Ist hier WInterschlaf? Ich freu mich doch schon so auf neue Geschichten des Minitriathleten der unterm Tannenbaum protestiert, weil das Kinderfahrrad keinen Zeitfahrlenker hat und fragt ob es die Silvesterraketen auch mit Autogrammen von Faris gibt ... oder so ähnlich halt
Oh, nein, von Winterschlaf kann hier nicht die Rede sein. Wir bereiten uns gerade auf die heute beginnende Handball-WM vor und suchen unsere von Heiner Brand signierten Handbälle, die wir zusammen mit der Piratenfahne (in Ermangelung einer Deutschlandfahne) dann vor dem Fernseher platzieren. Eckenkäse (mein Sohn meint Käsewürfel) und Oliven sind schon eingekauft. Das Lackieren meiner (!) Fingernägel in schwarz-rot-gold habe ich vorerst abgelehnt. Ideen hat der Kerl, nicht zu fassen.
Saison-Höhepunkt des Nachwuchs-Athleten wird übrigens im Oktober sein: Der Struwwelpeterlauf mit Einlaufen in die Frankfurter Festhalle. Der Zwerg überlegt schon, ob er wohl Erster oder Dritter wird. Andere Platzierungen schließt er kategorisch aus - warum auch immer .
Die letzten Erlebnisse lest ihr gleich im nächsten Post ....
Am Samstag waren Mann und Kind bei unserem Lieblings-Fahrradhändler Hibike im Nachbarort. Dort kennt man uns. Und zwar ganz gut. Unvergessen doch für alle Beteiligten der Kauf des ersten Laufrades. Der Knirps war noch keine zwei Jahre alt und recht kompakt für sein Alter, aber leider nicht besonders groß. Nachdem die Wahl auf ein schnell aussehendes rotes Specialized gefallen war, trottete die Kleinfamilie geschlossen in die Werkstatt. Dort wurde noch einmal Maß genommen und Papa sagte: „Ok, die Sattelstütze 1,5 cm ab.“ Mit dem Ansetzen der Säge begann gleichzeitig ein ohrenbetäubendes Gebrüll (nein, es war nicht der Mechaniker!). Den Begriff „Protest-Geschrei“ würde ich an dieser Stelle als nicht ansatzweise ausreichend bezeichnen. Da hätte Rumpelstilzchen einpacken können. Zum Trost durfte das Laufrad dann aber abends mit ins Bett.
Seit diesem Tag und drei Kinderräder später habe ich schon ganze Nachmittage mit Sohn und ohne Vater bei Hibike verbracht. Zum Glück ist die Belegschaft dort entspannt, wenn wir uns so durch den Laden trollen und einmal mehr wieder nur gucken möchten. Besonderen Eindruck macht auf den Zwerg immer die Werkstatt. Da kann man so viel entdecken – insbesondere natürlich die Dinge, von denen Mama nun wirklich überhaupt keine Ahnung hat. Wenn es denn ´mal später wurde, fiel dem begeisterten Radsportfan die Wahl zwischen „Wollen wir nach Hause, damit wir´s noch zum Sandmännchen schaffen?“ und „Oder möchtest du noch bleiben?“ nie schwer. Irgendwann habe ich einfach nicht mehr gefragt und die Rückfahrt gleich auf Ladenschluss festgelegt. Das spart unglaublich viel Energie in der direkten Kommunikation.
Letztes Wochenende war nun endlich wieder ein Besuch beim Fachhändler fällig. Nein, was hat der Kleine sich gefreut. Und Mama erst. Mann und Kind waren nämlich Stunden weg. In der Werkstatt haben die beiden auch sofort was entdeckt: einen neuen Schrauber – jung, cool und schwarz. Im körpernahen weißen T-Shirt mit oversized Latzhose und einer Schirmmütze, die ihn eindeutig als U25 ausweist. Und einen echten Kunden gab´s auch: authentisch bis ins letzte Tattoo und gepierced, wo nur Platz ist. Das muss so sein, denn schließlich werden da ja auch wilde Dirt-Bikes und böse Down-Hiller verkauft. Ganz verwegen: Im Laden laufen überall Videos mit wüsten Downhill-Abfahrten, die der Kurze nur so verschlingt. Ist auch kein Wunder, denn zu Hause gucken wir derart gefährliche Sachen nicht. Bei guter Führung gibt´s auf YouTube handverlesene Danny MacAskill-Videos, aber damit hat sich´s auch. Nach ausgiebiger Tour durch die heiligen Hallen mit anschließender Video-Stunde vor Ort sind die Jungs dann wieder daheim. Auf meine Frage „Und? Wie war´s?“ bekomme ich nur ein kurzes „Gut.“ zur Antwort, bevor Sohnemann zum Papa aufs Sofa kämpfen geht. Das ist ja ein bescheidenes Event-Ergebnis für solch stundenlange Unterhaltung, denke ich noch. Als der Junior dann abends ins Bett geht, hat er kein Abendbrot gegessen, weil sich die Jungs nach dem Kämpfen zu viel Kakao reingezogen haben. Na, toll.
Sonntag morgen, 4:30 Uhr. Eine Kinderstimme ruft aus dem Zimmer nebenan: „Mamaaa! Mama, ich hab´Huuuunger!“ Ich stehe auf, gehe rüber ins Kinderzimmer und sage: „Vergiss es, es ist mitten in der Nacht, jetzt gibt´s nichts zu essen.“ Ich lasse mich überreden, dass der Zwerg ins Elternbett darf. Halte ich zuerst für einen guten Deal. Im gefühlten 10-Minuten-Rhythmus geht´s beharrlich weiter: „Mamaaa, ich hab´ aber sooo Hunger.“ Um 5:30 Uhr gebe ich auf und gehe mit meinem Sohn runter in die Küche. Er ordert zwei Scheiben Brioche mit Butter und schleswig-holsteinischem Rapsblütenhonig („Mama, der schmeckt besser als der im Kindergarten!“ Jaja, den deutschen Imker wird´s freuen, dass einer den Qualitäts-Unterschied zu Aldi-Produkten zu würdigen weiß). Ich mache Brote, aber keinen Kaffee, denn heimlich hoffe ich, dass wir satt und zufrieden noch ein bisschen schlafen können. Und während ich müde am Esstisch sitze und mein Sohn sich mit seinem Bärenhunger genießerisch Zeit mit dem Vertilgen seines Frühstücks lässt, gucken wir beide zum Fenster raus ins große Schwarz, das noch keinen Schimmer von Morgen zeigt. Am liebsten würde ich den Kopf auf die Tischplatte legen, aber ich reiße mich zusammen. Der kleine Blonde guckt verträumt, dann grinst er breit und meint freundlich und unvermittelt: „War schön gestern – bei Hibike.“
Da fällt mir ein: Ein Fahrrad-Abo für Sportkinder (Laufzeit sagen wir mal 15 Jahre) könnte doch ein schönes Verkaufsförderungs-Instrument für Radläden sein.