Nachdem ich nach langer Abstinenz wieder richtig Lust zum Schreiben bekommen habe, werde ich das Forum wieder des Öfteren mit meinen Geschichten rund um Trainings und WKs bemüllen ...
Hier schon mal der erste Teil:
Nachdem ich letztes Jahr beim Elbaman 70.3 Siebter wurde und meine AK gewann (trotz Sturz bei heftigem Gewitter auf der Radstrecke), war klar, dass wir dieses Jahr noch mal auf die kleine Insel mussten.
Die Nachsaison-Atmosphäre, das noch warme Meer und der wunderschöne Wettkampf mit einer anspruchsvollen Panorama-Radstrecke ergeben eine wunderbare Mischung – gerade für ein Wetter-Weichei wie mich, das am liebsten bei 25° bis 30° Grad rumsportelt.
So gondeln wir also am Dienstag nach Elba, gehen am Mittwoch auf den Markt, um uns mit Unmengen an Obst und Gemüse einzudecken und verbringen den Tag ansonsten eher lesend & Co. im Bett, weil das Wetter durchwachsen war.
Nun “musste” ich allerdings unbedingt noch mal die Strecke abfahren, um die technisch anspruchsvolle Abfahrt, auf der es mich letztes Jahr zerlegt hatte, von ihrem bösen Bann zu befreien.
Daher ging es am späten Vormittag des Donnerstags, als das Wetter in Marina di Campo wieder freundlich war, aufs Rad. Meine Frau verwies mich zwar auf die tiefschwarzen Wolken, in die die Berge eingehüllt war, aber ich entgegnete ihr, laut Wettervorhersage würde es heute nicht mehr regnen … nun ja …
Die Radstrecke führt die ersten 30 km an der Küste entlang und ist ein Traum mit ordentlich Höhenmetern, allerdings kann man selbst mit 56/42 und hinten 23er- oder 25er-RItzel (kann ich mir nie merken …;-) …) noch relativ problemlos mit dem großen Blatt fahren.
Oben in Marciana angekommen, waren die Wolken nicht nur schwarz, sondern voller Wasser = es begann zu regnen, exakt über der ca. 6-7km langen Abfahrt durch den bewaldeten Teil; das war genau das Gegenteil dessen, was ich mir vorgestellt hatte. So rutschte ich wie auf rohen Eiern im 10km/h-Schnitt die Serpentinen runter, bis es einen gewaltigen Schlag tat und alle Dämme brachen.
Ich befand mich mittendrin in einem massiven Gewitter, es blitzte, donnerte und goss in Strömen. Aufgrund meiner Sturzerfahrung und meiner generellen technischen Schwäche bei Abfahrten beschloss ich, mich bei der nächsten Gelegenheit unterzustellen.
Viele Möglichkeiten gibt es da nicht im Wald, also parkte ich mich und mein Rad unter eine wasserdurchlässigen Plane eines verlassenen Parkplatzes – und dachte: “klassisches 5-Minuten-Gewitter”.
Nach einer Viertelstunde Getöse dachte ich nix mehr, sondern begann zu frieren, nach einer weiteren Viertelstunde Weltuntergang grübelte ich darüber nach, ob schon mal ein Mensch bei 20° Grad erfroren war, denn ich zitterte am ganzen Körper. Schließlich war ich zwar halbwegs geschützt vor den direkten Wassermassen, aber aufgrund der Durchlässigkeit der Plane trotzdem permanent nass und fror dementsprechend.
In den darauf folgenden 15min beschäftigte ich mich dann mit verschiedenen Sterbearten, um nach einer kompletten Dreiviertelstunde des Wassertretens zu beschließen, dass das ja wohl nicht mein Ernst sein könne und ich irgendwie nach Hause kommen müsse.
Nur: ich kam kaum auf mein Rad, weil ich so zitterte, konnte nur mit Mühe den Lenker festhalten und klapperte mit den Zähnen, als säße ich in der Geisterbahn, dazu brüllte ich immer wieder in das Gewitter hinein, was das denn wieder solle, schließlich wolle ich am Sonntag Radbestzeit fahren und müsste unter diesen Umständen froh sein, überhaupt starten zu können.
Schlussendlich waren es dann nur ca. 20min, bis ich zuhause war, wo es übrigens 100m vor Ankunft aufhörte zu regnen.
Es mag lächerlich klingen, aber ich kann mich nicht erinnern, jemals in meinem Leben so entkräftet gewesen zu sein, wie in diesen Minuten, als ich in die heiße Dusche stieg, um mich stundenlang aufzuwärmen.
Danach gab es heißes Wasser, einen großen Topf leckere Pasta und ich fiel wie ein Baby in einen fiebrigen Schlaf.
Es ist wirklich bemerkenswert, wie schnell mein Körper solche Chancen ergreift und krank wird, denn nach einer Stunde wachte ich schweißgebadet auf, musste meine Anziehsachen wechseln und nahm auf Anraten meiner medizinischen Betreuung (;-)) zwei Aspirin, da ich zunehmend husten musste.
Es wurde eine unruhige Nacht mit weiteren T-Shirt-Wechseln und am Freitag fühlte ich mich wie erschlagen, perfekt, so wünscht man sich die unmittelbaren Tage vor einem WK.
Zum Glück war es ein schöner Tag und die Sonne bekämpfte meinen immer wieder aufkommenden Schnupfen und Husten, so dass ich abends ein bißerl optimistischer die WK-Unterlagen holte, noch mal einen großen Topf Pasta verschlang und mich mit einem weiteren Aspirin ins Bett legte.
Nun muss man wissen, dass ich normalerweise überhaupt keine Medizin nehme und wahrscheinlich in meinem ganzen Leben noch nicht so viel Aspirin geschluckt hatte wie auf Elba (drei Tabletten in zwei Tagen!), aber ich war echt sauer auf mich und hatte null Bock darauf, am Sonntag nicht starten zu können – daher war mir jedes Mittel recht.
Am Samstag wurde alles fürs Rennen gepackt, die Temperatur stieg auf 25-26° Grad, es würde ein perfekter WK-Tag werden (von den Bedingungen).
Die Nacht zum Sonntag verzichtete ich auf ein weiteres Aspirin mit der Folge, dass ich wieder ein T-Shirt nass schwitzte, kaum schlief und mir dachte:
Kann ich das alles eigentlich nicht wie alle anderen Triathleten auch ganz normal absolvieren, ohne diese speziellen Vorfälle, muss da immer so ein Drama rein?
Und kam zu dem Schluss:
Jep, das muss so sein, sonst wäre es ja nicht Ich …;-)