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Zitat von MoMuck
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Sehr empfehlenswert auch die
neueste Folge mit Arild Tveiten, die ich mir gestern beim Laufen angehört habe
Hab jetzt bestimmt schon 5 oder 6 Podcasts mit Tveiten mir angehört, aber ich bekomme immer neue Aspekte dabei präsentiert, über die es sich lohnt nachzudenken.
Besonders interessant fand ich dabei die Ausführungen von Tveiten zur personalaufwendigen Trainings-Betreuung und ständigen leistungsdiagnostischen Überwachung der Top-Athleten, die es so in keinem anderen Triathlon-Verband gibt und die auch nach Tveitens Ansicht so (auch in finanzieller Hinsicht) kaum auf Dauer durchzuhalten ist.
Tveiten hatte sich durch den Olympiaerfolg von Blummenfelt einen Mobilisierungseffekt für die zukünftige Finanzierung des Triathlonsportes in Norwegen erhofft und ist aktuell eher desillusionisiert. An der staatlichen Unterstützung des Verbandes hat sich kaum was verändert und im norwegischen Nachwuchsbereich ist aktuell ein Trainer zuständig für die Leistungsentwicklung von rund 15 Nachwuchstriathleten (entspricht so etwa den Verhältnissen in Deutschland auf Verbandsebene im früher so genannten D- bzw. C-Kader), was natürlich viel zu wenig ist, um eine ausreichend individuelle Betreuung nach dem Vorbild der Betreuung von Stornes/ Iden/ Blummenfelt gewährleisten zu können.
Jetzt hofft Tveiten noch darauf individuelle Sponsoren für den Verband zu finden.
Erfahrungsgemäß setzen Sponsoren aber wesentlich lieber auf Athleten, die schon Erfolg haben und eher selten auf Nachwuchsathleten, von denen man nicht weiß ob und wer später Erfolg haben könnte.
Tveiten hadert auch etwas mit den Erfolgen Norwegens im Track-and-Field (=Leichtathletik) in der zweiten Woche von Olympia nach Blummenfelts Triumpf, die viel Aufmerksamkeit der norwegischen Öffentlichkeit vom Triathlon abgezogen hat: das kann man sich hier in einem Triathlonforum wahrscheinlich schwer vorstellen, da bei uns Frodeno schon seit Peking absoluter Superstar auch bei Jahresrückblicken und Sportlerwahlen war.
Aber wir verfügen in Deutschland auch nicht über Leichtathletik Superstars wie die Ingebrigtsen-Brüder, die auch mit ihrer Homestory-Doku einen unvergleichlichen Bekanntheitsgrad über die Sportszene hinaus haben und auch Warholm war schon vor seinem Weltrekord und Olympiasieger zweifacher Weltmeister während Blummenfelt vor Tokyo noch keinen einzigen WM-Titel errungen hatte und somit erst im Begriff ist, aus dem Schatten ins Scheinwerferlicht zu treten.
Auf dem Anschlussflug bei der Heimreise von Frankfurt nach Norwegen war das Flugzeug nahezu nur noch gefüllt mit Norwegern und der Kapitän machte wohl eine Ansage, dass sich ein frischgebackender Olympiasieger unter den Passagieren befindet. Aber nach Tveitens Einschätzung hat kaum einer der Passagiere diesen Olympiasieger dann auch erkannt und zuordnen können.
Die erfolgreichen norwegischen Wintersportler aus dem nordischen und Biathlonbereich erwähnt Tveiten im Podcast nicht, aber auch die sorgen letztlich dafür, dass der Kuchen potenzieller lokaler Sponsoren in Norwegen sich auf noch mehr Schultern aufteilt.
Ebenfalls Thema ist im Tveiten-Podcast ebenso wie im vorhergehenden Olav-Aleksandr-Bu-Podcast die Entwicklung eines besonders hitzeableitenden Trisuits durch Trimtex speziell für Tokio. Da hat das norwegische Team viel Aufwand und viele Tests mit Core-Body-Temperatursensoren und Oberflachen-Sensoren hineingesteckt und es ist ihnen wohl gelungen im Vergleich zu den existierenden Trisuits von der Stange eine messbar bessere Wärmeableitung unter Tokyo-Bedingungen zu erzielen.
Angesichts dessen, wie optisch hässlich die norwegischen Tokyo-Anzüge (und auch der Cozumel-Anzug von Blummenfelt) waren, bin ich auch geneigt dies zu glauben, denn man muss schon sehr überzeugt von der Überlegenheit der getragenen Textilien sein, um freiwillig beim wichtigsten Sportereignis des Jahres mit den meisten Zuschauern so rumzulaufen.