Schon zum Start um 7 war es bedenklich feuchtheiss, so dass man eher keine Topzeiten erwarten konnte. Aber was fuer ein Wetter Mitte September! Ein echter Traum. Schuld daran ist natuerlich dieser Ike, der subtropische Warmluft vor sich herschiebt.
Start um 7 hiess natuerlich aufstehen um 4 und dann ein 15minuetiger Spaziergang zum Times Square, wo die 7er Subway nach Queens um kurz nach 5 abfuhr. Das gelbe M&M empfing mich sueffisant grinsend ("Spinner...").
Am Start wurde schnell klar, dass es an starken Gegner fehlt, so dass ich mir Hoffnung machen konnte, in den Top10 mitzuruehren. Klingt natuerlich super, da grob geschaetzt 3.000 Leute am Start waren (tbc). Der Kurs war sehr eckig, wellig und fuehrte durch nichtssagende Wohngebiete in Queens.
Bei Meile 1 sortierte ich mich hinter einem Kolumbianer und einem Ami auf Rang 7 ein. Doch ganz vorne ging es auch nicht so wirklich schnell zur Sache. Schon aergerte ich mich, dass ich vielleicht haette mitgehen sollen. Bei Meile 2 wurden meine zwei Mitstreiter zu langsam und ich konnte mich auf den davor laufenden Central Park Track Club-Laeufer (der sich spaeter als Jacob vorstellte und mein kuenftiger Teamkollege sein wird) und einen Schwarzen konzentrieren. Die waren zwar bereits ca. 200m vor mir, aber der Lauf dauerte ja noch eine Weile. An einer der naechsten Wellen bei ca. Meile 4 liess der Schwarze reissen und kam mir in der Folge alsbald naeher. Mit einem kleinen Zwischenspurt hielt ich ihn davon ab darueber nachzudenken, ob er mitlaufen solle. Der war schon breit. Kaum spaeter war Jacob dran, der bereits jetzt bitter dafuer buesste, am Anfang mit einem Zwischenspurt zur Spitze aufschliessen zu wollen. Auch hier das selbe Spiel, kurz durchatmen und locker flockig vorbeiziehen als waere es GA-Tempo, ein paar hundert Meter auf dem Gas bleiben und eine Luecke reissen. Nun war ich auf einem Podestplatz unterwegs. Das war zwar schoen und gut, doch wir hatten noch nicht einmal Halbzeit. Und Jacob machte nicht den Eindruck mir diesen Platz kampflos zu uebergeben. So musste ich so gut wie moeglich auf dem Gas bleiben. Bergauf hatte er anfangs einen starken Eindruck gemacht, so dass ich insbesondere an diesen Stuecken schnell sein musste. Dann nur noch oben ein wenig weiterdruecken, damit er bloss keine Hoffnung schoepft.
Mittlerweile platzte der zweite Mann vom Fuehrenden ab. Ich dachte mir "Wenn's den richtig erwischt hat, dann geht da noch was.". Auf den laengeren Geraden sah' ich ihn noch und schaetzte den Abstand auf ca. 1 Minute. Er schaute sich auch ab und an um. Die Angst nach hinten und der Ehrgeiz nach vorne liessen mich trotz meiner durch die Hitze kurz vorm Platzen stehenden Birne halbwegs flott weiterlaufen.
So blieb's dann auch bis ins Ziel. Der zweite Platz blieb ungefaehrdet und hinter mir war die Luecke am Ende auch gross genug. Jacob wurde kurz vor Schluss noch vom Kolumbianer abgefangen.
Meine Zeit von 1:16:xy ist eher schwach, doch der Kurs und die Schwuele liessen nichts anderes zu. Jacob lief den NYC-Marathon letztes Jahr als 82. ins Ziel, so dass ich wohl auf dem richtigen Weg bin. Der Sieger, ein schneller Schlacks vom Team "Run like Hell" lief eine gemessen an den Bedingungen starke und voellig ungefaehrdete 1:13. Da der Zweite in 1:15 reinkam, darf man durchaus spekulieren, dass der Sieger am Ende soghar Tempo rausnahm.
Auffaellig ist das deutlich niedrigere Durchschnittsalter der Teilnehmer im Vergelich zu Deutschland. Wahrend in D die ueber 35-jaehrigen stark praesent sind, sieht man hier unglaublich viele Twens am Start. Die Atmosphaere ist gelassen und total entspannt. Keiner stresst, aber jeder gibt alles.
