Mit einem Beck's in der Hand begiesse ich das Ende des "Wicked Wicklow Weekends".
Gestern stand der "Wicklow Trail Relay" auf dem Programm. Das ist ein Staffellauf mit acht Laeufern pro Team auf dem 120km langen
Wicklow Way Walking Trail. Ziemlich einsame Strecken auf ziemlich bergigem und unwegsamen Gelaende - so koennte man die Strecke beschreiben. Ich war fuer Teilstueck 7 bei den
Crusaders zustaendig. Insgesamt waren 37 Teams am Start, doch man muss sagen dass eigentlich nur 5 Teams halbwegs konkurrenzfaehig waren. Als ich schliesslich nach ca. 5h dran war, lagen wir an dritter Stelle, mittlerweile 14 1/2 Minuten hinter Rathfarnham und 7 Minuten hinter den Clonliffe Harriers. Topfavorit Rathfarnham schickte einen ordentlichen Marathonläufer auf die 20km und 650 Hoehenmeter, Clonliffe auch einen ebensolchen, welcher aber bessere Zeiten vorweisen kann. Hinter uns klaffte eine ordentliche Luecke.
Als ich mich schliesslich auf den Weg machen konnte, war es erwartungsgemaess einsam. Gar nicht so leicht, sich dann zu motivieren. Nach einem Kilometer kam der erste lange Anstieg, der mit viel Verstand gelaufen werden wollte, um sich nicht fruehzeitig zu demontieren. Es war hart nach jedem der Anstiege oben angekommen nicht erstmal durchatmen zu koennen, sondern weiter richtig Druck machen zu muessen. Zum Einsatz kamen ueberigens die Asics Noosas, die hier in Irland gemessen an den Reaktionen sonst niemand traegt. Sie haben sich auf dem steinigen Untergrund recht gut geschlagen. Lustig, ich trage einen Asphalttriathlonschuh als Trailschuh.
Die Konkurrenz sah ich erst wieder beim Wechsel – genau genommen kurz davor. Die letzten 200m waren einzusehen, so dass die Zuschauer auf Platz zwei den vom Clonliffe Laeufer ueberholten Rathfarnham-Mann sahen und "Rathfarnham, Rathfarnham!" schrieen, damit sich deren Mann zum Wechsel bereit machen konnte. Leider habe ich ihnen noch in die Suppe spucken koennen und 100m vor dem Wechsel die 14 1/2 Minuten gut gemacht und wir wechselten als Zweite vor dem Erzrivalen, der eigentlich immer besser ist.
Reine Nebensaechlichkeit, dass dann auf dem letzten (11km) Abschnitt Coach-Michael von Rathfarnham-Barry 10min. eingeschenkt bekam.
Wenn ich in Irland nix gelernt haben sollte, dann wenigstens, wie man im Ziel ein gutes Pint geniesst. Mit Food&Drinks fand der lange Tag mit Hetzen von Wechsel zu Wechsel ein entspanntes Ende.

Unsere Maedels - es mussten zwei pro Team sein - beim Wechsel.
Heute ging der Wecker schon wieder um 6, da die
Wicklow 200 auf dem Programm standen. Das ist Irlands groesste RTF ueber 200km mit 1.500 gemeldeten Teilnehmer und - dank Teilnehmerlimit - geschaetzt nochmals so vielen Schwarzfahrern. Der Kurs gilt aufgrund seiner Anstiege als schwierig. Aber unter uns: die sind allesamt nur Huegelchen von max. 4km. Was aber so richtig brutal ist, sind die unglaublich schlechten Strassen. Das sind Bruchstuecke, Rollsplit, Schlagloecher und rauh, rauh, rauh. Darin liegt fuer mich die wirkliche Schwierigkeit der Strecke. Das fuehlt sich an wie 250km in Deutschland.
Mit dabei waren Shane (auch WWW-Teilnehmer) sowie Oran und Owen, beide als Jungfrauen beim IMG am Start. Oran tauchte um 7 bei mir mit schraeg sitzendem Helm, Lenker auf Sattelhoehe und ziemlich verstrahltem Aussehen auf. Beim BBQ soll es am Vorabend statt um 8 erst um 11 Essen gegeben haben. Nach einem absolvierten Sprinttriathlon natuerlich nicht optimal. Und so war Oran auch Opfer der Strecke und kuerzte noch vor der Haelfte ab. Owen biss sich durch, nicht zuletzt weil er in Frankfurt zwei Ziele hat: Ankommen und vor Oran sein. Die Jungs sind so richtig erfrischend, keine Ahnung von nix, haben mir Loecher in den Bauch gefragt („Do I really have to pee in my pants on the bike?“). Ueberhaupt war es krass, was da fuer Typen am Start waren. Ziemlich viele Dicke. Einerseits finde ich es toll, dass die sich bewegen und so was ueberhaupt schaffen, andererseits waere es doch auch angemessen, sich nicht so vollzufressen. Natuerlich gibt es Ausnahmen, bei denen es krankhaft ist (genau genommen ist das bei allen der Fall), aber sich dann auch noch in ein weisses La Francaise des Jeux outfit zu packen oder komplett in knallrot, was mit den irisch-weissen Beinen sehr wurstartig aussieht - also ich weiss nicht. So mancher – nicht noetigerweise Dicker - jedoch schaemte sich ob der engen Radlerhose und trug eine Surfshorts darueber.

"the lads"
Wie auch immer, es war wicked in den Wicklows. Die Frage ist jetzt nur, wie ich meine Beine bis Mittwoch halbwegs schnell bekomme, um die 1.500m zu laufen.

Ich glaub' ich probiers' erst gar nicht. Ach ja, am Donnerstag tauchte ich ganz hoffnungsfroh mit meinen Puma-Spikes auf der Bahn auf. Erster Kommentar "Are they from the 70s?" Nein, aus dem Migros fuer 40 SFR, aber das macht ja nicht zwingend einen Unterschied. Coach Michael's Blick auf die Spikes verhiess nix Gutes. Das seien 7mm und damit fuer die Bahn 2mm zu lang. Verboten, weil es die Bahn ruiniert. Also muessen wohl die Flats herhalten (was soll's auch).