Meine Freundin Annette hat gestern spontan am Freiburger Marathon teilgenommen. Ich riet ihr von einem Start ab, denn sie hat im vergangenen Jahr wegen unseres kleinen Söhnchens nicht ausreichend trainieren können. 4x pro Woche joggt sie eine Stunde mit dem Babyjogger, dazu kommt sonntags ein Lauf von 1:20 oder 1:30 Stunden, den wir gemeinsam absolvieren. Da ich am Sonntag den Babyjogger schiebe und das gar nicht so leicht ist, fällt dieser Lauf für Annette sehr locker aus.
Für die Vorbereitung zu einem Marathon ist das meiner Meinung nach etwas dürftig, da es weder lange Läufe noch Tempotraining gab. Als sie mir am Samstag mitteilte, sie erwäge eine Teilnahme am Marathon, dachte ich: "Wer nicht hören kann, muss fühlen". Sie blieb stur und meldete am Samstagabend in letzter Minute nach.
Ich stand am Sonntag als Betreuer an der Strecke. Ihr könnt Euch mein Erstaunen vorstellen, als sie bei Kilometer 5 im Spitzenfeld der Frauen an mir vorbei rannte. Dabei hatte ich ihr eingebläut, wegen des geringen Trainings eher verhalten anzugehen. Zwar steht ihre Bestzeit bei 3 Stunden, doch diese wurde nach solidem Training erzielt (lange Läufe mit Endbeschleunigung, TDL etc.). Aber weil Annette es gerne simpel mag, entschied sie auf dem ersten Rennkilometer, einfach dem Kerl mit dem gelben Luftballon hinterher zu rennen, basta! Und dieser Ballon hatte die Aufschrift "3:00 Stunden".
Ich war zunächst überhaupt nicht begeistert davon, denn ein Lauf im Bereich ihrer Bestzeit schien mir als ziemlich dämliches Selbstmordkommando. 60-70 Wochenkilometer, kein einziger Lauf über 1:30 Stunden und keinerlei Tempotraining sind sehr schlechte Voraussetzungen für einen Angriff auf die persönliche Bestzeit. "Kann ein Mensch so stur sein?", dachte ich mir. Heute weiß ich: Ja, das geht...
Kurz: Sie holte die führende Frau bei Kilometer 6 ein, rannte die nächsten 30 Kilometer an deren Seite (Ihr erinnert Euch: sie mag es gerne simpel), verabschiedete sich dann nach vorne und gewann den Freiburger Marathon in 3:00 Stunden, nur wenige Sekunden über ihrer Bestzeit. Erste Hälfte: 1:29:59. Zweite Hälfte 1:30:13.
Hallo? Wie kann so etwas funktionieren?! Zur Einordnung: Rechnet man diese Zeit auf eine Männerzeit um, kommt man auf 2:40 bis 2:45 Stunden. Wie kann man eine solche Zeit mit so wenig und so lockerem Training erreichen, wenn sie gleichzeitig die bisherige Bestleistung darstellt? Für mich ist das ein Mysterium. Kennt jemand einen vergleichbaren Fall?
Grüße,
Arne
Erstmal Glückwunsch deiner Freundin.
Und zu der Erklärung: Ich find's auch etwas erstaunlich, dass sie Bestzeit gelaufen ist. Andererseits sind 5,5 Laufstunden pro Woche und davon 4 mit Babyjogger (!) nicht das was ich unter "kein Training" verstehe. Auf Dauer mag das ja zu wenig sein, aber unter der Vorraussetzung, dass sie früher mehr gemacht hat und unter der Berücksichtigung der Tatsache, dass Babyjogger schieben zumindest nen neuen Reiz darstellt, vermutlich einen, der eher in Richtung Intensität/Kraft geht, finde ich es zumindest nicht unerklärlich. Und Frauen werden ja in der Tat nach einer Schwangerschaft schneller - auch wenn Frau W. aus H. da doch ein wenig mehr zur Erklärung vorbringen muss.
Jedenfalls ne tolle Leistung!
aloha,
FuXX
PS: Lass sie das doch noch ein paar Jahre so machen und teste, ob irgendwann die GA fehlt Alternativ könnte sie ja mal versuchen wieviel schneller es noch geht...
Üblicherweise ist das doch ein altbekanntes Phänomen, das mir zuerst in der Schule, dann vor allem an der Uni aufgefallen ist, und mir nun eben im wieder Triathlon begegnet.
Und das geht so:
Die Leute jammern vor der Prüfung, dass sie nichts gelernt hätten, um dir danach bei besten Ergebnissen eine rein zu würgen nach dem Motto: Ich kanns sogar ohne Lernen besser als Du!! Wenns nicht klappt, haben diese Leute immernoch ihre Aussrede "Habe halt nichts gelernt". Fakt ist, dass diese Menschen üblicherweise Tag und Nacht gebüffelt haben.
Beim Sport braucht man Lernen nur durch Trainieren ersetzen.
Fakt ist vor allem, dass nicht alle gleich talentiert sind. Komisch, dass das alle einsehen, wenn es um Hauptschule und Gymnasium geht, aber innerhalb der Gruppe doch anscheinend viele davon ausgehen, dass bei allen das Aufwands/Ertragsverhältnis gleich ist. Ein Kumpel von mir hat neben dem Maschinenbau noch eben BWL in Regelstudienzeit studiert und bis 3 Tage vor den Klausuren in BWL nichtmal die Skripte gesehen (von den Professoren ganz zu schweigen) - dennoch alles irgendwo zwischen 1 und 2. Gut, BWL is nu nicht so hammerhart, aber sowas schafft halt längst nicht jeder.
Man kann sich natürlich auch das Gegenteil einreden - welche Variante die befriedigendere Entschuldigung bietet soll sich jeder selbst aussuchen. Beim einen kommt raus, dass man zu faul war, beim anderen, dass man nicht genug Potential hat um der/die Beste zu sein.
Und Arnes Freundin hat halt mehr Lauftalent als andere.
FuXX,
will stop procrastinating now and finish up his TSFP6 paper...
OT: Andi Böcherer war ja beim Halbmarathon auch nicht gerade langsam: 1:10:43 h, müsste doch eine ziemliche Verbesserung für ihn sein. Er hat auf den Sieger (Zahnpasta-Doper Baumann) nur knapp 1,5 Minuten verloren, Reschpekt!
Andi Böcherer ist aber um einiges jünger als Dieter Baumann.
Ich finde es klasse das Baumann immer noch aktiv Laufwettkämpfe mitmacht und super Leistungen abliefert.
Gruß
triduma
Andi Böcherer ist aber um einiges jünger als Dieter Baumann.
Ich finde es klasse das Baumann immer noch aktiv Laufwettkämpfe mitmacht und super Leistungen abliefert.
Gruß
triduma
Ich benutz auch schon seit 15 Jahren die gleiche Zahnpasta-Marke...
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One week without training makes one weak.
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