ROTH 2016
2010 als Zuschauer in Roth an der Strecke und sofort vom Hype scheinbar unheilbar angesteckt.
2011 dann meine erste Langdistanz im Triathlon Mekka und folgend dann jedes Jahr dabei.
2016 nehme ich mir vor, nach Roth oder Hawaii dieses Jahr meine Langdistanz Karriere erst einmal zu beenden. Nun wurden es mittlerweile 11 Langdistanzen mit vielen tollen Erlebnissen. Sportlich konnte ich zweimal die AK in Roth gewinnen und dreimal die Quali für Hawaii.
Mein Training verlief dieses Jahr noch chaotischer als je zuvor, so richtig angefangen habe ich erst Himmelfahrt. Vorher war ich ausschließlich im Gelände mit den Traillaufschuhen unterwegs.
Ich machte zwei VorbereitungsWK , einen harten Duathlon und die MD in Moritzburg.
Bei beiden WK erreichte ich fast die Zeiten des Vorjahres, was mich optimistisch für Roth stimmte.
Bis auf den Marathon hatte ich ein gutes Gefühl an die Vorjahresleistung irgendwie anknüpfen zu können. Als Frischling in der M55 sollte mind. Top3 , aber doch eigentlich wie schon 2015 der Platz auf dem obersten Treppchen möglich sein. Hatte Fritz Buchstaller und Chris Bossow als meine stärksten Mitstreiter auf dem Schirm und eine 9:50h Endzeit für den M55 Titel erwartet.
Selber programmierte ich meine Prognose auf 9:43 mit 5min Spielraum nach unten ein.
Durch den späten Trainingsstart im Jahr verkürzte ich meine Taperphase diesmal auf nur eine Woche und trainierte bis 7 Tage vor Roth mit erhöhten Umfängen.
Wettkampfwoche Mittwoch
Eine letzte längere Radeinheit zieht mir komplett den Stecker. Mache seit Samstag eine Saltin Diät und nun ist der Körper komplett leer. Die letzten Tage gab es Salate in Massen, Fisch, Nüsse, Magerquark … und fast keine Kohlenhydrate.
Donnerstag
Endlich fangen die Carbo-Fresstage an. Mein Carboloading besteht fast ausschließlich aus Haferflocken. Lasse sie diesmal länger quellen, verzichte komplett auf Milch und pimpe sie mit leckeren Zutaten auf. Viel Chili + Kurkuma + Ceylon Zimt + Kakao + Leinöl + Aroniasaft ,
schmeckt traumhaft und soll auch soooooo… gesund sein. Diesmal gibt es keine Magenprobleme bei der Umstellung auf Kohlenhydrate.
Nachmittag bin nun das siebente Mal in Folge in Roth angekommen. Alles ist so vertraut, diesmal sind wir mit einer kleineren Truppe am Start, davon alle außer mir als Ersttäter. So kann ich meinen reichhaltigen Erfahrungssenf bei den Neuen abladen.
Die Tage bis zum Rennen gestalte ich nach den nun schon fest eingeschliffenen Abläufen.
Dazu gehört auch die Physio Massage ein Tag vorm Rennen, um meine in der diesmal nur einwöchigen Taperphase verzogene Muskulatur und Gelenke wieder in eine optimalere Form zu bringen. Die Erfahrung von 10 LD`s blendet Aufregung und Lampenfieber komplett aus, finde es eigentlich schade und beneide meine Erststarter. Bin so gelassen wie bei keinen LD Rennen vorher.
Freitag
verbringe ich den ganzen Tag auf der Messe, treffe viele Bekannte und genieße noch einmal die tolle Stimmung dort. Abends dann Pastaparty, bei ich mich diesmal vom Essen sehr zurück halte.
Haferflocken sind meine Energiequelle Nummer Eins, die werden dafür reichlich verspachtelt.
Samstag
noch mal eine kurze TT Testausfahrt mit einem kurzen Koppellauf.
15:15 checke ich mit meinen Kumpel Gerd die Räder ein. Spätestens ab hier kommt doch etwas kribbeln auf. Es ist einfach zu gigantisch wie viel buntes Carbongerödel da rumsteht.
Und kurz vor 15:45 kommt dann noch Jan Frodeno, den hunderte Kameras in allen Posen ablichten.
In der Nacht zum Sonntag kommt Katrin vom Eiger Ultra Trail zurück. Sie ist mal schnell Freitag Früh von Roth nach Grindelwald gefahren, dort am Sa den 51km/3100hm Trail an der gigantischen Bergkulisse Eiger-Mönch-Jungfrau 9:45h gelaufen und nach einer kurzen Erholungspause mit dem Auto wieder zurück nach Roth, um ihren Liebsten bei seinen wahrscheinlich letzten großen Triathlon beizustehen.
Sonntag
03:45 klingelt der Wecker, Frühstück und 04:30 Abfahrt Richtung Schwimmstart.
