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Alt 02.09.2017, 01:00   #7849
captainbeefheart
 
Beiträge: n/a
Zitat:
Zitat von MattF Beitrag anzeigen
Genau darum geht es doch hier.

Dass die Religion wirklich was beiträgt, dazu wird ja immer wieder um konkrete Beispiele gefragt, gekommen ist nichts,

...

Wo kann die Religion konkret sowas vorweisen.

...
Das trifft so nicht zu. An verschiedenen Stellen wurden, von verschiedenen Teilnehmern, immer wieder Kandidaten für (funktional) positive Effekte der Religion genannt.

Stellvertretend zitiere ich hier das Gutachten im Auftrag der Enquete-Kommission des deutschen Bundestages (Dr. Sebastian Murken, 1998, S.12 f.):

"Der notwendigerweise unvollständige Versuch, diese Übersichtsartikel
zusammenzufassen, führt jedoch zumindest zu einigen Erkenntnissen, die als
gesichert gelten können
:

- Im Umgang mit schweren Lebenskrisen wie Krankheit, Verlust, Tod, Umgang mit
einem behinderten Kind, Folgen von Katastrophen usw. haben Menschen, die sich
in ihrem Glauben sicher fühlen, einen deutlichen Bewältigungsvorteil gegenüber
jenen, die nicht glauben. Dieser Bewältigungsvorteil führt in der Folge der
Lebenskrisen zu schnellerer Be- und Verarbeitung mit weniger Symptomatik, d.h.
psychischen Störungen.

- Eine positive Gottesbeziehung, in der sich der Gläubige geliebt, gehalten und
unterstützt fühlt, wirkt eher selbstwertfördernd, eine negative Gottesbeziehung, die
mit Gefühlen von Schuld, Scham, Enttäuschung oder Angst verbunden ist, wirkt
labilisierend und selbstwertmindernd.

- Religiosität im Alter kann als eine protektive Ressource angesehen werden. Im
Vergleich zu nicht-religiösen alten Menschen haben die religiösen Alten weniger
Angst vor dem Sterben, geringere Depression und zeigen bessere Angepaßtheit
an ihre Lebensumstände.

- Bekehrungserlebnisse (engl. conversion) sind machtvolle Erfahrungen, die meist
einer Phase intensiver Krise, Verzweiflung und innerer Verwirrung folgen. Mit der
Erfahrung der Bekehrung erleben die Betroffenen in aller Regel Erleichterung,
Symptomreduktion, das Gefühl innerer Freiheit, Glücksgefühle sowie Gefühle von Ich-Stärke und Kontrolle.

- Die Zugehörigkeit zu einer religiösen Gemeinschaft fördert das Gefühl der Verbundenheit und geht einher mit einem stabilen sozialen Netzwerk und dem Gefühl
der sozialen Unterstützung.

- Bei allen Versuchen, einen statistischen Zusammenhang zwischen psychischer
Gesundheit und Religiosität zu erfassen, sind die gefundenen statistischen Effekte
sehr gering, so daß die Bedeutung von Religiosität eher über- als unterschätzt
wird.

- Auf der Ebene der statistischen Zusammenhänge zwischen der Ausprägung von
Religiosität und Maßen psychischer Gesundheit halten sich positive, negative und
fehlende Zusammenhänge die Waage."

Wie gesagt: Dass Religion diese Funktionen (teilweise) erfüllt, bedeutet nicht, dass eine religiöse Perspektive deshalb fehlerfrei, widerspruchsfrei oder gar optimal wäre. Und es bedeutet auch nicht, dass andere Systeme oder Perspektiven nicht auch Dasselbe produzieren (können). Es bedeutet lediglich, dass Religion diese Funktionalitäten produziert hat und die Frage erlaubt ist, wie diese Funktionalitäten von anderen Systemen oder Perspektiven substituiert werden, wenn es Religion nicht mehr bzw. nicht in der aktuellen Form gibt.

Für mich erklärt die funktionale Methode recht gut, warum es in der Welt so lange schon und vor allem auch heute noch - trotz der naturwissenschaftlichen Faktenlage - Milliarden von Gläubigen gibt.
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Alt 02.09.2017, 01:38   #7850
Jörn
Esst mehr Gemüse
 
Benutzerbild von Jörn
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
Aber ist das plumpe Ausnutzen (und Erzeugen) von Gutgläubigkeit nicht eine ebenso schlüssige Erklärung dafür, dass sich das Phänomen überall findet?

Warum sollten es gerade die angeblichen positiven Effekte sein und nicht die Ausnutzung von Gutgläubigkeit? Wieso ziehst Du die eine Hypothese der anderen vor?

Warum muss die Nützlichkeit beim einzelnen Gläubigen zu finden sein? Meiner Meinung nach reicht es aus, wenn es für den Klerus nützlich ist. Und nur dort ist der Nutzen unbestreitbar. Der Nutzen bei den Gläubigen ist vage und lediglich vermutet oder eingebildet.

