Wenn ich mich recht entsinne, hatte seinerzeit Pauli Kiuru ähnlich methodisch trainiert wie AIMS und mit einem Höhentrainingslager vor Hawaii einen möglichen Sieg verschenkt. Aber das ist lange her.
keko, wenn jemand seinen Wohnsitz auf 2500 Höhe hat ist es dann unmoralisch, wenn er an Wettkämpfen teilnimmt? Sollte er einen "Tiefentrainingslager" organisieren?
Nein und nein.
Er hatte dann mit dem Wohnsitz einfach Glück, bzw. hat ihn auf natürliche Weise erreicht.
Ein Freund hat den Atomschutzbunker seiner Eltern als Höhenkammer ausgebaut (ist jetzt über 10 Jahre her). Hier wurde nur der Luftdruck abgesenkt und ich trainierte dort auch vor dem Höhenbergsteigen.
Obs was gebracht hat?
Keine Ahnung, ich wurde bei der nächsten Reise trotz geringer Akklimatisierung nicht höhenkrank (von 30 TeilnehmerInnen erreichten nur 6 das Ziel).
Ich vermute, dass viele diese "Vorstufe" sehen, weil das eine Geschichte ist, die sich viele für sich nicht vorstellen können und total extrem finden. Da pennt einer im Zelt wo der Sauerstoffgehalt reduziert wird... krasse Sache. Man legt ne Matraze rein, der Kompressor brummt, es sieht komplett abgehoben aus. Es ist einfach was, was viele sich für sich nicht vorstellen können und wollen. ganz zu schweigen von der Umsetzung... Was würde wohl der möglicherweise unsportliche Partner dazu sagen? Oder Verwandte und Bekannte?
Andererseits sollte man ggf versuchen die Sache mal neutral zu betrachten. Losgelöst von: "Das ist ja komplett bescheuert in einem Zelt zu pennen wo die Luft rausgepumpt wird."
Ich sehe das genau so wie du!
Ich selber würde könnte mir so eine Art zu schlafen "vorrübergehend" vorstellen.
Das Bespiel anhand des Trainingslagers finde ich sehr passend.
Nicht nur finanziell sondern auch der Urlaubsanspruch spielen hier eine Rolle.
Dieses Zelt ersetzt kein Training, es ersetzt lediglich die Anpassung der Höhenverhältnisse.
Ohne Training wird er kaum Fortschritte erzielen.
Eine vernünftige Doping-Definition ohne diesen Aspekt wäre kaum möglich.
Wenn nur die Punkte Leistungssteigerung und Gesundheitsgefahr übrig blieben, könnte man alles mögliche, was aber essentieller Bestandteil des Sports ist, als Doping ansehen.
Z.B. Training, Essen, ...
Noch ein Aspekt aus der "Reasoned Decision" der USADA gegen Armstrong:
Zitat:
Zitat von Reasoned Decision
Hamilton recalled that in 2001 Dr. Ferrari told Armstrong that he could continue to use EPO in competition if he microdosed EPO and slept in an altitude tent. Ferrari’s explanation was that “the altitude tent would boost the natural production of EPO and throw off the EPO test.”
Unschön.
Das heiß natürlich nicht, dass jeder, der ein Höhenzelt nutzt, dopt.
Aber die Nutzung dieser Dinger erschwert offenbar den Kampf gegen Doping.
PS:
Ich vermute stark, dass ein wesentlicher Grund für das Nicht-Verbot ist, dass es praktisch nicht kontrollierbar ist.
Ich war auch Wintersportler, aber nie vor Rennen auf einem Gletscher. War ich nicht normal? Von welchen Wintersportlern sprichst du?
Vermutlich von denen, bei denen mehr rote Blutkörperchen was bringen. Also eher Langläufer/Biathleten/Kombinierer als die Alpinen.
Davon abgesehen trainieren viele Langläufer im Herbst einfach deswegen auf dem Gletscher, weil's da Schnee hat, wenn sonst noch keiner liegt.
Die Vorstellung, in einem Zelt zu schlafen, aus dem Luft abgepumpt wird (oder was auch immer) finde ich vollkommen absurd. Wahrscheinlich würde mich meine Frau mitsamt dem Ding auf die Straße setzen. Zu Recht!
Die Argumentation einiger Leute hier "was nicht explizit verboten ist, ist okay" finde ich aberwitzig:
Es war also vollkommen okay, dass die Russen Xenon schnüffeln, stand ja nicht auf der Liste und war damit legal?
Da kann ich nur den Kopf schütteln...
Viele Grüße,
der Brandi
Natürlich war das "legal" im Sinne der Dopinggesetze, solange es nicht als verboten definiert worden ist.
Das bedeutet aber natürlich NICHT, dass es "okay" war, nämlich in dem Sinne, dass ich das super finden würde oder selbst anwenden würde. Ich halte das Verbot daher für völlig richtig. Ich argumentiere hier aber im Sinne von Rechtssicherheit.
Das mag jetzt manchem "Freigeist" pingelig erscheinen, ist aber dringend notwendig, wenn wir in der Doping-Diskussion wegkommen wollen von der oft gehörten Ansicht: "tun doch eh alle, ..." Dafür ist es notwendig, Doping eindeutig zu definieren, zu kontrollieren und zu bestrafen.
Und dafür ist es eben auch notwendig, dass wir jemanden, der eine derzeit legale Methode anwendet nicht in einen Topf werfen mit jemandem, der etwas Illegales tut, also dopt.
Und wie ich schon einmal hier geschrieben habe: Die Diskussion, ob etwas als Doping gewertet werden sollte, ist eine andere. Ich halte diese Frage für sehr spannend und mir taugt es auch, mit wieviel Herzblut hier darüber diskutiert wird. Diese Frage war ja auch der Ausgangspunkt dieser Diskussion.
Man kann ja durchaus der Meinung sein, dass das Höhenzelt verboten gehört. Solange es aber nicht verboten ist, ist es eben kein Doping. Und wenn einmal etwas zunächst Verbotenes (z.B. Koffein ab einem bestimmten Grenzwert) nicht mehr als Doping gilt, dann ist das künftig halt erlaubt, also legal und im rechtlichen Sinn "okay". Und dafür spielt es eben keine Rolle, ob ich persönlich das für falsch oder richtig halte.