Meine Mutter stammt aus einer Bauern-/Maurerfamilie mit 4 Mädchen / 1 Junge u. X Pflegekinder. Nur dem Jungen ist eine Schulausbildung über die Pflichtschulzeit hinausgehend ermöglicht worden. Die Mädchen "kamen" als Haushalts- / Kinder- / Hofhilfe zu Familien in die Westschweiz. Früh arbeiten, früh heiraten, das Leitbild. Mein Vater, 6 Geschwister, machte eine Lehre mit Kost u. Logis, später neben dem Beruf abends auf eigene Kosten eine technische Zusatzausbildung.
Als ich in den 60zigern das Gymnasium in Zürich besuchte, kamen 90 % der Mitschüler von der sog. Goldküste am Zürichsee aus wohlhabenden Familien und ich war der einzigste aus meinem Zürcher Arbeiter-Viertel von den dortigen Grundschulklassen, wobei die Grundschullehrerin meiner Mutter sogar noch vom Gymnasium deutlich abgeraten hatte.
Wer wäre denn arm und hätte Macht, beispielsweise? Gibt es da jemand?
Zumindest von der Herkunft her:
Claus Weselsky
Gerhard Schröder
Dirk Rossmann
Macht und akute Armut schliessen sich mMn gegenseitig aus - denn wer Macht hat, wird zumindes dafür sorgen, dass er selbst nicht darbt. Aber das war ja eigentlich nicht die Frage.
Schlussendlich wirst Du immer Beispiele finden für Menschen,. die sich hochgearbeitet haben. Die Frage ist daher stattdessen, wie durchlässig das System ist. Wichtig ist, vor allem, dass man politische und wirtschaftliche Macht entkoppelt, denn wer wirtschaftliche Macht hat, hat ein Interesse daran, dass das so bleibt und keine Konkurrenz aufsteigt.
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Wenn Ihr alle die Zeit, die Ihr hier im Forum vertüdelt, fürs Training nutzen würdet...
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Als ich in den 60zigern das Gymnasium in Zürich besuchte, kamen 90 % der Mitschüler von der sog. Goldküste am Zürichsee aus wohlhabenden Familien und ich war der einzigste aus meinem Zürcher Arbeiter-Viertel von den dortigen Grundschulklassen, wobei die Grundschullehrerin meiner Mutter sogar noch vom Gymnasium deutlich abgeraten hatte.
Ja, die Schweiz als Vorreiter der Moderne... war nur ein feuchter Traum. Im Kern immer noch erzkonservativ.
Wenn ich heute noch sehe, welche Kinder in Zürich die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium schaffen, sind es mehrheitlich welche, deren Eltern sich die teuren Vorbereitungskurse leisten können. So viel weiter als vor 60 Jahren sind wir also auch noch nicht.
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Wer wäre denn arm und hätte Macht, beispielsweise? Gibt es da jemand?
Wer Macht hat, kommt auch zu Reichtum und bleibt nicht arm; bestenfalls bereichert er sich nicht übermäßig. Aber nicht alle Mächtigen kommen aus reichen Elternhäusern, das habe ich gemeint. Manche erarbeiten sich Reichtum, und damit Macht, andere kommen über Beziehungen an Macht, und damit auch an Reichtum. Das ist der Unterschied zum Ständestaat des Mittelalters, wo das Elternhaus für Macht fast ausschließlich bestimmend war.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Wichtig ist, vor allem, dass man politische und wirtschaftliche Macht entkoppelt, denn wer wirtschaftliche Macht hat, hat ein Interesse daran, dass das so bleibt und keine Konkurrenz aufsteigt.
Gilt das nicht auch für politische Macht? Oder hat etwa Kohl oder Merkel eine starke Persönlichkeit neben sich aufkommen lassen?
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Gilt das nicht auch für politische Macht? Oder hat etwa Kohl oder Merkel eine starke Persönlichkeit neben sich aufkommen lassen?
"Neben" ist bei politischen FührerInnen nicht entscheidend, manm kann ja keine zwei Bundeskanzler haben. Entscheidend wäre, ob man wenigstens eine NachfolgerIn aufbaut. Das haben beide nicht geschafft. Merkel hat zumindest versucht, Kramp-Karrenbauer zu positionieren. Die hat sich aber selbst aus dem Spiel genommen.
Aber urspünglich ging es um die Verkoppelung wirtschaftlicher und politischer Macht. Und gerade da ist mir z.B. ein Herr Merz extrem suspekt.
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In Deutschland fängt die Selektion nach de 4. Klasse an. Bei gleicher Leistung bekommt der Sohn des Arztes viel eher die Gymnasialempfehlung, als die Tochter eines Arbeiters.
Qualifiziert durch eine Partnerschaft mit einer Grundschullehrerin, einer Ehe mit einer Gymnasialllehrerin und zwei Jungs auf dem Gymnasium:
Klares und entschiedenes Nein.
Erstens gibt es aktuell die Gymasialempfehlung ja gar nicht mehr (umstritten, zu Recht).
Zweitens schicken die Eltern, zwar wohlmeinend, aber schade fürs Kind, alles aufs Gymnasium, was geht.
Diese Kinder "scheitern" dann in den ersten Jahren, muss so ein kindliches Ego erstmal verarbeiten. Ich kriege das ja alles live mit.
Dabei können diese Kids einfach andere Sachen gut, aber mit dem Kopf halt nicht so schnell/viel.
Weiters spricht sich ja langsam überall herum, dass eine Gymnasialempfehlung (s.o.) keineswegs der Schlüssel zu Glück, Geld und Macht oder whatever ist.
"Bauern" sind heute übrigens idR "studierte Agraringenieure".
Ich bin da bei Siebenschwein, solange das System durchlässig ist und jeder nach seinen Möglichkeiten sich "verbessern" kann, ist doch schon viel.
Und die Startvoraussetzungen sind einfach schon immer nicht "Fair", das fängt bei der Genlotterie an, geht über Unterstüzung der Eltern (intellektuell, emotional, finanziell etc) und persönliche Ambitionen, es will doch gar nicht jeder studieren, zu ganz zufälligen Entscheidungen, oft wollen die Kids zB einfach auf die Schule, wo ihre Freund schon sind oder hingehen.
Letzter Punkt, auch wenn das meiner sozialromantischen Wunschvorstellung widerspricht, der Apfel fällt halt nicht weit vom Stamm, die Franzosen sagen da so treffend "Ein Hund macht keine Katzen".
Vulgo, das Kind zweier Kackbratzen wird eher selten Nobelpreisträger. Aber es sollte die Möglichkeit dazu haben.