Für die Ausnutzung der Gutgläubigkeit spricht nach meiner Meinung der verblüffende Reichtum der religiösen Institutionen, der sich übrigens nicht nur in Geldvermögen, Kunstschätzen und ausgedehntem Grundbesitz widerspiegelt, sondern auch im feudalen Lebensstil einer ganzen Heerschar von Priestern, die keiner produktiven Arbeit nachgehen. Ist es hier nicht offensichtlich, wer am meisten profitiert?

Der eigentliche Knackpunkt ist doch, wie es den Religionen gelingt, für sich selbst einen Nutzen zu garantieren, OHNE dass man selbst einen greifbaren Nutzen anbietet. Das ist der Trick, und überall dort, wo ein solches System installiert werden konnte, finden wir mächtige religiöse Strukturen. Mit anderen Worten: Das System basiert nicht darauf, Nutzen zu generieren, sondern darauf, dass es für den Erfolg keine Rolle spielen darf, ob ein Nutzen generiert wird. Nur deswegen werden alle religiösen Versprechungen ins Jenseits verschoben.

Übrigens, keine einzige der angeblichen Nützlichkeiten, die in Deiner Quelle behauptet werden, werden auch in der Bibel oder im kath. Katechismus behauptet. Weder kommen sie dort vor, noch sind sie in irgendeiner Weise ein Kriterium.
Jörn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.09.2017, 03:19   #7851
captainbeefheart
 
Beiträge: n/a
Ich ziehe keine Hypothese einer anderen vor. Ich habe begründet, warum ich die funktionale Methode angewendet habe und was dabei herauskommen kann.

Das bedeutet nicht gleichzeitig, dass ich Dysfunktionen ausblende oder anerkenne. Die gibt es ebenso wie die Funktionen.
  Mit Zitat antworten
Alt 02.09.2017, 10:21   #7852
Jörn
Esst mehr Gemüse
 
Benutzerbild von Jörn
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
Das verblüfft mich jetzt etwas. Ich nahm an, das Abwägen verschiedener Hypothesen wäre überhaupt erst der Grund, warum man Hypothesen aufstellt.

Ich würde gerne noch einmal die Frage aufwerfen, ob das Nützlichkeitsargument überhaupt benutzt werden kann, wenn diese Nützlichkeit auf falschen Tatsachen beruht. Steckt da nicht irgendwo ein Fehler? Beispielsweise, wenn man behauptet, dass Menschen im Altersheim eine besondere „Angepasstheit“ (Zitat aus obiger Studie) an den Tag legen, wenn sie an einen Gott glauben.

Was ist mit einer Gruppe Menschen, die sich auf einen beschwerlichen Marsch durch eine Wüste begeben hat, weil man ihnen versprochen hat, dass am anderen Ende eine hohe Belohnung wartet? Nehmen wir an, der Anführer wüsste bereits, dass es keine Belohnung gibt. Zweifelsfrei war dieses Versprechen dennoch nützlich und hat den Menschen auf ihrem Marsch viel Motivation gegeben. Aber ist es wirklich seriös, hier von Nützlichkeit zu sprechen, wenn wir wissen, dass es am Ende keine Belohnung geben wird?

Basiert die Bewertung der Nützlichkeit dann nicht nur auf einem bestimmten Zeitpunkt, nämlich auf den Marsch durch die Wüste? Was wäre, wenn man die Menschen befragen würde, nachdem sie die Durchquerung geschafft haben und feststellen, dass es keine Belohnung gibt?

Und weiter: Sind die Menschen überhaupt in der Lage, Fragen für eine Studie zu beantworten, bevor sie die Wüste durchquert haben? Ist es seriös, sie nur auf mittlerer Strecke zu befragen? Steckt in dieser „Befragung auf mittlerer Strecke“ nicht bereits eine Absicht, ein ganz bestimmtes Ergebnis zu erhalten, weil man das böse Ende galant aus der Gleichung streichen konnte?

Nehmen wir an, ich führe eine Studie über die Nützlichkeit von Drogen aus Sicht der Konsumenten durch, und befrage die Teilnehmer zu einem Zeitpunkt, zu dem sie noch wunderbar vernebelt sind und die schädlichen Konsequenzen ihres Tuns nicht zur Kenntnis nehmen brauchen. Welchen Wert würden wir einer solchen Studie beimessen? Wir würden lediglich herausfinden, dass vernebelte Leute eine vernebelte Sicht auf ihre Situation haben.

