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Alt 16.11.2015, 21:34   #825
Pantone
Szenekenner
 
Registriert seit: 08.05.2008
Beiträge: 1.803
Zitat:
Zitat von Helios Beitrag anzeigen
Servus PantOne,
es ist solang her und wie es exakt war, schwer wieder zu geben. Also es müsst eher um 71 herum gewesen sein und was aus dem blonden Eierkopf Fellmann geworden ist weis ich nicht, wenn er es aber lesen würd, dann würden wir uns wieder raufend im Dreck wälzen.

Vor x-Jahren haben wir mit der Fähre von Igoumenitsa/Griechenland nach Ancona/Italien abgelegt. Ein 11 - 12 jähriger Junge hat das Ablegemanöver in türkisch und deutsch kommentiert wie ein Radio-Sprecher ein Fussballspiel überträgt, und das in einer Sprachgeschwindigkeit, das mir hören und sehen vergangen ist, vor allem hat er aus der Körpersprache der Dock-Arbeiter ihre nächsten Aktionen vorher gesagt - es war verblüffend - als das dürre Klappergestell Frosch-Auge Jahre später in der Bundesliga aufgetaucht ist, hab ich mich geärgert, weil ich ihn damals, nicht um ein Autogramm gebeten habe.
Wenn er jetzt interviewt wird, meint man, er schläft beim sprechen ein - Schade (leider spielt er jetzt auch so wie er spricht).

Als Betreuer/Trainer/strategischer Berater hab ich am Sonntagmorgen einen Bock geschossen.
Am nächsten Samstag findet für dieses Jahr das vorletzte Rennen im Läufercup statt. Also Streckenplan besorgt und Athletin drauf einweisen wollen - 2 Runden a 5km. Wir sind mit dem Auto hingefahren, hab alle Feinheiten des Plans erläutert, waren grad so nett im Gespräch und schwupps waren wir vor Ort. Angehalten und Athletin angeraunzt, es geht los, lauf hinterm Auto her, ich fahr vor - machen wir mal die afrikanische Trainingsvariante - für mich wars ganz nett: erst Teer, dann Schotter- und Waldwege - die Ahtletin hat *gebrummt* und alles der Mama gepetzt, der Papa ist mit Deinem Auto Off-Road gefahren..... einer ihrer Trainer hat was von *verhinderten training* gepostet, durch so einen Quatsch würde vernünftiges Training verhindert....
ja mei - wir haben beim abendbrot noch mächtig gegeiert.
Also, wenn du jetzt einen eigenen Thread aufmachst, lese ich ALLES, ich schwör !!!! Wenn ich den richtigen jungen Türken meine, ist das der, den man auch gern den "hochbegabten Lethargiker" nennt, oder? In seiner Jugend soll er ja richtig langsam gewesen sein ...

Zitat:
Zitat von Noiram Beitrag anzeigen
Pantone was machst Du beruflich?
Von Haus aus bin ich Dipl.-Kffr., im Moment gebe ich Vertretungsstunden an zwei Grundschulen ... Ist aber leider nur ein Minijob auf Abruf. Im Sommer hatte ich kurzfristig eine Festanstellung, weil akuter Personalnotstand herrschte (26 Unterrichtsstunden pro Woche). Das hatte für einigen Wirbel gesorgt, da ich ja keine ausgebildete Lehrerin bin. Zur allgemeinen Erheiterung durfte ich aus versicherungsrechtlichen Gründen alles unterrichten ... nur keinen Sport .
Pantone ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.11.2015, 06:54   #826
Noiram
Szenekenner
 
Registriert seit: 05.05.2010
Beiträge: 1.844
Zitat:
Zitat von Pantone Beitrag anzeigen
...
Von Haus aus bin ich Dipl.-Kffr., im Moment gebe ich Vertretungsstunden an zwei Grundschulen ... Ist aber leider nur ein Minijob auf Abruf. Im Sommer hatte ich kurzfristig eine Festanstellung, weil akuter Personalnotstand herrschte (26 Unterrichtsstunden pro Woche). Das hatte für einigen Wirbel gesorgt, da ich ja keine ausgebildete Lehrerin bin. Zur allgemeinen Erheiterung durfte ich aus versicherungsrechtlichen Gründen alles unterrichten ... nur keinen Sport .
Na Hut ab! Ich stelle mir das nicht so einfach vor.
Hört sich aber bei Dir klasse an - vor allem richtig erfolgreich.

