Szenekenner
Registriert seit: 22.09.2007
Ort: Dresden
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servus jungs,
hier also mal mein Wettkampfbericht von der Challenge Barcelona. Bin bereits letzten Dienstag hingeflogen weil ich auch gleich ein paar Tage Urlaub machen wollte. Ich hatte mich gegen einen Mietwagen und für den Zug vom Flughafen nach Calella entschieden was eine gute Idee war. Die Züge sind recht geräumig so dass der Fahrradkoffer kein Problem macht. Außerdem ist die Verbindung sehr gut. Vom Flughafen nach Calella braucht man knapp 2 Stunden mit einmal umsteigen am Hauptbahnhof. Und das beste ist der Preis, mit 3,40€ für die Strecke!!! In Calella angekommen bin ich dann am Mittwoch und Donnerstag Rad gefahren. einmal nach Norden raus entlang der Küstenstraße mit einem kurzen Abstecher ins Landesinnere zu einem Kloster, den anderen Tag die Wettkampfstrecke nach Süden. Nach Norden raus ist es sehr wellig, hatte nach 120km etwa 1500 hm auf dem Tacho! Die Wettkampfstrecke nach Süden ist deutlich flacher, aber topfeben ist auch was anderes. Trotzdem wer Berge gewöhnt ist, für den ist das auch sehr flach. Auf den 90km kommen etwa 300hm zusammen, mit 2 kleinen giftigen Anstiegen mit etwa 8% kurz vor der T2. die Asphaltqualität ist stark wechselnd, zwischen Flüsterasphalt und Reifenkiller-Passagen alles dabei. Der Streckenteil von der Küste weg zum 1. Wendepunkt ist ausserdem recht technisch, mit vielen engen Kreisverkehren und Kurven, was auch ein wenig Geschwindigkeit kostet. Insgesamt nicht sehr langsam aber auch nicht superschnell. der Wind war in den Vortagen recht stark, so dass sich das Zipp 808 Vorderrad ein wenig bemerkbar machte, war aber noch fahrbar. Zu 90% kommt der Wind aus Nordosten, so dass man auf der Hinstrecke Rücken- und später Gegenwind hat.
Was mir an dem Ort sehr gut gefallen hat, war das nicht alles mit Triathlon zu tun hat. Man kann in den Tagen vorher gut abschalten, ich habe eigentlich kaum ans Rennen gedacht, meist am Strand in der Sonne gefaulenzt :-) Je näher das Rennen kam, desto mehr sah man dort dann aber auch Menschen sich in schwarze Häute zwängen und wieder herauspellen :-) Der Ort ist recht groß aber auch nicht zu groß, das Publikum durchaus gemischt, wobei nachts das Leben eindeutig durch Abiklassen dominiert wird... Einen festen Schlaf sollte man also haben, oder abseits buchen!
Mit dem Abholen der Startunterlagen und so gab es keine Probleme, ging alles reibungslos. In den obligatorischen Rucksack geht ausnahmsweise auch mal was rein... Die Messe war ebenfalls okay, gab alles was man halt noch so kurzfristig braucht, Startbänder, CO2 Patronen, Gels, ein neues Argon E-114 oder was auch immer. Habe mir bei den Jungs von ZeroD einen schicken Einteiler zugelegt, mit Hibikusblümchen, passend zum Fahrrad :-)
Am Samstag Abend war dann Pasta-"Party". Kann man sich schenken, hat weder die Qualität noch das Flair von Roth. Fand in einer alten Fabrikhalle statt, ein paar Leute haben auf Spanisch, Katalan, Franz., Engl., Deutsch was erzählt was man nicht verstehen konnte, weil die Lautsprecher und die Akustik gruselig waren. Dazu gab es den offiziellen Welcome-to-the-Challenge-Song oder so ähnlich, der unter den gleichen Mängeln litt, aber auch sonst wohl eher nicht zum Ohrwurm wird.
Zu essen gab es einen Salat mit Brot und einen Teller Nudeln mit Hackfleischsoße was mich als Vegetarier besonders gefreut hat. Für jeden Nichtteilnehmer wollten die für die Pasta übrigens 15 € haben, dafür kann man in Spanien an jeder Ecke besser essen... Bin dann recht zügig ins Hotel zum guten Buffett.
Das Wettkampf-Briefing habe ich mir geschenkt, der Checkin in der Wechselzone direkt am Strand war unproblematisch und ging sehr flott.
