Fertigkeiten, die man in produktiven Berufen zwangsweise übt und erlernt, kaum jedoch, wenn man sein Leben nur mit Studium und Parteiarbeit verbracht hat, oder in einer Behörde ohne eigenverantwortliche Gestaltungsfreiheit der Arbeit, ohne den Zwang zur Kundenorientierung, zur Anpassung an externe Forderungen.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Mit Kompetenz ist aber nicht unbedingt Spezialistentum gemeint, sondern einfach praktische Fähigkeiten von Planung, Organisation, Nachverfolgung, Kurskorrektur - alles allgemeine Fertigkeiten, die man in produktiven Berufen zwangsweise übt und erlernt
In welchem praktischen Beruf lernst du das? In den meisten praktischen Berufen schaltest du Gehirn aus und machst das was Cheffe gesagt hat.
Planung, Organisation usw.. lernst du je nach Job mal als Meister/Techniker, da ist das dann meist auch Bestandteil der täglichen Arbeit deine Praktiker an der Arbeit zu halten, Termine zu machen, Material zu bestellen usw..
Das Problem ist letztlich dass du eigentlich das Berufbild Politiker brauchst. Letztlich musst du immer und ständig Entscheidungen in den verschiedensten Bereichen treffen, du kannst dich aber nicht überall auskennen. Da bist du auf Informationen angewiesen die dir deine Mitarbeiter im Ministerium liefern. Am Ende ist der Minister doch nur das A... das in der Presse die getroffenen Entscheidungen verkaufen muss.
Das ist mittlerweile aber eine Manie, wenn einem die sachlichen Argumente in der Diskussion ausgehen wird man persönlich. Ob eine Entscheidung richtig oder falsch ist hat nichts damit zu tun welche Ausbildung ein Politiker hat, das ist das typsiche rechte Diskreditieren von Politikern. Mit Diskussion um die Sache hat das rein gar nichts zu tun, das ist ablenken wenn man selber nichts auf dem Kasten hat.
In welchem praktischen Beruf lernst du das? In den meisten praktischen Berufen schaltest du Gehirn aus und machst das was Cheffe gesagt hat.
Das gibt es sicher auch, aber inzwischen gibt es sehr viele Firmen, in denen dem Mitarbeiter genug zugetraut und ihm abverlangt wird. Die dafür nötigen Fähigkeiten kann man nicht unterrichten, die erlangt man nur durch praktische Anwendung. Wenn ich immer nur sage, ihr macht was der Chef sagt, ist schlechte Qualität und mangelnde Motivation programmiert.
Und nach meiner Beobachtung sind Menschen aus produktiven Berufen, ob Handwerk, Industrie, Dienstleistung meist nach einigen Jahren Praxis zu vielem fähig, was Menschen aus Behörden-Berufen aber auch aus vielen sozialen Berufen (sei es Lehrer, Sozialpädagogen u.ä.) nicht hinbekommen (traurige Erfahrung aus Schulzeit wie jetzt aus der Betreuung meines Sohens im Wohnbereich), obwohl letztere viel besser Konzepte und Theorien aufstellen und darlegen können, als erstere.
Zitat:
Zitat von Meik
Das Problem ist letztlich dass du eigentlich das Berufbild Politiker brauchst. Letztlich musst du immer und ständig Entscheidungen in den verschiedensten Bereichen treffen, du kannst dich aber nicht überall auskennen. Da bist du auf Informationen angewiesen die dir deine Mitarbeiter im Ministerium liefern.
Und um das zu können, braucht man eben die Fähigkeit, Wesentlliches von Unwesentlichem, Wichtiges von weniger Wichtigem zu trennen, zu sortieren, Lücken erkennen, etc. All das lernt man nur durch Machen, und zwar durch das direkte Feedback der Kunden, durch effektive Ergebnisse. Letzteres fehlt in der Politik, oder kommt sehr verzögert (Abwahl/Wiederwahl alle 4 Jahre -das hat keinen Lerneffekt).
Zitat:
Zitat von Meik
Ob eine Entscheidung richtig oder falsch ist hat nichts damit zu tun welche Ausbildung ein Politiker hat, das ist das typsiche rechte Diskreditieren von Politikern.
nein es ist nicht so wichtig, welche Ausbildung ein Politiker hat, aber es ist wichtig, daß er überhaupt eine hat (nicht nur abgebrochene Studien), und noch wichtiger ist Berufserfahrung außerhalb der Politik - erst das bringt die Lebenserfahrung mit, die einen zur Politik zum Wohle anderer (das sollte ja immer das Ziel sein) befähigen kann.
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Und nach meiner Beobachtung sind Menschen aus produktiven Berufen, ob Handwerk, Industrie, Dienstleistung meist nach einigen Jahren Praxis zu vielem fähig, ...
Man merkt einfach, dass du wirklich wenig Einblick in den politischen Betrieb hast. Nur weil man Erfahrung im Handwerk oder Industrie hat, heißt das noch lange nicht, dass diese Menschen irgendwas in der Politik bewegen können. Hier sind völlig andere Fähigkeiten gefragt. Wir haben eine Reihe solcher Menschen in unserem Lokalparlament. Die meisten davon sind selbst mit dem relativ bescheidenen Politikbetrieb in einer Kleinstadt überfordert.
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
nein es ist nicht so wichtig, welche Ausbildung ein Politiker hat, aber es ist wichtig, daß er überhaupt eine hat (nicht nur abgebrochene Studien), und noch wichtiger ist Berufserfahrung außerhalb der Politik -
Nein, ist es nicht. Es ist gerade ein ganz wesentliches Kernelement unserer Demokratie, dass es praktisch keine Voraussetzungen um Politiker zu werden. Es ist völlig ausreichend, dass man gewählt wird. So steht es Jedem und Jeder frei, an der politischen Willensbildung teilzunehmen.
Nein, ist es nicht. Es ist gerade ein ganz wesentliches Kernelement unserer Demokratie, dass es praktisch keine Voraussetzungen um Politiker zu werden. Es ist völlig ausreichend, dass man gewählt wird. So steht es Jedem und Jeder frei, an der politischen Willensbildung teilzunehmen.
Naja, unsere Parlament ist kein Spiegel der Gesellschaft. Signifikant häuft sind Juristen im Bundestag. Die meisten Abgeordente haben studert, Arbeiter findet man fast nicht. Theortisch kann jeder teilnehmen, praktisch gibt es scheinbar deutliche Häufungen.
Naja, unsere Parlament ist kein Spiegel der Gesellschaft. Signifikant häuft sind Juristen im Bundestag. Die meisten Abgeordente haben studert, Arbeiter findet man fast nicht. Theortisch kann jeder teilnehmen, praktisch gibt es scheinbar deutliche Häufungen.
Richtig. Schwarzfahrer will aber zusätzlich formale Hürden einführen. Ob das die Situation verbessern würde?