Von Freundinnen aus Südtirol weiß ich dass dort Matura reicht um als Grundschullehrer zu arbeiten.
Noiram ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.11.2015, 11:55   #827
Helios
Szenekenner
 
Registriert seit: 16.09.2015
Beiträge: 2.803
Zitat:
Zitat von Pantone Beitrag anzeigen
......
Wenn ich den richtigen jungen Türken meine, ist das der, den man auch gern den "hochbegabten Lethargiker" nennt, oder? In seiner Jugend soll er ja richtig langsam gewesen sein ...
.....
Servus PantOne,

leider hab ich das Autogramm nicht erbeten - darauf wär *Messi Özil* gekritzelt. (Peinlich wirds jetzt, wenn jemand bei Özil nachfragt und er retour postet - mit der Fähre sind wie nie gefahren... und wo liegt igoumenitsa???)

aha .... Lehrer .... soso... hmm
Lehrer haben mit uns, und ihrer Meinung über unsere Kinder, mit den Noten kommuniziert, wer als Eltern bissle Hausaufgaben überprüft hat, kann schnell erkennen wie *dumm* die eigenen Kinder sind und dass sie keine Hochbegabten sind, obwohl alle Eltern das denken und immer nur meinen, die Lernschwäche wär ein unverstandenes hochbegabten Problem.
Die Zappel-Tante und der Verweis damals war aber der Dummheit des Lehrers geschuldet - er überzieht den Unterricht, deshalb geht Pausenzeit verloren, deshalb kann man weniger Gummi-Hupf machen, also muss man das Pausenbrot im Unterricht essen - diese logische Folge seh ich als Ingenieur ein, hab den Verweis zur Kenntnis abgezeichnet, und dem Kind erklärt wie man ein Buch fallen lässt und unter der Bank vespert. Hab aber auch erklärt, dass man beim wiederholten erwischt werden Nachsitzen muss, dort aber super Hausaufgaben machen kann.
Irgentwie gehts immer weiter.

Exzellenzen wie beim *Pseudo-Messi* und seiner Radio-Show kann man sehr gut erkennen, aber halt nicht jeder.

Unsere jüngere Tochter wurde damals vom Leichtahtletik-Trainer des Sportvereins zur Sau gemacht, dort war sie 2x - dann war das Thema durch.

Jetzt mit Mitte 20, grinst sie die Leute des Sportvereins von damals immer extra frech an, wenn sie sie beim Läufercup *stehen* lässt.

Die Kids sind mit ihrer *Rundendreherei* vor den Großen dran (bei den Läuferwettbewerben) - viele sind normal - aber vor kleinen Muskelmonstern mit ner 920er Garmin am Arm und Eltern als Einpeitscher ekelt es mich.

grüsse
Jürgen
Helios ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.11.2015, 16:45   #828
Pantone
Szenekenner
 
Registriert seit: 08.05.2008
Beiträge: 1.803
Der Lauscher an der Wand

Ich sitze vor meinem Rechner und höre nebenan unseren Sohn mit einem Kumpel im Zimmer kicken. Irgendwann ist das Spiel nicht mehr ganz so wild und die Kinder unterhalten sich. Er habe ja am letzten Wochenende angefangen, eine Geschichte zu schreiben, erzählt das Kind. Worüber die denn sei, will sein Freund wissen.

Der Junior erzählt: "Da ist so ein Junge, der heißt Ole und macht ganz viel Sport und spielt immer Fußball. Und sein Opa ist immer dabei, wenn er Training hat oder ein Spiel oder beim Turnier, und da guckt der immer zu. Eine Tabelle habe ich auch gemacht. So eine mit Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag. Da steht drin, welchen Sport Ole macht, also jeden Tag. Und seine Mutter sagt dann immer, dass das doch zu viel ist ..." "Das bist doch du", unterbricht ihn sein Freund, " und deine Mutter, weil du machst ja auch zu viel und deine Mutter sagt auch immer, dass du zu viel machst." "Nein", beteuert der Dicke, "ich heiße doch nicht Ole!"

