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Zitat von Megalodon
Ich selbst? Nun, das wären rein statistisch betrachtet 4 Leute meines Vereins. Ehrlich gesagt, darauf hätte ich keine Lust. Ich würde mich vom Triathlonsport zurück ziehen. Das brauche ich nicht.
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Mir wäre das egal. Das hat im wesentlichen zwei Gründe.
Erstens bewerte ich das Vergehen "Doping" - verglichen mit vielen anderen hier - als nicht sehr schwerwiegend. Ich versuche, in meinem Wertesystem gleichwertige Vergehen dafür zu finden. Und das ist dann eben nicht Mord oder Kindesmissbrauch, sondern eher Koksen, besoffen Auto fahren, Medikamentenmissbrauch, Ladendiebstahl oder den Partner zu hintergehen. Das sind keine Lebensleistungen, mit denen man gerne angibt, aber ich glaube, wenn jeder, der sich eines solchen Vergehens schon einmal schuldig gemacht hat, auf einmal verschwände, wäre es in der westlichen Welt schlagartig recht geräumig.
Zweitens bin ich in meiner Leistungsklasse von den Auswirkungen des Doping vermutlich nicht betroffen weil alle, die dopen, auch ohne Doping deutlich schneller wären als ich. Mein Wettkampf findet im wesentlichen mit mir selbst statt.

Ich kann sehr wohl verstehen, dass jemand, der ambitioniert ist und seinen Platz an einen Doper verliert, sehr sauer ist. Und das mit Recht. Und ich kann auch nachvollziehen, dass viele, denen der ehrliche Wettkampf mit anderen viel bedeutet, den Sport an den Nagel hängen würden.
Für mich persönlich spielt das keine Rolle. Die Ergebnisliste ist für mich nicht primär ein Vergleich mit anderen, sondern eher eine Metrik dafür wie gut oder schlecht ich vorbereitet bin und wie sehr ich mich reingehängt habe. Meine intrinsische Motivation ist von der Dopingdiskussion einfach komplett unberührt.
Warum schreibe ich das eigentlich? Ich glaube, dass vielen, denen die Sauberkeit des Sports sehr am Herzen liegt, nicht klar ist, dass es viele gibt wie mich, für die es überhaupt keinen Unterschied macht, ob der Sport nun sauber ist oder nicht und die der ganzen Geschichte fatalistisch gegenüberstehen. Schöner wäre es natürlich, wenn man da sicher sein könnte, aber erwartete ich das, müsste ich mich selbst für naiv halten.
Wenn sich jemand in den Kopf gesetzt hat, einen Ironman unter x Stunden zu schaffen oder einen bestimmten Platz in der Rangliste zu belegen, und dies das Ziel ist, dem er für einige Zeit sein ganzes Leben unterordnet, dann ist nur eine Portion moralische Flexibilität notwendig, um sich ein Mittelchen einzupfeifen, damit man vielleicht besser regeneriert oder höhere Trainingsumfänge schafft. Ich glaube, dass es viele Menschen gibt, die sich dieses Vergehen verzeihen können, vielleicht weil es nur einen Teilbereich des Lebens betrifft, vielleicht weil es sich nur um einen begrenzten Zeitraum handelt. Weil es aber verzeihlich erscheint, greift es nicht in das Selbstbild des Menschen ein - ich gehe davon aus, dass die meisten sich gerne als gute und aufrechte Menschen sehen - und die Wahrscheinlichkeit, dass es passiert, steigt.
Nichts davon kann ich mit Studien unterfüttern. Aber so stellen sich für mich die Dinge dar und so lege ich mir die Welt zurecht. Und deswegen würden mich 20% nicht übermäßig überraschen und mein Leben könnte unbeschwert weitergehen.