Zum Rennen selber: Es war weniger windig als die Tage vorher. Nur ein kleines Lüftchen was man an einer Küste halt immer hat. Trotzdem war der Wellengang gewaltig. Schätzungsweise etwa 2m hoch, haben die Wellen geschickt die wenigen ebenso hohen Bojen zur Begrenzung der Schwimmstrecke verschwinden lassen, so dass das Schwimmen entsprechend schwierig ausfiel. Ich bin einfach mal ein paar Leuten hinterher geschwommen, irgendwann kamen dann auch die Bojen. Mit knapp 35 min liegt meine Zeit etwa 5 min langsamer als erhofft, aber das war auch bei den Profis zu sehen, die ebenfalls nur hohe 20er bis 30er Zeiten geschwommen sind. War bei dem Wellengang halt wirklich kein Kindergeburtstag :-)
Im Wechselzelt habe ich mich dann über den Knoten im Bändel meines Beutels gewundert, den ich dort so nicht reingemacht hatte. Als ich ihn dann 2 min später endlich auf hatte und den falschen Helm in den Händen hielt verschaltete sich dann eine Synapse und ich erkannte auch den Zusammenhang. Also noch mal zurück gerannt falschen Beutel wieder an seinen richtigen Platz gehängt und meinen geschnappt, der 2 Plätze daneben hing. Auf dem Rad führen die ersten 2 km durch den Ort, mit einigen Kurven und vor allem vielen Speedbumps auf denen ich dann auch gleich meinen Aeroflaschenschwamm eingebüßt habe. Ansonsten habe ich mich bewusst zurück gehalten, um auf dem Rückweg bei Gegenwind noch genügend Kraftreserven zu haben. Trotzdem hatte ich nach 50km einen 42er Schnitt auf der Uhr. Die Strecke selber war bis 30-40km eigentlich relativ frei. Aber kurz vor dem ersten Wendepunkt kam mir dann schon ein recht großes Feld entgegen. Dieses habe ich dann kurze Zeit später eingeholt und zusammen mit 2 anderen recht starken Spaniern auch abgehängt. Wir sind dann regelgetreu zu dritt weiter bis kurz vor dem 2. Wendepunkt ein zweites Peloton die Strasse quasi zu machte. Also ganz links rüber fast auf die Gegenfahrbahn und schätzungsweise 80 Mann überholt. Doch in diesem Feld waren viele recht gute Fahrer und die waren nicht mehr abzuhängen. Auch einige Profifrauen waren dabei. Die zwei Spanier und ich, eventuell noch 2-3 andere haben dann immer wieder Attacken gefahren um von diesem Feld wegzukommen, aber sobald man auch nur kurzzeitig unter 40km/h fuhr, rollten ganz lässig 10 Mann fast parallel an einem vorbei. Also wieder Attacke und raus in den Wind, so ging das bis zu den beiden angesprochenen Anstiegen am Ende. Kurz vorher tauchte dann endlich mal ein Kampfrichtermotorrad auf. Ich fuhr vorne und habe nur nach hinten gezeigt, in dem Moment überrollte mich wieder das Feld :-) Die auf dem Motorrad haben mit den Schultern gezuckt und haben dann notiert (die Startnummern). Rückblickend kann ich nur sagen, dass es keine richtige Chance gab, irgendwas anders zu machen, das einzige wäre noch gewesen, sich für ne Stunde auf den Asphalt zu setzen. Verwarnungen, gelbe Karten, Leute in der Penalty-Box gab es alles nicht. Wie viele da wirklich hinter mir waren, kann ich auch gar nicht sagen, ich habe mich nie umgesehen, sonst hätte ich wahrscheinlich keine Lust auf Radfahren mehr gehabt. Auf jeden Fall habe ich dann am letzten Anstieg alle abgehängt und bin nach 2:17h in die Wechselzone.
Ein Problem das die Radstrecke auch hat, sind die Verpflegungsstellen, das wird vor allem auf der Langdistanz wichtig. Es gibt kaum langsame Stellen, deswegen kommt man fast immer mit Full-Speed an den Versorgungspunkt was die Aufnahme von Getränken u.ä. schwierig macht. Ich brauchte bei 2 Flaschen am Rad diesmal nur eine extra, aber wenn man sich noch mit Wasser kühlen will, dann wird es schon eng. Vielleicht gab es auch deswegen (oder wegen der Pulks) so viele Stürze, habe im Ziel viele mit Sturzspuren gesehen.
Der Lauf geht dann als Wendepunktstrecke am Strand entlang, eine Hälfte mit dem Wind, die andere dagegen. Verpflegung hätte etwas dichter als alle 2,5km sein können, da es in der Sonne schon arg warm war, auch Schwämme hätten gut getan. Ansonsten gibt es über die Laufstrecke nichts groß zu sagen, Schatten ist halt nicht viel. Am Ende kommt dann noch mal ein kleiner Hammer, ein Anstieg von vielleicht 300-400m mit gut über 10% Steigung. Dann ist man aber auch schon im Stadion und damit im Ziel. War mit meiner Laufzeit von 1:38h und der Gesamtzeit von 4:38h insgesamt sehr zufrieden. Am Abend im Hotel habe ich dann auf der Seite des Veranstalters die Liste mit Disqualifikationen gesehen. Leider war ich auch mit darauf. Gut, in der kurzen Zeit die die Kampfrichter uns gesehen haben, konnten die auch unmöglich feststellen, wer legal fahren wollte und wer nicht. Mir wäre es jedenfalls lieber, ich wäre allein auf der Strecke gewesen und eine 2:20h gefahren, trotzdem denke ich, dass ich unter normalen Umständen ähnlich schnell unterwegs sein kann. Da es für mich nicht um Platzierungen geht, sondern in erster Linie vielmehr um Spass an der Veranstaltung an sich, kann ich mit der Disqualifikation soweit leben. Wenn es dann aber mal in 1-2 Jahren doch darum geht sich zu platzieren, für ne Quali z.B., dann werde ich mit dieser Erfahrung sicherlich nicht in Rennen gehen, bei denen so was vorprogrammiert ist (Florida z.B.), sondern mit als anständiger Radfahrer entsprechend selektive Strecken rauspicken. Aber auch die Veranstalter in Barcelona sollten umdenken und bereits im Oktober zur Langdistanz ein paar Sachen ändern, damit sich dieses Debakel nicht wiederholt. Möglichkeiten dazu gibt es viele, mehr Schwimmstarts, größere Zeitabstände, weniger Starter (eher unwahrscheinlich...), andere Strecke (auch da könnte man Berge einbauen), konsequente Verwarnungen während des Rennens usw. Wenn das klappt, dann kann ich mir auch vorstellen mal wieder hinzufliegen, der Strand ist einfach zu schön, Katalonien ja nicht so weit und die Spanierinnen sehr hübsch :-)
Gruß,
Seven
ps. ein paar bilder kann ich noch mitliefern, ich bin der hinter dem mit dem roten helm, der den rest anführt, die bilder sind wie die anderen vorher geposteten in der tat an einem der anstiege aufgenommen
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