Sodala, hab grad Robertos Schuhplatten "entfernt".
Diese Gelegenheit hab ich genutzt, n paar Bilder zu schiessen.
An einem Schuh waren die Schrauben vergriesgnadelt, die hab ich aufgebohrt, am andern hab ich sie ganz normal nach obigem Rezept ausgedreht.
Erster Schritt: durch nen Prellschlag mitm Durchtreiber nimmt man der Schraube die Spannung. Sie lässt sich dadurch besser lösen.
Dies gilt nicht nur für Schuhplatten, sondern auch für andere festsitzende Schrauben, wobei man aber auf jeden Fall differenzieren muss: festsitzend ist die eine Variante (die mit so nem Prellschlag ne Lockerung erfährt und dann easy ausgedreht werden kann), festgefressen die andere:
Bei allen Metall-Metall-Verbindungen, besonders aber bei austenitischen Edelstählen, besteht die Gefahr des "Fressens" der Schrauben-Mutter-Verbindung.
Die Reibung zwischen den beiden Gewinden basiert auf Fremdschichten aus Gas oder Oxiden. Reines Metall würde schnell selbsttätig miteinander verschweißen; da aber grundsätzlich Fremdschichten wie z.B. Oxidschichten existieren, tritt ein Fressen erst bei Beschädigung dieser Schichten ein. Die Metalloberflächen der Edelstähle weisen nur dünne Oxidschichten auf, die ein Aufeinandergleiten der Metalle ermöglichen. Um bei hohen Belastungen weiterhin eine Schutzschicht gegen Fressen zu gewährleisten, werden Gleitbeschichtungen (also zB. Fett) aufgetragen.
Dies ist unter anderem ein Grund dafür, wieso, wie ich oben schonmal geschrieben hab, angegebene Drehmomentwerte
stets auf gereinigte und gefettete Gewinde bezogen sind, sofern dies nicht anders vermerkt ist.
Bei so ner gefressenen Verschraubung, wo sich also gar nix mehr bewegt, hilft dann nur noch die mechanische Zerstörung der Verbindung, zu deutsch: auf- bzw. ausbohren oder, wenns um ne Schraube-Mutter-Verbindung geht, abreissen wenn möglich.
Der Prellschlag auf den Schraubenkopf hat vorallem bei
Kreuzschlitz oder Inbusschrauben einen weiteren Vorteil: die Werkzeugaufnahme wird etwas zugedrückt und der Schraubenzieher oder Innensechskantschlüssel sitzt satter.
Es ist ziemlich ratsam, hier zu zweit zu arbeiten, da der Schuh solide aufgelegt werden muss, damit er unter dem Schlag nicht oder nur so wenig wie möglich nachgibt.
Einer hält den Schuh fest (oder drückt ihn idealerweise schon auf die Auflage) und der andere haut einmal kurz aber kräftig mitm Hammer auf den Durchtreiber.
Dann kommt das eigentliche Werkzeug zum Einsatz.
Ein Winkelinbus ist hier ebenso fehl am Platz wie ein T-Schlüssel: die verbiegen sich erstmal beide zu arg, Billigwerkzeug hat zudem den Nachteil, dasses im Rahmen der zulässigen Toleranzen (auch dass das Werkzeug der DIN entspricht wie oftmals draufsteht, hat nix zu bedeuten;- die iss da viel zu lasch) zu viel Spiel im Schraubenkopf hat.
So ne kurze Nuss ist ideal, dazu gibt es noch nen Taschenspielertrick, der sich vorallem bei nem Kreuzschlitz empfiehlt: es gibt nen sogenannten "Schraubendoktor".
Das ist ne feinkörnige Paste, die aufs Werkzeug aufgetragen wird und die Verzahnung selbigens mit dem Schraubenkopf verbessern soll.
Funktioniert tatsächlich, auch wenn der marktschreierische Name anderes vermuten liesse.
Leider ist das Zeug relativ teuer, es gibt aber ne billigere Alternative, die man sich fürn Trinkgeld evtl. in der Motorradwerkstatt um die Ecke oder bei nem Motorinstandsetzungsbetrieb organisieren kann: Ventileinschlaifpaste.
Davon n Klecks abgestaubt, reicht für ewige Zeiten, da man das Werkzeug nur mal reinstubst, bis ein wenig davon an der Werkzeugklinge haftet.
Die Funktion erklärt sich ähnlich wie bei dieser Carbonmontagepaste: die Korundpartikel der Schleifpaste krallen sich in die Oberflächen von Schraube und Werkzeug und verbessern die Haftung, so dass das Werkzeug nicht so leicht abrutscht oder durchdreht.
Wenns um ne Kreuzschlitzschraube geht, den Schraubenzieher beim Drehen stets auch kräftig in Richtung der Schraube drücken.
Wichtig ist eh immer, dass man den Schraubenkopf zuvor ordentlich gereinigt hat und das Werkzeug bis Anschlag reingeht.
Ne festsitzende 5er Schraube mit nem Kopf fürn 3er Inbus ist eh schon idiotisch, wenn man da von 3mm Innensechskanttiefe anderthalb verschenkt, weil Dreck drinsitzt, hat man von vorneherein verloren.
Hier sieht man super, wie tief das Werkzeug reingeht und demenstprechend gingen alle drei Schrauben mit dieser Verfahrensweise problemlos raus:
Eigentlich hab ich das Bild aber aus nem ganz anderen Grund gemacht:
man sieht hier klasse, wie sich die Schraube zwischen Gewinde und Kopf erst nochmal verdickt.
Im Falle des Aufbohrens ist es wichtig, um diese Verdickung zu wissen.
Bohrt man nämlich mitm 5er Bohrer rein, bleibt nur der Schraubenrest übrig, der im Gewinde steckt und den kann man schlecht packen, nimmt man nen 8er Bohrer, bleibt der dicke Teil auch erhalten, den man hervorragend mit ner Zange fassen kann.
Hier hatte ich wie vorhergesehen das Glück, dass sich die Gewindereste mit der Hand drehen liessen, nachdem ich sie mit nem Feinmechanikerzängelchen packen und soweit rausdrehen konnte, dass ich sie fassen konnte (hab nämlich mit nem 5er Bohrer gebohrt, da die Schuhplatten noch verwendet werden sollten undn 8er Bohrer mehr Hitze beim Bohren fabriziert, so dass die Platten schmelzen. Will man alte Platten, die sowieso weggeschmissen werden, abbohren, ist es egal, ob die zuvor noch ein wenig unter Hitze leiden)
Klappt das nicht, helfen nur ne ruhige Hand, gutes Zielvermögen und eiserne Nerven beim Ausbohren und Nachschneiden des Gewindes im Schuh.
Das geht mit fremdem Material viel besser als mit eigenem und wenn der/die Betreffende das Zeug schon abgeschrieben hat, wobei n Paar Schuhe schon Peanuts gegenüber zB. 6 abgerissenen Auspuffstehbolzen von 8 an nem Zylinderkopf sind, der neu Zwoeinhalb K kosten würde, sofern er überhaupt noch erhältlich ist...