Ohne Stau geht’s diesmal ganz entspannt an den Kanal.
Im Wechselgarten dann die üblichen Abläufe, Reifen aufpumpen, Dixie Besuch, Radflaschen anbringen, Neo anziehen.
Gehe 06:30 in den Vorstartbereich ziehe Schwimmkappe und Brille auf. Letztere brach jedoch in zwei Teile auseinander. Nun Panik , woher bekomme ich innerhalb 3 min eine neue Brille her. Sprach mehrere Helfer an und hatte dann doch noch Glück ein gebrauchtes älteres Model von einen Helfer gereicht zu bekommen. 06:35 Start, die Brille beschlägt von Anfang an und das linke Glas ist undicht.
Beschließe die komplette Strecke ca. 2m neben dem Ufer zu schwimmen um mich orientieren zu können. Wasserschatten schwimmen war leider diesmal ohne Sicht nicht möglich.
Bis km 2,9 fühle ich mich im Wasser für meine Verhältnisse richtig schnell und war optimistisch die geplanten Sub 1:08 locker zu erreichen. Auf den letzten 900m versagte aber dann meine neue Schwimmtechnik und es wurde folgend nur noch ein „irgendwie ankommen“. Nach einer 1:09 torkelte ich durch die Wechselzone, hatte große Gleichgewichtsstörungen, wie schon im vorher bei meine beiden NeoSchwimmTrainingseinheiten (ohne Neo keineProbleme).
Der Wechsel lief wieder nicht so schnell wie geplant, da verschenke ich wieder eine Minute.
Auf dem Rad rollte es bis auf die ersten 50km richtig super. Am Anfang krummelte mir der Magen und meine neue Nutrixxion Gel - UltraSports Buffer Mischung wollte nicht wie geplant ankommen.
War wie immer ohne Wattsystem unterwegs. Steuere meine Pace allein über die Trittfrequence und war mit 92 -105 diesmal um einiges höher als in den Vorjahren. Die "Berge" bin ich erstmalig alle im Sitzen hoch gekurbelt, nachdem ich im Vorfeld feststellte, dass mein kleines ovales KB suboptimal die Kraft im Stehen überträgt.
Hatte die Aeroposition gegenüber dem Vorjahr um 4,8 cm (Lenker hoch) entschärft, damit fühlte ich mich jederzeit sehr bequem auf dem TT und bin alles Mögliche in Aeroposition gefahren und noch einmal mein QXL Kettenblatt auf eine mir noch optimalere Pos. verstellt.
Gefühlt war meine Runde zwei schneller als die erste, da ab und zu etwas Wind aufkam, glaube generell bei mäßigen Wind schneller als bei Windstille fahren zu können (808 + Scheibe).
Die Auswertung der Runde 1 mit 2 (Kreuzung Eckersmühlen) ergab
1. Runde 2:15:12 (vmax 74,7 km/h)
2. Runde 2:15:20 (vmax 74,8 km/h)
eine Abweichung von nur 8sec zwischen den beiden Runden.
Kurz vor Hilpoltstein steht Katrin am Krenzleinberg und gibt mir die nötige Kraft diesen gigantischen Hügel mit letzter Kraft zu überwinden. Danach dann der Solarer Berg, eine Party die in der Triathlonwelt einmalig ist. Es ist ein irres Spektakel und ich versuche alles aufzusaugen.
Bei mir rollt es gefühlt sehr gut aber leider ist schon nach 4:45h Schluss. War damit wieder mal 2min schneller als im Vorjahr (45. Schnellste Radzeit von 3.400 Startern).
Hatte im Vorfeld nicht an eine neue Roth Rad PB geglaubt da ich 2016 seit Jahren die wenigsten Radumfänge trainiert hatte.
Rad Training 01.01. bis Roth
2016 (4:45h) 3.540 km / 145h
2015 (4:47h) 5.710km / 223h
2014 (4:52h) 6.180km / 220h
2013 (4:54h) 4.210km / 172h
2012 (4:58h) 4.510km / 170h
2011 (4:59h) ??? / ???
Für den Marathon war eine 3:35h geplant, laufe mit 4:50 Tempo an.
Dann an der Lände mein erster Dixie Stopp. Leider sollten wegen einem nicht funktionieren Magen noch drei folgen.
6,5km 2:10 min
17,2km 2:16 min
27,1km 3:08 min
37,8km 2:28 min
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Summe 10:02 min
Obwohl die Energie, die ich oben reinschütte nicht dort ankommt wo ich sie benötige, dafür das gefühlte doppelte als Dünnsch… im Dixie lasse, kann ich trotzdem meine geplante Pace einigermaßen durchlaufen. Versuche während des Marathon meine Ernährungs“strategie“ dem Magenchaos anzupassen, doch so richtig will diesmal nichts funktionieren. Hatte mich für den Marathon extra mit den neuen Hoka Clifton3 bewaffnet, nachdem mein Clifton1 schon etwas ausgetreten war. Der Schuh hat jedenfalls alles gegeben mir die Qualen so erträglich wie möglich zu machen. Versuche immer wieder positive Gedanken in mein Hirn zu aktivieren, diese sollen wohl als Folge auch die Schmerzen lindern, jedoch will dieses Chrissie Wellington Phänomen bei mir diesmal nicht funktionieren.
