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Zitat von 3-rad
Klassischer Fall von Dehydrierung.
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Moin,
vielen Dank für das nette Feedback - und da außer 3Rad wohl auf Big Island alle Aktiven vor Ironweek-Fieber ihre "TS-Forum-Roots" vergessen haben und uns darben lassen, zur Einstimmung in die Ironweek kluge Tipps aus ... 1996.
Nachdem wir - Knaller und ich - mit Hilfe vom EX-Bonbonpiloten Higgins zentral&günstig eine Bleibe gefunden hatten, mußten wir sofort die wichtigsten Dinge als Hawaii-Rookies machen - Bikeshop checken, Supermarkt entern, Radkartons vom Airport holen - genau in dieser Reihenfolge.
Wir werfen uns also nach einer kurzen Dusche in unsere besten Ausgehshirts - bei Knaller war dies die 15 Tage durchgehend sein knallgelbes BRAZIL-Leibchen - in der Hoffnung, Sexy Fernanda Keller irgendwie aufzufallen (vorab: Summe der Kontakte jedweder Art: 0,00%) - ich in mein frisches Testament-Muskelshirt mit nur einem Totenkopf (mein Kumpel meinte beiläufig, dass mein Slayer-Shirt während unserer Wohnungssuche nicht immer hilfreich gewesen sein könnte, zuviel Blut, also wollte ich zeigen, dass ich lernfähig bin).
Vor unserer Hawaii-Tour hatten wir an Sporttextil lediglich die DeSoto-Klamotten unseres Ligateams dabei (Badeschlüpper, Top, Radhose), nach dem ersten Zwischenstopp beim Bikeshop an der Palani Road (mittlerweile befindet er sich am Queen K. Highway)
waren wir komplett für ca. 4 weitere IM's ausgerüstet.
Die Sauhunde hatten doch tatsächlich "IronmanSale" an die Tür genagelt, die Verkäuferin meinte todernst auf unsere Nachfrage, dass es nur noch wenige Stücke gäbe - und dann waren die uns bis dahin unzugänglichen US-Trendmarken wie Insport, Tinley oder Hind mit superfetten 10% Rabatt belegt - da hätte es für keinen Triathleten jenseits der Elbe ein Halten gegeben. Logo!
Ist klar, dass bei unserer Abreise 15 Tage später der "SALE" weiter munter lief und auch die Auswahl weiterhin bestand - war uns aber komplett egal.
Danach via Save'n Pack und Aiport die Runde zu Ende gebracht, Knaller fuhr, ich las dabei die Triazeitschriften laut vor, die wir im Bikeshop abgestaubt hatten.
Besonders beeindruckt hat uns ein groß bebilderter Bericht über Scott Tinley, dessen Message knapp aber klar in uns drang:
Scott Tinley - IronmanChampion
My weekly schedule for the Ironman:
20 Mile Swim
500 Mile Bike
100 Mile Run
30 Powerbar Banana
O.K., wir verstanden nicht was das kleingedruckte "Advertisement" unten am Rand bedeutete, uns war aber völlig klar: Wir waren erbärmliche Looser und es nicht würdig, so unvorbereitet im selben Rennen wie Scott T. zu starten.
Wir mußten etwas tun - zumal wir an diesem Tag durch Anreise&Honolulu-Fehlplanung bereits den dritten Tag in Folge ohne Training waren, während wir auf unserer Autorunde Dutzende austrainierte Irons zu Land und Wasser in Topspeed herumjagen sahen. Der Plan war schnell geschmiedet - tapern geht nur, wenn wir vorher trainiert haben und das machen wir morgen!
Am kommenden Morgen checken wir am Teleskopfernrohr von Higgins vom Beobachtungsstand aus so gegen 7:30 Uhr den Pier. Was'n da los? War da eine Schwimmquali für die vorderen Startreihen im Gange oder wie? Dutzende Trias keulten um die Bojen - und vom Gefechtsstand aus sah die Strecke insgesamt gar nicht so lang aus.
