Hammer, das Ding mach ich noch einmal !
Walser Ultra Trail 62 km / 3800 hm
14 Tage nach der Challenge Roth stand nun mein längster Ultra Trail auf dem Programm.
Für mich war es eine Herausforderung, ob mein Körper innerhalb so kurzer Zeit nach einem Ironman zu so einer anspruchsvollen Ausdauerleistung bereit ist. Mein bisherig längster Trail (53km / 3500hm) war nach 8:45h durch, wir rechneten diesmal jedoch mit ca. 13-15h. So eine längere Belastung war ich und vor allem meine Beine noch nicht gewöhnt. Orthopädisch nicht gerade auf einem stabilen Fundament, versuchte ich bisher die Laufzeitbelastung immer so kurz wie möglich zu halten.
Wegen Gewitterwarnungen wurde vorab die Strecke um 4km und 400hm gekürzt. Die Sonne sollten wir an diesem Tag nur Frühmorgens für wenige Minuten und am späten Nachmittag für ca. 1h zu sehen bekommen, ansonsten gab es reichlich Regen und gegen 18:00 dann auch Gewitter.
Unterwegs fragte ich mich des Öfteren, wie man diese Streckenführung als Trail „Running“ Event bezeichnen kann. Für einen Normalo Trailer wie mich, waren ca. die Hälfte der Zeit nicht an Running zu denken. Steile Bergauf- und Abstiege mit zum Teil trickreichen Kletterpassagen erinnerten eher an eine anspruchsvolle Bergwanderung. Dafür bekommt die Strecke für den Part „Trail“ fast 100 Punkte. Einfach traumhaft wie hier der Kurs über Berg und Tal gesetzt wurde. Für mich der bisher schönste und anspruchsvollste Trailkurs bei meinen bisher kurzen Trail Running Ausflügen.
Kurz nach 5:00 wollten wir uns von unserer FW zum Start aufmachen und da fing es schon an nasses vom Himmel zu schütten. Also wieder die normale Kamera aus dem Trail Rucksack ausgepackt und gegen die schwerere wasserdichte Version ausgetauscht. Ohne Knipse mache ich fast keine größeren Unternehmungen und so werden es dann auch am Ultra Trail Tag 270 Bilder.
06:00 dann der Start der überschaubaren Meute (ca. 200 Läufer). Die ersten Kilometer reiht sich das Feld wie eine Kette auf, bis es dann erste Staus sich an einer Hängebrücke und einem Leiterabstieg ergeben, der Tag ist ja noch lang, also nur keine Eile. Beim Aufstieg durch dichtes Gestrüpp, Farnsträuchern … reiht sich später eine Kolonne bis ca. 40 „Läufer“ einer ganz vorn nur mit mittleren Tempo führenden jungen Dame ein. Wir hingen mitten in diesem Pulk fest, überhohlen ausgeschlossen. Und so liefen wir dann 1:50h in einem mir zu langsamen Tempo bis kurz vorm Gottesacker hoch.
Der Aufstieg war, wie fast die gesamte Strecke, trailgerecht. Wurzel, Steine , Wasser, Schlammpassagen von allem wurde reichlich geboten. Nulllachtfünzehn Wege gab es erst am Ende des Trails gelegentlich.
Oben am Gottesacker angekommen, einem einmaligen Meer aus gletscherspaltenartigen Gesteinsmassiv, entschied ich mich, Katrin diesmal erstmalig bei einem Trail „allein“ zu lassen und mein eigenes Tempo zu finden. Katrin wurde dann von Volker Schuh begleitet, beide kannten sich schon vom Transsylvanien Trail.
Die Ausschilderungen des Trails waren manchmal nicht ganz eindeutig zu finden und so verliefen wir uns (ich folgte einer kleiner Gruppe) auch mal kurz auf dem Gottesacker.
Später rief (schrie) ich einer schon 200m enteilten Dame hinterher, die den falschen Abzweig genommen hatte und statt Richtung Geröllfeld abzusteigen einen anderen Weg in schnellen Tempo weiter hochkraxelte. War dann große Teile der Tour mit ihr unterwegs, eine Belgierin, die ein Jahr zuvor bei einem Sturz auf dem Gottesacker sich die Hand brach und deswegen damals den Trail aufgeben musste. (Über)motiviert stürzte sie jedoch auch diesmal öfters, einmal verlor sie ihre GPS Uhr im Gestrüpp, und beim nächsten Mal schlug sie sich den Ellenbogen blutig auf…
Die Route führte über wunderschöne Passagen die mich immer wieder zum Anhalten für ein Foto zwang. Auch wenn die Sonne diesmal fast gar nicht zu sehen war, es gab traumhafte Ausblicke. Ab dem letzten Drittel war ich fast ausschließlich allein unterwegs. Dies zwingt einem sich noch mehr auf die zum teils spärliche Beschilderung zu achten. Die Verpflegungsstellen waren teils sehr weit auseinander gelegen, was eher durch die lange Laufzeit hervor gerufen wurde. So tankte ich immer reichlich beim Boxenstopp auf und bunkerte so viel wie möglich für den folgenden Weg.
Selber fühlte ich mich an diesem Tag erstaunlich fit und merkte gar keine Nachwehen von der Challenge Roth.
Gestürzt bin ich diesmal kein einziges Mal und umgeknickt nur zweimal ohne nachfolgende Probleme. In den Aufstiegen war mein Puls teils höher als ich es mir beim Ironman gestatte und achtete deswegen auf eine gleichmäßige und ausreichende Ernährung. Mein in den letzten Jahren immer wieder muckerndes rechtes Knie hat diesmal auch gut mitgespielt. Lediglich beim letzten steilen Abstieg versagten etwas meine Beine und ich konnte es nicht so locker rollen lassen.
Im letzten Viertel der Strecke trafen wir vermehrt auf „normale Zivilisten“ , von den Meisten wurde man mit Zurufen und Beifall angespornt.
Zwei Kilometer vorm Ziel duschte ich dann noch unter einem Wasserfall all meine verschlammten Klamotten und Schuhe ab, klatschnass waren die sie trotz Regenjacke ja sowieso schon vorher.
Nach 11:40h war dann mein bisheriger längster und schönster Trail im Kasten.
(Durchschnittspuls 144 !)
Katrin durfte gegen 18:00 dann noch ein kleines Unwetter incl. Gewitter genießen bevor sie mit Volker Schuh nach 13:01h das Ziel erreichte.
Wie schon in dem tollen Bericht vom Walsertrail 2015 beschrieben,
http://www.trailrunning.de/…/e...eh…/2877
gab es auch diesmal zu viele die eine unmöglich knapp angetzte Cutzeit bei KM 36 nicht erreichen konnten.
Nun relaxen wir ein paar Urlaustage im Kleinwalsertal, bevor es am kommenden WE zu einem 54km Einladungslauf geht. Danach werde ich erst einmal eine kurze Laufpause einlegen und dafür mit gezielten Rad- und Schwimmtraining mich nun doch für den Ironman Hawaii vorzubreiten.
auf geht’s , zum Anfang erst einmal 1200m hoch
Laufen ist erst mal nicht drin
Gottesacker , irgendwo ist da unser Weg