Bei Km 38 nochmal schnell rein ins blaue Plastehäuschen und dann über den stimmungsvollen Rother Markt Richtung Zielstadion. Drei km vorm Finish überholt mich ein „alt aussehender“ Mitstreiter und so muss ich die letzten Meter noch einen Monstersprint einlegen um den alten Sa.. wieder hinter mich zu lassen (später stellt sich aber heraus, das er nicht in meiner Altersklasse unterwegs war).
Obwohl durch den Sprint und die mangelnde Ernährung total am Ende, genieße ich diesmal ganz bewusst die letzten Meter durch dieses einmalige Triathlon Stadion und nach 9:45:02 ist dann auch meine sechste Roth Teilnahme im Kasten.
Katrin empfängt ein seelisches Frack im Ziel und ich habe ihr geschworen „das tue ich mir nicht noch einmal an“.
Nach dem Duschen und quatschen mit Freunden waren dann an den Massageliegen lange Warteschlangen, also ging es diesmal ohne Gefummel an den Beinen +… zum MikaTiming Computer um die Ergebnisse zu checken.
Und ich glaubte meine Lesebrille hat einen Sprung, war ich doch auf einmal nur noch auf Rang 2 und ein Schweizer (ohne Schwimmzeit + ohne Radzeit + 2:54h Marathonzeit) auf Rang 1.
Wer war der Mr. Superman, der in der M55 mit einer hohen 3100 Startnummer noch eine angebliche 9:22h drauf hat? Philipp mein Sohn brauchte richtig lange um über Google herauszubekommen, das der Sieger wohl erst zwei 70.3 mit jeweils 6:20h absolviert hat und seine Halbmarathon Bestzeit bei 1:57h liegt. Da konnte also was nicht stimmen. Also legte ich Protest beim Schiedsgericht ein. Die Prüfung seiner Transponderdaten durch MikaTiming ergaben eindeutig , dass er niemals geschwommen und wohl auch nicht Rad gefahren ist. Er wurde daraufhin disqualifiziert und die nächstplatzierten rutschten eine Platz nach oben.
So war ich wie schon im Vorjahr Erstplatzierter. Letztes Jahr nach als alter Fünfziger und dieses Mal als frischer Fünfundfünziger. Mit 9:55 wurde Chris Bossow Zweiter und 10:04 Fritz Buchstaller Drittplatzierter.
Da es im After Race Zelt fast nur kohlenhydratreiche Kost angeboten wurde, beschließe ich mal gar nichts zu essen, würde ja doch nur innerhalb kurzer Zeit als fl…….
Dafür nehme ich Magnesium und trinke 3 (oder 4 ?) Erdinger und Abends reichlich Magerquark.
In den nächsten Tagen bleibe ich von Muskelkater und Gelenkschmerzen verschont. So gut ging es mir bei keinen der 10 vorherigen Langdistanzen.
Zur Siegerehrung dann ein Frodeno Hype der einen schon ansteckt.
Die Ehrung der AK Sieger finde ich dagegen wie schon immer in Roth als misslungen.
Die Sieger stehen in der hintersten Reihe und sind von niemanden so richtig zu erkennen.
Da hat die Siegerehrung bei einem Ironman eindeutig mehr Style.
Aber egal, habe nun einen weiteren „schönen“ Plastepokal und dazu noch einen Freistart bei einer MD Challenge, dann gab`s noch ein schickes Erdinger Handtuch und ….
Nun nach dem Rennen in Roth sollte die Entscheidung fallen ob ich mich noch einmal im Sommer aufraffe um sich ein drittes Mal auf Hawaii vorzubereiten. Obwohl ich alle meine mir gesteckten Ziele erreicht habe, weiß ich aktuell noch nicht ob wir Ende Sept. in den Flieger Richtung Vulkaninsel besteigen.
Jetzt einige Tage nach den verrückten Roth Tagen frage ich mich , kann ich denn wirklich mit diesem Sport aufhören? Neuerdings macht mir das Schwimmen sogar Spaß, Radfahren ja sowieso und Laufen wird durch die gehäuften Trails zum Standard.
Brauche bestimmt noch einige Tage um mich zu entscheiden wohin die Reise geht.
Nächste Woche fahren wir zur Walser Trail Challenge. Dies wird dann mit 65km und 4200hm mein vorläufig längster Ultra Trail. Werde ihn zusammen mit Katrin als Genußlauf absolvieren. Wir rechnen mit ca. 14-15h Laufzeit, lang genug um Gedanken über die Zukunft zuzulassen.
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Bike Check In mit Kumpel Gerd
Zielstadion