7:45 Uhr waren Knaller&Flachy in Ausgehuniform - BRAZIL-&Testamentshirts drüber, DeSotoSchlüpper drunter - am Pier und kurz darauf im Wasser. Für uns gab es nur eine Entscheidung - das ganze Ballet, denn 3 Tage Nichtstun müssen wieder reingearbeitet werden.
Boah ist das lang! Und salzig!
Und ohne Pause - die Kaffebootsache war damals noch nicht erfunden.
Wir lernten unsere Körper im Jetlag völlig neu kennen, Krämpfe an den interessantesten Stellen und auch das knappe Frühstück (2 Powerbar Banana, denn was Scott Tinley macht, machten wir ab sofort natürlich auch!) ging ruckzuck wieder zurück in die Nahrungskette des Meeres.
Konnte also nur noch besser werden, einen neuen Powerbar Banana rein, DeSoto Schlüpper gleich angelassen, Spaghetti-Top drüber, Tinley-Banana-Riegel auf's Oberrohr geklebt, kleine Wasserflasche in den Halter und ab auf's Bike, die Radstrecke ruft.
Ich wollte gaaanz locker "bloß" bis Kawaihae und zurück, da ich dann noch den von Tinley im Artikel "Advertisement" empfohlenen Koppellauf in's Energylab machen wollte während Knaller nur mal kurz und gaanz locker bis zum Airport rollen wollte.
Leider überholte uns auf Höhe Airport Doc Rainer Müller - großer Fehler, denn auch wenn der 3xschneller ist als wir, hier geht es jetzt um die Ehre.
Ich war am Scenic Point so platt, dass ich kurz am Anschlag vor fuhr, was von Koppellauf in's Energylab sabbelte, schlagartig wendete, mich noch auf dem Bike hielt bis Doc&Knaller außer Sichtweite waren und dann einfach umfiel - irgendwann kam ein PickUp vorbei, der tauschte die RaceDay-Getränkeboxen (entspricht dem heutigen Gatorade), welche in der Ironweek alle 15 Meilen verteilt wurden.
Er nahm mich mit zurück und ich glaube, ich habe auf seiner Ladefläche während der gesamten Heimfahrt die getauten Eiswürfel, welche um die Getränkeblase zur Kühlung platziert waren via Hand in mich reingeschlürft.
Als er mich bei Higgins abgeliefert hatte, ging ich direkt auf das Klo mit Tinley unter'm Arm - 100 Mile Run, Energy Lab Test Run, 30 Powerbars Banana...
Ist klar, was noch kommen mußte...
Ich mache es kurz - nach einer langen Nachtwanderung zurück aus dem Energylab - in dem "Tinley-Advertisement-Artikel" stand mit keiner Silbe, dass er sich bis vor das Lab fahren und wieder abholen lässt, ich war schon scheintod, als ich es endlich im Schleichschritt erreicht hatte und ja, die Nächte auf Hawaii sind in der Tat schön mild und man ist eins mit der Natur...
Und danach hatten wir Beide einen guten Grund, das Tapern anzufangen und in Higgins Riesen-TV so fast alle Baywatchfolgen im Liegen anzuschauen!
Nein, nicht wegen dem bißchen Training, da wäre uns sicher noch mehr eingefallen um Tinley nahe zu kommen, z.B. Bergläufe auf der Palani oder Tempowechsel entlang des Alii D.
Es geht mehr in die Richtung Ankunft aus dem deutschen Herbst => 10h direkte Sonneneinstrahlung => und unserer damaligen Einstellung, Sonnenöl sei nur was für Palyboybunnies und scheintode Kreuzfahrttouristen...
Fazit: Die Ironweek war damals bereits Spitze und ist es heute immer noch, ich hoffe auf einige Berichte aus der "Real World 2013".
Alles Gute nach Hawaii und Power On!