Kurze Pause. Gekicke gegen die Tür. Dann: "Wollen wir weitermachen?"

Ja, das sind wir. Die Tabelle ist von mir. Anhand derer hatte ich versucht zu zeigen, dass das Programm etwas üppig für einen 9-Jährigen ist. Im wahren Leben konnte ich mich bisher nicht durchsetzen, mal gucken, wie´s im Roman weitergeht.

PS: Das Kind würde gern sein Goldabzeichen im Schwimmen ablegen, ohne einem Verein beitreten zu müssen. Gar nicht so leicht. Aber ich bin natürlich begeistert von der Idee und tue alles dafür, damit andere Sportarten neben dem Fußball nicht so ganz in Vergessenheit geraten
Pantone ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.11.2015, 17:03   #829
Pantone
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Beiträge: 1.803
Zitat:
Zitat von Helios Beitrag anzeigen
Die Kids sind mit ihrer *Rundendreherei* vor den Großen dran (bei den Läuferwettbewerben) - viele sind normal - aber vor kleinen Muskelmonstern mit ner 920er Garmin am Arm und Eltern als Einpeitscher ekelt es mich.
Ich muss dann immer heulen. In Lorsbach hat diesen Sommer ein Vater sein Kind Richtung Startlinie geschubst ... das Kind wollte partout nicht und hatte sich bereits mehrfach weinend an der Hand seiner Mutter auf den Boden gehockt. Beim Startschuss hat das Kind geschrieen und die Hand der Mutter nicht losgelassen. Sagt die Mutter: "Lauf einfach so schnell hinterher wie du kannst." Der Vater wütend abwinkend: "Jetzt ist es auch egal!!!"

Bereits vorher hatte ich eine Offizielle gefragt, ob man da nicht einschreiten könne. Die Frau hat mir dann erzählt, dass das Kind morgens bereits Bundesjugendspiele gehabt habe und schon bei der Anmeldung nicht habe starten wollen. Dass die Eltern bei den nachfolgenden Läufen nicht gestartet sind, versteht sich fast von selbst, oder? Ich frage mich dann immer, was wohl zu Hause bei denen abgeht, wenn die Eltern sich schon in der Öffentlichkeit so verhalten.
Pantone ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.11.2015, 17:27   #830
Noiram
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Registriert seit: 05.05.2010
Beiträge: 1.844
Wenn Kinder selbst wollen, dann okay. Aber wenn sie von den Eltern ständig gedrängt - und wie Du schreibst an den Start geschubst werden, das finde ich grauenvoll!!!

Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke... ich wäre einerseits gern gefördert worden. Hauptsächlich weil ich den Sport erst mit 25 entdeckt habe und mich immer quälen musste um was zu erreichen und im Schulsport nicht sonderlich gut war.
Aber ich durfte mit meiner Freundin im Wald spielen, auf Bäume klettern, Buden bauen, Indianer spielen und sogar (mit Erlaubnis) im Garten eine Feuer-Kochstelle machen.
Noiram ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.11.2015, 18:43   #831
formliquide
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Registriert seit: 19.09.2014
Beiträge: 543
Und genau so wie ihr 2 es zuletzt geschrieben habt ist es richtig... Und so versuch ich's auch mit meinen beiden Töchtern zu halten. Alles kann, aber ganz sicher nichts muss.

Mein Vater wollte immer, daß ich mit ihm radfahre und schwimme und so. Hab ich manchmal gemacht, und auch gern, oft halt auch gar nicht und es gab deshalb immer wieder Streit. Heute ist er ganz verwundert, daß ich's nach 30 Jahren auf einmal freiwillig mache...