Leute, die den ganzen Tag auf dem Sofa liegen und Chips essen, schädigen sich selbst, finden ihre Situation aber ausgesprochen angenehm. Wer käme nun auf die Idee, diese Tatsache umzumünzen in die „subjektive Nützlichkeit“ des Müßiggangs? Wer würde überhaupt etwas darauf geben, was die Leute sagen? Würde man nicht vielmehr ihre objektiven Blutwerte untersuchen?
Jörn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.09.2017, 10:01   #7853
Trimichi
Szenekenner
 
Registriert seit: 10.06.2009
Beiträge: 7.795
Zitat:
Zitat von MattF Beitrag anzeigen
Hast du Antworten?






Ich im übrigen hab Antworten.

Ja, ich habe Antworten.


Schön, dann sind wir schon zu zweit.

Ich überlasse dir den Vortritt, press' es du ihnen! Um die Nebenwirkungen kümmere ich mich mit, dh ich übernehme auch Verantwortung. Falls jemand an den Antworten zerbricht oder in eine Lebenskrise gerät, Amok läuft, eine Messerattacke verübt oder sich in die Luft sprengt usw. oder sich einfach erst mal ein Bier aufmacht

Nordkorea hat eine Wasserstoffbombe gezündet. Gab ein Erbeben. Kam just eben in den Nachrichten.
Hängt das mit den Antworten zusammen?

Geändert von Trimichi (03.09.2017 um 10:12 Uhr).
Trimichi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.09.2017, 10:16   #7854
MattF
Szenekenner
 
Registriert seit: 27.04.2011
Beiträge: 9.366
Zitat:
- Eine positive Gottesbeziehung, in der sich der Gläubige geliebt, gehalten und
unterstützt fühlt, wirkt eher selbstwertfördernd, eine negative Gottesbeziehung, die
mit Gefühlen von Schuld, Scham, Enttäuschung oder Angst verbunden ist, wirkt
labilisierend und selbstwertmindernd.
ISt keine Gottesbeziehung zu haben gleich zu setzen mit negativer Gottesbeziehung?


Zitat:
- Bekehrungserlebnisse (engl. conversion) sind machtvolle Erfahrungen, die meist
einer Phase intensiver Krise, Verzweiflung und innerer Verwirrung folgen. Mit der
Erfahrung der Bekehrung erleben die Betroffenen in aller Regel Erleichterung,
Symptomreduktion, das Gefühl innerer Freiheit, Glücksgefühle sowie Gefühle von Ich-Stärke und Kontrolle.
Das gilt auch wenn man von Scientology bekehrt wird oder den Zeugen Jehovas?
Und ist dann genauso positiv?
MattF ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.09.2017, 14:29   #7855
captainbeefheart
 
Beiträge: n/a
Zitat:
Zitat von MattF Beitrag anzeigen
ISt keine Gottesbeziehung zu haben gleich zu setzen mit negativer Gottesbeziehung?

Das gilt auch wenn man von Scientology bekehrt wird oder den Zeugen Jehovas?
Und ist dann genauso positiv?
Zu (1) In der Literatursynopse am Beginn des Gutachtens wird darauf kein Bezzg genommen, insofern kann ich dazu nur meine Meinung sagen: Ich denke, dass eine Gleichsetzung nicht angemessen wäre, es wird eine dritte Dimension der Betrachtung sein.

Zu (2) Das Gutachten wurde explizit bzgl. des Entstehens neuer Gemeinschaften und Sekten in Auftrag gegeben. Und hier spielen Bekehrungserlebnisse auch eine Rolle.

Interessanterweise ist es ja so, dass die Erosion der "großen" Kirchengemeinschaften nicht direkt proportional zu mehr Atheisten führt, sondern eben viele auch in andere Gemeinschaften und die Esoterikszene "wechseln". Für mich ein Beleg dafür, dass es eben das hier schon häufiger angeführte Transzendenz-Bedürfnis der Menschen gibt, das sich halt an verschiedenen Systemen festmacht.
  Mit Zitat antworten
Alt 04.09.2017, 17:15   #7856
Jörn
Esst mehr Gemüse
 
Benutzerbild von Jörn
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
Das Phänomen, dass Gläubige sich von den Kirchen abwenden und der Esoterik zuwenden, deutet lediglich darauf hin, dass die schwülstigen Himmelfahrts-Geschichten aus der Bibel auch nichts anderes sind als Esoterik.

Ob ich mir bei Astro-TV die Karten legen lasse, oder ob ein Pfarrer über die Zukunft meiner Seele im Jenseits schwadroniert, ist exakt der gleiche Unsinn.

Ich war neulich in einer Kirche, und dort haben alle Anwesenden am Schluss eine Oblate verzehrt und Wein getrunken, weil sie glauben, es wären Fleisch und Blut von Jesus Christus. Was soll das sein, wenn nicht Esoterik?

Andere Menschen in anderen Ländern sind davon überzeugt, Kühe seien heilig, Pferde jedoch nicht. Ist das Religion oder Esoterik?
Jörn ist offline   Mit Zitat antworten
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