Allright folks, here we go!
Ich kann mich immer nicht entscheiden, was das Langwierigere ist: der Anbau der ganzen Teile oder die Vorbereitung.
Aktuell liegt ja alles einbaufertig bereit und ich brauch keine Kartons aufreissen, zuvor gilt es aber halt, den Rahmen vorzubereiten.
In die Gewindegänge ist Farbpulver geraten, der Sitz für den Steuersatz ist meist nur dann gefräst, wenn es sich um einen integrierten handelt und die Anlageflächen für die Tretlagerschalen sind nie parallel und nach dem Lackieren/Pulvern auch von Farbe überzogen.
Man kann dies für kleinlich halten, immerhin funktionieren die ganzen Teile auch relativ lange, wenn man einfach alles zusammenschustert, aber Verzug in den Lagerschalen durch nichtparallele Anlageflächen, falsche Drehmomente durch verschmutzte Gewinde oder verdrückte Lagersitze durch nichteingehaltene "Passungen" sind der Langlebigkeit eben in jedem Fall nicht gerade zuträglich.
Also: setzen wir mal die Werkzeuge an...!
Ich will keine Wissenschaft daraus machen, aber ich beginne unten und arbeite mich nach oben durch, dann brauch ich alles nur einmal ausblasen bzw. reinigen und jubele zB am Tretlager nicht die Späne der Flaschenhaltergewinde mit durch.
Beim Tretlager gibt es verschiedene Ausführungen und dementsprechend unterschiedliche Werkzeuge:
man unterscheidet erstmal die BSA-Lager und Lager mit italienischem Gewinde. Letzeres hat einen Gewindeaussendurchmesser von 36mm und auf beiden Seiten ein Rechtsgewinde. Das Tretlagergehäuse dazu hat eine Breite von 70mm.
Was BSA angeht, ist die Sache etwas unübersichtlicher:
zunächst gibt es mal unterschiedliche Tretlagergehäusebreiten: am Rennrad normal 68mm, bei allen anderen Fahrradtypen kann zwar auch das 68mm breite Tretlager verbaut sein, alternativ aber auch eines mit 73mm Breite. Dies gilt es bei der Auswahl des eigentlichen Lagers zu berücksichtigen.
Was das Werkzeug zum Fräsen bzw. Gewindeschneiden angeht, macht die unterschiedliche Gehäusebreite nix aus;- das Werkzeug ist immer das gleiche.
Allerdings muss man beachten, dass bei einem BSA-Lager rechts ein Linksgewinde ist und links ein Rechtsgewinde. Der Durchmesser ist immerhin identisch, unterscheidet sich aber vom italienischen und wird in Zoll angegeben: 1,37" nämlich, was in Millimetern etwa 34,8 entspricht.
Wem das Mass bekannt vorkommt: jaja, es gibt Sitzrohrdurchmesser, die ne Klemmschelle fürn Umwerfer mit dem gleichen Wert benötigen.
Am Fahrrad ist nämlich vieles noch in Zoll bemessen und auch die meisten Gewinde entstanden in grauer Vorzeit in der BSA-Norm und haben dementsprechend Zollwerte zugrundeliegen.
Auf die Gewindesteigung will ich hier nicht näher eingehen;- die sind gleich, werden bei beiden Versionen (ital. und BSA) mit der Zahl der Gewindegänge je Zoll (=25,4mm) angegeben und betragen 24tpi, was für Threads Per Inch steht, also in etwa ne Gewindesteigung von 1mm ergibt.
An sich wäre das alles wurscht, denn die Durchmesser unterscheiden sich deutlich und um mehr als einen Millimeter, aber unsensible Naturen haben es schon geschafft, den dicken Gewindeschneider für italienische Gewinde ins Tretlagergehäuse eines BSA-Lagers zu jubeln und damit den Rahmen reif für die Schrottpresse zu machen. Mir isses zum Glück noch nicht passiert, man soll aber relativ gute Fortschritte machen, bevor man das Malheur bemerkt.
Heikler ist es beim BSA-Gewindeschneider (eigentlich müsste es "-bohrer" heissen, aber unter nem Gewindebohrer stellt man sich einfach was anderes als diese dicken Dinger vor...), denn da ist rechts mit links sehr leicht zu vertauschen. Der Effekt ist aber der gleiche: teurer Schrott, denn in so nem "Kreuzgewinde" hält kein Tretlager mehr richtig.
Also, noma kurz zum Mitschreiben:
BSA: 1,37"x24tpi, Gehäusebreite 68 oder 73mm, links Rechtsgewinde, rechts Linksgewinde und
ITAL: 36mmx24tpi, Gehäusebreite 70mm, 2x Rechtsgewinde
Daneben gab es früher noch ein fränzösisches Gewinde (35mmx1) und als absoluter Exot das schweizer Gewinde, was ne Mischung aus BSA und französisch war. Die sind aber heute so gut wie nicht mehr anzutreffen.
Nu, hier geht schon ein wenig, wenngleich das nur die Farbe ist, die hier von der Anlagefläche gekratzt wird. Alleine dies ist aber ein Grund, auf die Fräserei nicht zu verzichten.
Schaut man sich dann hier das (vorläufige) Ergebnis an, wird klar, wieso ein Händler, der behauptet, man brauche nicht zu fräsen, ein Pfuscher ist.
Das Beispiel hier ist harmlos, es gibt Fälle, wo man auf der einen Seite (hier in 2Uhr-Psotion) schon nen halbem Millimeter abgefräst hat und auf der gegenüberliegenden Seite (ca 9Uhr-Position) noch nichtmal den Lack angekratzt hat...