Ich hab mich dann als Jugendlicher meiner großen Leidenschaft Tanzen verschrieben. Was da zum Teil zwischen Eltern, Trainern und Kindern abgeht wollt ihr gar nicht wissen und ich wills auch nicht mehr schildern - seit ich selber Kinder habe wird mir beim Gedanken schlecht. Nur soviel: Auf einem meiner letzten Turniere hab ich nach einiger Zeit in den Umkleiden zu meiner Partnerin gesagt, ich hätte noch nie so viele unglückliche Menschen auf einem Haufen gesehen
__________________
Mein TDL ist euer REKOM
formliquide ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.11.2015, 16:10   #832
Pantone
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Registriert seit: 08.05.2008
Beiträge: 1.803
Sichtung die zweite

Wer sein Kind zur einer Leichathletiksichtung schickt und keinen Erfolg hat, kann es natürlich auch woanders sichten lassen. Beim Fußball beim Beispiel. Und so falle ich fast hinten rüber als mein Sohn meint: "Guck mal, Mama, da ist der Junge von Leichtathletik wieder."

Der Steppke, der neulich vor meinen Füßen beim abschließenden 7-Minuten-Lauf weinend zusammengesunken war, betritt mit einem erwachsenen Mann die Sporthalle und kommt in Richtung Tribüne, auf der wir uns gerade häuslich einrichten. Ich vermute, es ist dieses Mal der Vater, der das Kind begleitet. Zwei Stufen unter uns lassen die beiden sich nieder. Der Junge, nennen wir ihn Max, guckt uns direkt an. "Hallo", sage ich lächelnd, "dich kenne ich doch." "Hallo," meint Max und stutzt. Dann deutet er mit dem Kopf in Richtung des Dicken und sagt: "Er ist doch schon bei Leichtathletik genommen. " "Nee," antworte ich, "der ist jetzt erstmal zu ein paar Trainings eingeladen und dann sehen wir weiter." Max strahlt: "Ach so, na in Fußball bin ich viel besser als in Leichtathletik!" "Das ist ja gut," ermuntere ich ihn, "dann wünsche ich dir viel Spaß!" Inständig hoffe ich, dass der Kleine nicht schon wieder so fürchterlich vorgeführt wird.

Ich beruhige mich mit der Vorstellung, dass es vielleicht so ist wie bei uns zu Hause: Noch mittags hatte ich zu Hause gesagt, dass 80 Jungs in vier Trainings vorspielen werden und dass da zahlreiche aus den Nachwuchsleistungszentren des FSV Frankfurt und der Frankfurter Eintracht dabei sind. Bei maximal acht zu vergebenden Plätzen ist die Chance nahezu Null, dass das Kind genommen würde. Ich betone auch noch mal, dass die Schule ja nicht unsere Erstwahl ist und wir das ohnehin nur als Notlösung ins Auge fassen würden. Nix zu machen, der Dicke will hin. Also gut, machen wir uns auf den Weg.

Die Jungs werden in zwei Gruppen aufgeteilt und dürfen mit ihrer Gruppe in einem abgesteckten Viereck ihre Balltricks zeigen. Aha, zwei Kandidaten macht sogar das Hausfrauenauge direkt als Vertreter der Proficlubs aus. Der Dicke bewegt sich leichtfüßig, wenn auch ohnehin besonderen Einsatz. Die Ellenbogen hat er - wie so oft - angewinkelt, die Hände auf Brusthöhe. Ich überlege, warum das so drollig aussieht und woran mich das erinnert. Ich komme nicht drauf.

Bei der zweiten und dritten Übung geht´s um Dribbeln und Sprint und die drei Verantwortlichen stoppen per Hand und schreiben auf. Ich sitze die ganze Zeit neben Bernd, dessen Sohn mit unserem Nachwuchs in einer Mannschaft spielt und der sich das Spektakel auch nicht entgehen lassen will. "Mensch," sagt Bernd, "jetzt hab ich nicht verstanden, wie schnell dein Sohn war. Ich glaub, der war der Schnellste beim Dribbeln." "Das wird ihn hier auch nicht retten," gebe ich zurück, und Bernd schüttelt lachend den Kopf. Später erfahre ich, dass es Eltern gibt, die auf der Tribüne die Zeit mitstoppen. Auf die Idee muss man auch erst mal kommen, geht es mir durch den Kopf.

