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Zitat von keko#
Was hat nun Corona damit zu tun?
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Es ist eben ein anderes Beispiel, daß man meint, für andere mit zu demonstrieren, aber diese anderen möchten da nicht mitgemeint sein. Ansonsten hat man bei Corona gegen tatsächlich erfolgte Grundrechtseingriffe demonstriert, aktuell geht es um angenommene/unterstellte Absichten.
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Zitat von keko#
Vielleicht liegt es auch daran, dass du nicht in DE sozialisiert wurdest.
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Natürlich, das habe ich auch schon gesagt. In keinem anderen Land der Welt wird das Thema der Nazis so überproportional in den Mittelpunkt gerückt und als quasi einzig reale Gefahr für die Demokratie betrachtet. Dazu kommt die Sozialisierung in einer Diktatur, was empfindlicher macht auf tatsächliche totalitäre und autoritäre Ansätze in der Politik, egal ob sie von links, rechts oder anderswo her kommen.
Aktuell habe ich nun mal die Befürchtung, daß für ein an sich richtiges Ziel (Verhindern einer potentiellen rechtsextremen Diktatur, qauch wenn über dessen Wahrscheinlichkeit unsere Meinungen stark differieren) Methoden eingesetzt werden, die weit über alles hinausgehen, was ich als richtig ansehe, und dadurch die Kämpfer fürs "Richtige" selbst dem ähnlich werden, was sie bekämpfen wollen. Die "Deportationsphantasien", an denen der aktuelle Aktionismus festgemacht wird, sind genauso (wenig) belegbar und real wie die Unterstellung der Gegenseite vom beabsichtigten Bevölkerungsaustausch - beides Propagandamittel, um die Angst zu schüren und damit Leute gegen einen "gemeinsamen Feind" zu versammeln, und damit von den eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken.
Dazu kommt eine Doppelmoral, die mich stört: man verlangt von allen Demos, sich ja von Rechtsextremen zu distanzieren - läßt jetzt aber jede noch so extreme Gruppe mitmarschieren (Antifa, Pro-Hamas, ...), man demonstriert für Vielfalt, wobei man den Verbot eines der größten Oppositionsparteien fordert, man hat Angst daß die AfD die Bürgerrechte einschränkt, und strebt selbst den Entzug der Bürgerrechte von AfD-Poltikern an.
Die angenommene Stichhaltigkeit der Argumente gegen die AfD basiert zu einem großen Teil auf die Unterstellung, daß sie nicht sagen, was sie wirklich wollen. Auf einer solchen Basis kann ich jede politische Bewegung diskreditieren; z.B. könnte ich auch Wagenknecht unterstellen, sie will hier den Kommunismus einführen. Die Geschichte zeigt mir aber, daß die Begründer tatsächlicher totalitärer Diktaturen fast immer vorher genau und unverschleiert gesagt haben, was sie vorhaben (gilt für Hitler/NSDAP, Lenin, Hamas, Chomeini, Muslimbrüder in Ägypten, ...).
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Zitat von keko#
Beides zusammen sagt doch, dass man es zu lange hat laufen lassen, nicht richtig hingehört hat und das Große und Ganze nicht gesehen hat oder sehen wollte.
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Das stimmt für damals. Die Frage ist, was heute "das Große und Ganze" ist, was man nicht sieht oder sehen mag.
Für mich ist es die zunehmende Lagerbildung, "wir" gegen "sie", die Inakzeptanz von Zwischenpositionen und Grautönen, die beide Seiten zu Extremen werden läßt, wodurch eben von beiden Seiten nicht Gutes zu erwarten ist, solange die Polarisierung so aufrechterhalten wird. Dieser Prozess destabilisiert die Demokratie schlimmer, als die einfache Existenz einer Rechts-außen Partei. Erst wenn wir zu inhaltlichen Diskussionen ohne "Lagerstempel" zurückkehren, wird es wieder eine stabile Demokratie geben.