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Zitat von ArminAtz
Die langen Läufe sind ja nicht nur dafür da, um den Fettstoffwechsel zu schulen (machen wir ja auf dem Rad) sondern um die Beine an die muskuläre Belastung zu gewöhnen.
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Da der Fettstoffwechsel eben auch auf der zellulären Eben der durch die jeweilig beanspruchte Arbeitsmuskulatur abläuft, ist es ein Irrtum zu glauben, dass man durch Radfahren das Fettstoffwechseltraining für die beim Laufen primär beanspruchte Muskulatur trainieren wird. Jede Sportart bedarf ihrer jeweils eigenen Grundlagenausdauer-Trainingsbelastung. Langes Radfahren ersetzt nicht das lange Laufen im GLA1-Bereich.
"Die Beine an die muskuläre Belastung zu gewöhnen" bedeutet eben auch Gewöhnung Fett mit stärkerer Gewichtung verstoffwechseln zu können, dabei effizienter mit Glykogen zu arbeiten um letztlich den Bedarf an Gluconeogenese (Muskelprotein in Glucose verwandeln, da Fette im Feuer der KH verbrennen) zu minimieren. Zudem führt Nüchterntraining (in Analogie zur Idee zb der Saltin-Diät) zu einer vebesserten Glykogenspeicherung in der Muskulatur.
Wer im WK weniger Futter zuführen muss, weil sein Stoffwechsel optimiert ist, verschwendet weniger Blut im Verdauungstrakt, das dann in den Muskeln fehlt um Sauerstoff hinzuschaffen, minimiert das Risiko von Magen-/Darmbeschwerden und die damit verbundene Leistungseinbuße (und den Spaßverlust) und ist generell mental stärker, weil er nicht ständig "Hirnwichserei" betreibt, wann und wo er welches Gel oder welchen Riegel von welchem Hersteller an der Strecke auftreiben kann.
Fällt die Zufuhr aus unvorhergesehenen Gründen aus, dann droht a) Panik und b) beim KH-Junkie ein Hungerast. Und da es bei a) gerne zur Self-Fullfilling-Prophecy kommt, folgt daraus unweigerlich b). Ich hab das mal mit einem Mitläufer beim Berlin-Marathon erlebt, dessen Geltütchen sich von seinem Startnummerband gelöst hatten und der mich geschlagene 10km mit seiner Hirnwichserei genervt hat. Letztlich ist er ausgesteigen wegen diesem Blödsinn...
Wer die Erfahrung im Training gesammelt hat, dass man auch ohne Nahrung auskommt, geht einen Marathon deutlich gelassener an. Neben der physiologischen Seite sollte man eben auch die psychologische Seite nicht unterschätzen, die ein langer Nüchternlauf mit sich bringt.
Der m.E. ultimative Ultramarathon-Champion Yannis Kouros, mit dem ich mich mal zu diesem Thema unterhalten habe, schwört darauf bei Training und Wettkampf unter 12 Stunden Dauer lediglich Wasser zu sich zu nehmen. Er ist überzeugt davon, dass ihm dies sowohl einzigartige Ausdauerleistungsfähigkeit als auch die mentale Härte gegeben hat/gibt und hat zu der KH-Schaufelei im Training eine Meinung, die ich verbal hier aus Gründen der Netiquette nicht wiedergeben will. Seine persönliche Erfahrung geht dahin, dass - aus welchen Gründen auch immer - sein Körper ab einem bestimmten Punkt bei andauernder Belastung ohne Nahrungszufuhr einen Energieschub erfährt, der durch die herkömmlichen Theorien schwer erklärbar ist, aber für ihn zumindest manifest. Mag sein, dass man Ultramarathon durch die niedrigeren Geschwindigkeiten hier differenziert zum Marathon (oder darunter) betrachten muss da hier dem Fettstoffwechsel eine noch wichtigere Rolle zukommt.