Von rechts dringen Gesprächsfetzen an mein Ohr. "Was ist mit der Nummer "28" und "Friedrich"?", frage ich neugierig den Jungen, der zwei Meter mit seinem Vater neben mir sitzt. "Der ist gut," meint das Kind nüchtern. "Oh, danke," sage ich, "das freut mich, das ist nämlich meiner. Du bist ja gleich in der zweiten Gruppe dran, oder? Ich wünsch´ dir viel Erfolg!" "Danke," antwortet der Junge, während ich meine, eine leichte Irritation im Gesicht des Vaters zu erkennen.

Im Anschluss wird ein kleines Turnier mit vier Mannschaften gespielt. Der Dicke lässt seine Torwarthandschue mal lieber im Rucksack. Während es ja normalerweise noch keine festen Positionen in dieser Altersklasse gibt, hat der Fußballlehrer hier vorab erklärt, dass zu dieser Sichtung auch zwei ausgesprochene Torhüter gekommen seien. Jeder möge nach Möglichkeit auf seiner Stammposition spielen und zeigen, was er kann. Heute ginge es nicht um Mannschaftsergebnisse, sondern um die Sichtung einzelner Spieler.

Unter so einer Ansage versteht jeder offenbar was anderes. In seiner Gruppe erbarmt sich der Blonde und geht erstmal ins Tor, damit es losgehen kann. Er spielt ruhig und sicher, Gelegenheiten für spektakuläre Paraden ergeben sich nicht. Er verlässt seinen Torraum und spielt den Ball, wo er kann, mit dem Fuß. Gelernt hat er das nicht, aber wer aufmerksam jeden Samstag die Sportschau sieht, kann sich viel abgucken. Nach dem Spiel kommt er sofort auf die Tribüne und verstaut seine Handschuhe im Rucksack, bevor noch jemand auf dumme Ideen kommt. Oft genug hat er von Leuten mit Fußballahnung gehört, dass man erst ein guter Fußballer werden muss und dann immer noch Torwart werden kann. Hat er sich wohl gemerkt.

Alle nachfolgenden Spiele verlaufen ähnlich. Die Jungs aus den Proficlubs spielen wie aufgezogen: rasant, schonungslos und immer mit vollem Körpereinsatz. Beim Kind läuft´s ganz anders. Er spielt mal bessser, mal schlechter. Fast immer mit minimalem Körpereinsatz, dafür leichtfüßig und ohne übermäßigen Krafteinsatz. Manchmal sieht es so unangestrengt aus, als ob er sich keine Mühe gäbe. Immer wieder das gleiche Bild: gebeugte Ellenbogen, leicht geöffnete Hände auf Brusthöhe. Ganz plötzlich weiß ich, welches Bild ich gesucht habe: Es sieht aus, als würde das Kind tanzen. Am liebsten würde ich jetzt aufs Spielfeld laufen und meinen kleinen Tänzer küssen. Tu ich aber nicht.

Wo er kann, sucht der Blonde seine Mitspieler und spielt ab. Wenn sich keine Abspielmöglichkeit bietet, geht er selbst. Ecke für seine Mannschaft. Er legt sich den Ball hin und guckt. Zwei Schritte Anlauf. Einer seiner Mitspieler drei Meter vor dem hinteren Pfosten muss keinen Schritt machen, sondern nur noch den Kopf hinhalten. Der Ball geht vorbei. Später sagt das Kind: "Schade, dass der Kopfball nicht drin war, Mama." "Ja," pflichte ich ihm bei, "aber geile Flanke." Wir grinsen uns an.

Die Trainer sitzen während der ganzen Zeit an einem Tisch am Spielfeldrand, beobachten das Geschehen und machen sich Notizen. Sonst machen sie nichts. Mitten im letzten Spiel wechseln sie zwei Spieler aus. Der Dicke geht noch mal ins Tor. Ich schnappe mir die Torwarthandschuhe und frage am Trainertisch, ob ich wohl mal die Handschuhe anreichen solle. Das Spiel wäre eh gleich vorbei, meinen die Trainer. "Dann ist ja gut," meine ich und denke grimmig: "Freunde, wenn der Dicke sich hier einen Kapselriss holt und die nächsten Klassenarbeiten nicht mitschreiben kann, mache ich euch Feuer unterm A****." Gern würde ich berichten, dass meine Überlegungen freundlicher waren. Waren sie aber nicht. Am Ende geht alles gut.

Als wir gehen wollen, spricht ein Trainer das Kind an. Soso, man kennt sich. Der gut gelaunte Mann, der äußerlich stark an den brasilianischen Bundesligaprofi Dante erinnert, unterhält sich noch ein bisschen mit uns. Er arbeitet an einem DFB-Stützpunkt, und ich kann endlich mal jemanden fragen, was das eigentlich genau ist. Der andere Trainer sieht aus wie Joko Winterscheidt und ist Nachwuchstrainer bei einem Bundesligaverein. Er ist ein bisschen zugeknöpfter, taut aber sichtlich auf, als die Rede auf seinen weiteren Berufsweg kommt. Wie sich rausstellt, möchte Joko Realschullehrer werden. Er arbeite viel mit Ausländern und möchte ihnen helfen, ihren Weg zu machen, meint er mit Begeisterung in seiner Stimme. "Ich kann Ihnen eins versichern," meine ich zu ihm, "dafür werden Sie auf den Elternabenden von allen Eltern geliebt werden!" Er lacht und wir unterhalten uns noch ein bisschen.

Die Trainer erzählen, dass es erstmal einen großen Aufwand bedeuten würde, im Fußball weiterzukommen. Dann ist die Frage, wieviel Druck aus dem Elternhaus käme. "Merken Sie," hake ich nach,"ob ein Kind befreit aufspielt oder unter Druck von den Eltern steht?" "Ja, klar," antworten die beiden. "Ja, und woran?", frage ich verwirrt nach. "Na, zum Beispiel am Blick Richtung Tribüne nach einer misslungenen Aktion", erklärt Dante. Meine Güte, denk ich nur.

Auf dem Heimweg erzählt das Kind, was ihm so durch den Kopf geht. Den Dribbelkünstler fand er blöd. "Bringt doch nichts," meint er richtig sauer. "Naja, die Trainer haben gesagt, ihr sollt zeigen, was ihr könnt und das hat er gemacht." "Ja, und?", gibt das Kind sich bockig, "Einmal hat´s geklappt und wie oft nicht? Hast du mal gesehen, was der gemacht hat, wenn er in der Abwehr den Ball verloren hat? Der ist STEHENGEBLIEBEN, Mama, in der ABWEHR! Das ist doch kein Fußball!!" "Der wird schon weiterkommen," sage ich noch, und dann lassen wir das Ganze auf sich beruhen.

Dass Max nicht mal richtige Hallenschuhe gehabt habe, meint er dann noch. Der konnte in seinen Schuhen nicht einfach so abbremsen, sondern musste immer noch ein Stück auslaufen. "Ach," versuche ich ihn beruhigen, "vielleicht haben die die richtigen Schuhe einfach zu Hause vergessen." "Nein," erwidert er, "das waren so weiche Nike free oder so und die Sohle war ganz weiß und sauber." Gesehen hatte ich das auch, aber ich wollte mir keine Gedanken darüber machen, warum Leute ihr Kind schlecht vorbereitet in Situationen bringen, in denen sie wahrscheinlich nur verlieren werden.

Wer gewonnen und wer verloren hat, werden wir nach dem 4. Dezember erfahren, dem Tag des letzten Sichtungstermins. Dann gehen Zu- und Absagen per Post an die Eltern. Ich gehe davon aus, dass der Dicke eine Absage bekommt, aber ich bin sicher, dass er es locker nimmt.

Gelernt hat er, dass Fußball ganz anders sein kein, als er das sonst so gewohnt ist und dass es auch Irokesenhaarschnitte im Kindesalter geben kann. Abgeschreckt hat ihn das alles nicht, sondern es hat ihm trotzdem Spaß gemacht. Und erst am Abend wird mir klar, dass ihm der Termin viel wichtiger war, als ich vermutet hatte. "Endlich ist die ganze Aufregung weg, Mama", meint er und geht zufrieden ins Bett.

Geändert von Pantone (28.11.2015 um 17:04 Uhr).
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